Sam, Kirstie, Cameron, Hightower - und ein wenig John McEnroe
Hard LandDas Buch war ein Risiko. Benedict Wells war 1985 ein Kleinkind. Missouri kennt er vom Hörensagen. Und Coming-of-Age-Romane sind, nun ja, nicht neu. Risiko, also. All in. Kann man machen bei gutem Blatt. ...
Das Buch war ein Risiko. Benedict Wells war 1985 ein Kleinkind. Missouri kennt er vom Hörensagen. Und Coming-of-Age-Romane sind, nun ja, nicht neu. Risiko, also. All in. Kann man machen bei gutem Blatt. Wells hat gleich 350 gute Blätter. Alle zusammen ergeben dicht beschrieben einen guten Roman. Nein, einen überragenden.
Der Sam aus Hard Land ist etwas älter als ich. Wells, das Kleinkind von 1985, breitet seine Geschichte über Liebe, Tod, Freundschaft, Partys und Außenseitertum also auf meinem Terrain aus. Er spielt mit seinen Reminiszenzen ein riskantes Spiel. All in. Kann man machen. Der Protagonist als John McEnroe auf einer Saufparty: Ich habe John McEnroe geliebt. Billy Idol auf der Beerdigung: Meine Freunde haben Billy Idol geliebt. Zurück in die Zukunft: Ich muss an dieser Stelle gestehen, dass ich den Film nie gesehen habe. Die leuchtenden Augen derjenigen, die über ihn erzählen, reichen mir aber. Okay, Mario Andrettis große Zeit in der Formel 1 war 1985 schon ein wenig vorbei. Aber die wunderbare Kirstie trägt seinen Namen.
Neben ihr sind da noch Sam, Hightower und Cameron, die für sich genommen schon ohne McEnroe und Idol funktionieren. Es funktionieren auch die Randfiguren: Stevie, Chuck..... Ich spare es mir, an dieser Stelle 350 dicht beschriebene Seiten wiederzugeben. Jeder mag selbst lesen. Das Risiko, enttäuscht zu werden, ist überschaubar.
Bücher bleiben oft in Erinnerung, wenn sie tragisch enden. Wenn sie gut enden oder auch nur glimpflich ausgehen, legt man sie manchmal erleichtert zur Seite und vergisst sie dann schnell. Wells hat sich 349 Seiten lang selbst die Chance gegeben, sein Buch tragisch enden zu lassen. Doch er geht wieder volles Risiko und ist milde mit seinen Protagonisten. Noch mehr: Von allen möglichen guten Enden wählt er eins, das man so schnell nicht vergisst. Sam hat es sich dieses Ende redlich verdient. Kirstie vielleicht noch mehr. So wie McEnroe seine Wimbledonsiege. Und Andretti die Formel-1-WM.