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Veröffentlicht am 28.11.2017

Spannende Handlung & liege Einblicke in die menschliche Psyche

Everland
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Kurzmeinung:
Ein spannender und atmosphärischer Roman, der durch seine geheimnisvolle Geschichte und die schonungslos ehrliche Darstellung seiner Charaktere besticht. Durch den Anfang muss man sich etwas ...

Kurzmeinung:
Ein spannender und atmosphärischer Roman, der durch seine geheimnisvolle Geschichte und die schonungslos ehrliche Darstellung seiner Charaktere besticht. Durch den Anfang muss man sich etwas durchkämpfen, doch dann erwarten einen Abenteuer und Einblicke in die menschliche Psyche.


Meine Meinung:
Am Anfang kam ich sehr schwer in die Geschichte rein. Es wurden sehr viele Personen eingeführt, ohne sie alle genauer vorzustellen. Außerdem wurden viele Handlungsstränge angefangen und Andeutungen gemacht, nur um mich dann damit allein zu lassen. Das hat mich als Leserin am Anfang überfordert und ich habe lange gebraucht, um mir der Handlung und den Personen warm zu werden. Doch im Verlauf der Geschichte nimmt die Handlung immer deutlicher Gestalt an und es werden kunstvoll alle losen Enden wieder aufgenommen und zu einem schlüssigen Ganzen verwoben.

"Die Beurteilung eines Charakters ist nicht das exklusive Recht jener, die ihm am freundlichsten gesinnt waren, (...)." Aus "Everland" von Rebecca Hunt, S. 164

Dieses Zitat ist für das Buch sehr bezeichnend, denn die Charaktere werden schonungslos ehrlich beschrieben, mit all ihren Fehlern und Schwächen. Keine Person war mir so richtig sympathisch. Das fand ich sehr erfrischend. Allerdings hat sich deswegen auch kein Gefühl der Nähe zu den Personen entwickelt. Das war aber auch nicht weiter tragisch, weil ich trotzdem von dem Buch gefesselt war –nicht, weil ich so an den Personen und ihrem Wohlergehen hing, sondern einfach, weil die Geschichte an sich so spannend war. Und bis auf ein paar kleine Längen gegen Ende, ist das auch so geblieben.

Der Roman bietet viel Raum für die Entwicklung der Charaktere, man kann intensiv in die Gedankenwelten und Motive der Personen eintauchen. Diese stilleren Szenen halten sich aber in einer guten Balance zu Abenteuerszenen über das Überleben auf der antarktischen Insel. Ein weiteres Highlight dieses Buches sind die sehr atmosphärischen Beschreibungen. Beim Lesen war ich mit den Teams in Schneestürmen und Eiswelten und mir wurde trotz kuscheliger Decke richtig kalt.


Fazit:
Ein toller Roman, der dem/ der Leser_in viel bietet. Eine geheimnisvolle Geschichte, die sich erst nach und nach enthüllt. Interessante und komplexe Charaktere, über die man nicht so leicht ein Urteil fällen kann. Atmosphärische Beschreibungen, die einen direkt mitnehmen in die Kälte der antarktischen Insel Everland.
Leseempfehlung für alle, die Lust auf einen Abenteuerroman haben, oder die gern in die Abgründe der Gedankenwelt von Menschen in Lebensgefahr abtauchen wollen.

Veröffentlicht am 09.10.2017

Was lange währt wird endlich gut? Der neue Zamonienroman von Walter Moers.

Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr
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Ich ängstige dich, also bin ich." (aus "Prinzessin Insomnia", S. 82)

Kurzmeinung:
Eine Reise durch das eigene Gehirn bis tief ins Herz der Angst. Wie von Moers gewohnt erzählt er die Geschichte in sprachlicher ...

Ich ängstige dich, also bin ich." (aus "Prinzessin Insomnia", S. 82)

Kurzmeinung:
Eine Reise durch das eigene Gehirn bis tief ins Herz der Angst. Wie von Moers gewohnt erzählt er die Geschichte in sprachlicher Schönheit und mit großem Einfallsreichtum. Dennoch nicht Moers bester Roman. Dafür fehlt eine Prise Abenteuer und eine große Portion Zamonien.


Meine Meinung:
So lange habe ich sehnsüchtig auf einen neuen Roman von Walter Moers gewartet. Und jetzt war es endlich so weit. "Prinzessin Insomnia" konnte mich dann leider nicht ganz so sehr begeistern, wie ich es sonst von den Moers Büchern gewöhnt bin.

Aber erstmal das Positive:
Ich habe die ersten Seiten des Buches gelesen und zuerst sind mir die wunderschönen Illustrationen von Lydia Rode aufgefallen. Ich war ja erst skeptisch, als ich gehört habe, dass jemand anderes das Buch illustriert. Wo ich doch Moers Zeichnungen so mag. Aber die bunten Wasserfarben haben mir sehr gut gefallen und zum "Traumhaften" der Geschichte sehr gut gepasst. Sie machen dieses Buch zu einem besonderen Leseerlebnis.
Als ich dann die ersten Sätze gelesen habe, war es wie ein nach Hause Kommen. Ich bin sofort in Moers einzigartige, wunderschöne Sprache eingetaucht und habe in schönen Zamonien- Erinnerungen geschwelgt, als die Worte Fhernhachen, Florinth, Hutzenberge, Zamomin oder Nattifftoffen fielen.

Die Geschichte war voller kreativer Einfälle und einer sprachlichen Schönheit, wie ich sie sonst kaum lese. Man merkt Moers die Freude an der Sprache einfach an. Er benutzt wunderschöne Umschreibungen und ausgefallene, oder veraltete Wörter, wie zum Beispiel "ennuyant". Das finde ich einfach fabelhaft, denn die deutsche Sprache hat so viele fantastische Wörter zu bieten, die man nur mal wieder mehr nutzen müsste.

Texte von Moers zu lesen ist mir einfach immer wieder ein Genuss. Aber nicht nur wegen der schönen Sprache.
In dem Buch stellt Walter Moers auch erneut seinen schier endlosen Einfallsreichtum unter Beweis, auch wenn der Anfang sich etwas in die Länge zieht. Aber Havarius Opal und die Prinzessin sich dann erstmal auf den Weg in ihr Gehirn machen, überschlagen sich die Ereignisse und die beiden müssen so manches Abenteuer bestehen.

Interessant fand ich, dass das Buch eine reale Krankheit, das Chronische Erschöpfungssyndrom (CFS) thematisiert. Lydia Rode, die Illustratorin, leidet, genau wie Prinzessin Dylia, an dieser Krankheit und hat Moers zu dem Roman inspiriert. Ich finde es sehr gut, dass Moers dieses Thema so einer breiteren Masse zugänglich macht. Für Betroffene ist dieses Buch vielleicht noch interessanter zu lesen.
Gut fand ich auch, wie Moers das menschliche Gehirn beschrieben hat und im Zuge der Reise die verschiedenen Hirnregionen und deren Funktionen dargestellt hat. Durch mein Studium kenne ich mich etwas mit Neuroanatomie aus und ich fand es sehr interessant zu lesen, wie Moers das in seinem Roman umgesetzt hat. So manches mal musste ich schon darüber schmunzeln, wie Moers die Funktionen bestimmter Hirnregionen beschreibt.
Gelungen fand ich ebenfalls die Metapher für Depressionen, mit dem schlechten Wetter im Kopf und den Irrschatten, die Dunkelheit verbreiten und einem jede Zuversicht nehmen. In sofern ist das Buch vielleicht auch für alle interessant, die solche Krankheiten besser verstehen wollen, oder für Betroffene, die es anderen besser verständlich machen wollen.


Aber nicht alles an dem Roman hat mir gefallen.

Sechs Jahre lang habe ich auf ein neues Buch von Moers gewartet. Und ja, ich habe die Lektüre von "Prinzessin Insomnia" genossen, denn ich mag einfach die Art und Weise, wie dieser Autor schreibt. Nicht umsonst gehört er zu meinen Lieblingsautoren.
Aber dieser Roman konnte mich nicht ganz so begeistern, wie die anderen. Mir hat einfach etwas gefehlt.
Zunächst fand ich schade, dass der Roman eigentlich nur zu Anfang wirklich in Zamonien spielt. Der Großteil der Handlung spielt in Dylias Gehirn und das ist eben eine ganz eigene Welt. Die war zwar auch interessant, aber so gab es eben kein Wiedersehen mit alten Bekannten, was ich sehr traurig fand.
Außerdem hat mir bei diesem Buch ein bisschen das große Abenteuer gefehlt. Es gab zwar viele tolle Szenen, aber an die Genialität von "Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär" oder "Die Stadt der träumenden Bücher" konnte es einfach nicht heranreichen.
Eingangs habe ich zwar die Sprache von Moers gelobt, und sie ist ja auch wirklich schön. Aber die Satzkonstruktionen, die Vergleiche und Aufzählungen wirken dieses mal nicht ganz so stimmig, wie gewohnt. Zugegeben, Moers hat sich selbst auch eine verdammt hohe Messlatte gelegt, aber ich kam nicht umhin, diese Geschichte mit seinen "großen Werken" zu vergleichen, und da konnte sie leider nicht mithalten.

"Man benötigte nämlich nicht nur einen exquisiten Geschmack, um etwas Gutes zu bevorzugen, oh nein, sondern auch, um das Falsche zu verschmähen." (aus "Prinzessin Insomnia", S. 41)


Fazit:
Mit den schönen Illustrationen von Lydia Rode, dem moers'schen Schreibstil und seiner schier endlosen Kreativität ist "Prinzessin Insomnia und der alptraumhafte Nachtmahr" ein lesenswerter Roman. Mit Walter Moers großen Werken wie "Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär" oder "Die Stadt der träumenden Bücher" kann er aber leider nicht mithalten. Dazu fehlt mir eine Prise Abenteuer und eine große Portion Zamonien.

Veröffentlicht am 05.10.2017

Der neue Roman von Toni Morrison

Gott, hilf dem Kind
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"Wo die Angst regiert, ist Gehorsam die einzige Wahl, um zu überleben." (Aus "Gott, hilf dem Kind", S.42)

Kurzmeinung:
Ein Buch, von dem ich etwas ganz anderes erwartet habe, dass mich aber dennoch nicht ...

"Wo die Angst regiert, ist Gehorsam die einzige Wahl, um zu überleben." (Aus "Gott, hilf dem Kind", S.42)

Kurzmeinung:
Ein Buch, von dem ich etwas ganz anderes erwartet habe, dass mich aber dennoch nicht enttäuscht hat. Es lässt mich allerdings etwas ratlos zurück und ich muss immer noch oft an die Lektüre zurückdenken, die mich bewegt hat, von der ich mir aber auch mehr gewünscht hätte.


Meine Meinung:
Toni Morrison wirft einen direkt in das Geschehen und ich war von der ersten Seite an gefesselt. Das Buch lässt sich gut und flüssig lesen. Der Schreibstil ist etwas anders und man muss sich vielleicht etwas reinlesen. Mir hat er aber sehr gut gefallen.

Sehr gelungen ist auch der Wechsel zwischen den verschiedenen Ich- Erzählern und Erzählperspektiven aus der dritten Person. Dies wird jeweils durch den Namen des jeweiligen Erzählers über den Kapitel verdeutlicht, so dass auch nie Verwirrung beim Leser entsteht.

Anfangs wird der Leser im Unklaren über die Zusammenhänge gelassen. Erst nach und nach entfaltet sich das Gesamtbild und man kann die einzelnen Episoden zusammenfügen.


"Lügen. Schweigen. Einfach nicht aussprechen, was die Wahrheit ist oder warum etwas geschieht." (Aus "Gott, hilf dem Kind", S.178)

In den Abschnitten von Bride, ehemals Lula Ann, konnte ich über die Grausamkeit der Mutter Sweetness nur den Kopf schütteln. Wie kann man seinem eigenen Kind nur so sehr die Liebe verweigern? Das Thema Missbrauch und Rassismus ist hier zentral.
Es gab zwar auch Abschnitte aus Sweetness' Sicht, die einem ihr Verhalten näher bringen sollte. Nachvollziehbar war es für mich allerdings trotzdem nicht, obwohl schon zu erkennen war, dass sie nur getan hat, was sie dachte, sei das beste für ihr Kind.

Bookers Abschnitte sind voller intellektueller Auseinandersetzungen mit Sklaverei, Geld, Macht und Politik. Aber auch hier sind die wiederkehrenden Themen Missbrauch und Rassismus zu finden.

Jeder der Charaktere hat seine eigene Geschichte, und niemand hatte einen leichten Weg.


"Ich riskiere nichts. Ich sitze auf dem hohen Ross und weise anderen ihre Mängel nach. Ich war besoffen von meiner Intelligenz und meinen moralischen Ansprüchen und der Unduldsamkeit, die damit einhergeht." (Aus "Gott, hilf dem Kind", S.184)

Zwischendurch gibt es auch immer wieder überraschend brutale Szenen, die mich zunächst abgeschreckt haben. Dennoch fügen sie sich trotzdem gut in den sonst eher ruhigen Ton der Geschichte ein.

Außerdem gibt es viele überraschende Wendungen. Bei manchen der wie zufällig wirkenden Episoden war ich mir nicht ganz sicher, was sie mir sagen wollten und war manchmal zunächst etwas ratlos. Die einzelnen Passagen fügen sich dann am Ende aber zu einem stimmigen Ganzen zusammen.

"Jeder wird sich an eine kleine Story von Frust und Verletzten Klammern von irgendwelchen Problemen und Schmerzen, die das Leben über ihren unschuldigen, reinen Seelen ausgekippt hat." (Aus "Gott, hilf dem Kind", S.181)


Fazit:
Ein Buch darüber, welche Macht die Vergangenheit über uns haben kann. Wie sie unsere Gegenwart bestimmen kann. Wie sehr Leid in der Kindheit unser Leben prägen kann. Über Missbrauch und Rassismus. Überraschend viele Themen in so einem schmalen Buch. Es hat mich nicht tief bewegt, aber ich habe definitiv viel über den Buch und seine Aussage nachdenken müssen.

"Und er, der so gut wusste, wie Kindheitswunden eitern und nie verschorfen (...)." (Aus "Gott, hilf dem Kind", S.157)

Veröffentlicht am 04.09.2017

Interessantes Thema, aber mir hat etwas gefehlt.

Underground Railroad
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Kurzmeinung:
Ich hatte mir mehr von diesem Buch versprochen; vielleicht waren meine Erwartungen zu hoch. Historisch Interessantes und erschütternde Passagen wechseln sich ab mit langatmigen und mäßig spannenden ...

Kurzmeinung:
Ich hatte mir mehr von diesem Buch versprochen; vielleicht waren meine Erwartungen zu hoch. Historisch Interessantes und erschütternde Passagen wechseln sich ab mit langatmigen und mäßig spannenden Abschnitten. Insgesamt kann ich das Buch nicht uneingeschränkt weiterempfehlen, finde es aber wegen des wichtigen Themas trotzdem lesenswert!

Meine Meinung:
Das Thema Sklaverei und Rassismus ist so wichtig und ich denke, wir können auch heute noch so viel aus der Geschichte lernen. Schon auf den ersten Seiten lässt sich erkennen, dass Colson Whitehead sich dem Thema sehr sensibel nährt. Die Charaktere allerdings blieben mir beim Lesen fremd. Ich habe nicht so sehr mit ihnen mitgelitten, ihre Geschichten haben mich nicht so stark berührt, wie ich es bei so einem Buch erwartet hätte.

Es ist wirklich unvorstellbar, was Menschen anderen Menschen antun können. Den Sklaven wurde vollkommen ihre Menschlichkeit abgesprochen, sie wurden als bloße "Ware" betrachtet.


"Sie wurde, nicht zum ersten Mal, gebrandmarkt und an die anderen Erwerbungen des Tages gekettet." (aus "Underground Railroad, S. 11)


"Wenn man ein Ding war – ein Karren, ein Pferd oder ein Sklave – bestimmte der Wert, den man besaß, die Möglichkeiten, die man hatte." (aus "Underground Railroad, S. 13)


Das Ausmaß der Ausbeutung ist wirklich unvorstellbar. Sklaven wurden wie Eigentum behandelt, misshandelt, ausgenutzt und erniedrigt. Allerdings vermischt Colson Whitehead historische Fakten mit Fiktion und Ereignissen, die so nicht belegt sind, wie zum Beispiel die medizinischen Tests an Sklaven. Warum das nötig war, ist mir nicht so richtig klar, denn die Geschichte ist schon schrecklich genug, als das man da noch Dinge hinzudichten müsste, finde ich.

Das Buch veranschaulicht die Grauen der Sklavenzeit, die Absurdität der damals vorherrschenden Gedanken. Die Protagonistin Core erlebt was Menschen einander antun können, erlebt die Menschen in ihrem schlimmsten Verhalten. Aber sie erlebt sie auch in ihrem Besten, wenn Fremde ihr Leben riskieren, um ihr und anderen Sklaven zu helfen. Die alles opfern, um für Gerechtigkeit zu kämpfen und der guten Sache zu dienen.


"Auf dem Auktionspodest hakten sie die Seele ab, die bei jeder Versteigerung gekauft wurden, und auf den Plantagen hielten die Aufseher die Namen der Arbeiter in Reihen von enger Kursivschrift fest. Jeder Name ein Vermögenswert, atmendes Kapital, fleischgewordener Profit." (aus "Underground Railroad", S. 247)


Durch die Perspektivwechsel erlebt man die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln: vom Sklaven bis zum Sklavenfänger. Dadurch kann man sich ein Stück weit in alle Seiten hineinversetzen, allerdings konnte mich keiner der Charaktere so richtig erreichen und berühren. Der Funke wollte beim Lesen einfach nicht überspringen. Der Schreibstil ist nett und die Geschichte lässt sich recht flüssig lesen. Gegen Ende ist aber kaum noch Spannung vorhanden und durch die letzten 70 Seiten habe ich mich richtig durch gequält.
Ich weiß nicht genau, woran es lag. Vielleicht war mir dieses Buch etwas zu sehr Abenteuerroman und etwas zu wenig der einzigartige, aufwühlende und bewegende Anti- Rassismus- Roman, auf den ich gehofft hatte.

Zentral für die Geschichte ist natürlich die "Underground Railroad". Eigentlich ein Helfernetzwerk, das Sklaven bei der Flucht aus dem Süden in den sicheren Norden unterstützte, macht Whitehead die Metapher zur Realität und schreibt von einer tatsächlich unterirdisch verlaufenden Eisenbahn. Auch dieses Element habe ich nicht so recht verstehen können. Es hat mich zwar weniger gestört, als die anderen "Ergänzungen", aber ich hätte mir einfach einen Roman gewünscht, der näher an den historischen Tatsachen bleibt. Das wäre in seiner Wirkung vielleicht sogar noch kraftvoller gewesen.

"Zuerst sind die Menschen gut, und dann macht die Welt sie gemein." (aus "Underground Railroad", S. 334)


Fazit:
Ein Buch, das sich gut lesen lässt und ein wichtiges Thema behandelt. Uneingeschränkt empfehlen kann ich es jedoch nicht. Dazu hat mir beim Lesen einfach etwas gefehlt. Auch die Bedeutung hinzuerfundenen Elemente, ist mir nicht ganz klar und lassen mich eher verwundert zurück. Dennoch, historisch ist dieses Buch sehr interessant und wegen der Bedeutung des Themas trotzdem lesenswert.

Veröffentlicht am 20.07.2017

Spannender Roadmovie und tragischer Schicksalsroman in einem.

So, und jetzt kommst du
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Kurzmeinung:
Ein Roman, basierend auf eigenen Erlebnissen und Erinnerungen des Autors. Eine Flucht durch Europa, geschildert in lockerem Ton. Sehr authentisch, spannend und unterhaltsam.
Wir begleiten ...

Kurzmeinung:
Ein Roman, basierend auf eigenen Erlebnissen und Erinnerungen des Autors. Eine Flucht durch Europa, geschildert in lockerem Ton. Sehr authentisch, spannend und unterhaltsam.
Wir begleiten ausgefallene und sympathische Charaktere auf ihrem Weg durch abwechslungsreiche Kulissen und vergessen dabei fast, dass es sich hier um einen autobiografisch angelehnten Roman handelt.


Meine Meinung:
Betrug, Flucht und eine Verfolgungsjagd durch mehrere Länder. Und mitten drin drei Kinder, die den Machenschaften ihrer Eltern schutzlos ausgeliefert sind. Sehen die Kinder es zunächst noch als großes Abenteuer, so bekommen sie später zunehmend die negativen Konsequenzen zu spüren.

Das Buch ist in einem lockeren Ton geschrieben und einige Mal musste ich beim Lesen schmunzeln. Je weiter man liest, desto mehr bleibt einem jedoch das Lachen im Halse stecken, besonders wenn man bedenkt, dass es basierend auf wahren Erlebnissen des Autors geschrieben wurde.
Teilweise liest sich die Gescheite wie ein ausgefallener Road Trip, bis einem wieder einfällt, dass es sich hier um echte Erinnerungen handelt und man über so viel Verantwortungslosigkeit der Eltern nur den Kopf schütteln kann.

Der Schreibstil lässt einen schnell durch die Geschichte gleiten und obwohl viel vom Alltag der Familie geschrieben wird, ist es keineswegs alltäglich. Schnell hat mich die Geschichte in ihren Bann gezogen und die Seiten flogen nur so dahin, obwohl sich zwischendurch auch einige Längen und Wiederholungen finden.


Fazit:
Eine Familie auf der Flucht durch ganz Europa -fesselnd, witzig, tragisch und authentisch. Dieses Buch ist für Fans von spannenden Roadtrips genauso geeignet wie für Leser bewegender Schicksalsromane. Auch wenn es sich bei der Geschichte nicht um ein herausragendes Lesehighlight handelt, so kann ich die Lektüre dennoch mit gutem Gewissen jedem empfehlen.