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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.03.2024

Medizin ohne Menschlichkeit

Gnadenkalt
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Der Nürnberger Ärzteprozess (1946/1947) gilt als Meilenstein in der (nationalen und internationalen) Medizingeschichte. Seine Nachwirkungen sind bis in die Gegenwart spürbar, wenn zeitgenössische Schriftstellerinnen ...

Der Nürnberger Ärzteprozess (1946/1947) gilt als Meilenstein in der (nationalen und internationalen) Medizingeschichte. Seine Nachwirkungen sind bis in die Gegenwart spürbar, wenn zeitgenössische Schriftstellerinnen Medizin ohne Menschlichkeit in ihrem literarischen Werken thematisieren.

"Gnadenkalt" ist der zweite Band aus der Reihe "Ein Fall für Cora Brecht". Für mich ist dieser Krimi die erste Begegnung mit Isa Klink, die ihre Leser
innen mitnimmt an einem besonderen Lost Place: eine (fiktive) Heil- und Pflegeanstalt, in der menschenverachtende, grausame Experimente an Kindern vorgenommen worden sind. Vergangenheit und Gegenwart vermischen sich in dieser fesselnden Lektüre, wenn düstere Geheimnisse durch das (zufällige) Auffinden von mehreren unbekannten Toten ans Tageslicht kommen. Die Kriminalpsychologin Cora Brecht verbeißt sich geradezu in diesen Cold Case und riskiert ihr eigenes Leben, wenn sie sich auf die Suche nach möglichen Zeitzeuginnen und verschwundenen Akten macht, während ihr Freund, der Kriminalhauptkommissar Till Moritz, mit dem mysteriösen Tod einer Rentnerin beschäftigt ist, der in einem logischen Zusammenhang mit den (nicht gesühnten) Verbrechen während des Dritten Reiches stehen könnte.. .

Selten hat mich ein Krimi so betroffen gemacht. Isa Klink ist ein fesselnder Pageturner gelungen, der seinen Leser
innen eine Gänsehaut über den Rücken jagen wird. Unbedingte Lese-Empfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.03.2024

Sehnsuchtserfüllung

Das Buch der gefährlichen Wünsche
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Mit ihren drei Romanen aus der Reihe "Die Chronik der Bücherwelt" hat Mary E. Garner die Bestseller-Listen gestürmt - und mein Herz mit einem einzigen Federstrich erobert. Nun legt sie ihren neuen Roman ...

Mit ihren drei Romanen aus der Reihe "Die Chronik der Bücherwelt" hat Mary E. Garner die Bestseller-Listen gestürmt - und mein Herz mit einem einzigen Federstrich erobert. Nun legt sie ihren neuen Roman "Das Buch der gefährlichen Wünsche" vor, der als vierten Band aus dieser Reihe verkauft wird, aber für mein persönliches Empfinden als "Stand Alone" verstanden werden sollte.

Das Cover ist harmonisch auf die bereits erschienenen Bände aus der Reihe "Die Chronik der Bücherwelt" angepasst worden. Im Vordergrund steht ein Hund, dessen Fell in einem strahlenden Goldton schimmert, umgeben von vielen antiquarischen Folianten. Es liegt nahe, den (einst von Hope Turner aus dem Roman "Dracula" vor einem grausamen Schicksal bewahrten) Hofhund in diesem tierischen Helden zu erhalten Im Hintergrund ist die Silhouette von London zu erkennen.

Im Mittelpunkt des neuen Romans "Das Buch der gefährlichen Wünsche" steht Izzi Amazing, literarische Protagonistin des Bestsellers "Sehnsuchtserfüllung", veröffentlicht unter dem vielsagenden Pseudonym "By a real lady", die mit ihrem (ungeschickten) persönlichen Assistenten Brandon Higgs eine magische Wünsche-Agentur führt, wobei ihr ein altes, geheimnisvolles Buch wertvolle Dienste leistet. Auf Bitten von wichtigen Figuren aus der Bücherwelt, machen Izzi und Higgs sich auf die Suche in der Menschen- und Buchewlt nach dem realen Vorbild des fiktiven Romans, dem sog. Buch der gefährlichen Wünsche, das sich lange Zeit im Besitz einer vornehmen englischen Familie befunden hat, der ihre eigene literarische "Schöpferin" entstammt,

"Das Buch der gefährlichen Wünsche" ist ein in sich abgeschlossener Roman, der keinerlei Vorkenntnisse voraussetzt. Für alle Einsteiger in die Reihe "Die Chronik der Bücherwelt" bietet sich das Glossar an, das den neuen Roman von Mary E. Garner abrundet. Hier werden zentrale Begriffe erklärt, die im Laufe des neuen Romans verwendet werden

Für mich war dieser neue Romane eine wundervolle Rückkehr in die magische Bücherwelt, und ich habe mich sehr über das Wiedersehen mit vielen lieb gewonnenen Figuren (darunter: Lassie und Hofhund) gefreut. Der Schreibstil ist leicht und locker, das Buch lässt sich sehr angenehm lesen. Mary E. Garner schenkt ihren Leser*innen eine zauberhafte magische Geschichte voller unerwarteter Wendungen, die sie von der ersten bis zur letzten Seite in ihren Bann zieht. Auf der literarischen Reise taucht man ein in Klassiker der Weltliteratur wie Peter Rabbit, Little Lord Fauntleroy oder Dracula, man darf sich auf viele (humorvoll ausgestaltete) Begegnungen und kreative (Um-) Deutungen freuen.

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  • Handlung
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  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 26.12.2023

Im Netz

Zero Days
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Seit langem gehört Ruth Ware zu meinen bevorzugten Schriftstellerinnen, wenn es um packende Psychothriller geht. Deshalb habe ich ihrem neuen Buch "Zero Days" geradezu entgegengefiebert.

Das Cover fügt ...

Seit langem gehört Ruth Ware zu meinen bevorzugten Schriftstellerinnen, wenn es um packende Psychothriller geht. Deshalb habe ich ihrem neuen Buch "Zero Days" geradezu entgegengefiebert.

Das Cover fügt sich in die Tradition von Psychothrillern, die eine (allen Betrachter
innen den Rücken zukehrenden) schmale Frauengestalt in einem wehenden langen Mantel zeigen. Auf ihrem Weg zu einem unbekannten Ziel strahlt sie eine gewisse Energie aus. Der Titel erscheint in Großbuchstaben, ausnahmsweise ist er nicht in Signalrot, sondern in Grün gesetzt worden. Ein Zeichen der Hoffnung?

Wieder einmal erzählt Ruth Ware eine emotionale, spannende Geschichte, in deren Zentrum Jacintha "Jack" Cross steht. Sie ist eine starke Frauengestalt, die sich auf das Testen von Sicherheitssystemen auf physischer Ebene spezialisiert hat. Tief erschüttert durch den brutalen Mord an ihrem Mann, der für das Testen von Sicherheitssystemen auf digitaler Ebene verantwortlich zeichnete, sieht sie sich mit einem gegen sie erhobenen dringenden Tatverdacht konfrontiert. Sie entscheidet sich zur Flucht - und begibt sich selbst auf Spurensuche.

Durch die Protagonistinnen erhalten alle Leserinnen einen Einblick in die Welt von IT-Spezialistinnen und professionellen Hackern. Der Ausdruck "Zero-Day" war mir selbst unbekannt, er steht für eine (Anwenderinnen und Entwickler*innen unbekannte) Sicherheitslücke in einem Computersystem, die von anderen Menschen für kriminelle Zwecke ausgenutzt werden kann.

Alles in allem garantiert der neue Psychothriller atemlose Spannung von der ersten bis zur letzten Seite - und er hebt sich wohltuend von anderen Werken ab. Absolute Leseempfehlung!

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.12.2023

Spurlos verschwunden...

Erloschene Stimmen
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Wenn ein Kind spurlos verschwindet, sind die betroffenen Eltern fassungslos. Die meisten Fällen klären sich innerhalb einer kurzen Zeit auf und nehmen ein gutes Ende, andere hingegen bleiben für immer ...

Wenn ein Kind spurlos verschwindet, sind die betroffenen Eltern fassungslos. Die meisten Fällen klären sich innerhalb einer kurzen Zeit auf und nehmen ein gutes Ende, andere hingegen bleiben für immer ungelöst. Eine wahre Horrorvorstellung, verbunden mit unvorstellbarem leid für die Angehörigen, die von Jessica Potthast in ihrem neuen Krimi "Erloschene Stimmen" thematisiert wird.

Die Gestaltung des Cover in dunklen Farbtönen (Grau und Schwarz), durchbrochen von dem plakativen, signalrot leuchtenden Titel, der ins Auge springen soll, ist geradezu klassisch für einen Krimi oder Psychothriller. Meiner Ansicht nach ist das Cover stimmig, im Gegensatz zum Titel. Wer die verlassene Kinderschaukel betrachtet, wird sich fragen, wo das Kind geblieben ist.

Jessica Potthast erzählt eine erschütternde Geschichte, die keine Leser*innen kalt lassen wird. Ihr Krimi lässt sich leicht und locker lesen und ist das richtige Buch für zwischendurch. Das Geschehen wird aus mehreren Perspektiven vermittelt, so dass man kleine Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt der handelnden Personen erhält. Erfahrene Krimi-Fans werden relativ schnell auf die Spur der Person kommen, die hinter den Verbrechen steckt, aber das stört das Lesevergnügen in keiner Weise. Mir hat der Krimi gut gefallen. Allerdings halte ich eine Trigger-Warnung für angemessen, wegen der von Jessica Potthast aufgegriffenen sensiblen Themen (physische und psychische Gewalt, Kindesmissbrauch).

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Veröffentlicht am 07.12.2023

Alles bleibt in der Familie

Die gute Schwester
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Habt ihr genug von der besinnlichen Adventszeit? Sehnt ihr euch nach etwas Nervenkitzel? Dann solltet ihr euch den außergewöhnlichen Psychothriller "Die gute Schwester" von Sarah Bonner nicht entgehen ...

Habt ihr genug von der besinnlichen Adventszeit? Sehnt ihr euch nach etwas Nervenkitzel? Dann solltet ihr euch den außergewöhnlichen Psychothriller "Die gute Schwester" von Sarah Bonner nicht entgehen lassen. Sie erzählt von zwei Schwestern, einem Mann und einer tödliche Wahrheit.

Das Cover ist am gängigen Mainstream orientiert und zeigt eine weibliche Gestalt in einem gelben Regenmantel, die vor etwas davonzulaufen scheint. Auch der Titel leuchtet in gelben Großbuchstaben, was ihn ins Auge springen lässt.

Literarisch gesehen, war Sarah Bonner für mich eine große Unbekannte. Als ich mich auf ihr Debüt eingelassen habe, hatte ich keine allzu großen Erwartungen. Um so mehr hat sie mich mit ihrem raffiniert gestrickten Psychothriller überrascht, der nacheinander aus mehreren Perspektive, d. h. aus der Sicht von weiblichen (Megan, Leah) und männlichen Personen (Chris und Jeremy), jeweils in der Ich-Perspektive, erzählt wird. Auf diese Weise hat man den Eindruck, mitten im Geschehen zu stecken, was den Spannungsbogen extrem hoch hält.

Ehrlich gestanden, schafft es kein einziger Protagonist Sympathiepunkte zu sammeln. Von Anfang an weiß man um das begangene Verbrechen, man kennt die Mörderin und ihre Beweggründe. Im Laufe der Handlung erhält man einen kleinen Einblick in ihr Leben und kann ihr ein gewisses Verständnis entgegenbringen. Auch die anderen Figuren fallen aus dem Rahmen. Auf den ersten Blick wirken sie makellos, aber kratzt man an der Fassade, blickt man auf tiefe Abgründe. Man ist angewidert von ihren kranken Charakteren und schrecklichen Taten - und gleichzeitig erschrocken von der Faszination, die das Böse auf Menschen ausübt..

Zeitlich gesehen, spielt das Buch vor und während der Pandemie, örtlich gesehen, lässt es sich in England, in der Metropole London und etwas außerhalb davon verorten. Sarah Bonner ist das Kunststück gelungen, einen mitreißenden, raffiniert gestrickten Psychothriller unter weitgehendem Verzicht auf unnötiges Blutvergießen zu verfassen. Ihr Psychothriller beeindruckt durch das permanente Verwirrspiel; er verblüfft mit vielen unerwarteten Wendungen und überrascht mit einem krassen Twist am Ende, den man niemals für möglich gehalten hätte. Für mich ist dieses Buch mein persönliches Highlight im Dezember, ein echter Pageturner, der alle Leser*innen in Atem halten wird.

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