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Veröffentlicht am 15.09.2016

Kaffeekränzchen mit Mördern/Mörderinnen

Nachmittage mit Mördern
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Wie gehen Mörder mit ihrer zurückliegenden Tat um? Wie leben sie mit dem nicht wieder Gutzumachenden? Wie beurteilen sie selbst ihre Tat?
Ein Jahr lang trifft sich die preisgekrönte Journalistin Sibylle ...

Wie gehen Mörder mit ihrer zurückliegenden Tat um? Wie leben sie mit dem nicht wieder Gutzumachenden? Wie beurteilen sie selbst ihre Tat?
Ein Jahr lang trifft sich die preisgekrönte Journalistin Sibylle Tamin regelmäßig mit einsitzenden oder bereits entlassenen Mördern. Im Mittelpunkt der Gespräche steht aber nicht die genaue Rekonstruktion der Tat, sondern vielmehr das Bild, das die Täter von sich selbst entwerfen. Zehn exklusive Täterbiographien
....(Inhaltsangabe)

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Hier kommen wirklich nur die Täter zu Wort. Erzählen von ihren Taten und wie es dazu kam, was sie angetrieben hat, wie es ihnen davor und danach erging, kurz vor der JVA und während ihres Aufenthaltes.
Die Autorin bleibt dabei dezent im Hintergrund, lässt sie reden. Nur hin und wieder und nur kurz beschreibt sie die Mimiken und Gestiken ihres Gegenübers.
Manchmal sitzt sie mit den Tätern in gemütlicher Atmosphäre, sofern dies in einer JVA möglich ist, bei Kaffee und Kuchen und genau diese Atmosphäre wird auf den Leser übertragen.
Man hat das Gefühl bei einem Kaffeeklatsch zu verweilen und demjenigen hautnah gegenüberzusitzen und zuzuhören, zumindest solange sie aus ihrer Kindheit, von Oma und Opa oder ihren Ehepartnern erzählen.
Bei so mancher Schilderung läuft es einem kalt über den Rücken, man ist schockiert, fassungslos und möchte weglaufen - bis man sich besinnt im eigenen Wohnzimmer und nicht einem Täter/einer Täterin gegenüber zu sitzen. Diese Atmosphäre wurde wirklich gut getroffen.

Doch auch andere Gefühle beschäftigen den Leser - Mitleid, Trauer und ja, sogar Verständnis. Huch - hab ich das jetzt wirklich geschrieben?
Ja, ich ertappte mich dabei manchem Täter Verständnis für seine Tat entgegenzubringen - ich war selbst schockiert.
Aber wie das Leben so spielt gibt es nicht nur Weiß und Schwarz, Gut und Böse und natürlich muss man auch bedenken, daß hier Täter aus ihrer Sicht erzählen und das ein oder andere verdrehen, um es für seinen Zuhörer schöner klingen zu lassen, oder weil sie es selbst nicht wahrhaben wollten zu was sie fähig waren. Also beim Lesen immer schön aufpassen, um nicht in die Sympathiefalle zu tappen.
Denn nichtsdestotrotz begingen diese Menschen einen Mord (oder auch nicht) und das Opfer hat keine Möglichkeit seine Sicht zu erzählen oder sich gegenüber Anschuldigungen zu wehren. Auch das sollte man nicht vergessen.

Der Schreib- und Erzählstil ist flüssig, fesselnd und trotz der Thematik ruhig und nicht reißerisch.
Die Geschichten sind interessant und schockierend.
Schnell wird klar, daß man Mörder nicht an ihrem Äußeren, ihrem Gehabe oder ihrem Umfeld erkennt, sondern dies auch "Normalos" sein können, die irgendwann austicken und das vielleicht in der Wohnung nebenan (oder sogar man selbst).
Zum Beispiel:
- Ein liebender und hart arbeitender Familienvater, der das Genörgel seiner Frau irgendwann nicht mehr aushielt.
- Ein damals junger Bursch, der sich von seiner Geliebten nicht mehr ausnutzen lassen wollte und im Suff die Beherrschung verlor.

Dieses Buch ist in Kapitel unterteilt und jedes Kapitel beinhaltet die Erzählung und somit die Geschichte eines Mörders/einer Mörderin.
Bis auf ein Mal, wo die Autorin von diesem Stil abweicht und sich auf einmal drei Geschichten von drei Frauen in einem Kapitel finden. Immer abwechselnd und in unterschiedlicher Reihenfolge -> Erzählung der 1. Frau - zack, Ende - Erzählung der 2. Dame - zack, Ende - Erzählung der 1. Frau wird wieder aufgenommen - zack, Ende - Erzählung einer 3. Frau - etc.
Die Autorin versuchte hierbei die Reihenfolge, in welcher sie mit diesen Frauen sprach, wiederzugeben, aber es sorgte nur für Verwirrung. Weshalb sie das bei den Frauen so handhabte ist mir schleierhaft.

Obwohl sich die Autorin im Hintergrund hält, hatte ich das Gefühl, daß sie manchmal wirklich sehr dumme Fragen stellt und dabei eine Sensibilität eines Rasenmähers an den Tag legt (hier scheint die Journalistin durchzukommen).
Ebenso hatte ich das Gefühl, daß sie den Männern mehr Sympathie entgegen bringt als den Frauen. Bei den Damen fallen ihre Beobachtungen und Kommentare des Öfteren schon sehr spitz aus.
Des Weiteren scheinen sich die Motive sehr zu ähneln - im Grunde sind alle "in diese Sache" hineingeschlittert. Einen geplanten Mord findet man hier nicht. Im Grunde alles Affekthandlungen und im Grunde alles nette Menschen die sich die Autorin hier ausgesucht hat.

Fazit:
Dieses Buch gibt interessante Einblicke in die Gedankenwelt von Mördern/Mörderinnen, was sie zu dieser Tat trieb, wie sie damit umgehen und ihrer Selbstreflexion.
Das Motiv war aber immer Ein und das Selbe - ich hätte mir ehrlich gesagt mehr Abwechslung gewünscht. Trotz interessanter Thematik plätschert es irgendwann nur so dahin und man wusste von Anfang an "Aha, wird doch eh wieder eine Affekthandlung sein."
Die Distanziertheit gegenüber Frauen und die Sympathie gegenüber Männern sprang mich auch des Öfteren regelrecht an.

Interessant waren diese Geschichten aber allemal und daher gibt es von mir eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Für jeden Shakespeare-Liebhaber ein Must-have. Die gesammelten Werke in einem schmucken Wälzer.

William Shakespeare, Gesammelte Werke
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Im April 2016 jährte sich der Todestag des wohl berühmtesten Dramatikers - William Shakespeare.
Dies nahm ich zum Anlass mir diesen Schmöker zuzulegen.

Komödien und Tragödien, dazu ein Band mit Sonetten: ...

Im April 2016 jährte sich der Todestag des wohl berühmtesten Dramatikers - William Shakespeare.
Dies nahm ich zum Anlass mir diesen Schmöker zuzulegen.

Komödien und Tragödien, dazu ein Band mit Sonetten: Das ist das reiche Schaffen von William Shakespeare, der vor rund vierhundert Jahren das großartigste Dramenwerk der Weltliteratur schuf.

Aus dem Englischen von Wolf Graf Baudissin, August Wilhelm Schlegel, Dorothea Tieck und Gustav Wolff.
Die Übersetzung ist meines Erachtens sehr gut gelungen und lässt einen in die einzelnen Werke eintauchen.

Enthalten sind:
Historien:
- "König Richard III.", übersetzt von August Wilhelm von Schlegel
- "Heinrich V.", übersetzt von August Wilhelm von Schlegel

Komödien:
- "Ein Sommernachtstraum", übersetzt von August Wilhelm von Schlegel
- "Der Kaufmann von Venedig", übersetzt von August Wilhelm von Schlegel
- "Viel Lärm um nichts", übersetzt von Wolf Graf Baudissin
- "Wie es Euch gefällt", übersetzt von August Wilhelm von Schlegel
- "Was ihr wollt", übersetzt von August Wilhelm von Schlegel
- "Maß für Maß", übersetzt von Wolf Graf Baudissin
- "Der Sturm", übersetzt von August Wilhelm von Schlegel

Tragödien:
- "Romeo und Julia", übersetzt von August Wilhelm von Schlegel
- "Julius Cäsar", übersetzt von August Wilhelm von Schlegel
- "Hamlet", übersetzt von August Wilhelm von Schlegel
- "Othello", übersetzt von Wolf Graf Baudissin
- "König Lear", übersetzt von Wolf Graf Baudissin
- "Macbeth", übersetzt von Dorothea Tieck

und "Die Sonette", übersetzt von Gustav Wolff.

Dies alles vereint in einem schmucken Wälzer, welcher in Leinen gebunden ist. Macht sich also auch sehr gut im Regal (ja, auch das ist mir wichtig bei so einem Wälzer).
Von daher ist dies ein Must-have für alle Shakespeare-Liebhaber und/oder solche die es noch werden möchten.
Es lohnt sich also auf jeden Fall.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Jugend-Psychothriller über obsessive Freundschaft und Manipulation, wo nichts ist wie es scheint - spannend und schockierend

Schöne Mädchen brennen nicht
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Als June die Nachricht auf ihrer Mailbox endlich abhört, ist es längst zu spät: Ihre beste Freundin ist tot – verbrannt im Schuppen ihres Stiefvaters. Selbstmord, heißt es. Doch June weiß, dass das nicht ...

Als June die Nachricht auf ihrer Mailbox endlich abhört, ist es längst zu spät: Ihre beste Freundin ist tot – verbrannt im Schuppen ihres Stiefvaters. Selbstmord, heißt es. Doch June weiß, dass das nicht wahr ist. Niemand kannte Delia besser als sie. Manchmal war es sogar, als könnte Delia ihre Gedanken lesen – und das konnte sich großartig anfühlen. Oder beängstigend – je nachdem, in welcher Stimmung Delia gerade war. June macht sich auf die Suche nach dem Mörder ihrer besten Freundin und findet immer neue Abschiedsbriefe von ihr(Klappentext)

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June und Delia waren bis vor einem Jahr beste Freundinnen. Unzertrennlich, teilten all ihre Geheimnisse und dachten immer ein und dasselbe - sagt man.
Doch dann lebten sie sich auseinander und jede ging ihren eigenen Weg - sagt man.
Als June vom Selbstmord ihrer ehemals besten Freundin erfährt, zieht es ihr den Boden unter den Füßen weg. Vor allem die Art wie sich Delia umgebracht haben soll ist für June nicht nachvollziehbar. Denn Delia soll sich im Schuppen ihres Stiefvaters selbst in Brand gesetzt haben, sie hatte jedoch immer schon Angst vor Feuer jeglicher Art - sagt man.
June ist überzeugt, daß Delia ermordet wurde und macht sich auf die Suche nach deren Mörder. Sie beginnt alles zu hinterfragen, traut niemanden mehr, selbst nicht ihrem Freund und stößt immer wieder auf Ungereimtheiten...bis sie auf die Wahrheit stößt, die ihr nochmals den Boden unter den Füßen wegzieht.

Hier wird hauptsächlich aus June's Perspektive erzählt, mit Rückblenden in die Vergangenheit. Hier erhält der Leser Einblick, wie sich sich die Freundschaft zwischen den beiden Mädels entwickelt hat. Die zweite Perspektive wird aus Delias Sicht erzählt.
Schnell wird klar, daß dies keinesweg eine gesunde und innige Mädchenfreundschaft war, sondern eine Freundschaft der psychischen Abhängigkeit, bestehend aus Manipulation, Lügen und Egoismus.

Ein Jugend-Psychothriller mit einem rasanten und fesselnden Schreibstill, ungeahnten und schockierenden Wendungen und in dem nichts ist wie es scheint. Wo nicht nur June, sondern auch der Leser hinters Licht geführt wird.
So spannend, daß ich dieses Buch an nur einem Tag gelesen habe.

Doch eines habe ich doch zu bemängeln und zwar das Ende, welches mich dann doch etwas enttäuscht zurücklässt.
Nach so einer spannenden Story rechnete ich mit einem großen Showdown, doch es war schlicht und einfach vorbei und der Leser wird mit so einigen offenen Fragen zurückgelassen.
Fragen, die nun doch so Einiges unlogisch erscheinen lassen.
Selbst Delia ist lauter gestorben als das Ende - sagt man.

Fazit:
Ein unglaublich spannender und aufwühlender Jugend-Psychothriller, den ich an nur einem Tag verschlungen habe. Mit überraschenden und schockierenden Wendungen quer durch die Story.
Das Ende jedoch war einfach nur BLUBB. Als hätte sich die Autorin urplötzlich daran erinnert, daß eine Story auch ein Ende haben muss und dann einfach nur mal einen Punkt setzte.
Dadurch blieben für mich einige Fragen offen und ich selbst unzufrieden zurück.
Nichtsdestotrotz kann ich hier eine absolute Leseempfehlung aussprechen. Allein schon weil mich diese Story so packen und überraschen konnte (das überraschend plötzliche Ende nicht mitgerechnet).

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Roman über Menschen auf der kalten Seite Berlins in ungewöhnlichem Schreibstil, still, melancholisch..so anders

An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts
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Nachts auf einer eisglatten Autobahn, 80 Kilometer vor Berlin: Ein Tanklaster legt sich quer und kippt um. Auf dem Standstreifen, kurz im Blaulicht der Feuerwehr: ein einzelner Wolf.
Bis Berlin reichen ...

Nachts auf einer eisglatten Autobahn, 80 Kilometer vor Berlin: Ein Tanklaster legt sich quer und kippt um. Auf dem Standstreifen, kurz im Blaulicht der Feuerwehr: ein einzelner Wolf.
Bis Berlin reichen die Spuren des Wolfs, und sein Weg kreuzt sich immer wieder mit den Wegen und Schicksalen unterschiedlicher Menschen. Mit zwei Kindern, die von zu Hause weggelaufen sind und durch Wald und Stadt irren. Mit dem polnischen Bauarbeiter, der verzweifelt nach seiner Freundin sucht. Mit der Frau, die morgens auf dem Balkon die Tagebücher ihrer Mutter verbrennt.
Wie in einem Schwarzweißfilm, in dem gelbes Winterfeuer flackert, ziehen die Bilder und Geschichten dieses Romans an uns vorbei. Sie erzählen vom Suchen und Verlorensein, von der Kälte unserer Zeit und der Sehnsucht nach einem anderen Leben. Ein Roman von großer visueller Kraft, dessen Poesie und Schönheit man sich nicht entziehen kann
...(Klappentext)

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Diesen Roman zu beschreiben ist schwierig, da er so anders ist.
Es beinhaltet einen ungewöhnlichen Schreibstil - abgehackt, nüchtern, ohne richtige Dialoge. Es hat weder Anfang noch Ende und im Grunde ist es kein richtiger Roman...und trotzdem, er hat mich während des Lesens gefangen und nach dem Lesen befangen zurückgelassen.

In einem kalten Winter treibt es einen einsamen Wolf nach Berlin. Er taucht aus dem Nichts auf. Ebenso die Protagonisten und ihr Geschichten.
Angefangen von einem jungen Polen, der mit seiner Freundin sein Glück in der großen Stadt sucht, über ein jugendliches Pärchen, welches von zu Hause ausreißt und sich zu Fuß nach Berlin durchschlägt, den Eltern dieser Kinder, die sich auf die Suche nach ihnen machen (oder auch nicht), bis hin zu einem uungen Berliner Pärchen mit einem Kiosk mitten in Berlin.
Sie haben nichts gemeinsam, außer die Trauer, Einsamkeit und den Wolf. Der Wolf ist der rote Faden in dieser Geschichte, der entweder deren Weg kreuzt oder sie gedanklich beschäftigt. Und doch bleibt er im Hintergrund, während die Geschichten dieser Menschen in den Vordergrund rückt. Manchmal kreuzen sich die Wege dieser Protagonisten - zufällig, ohne Konsequenzen und nur kurz.
Dieses Gefühl hat man auch als Leser. Als würde man bei einem Spaziergang durch das kalte und verschneite Berlin den Weg dieser Protagonisten kreuzen, ein kurzes Stück mit ihnen gehen, um dann einfach wieder zu verschwinden und sie mit ihrem Schicksal, ihrer Trauer und Einsamkeit alleine weitergehen zu lassen.
Und wie auch der Wolf dann plötzlich verschwindet, verschwinden auch die Protagonisten mit ihren Geschichten.

Die Sprache dieses Romans ist schnörkellos, melancholisch, bedrückend, einfach und doch beinhaltet der Roman so viel Tiefe und hält uns unsere kalte Gesellschaft vor Augen.

Fazit:
Ein melancholischer Gesellschaftsroman in einem ungewöhnlichem Schreibstil - still und doch so laut, oberflächlich und mit doch so viel Tiefe.
Wenn man sich als Leser darauf einlässt, eröffnet sich einem ein Meisterwerk der Gegenwartsliteratur der ganz anderen, einer neuen Art. Daher gibt es von mir eine absolute Leseempfehlung.
Und nun halte ich es wie der Wolf - entschwinde wieder so plötzlich wie ich gekommen bin und lasse Euch mit Eurem Schicksal und meiner Rezi allein.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Höllenritt durch Kanada

Those Girls – Was dich nicht tötet
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Die Schwestern Jess, Courtney und Dani sind 14, 16 und 17 und leben auf einer rauen Farm in Kanada. Als ein Streit mit ihrem gewalttätigen Vater aus dem Ruder läuft, müssen sie fliehen. Doch ihr Pick-up ...

Die Schwestern Jess, Courtney und Dani sind 14, 16 und 17 und leben auf einer rauen Farm in Kanada. Als ein Streit mit ihrem gewalttätigen Vater aus dem Ruder läuft, müssen sie fliehen. Doch ihr Pick-up bleibt in einem abgelegenen Dorf liegen, und bald finden sie sich in einem noch furchtbareren Albtraum wieder – wird er jemals enden?...(Klappentext)

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Die drei Mädels hatten es von Anfang an nicht leicht. Der frühe Tod ihrer Mutter, Pflegefamilien und dann auch noch einen gewaltätigen Säufer als Vater, der sich nichts um seine Kinder scherrt.
Ihr Leben ist geprägt von Enttäuschungen, harter Arbeit, Hunger und dazwischen die Angst vor ihrem Vater.
Als ihr Vater nach Wochen von den Ölfeldern zurückkehrt, betrunken und aggressiv, eskaliert die Situation und endet mit der Flucht der Mädchen nach Vancouver.
Vor einer ruhigen Kleinstadt gibt der Pick-up jedoch seinen Geist auf und sie sind gezwungen die Hilfe von zwei Jungen anzunehmen - und ab da beginnt der eigentliche Höllenritt, der ihr bisheriges Leben wie ein Kaffeekränzchen erscheinen lässt.

Man liest aus Jess' Perspektive, der Jüngeren der drei Schwestern und begleitet so die Geschwister durch deren Hölle.
Der Schreibstil ist flüssig und fesselnd. Die Stimmung wird dabei gekonnt auf den Leser übertragen. Diese ist ist durchgehend beklemmend und von Angst erfüllt. Man spürt die Ängste und Verzweiflung der Mädchen, den Hunger und den Durst.
Die Beschreibung des Settings rundet das Ganze ab und die drückende Sommerhitze drückt einem aus den Poren.
Man kämpft mit den eigenen Emotionen - Wut, Trauer und dann auch etwas Enttäuschung.

Denn die Story fängt verdammt gut an - ist temporeich, fesselnd, bedrückend und schockierend. Doch dann beginnt es rasch zu schwächeln. Zwischendurch wurde es etwas langatmig und sehr ruhig, um dann wieder etwas an Fahrt zuzunehmen. Es war dann zwar eine gewisse Grundspannung spürbar, an die anfängliche Hochspannung reichte es jedoch nicht mehr heran - als hätte die Autorin den Faden verloren.
Auch ein plötzlicher Wechsel der Perspektive inklusive riesigen Zeitsprung verwirrt den Leser. Als hätte sich die Autorin dafür entschieden einige Kapitel in den Gully zu werfen.

Das Ende ist zwar schlüssig aber zu konstruiert, vorhersehbar und wurde sehr schnell abgehandelt, daß es, kaum hat es begonnen auch schon wieder vorbei war.
Überraschende Wendung? Nur eine kleine, doch auch die zog relativ rasch am Leser vorbei.
Und auch hier hat man das Gefühl als würde ein Kapitel fehlen. Dieses landete vermutlich bei den anderen verlorenen Kapiteln im Gully.
Man hat das Gefühl (ja, schon wieder so ein Gefühl) als hätte die Autorin versucht ganz schnell alles zu Ende zu bringen, um schnell noch ein sentimentales Kapitel hinterschieben zu können. Dies dafür umso ausführlicher.

Fazit:
Ein Thriller mit einem verdammt starken Anfang, schwächelndem Mittelteil und zu rasch abgehandeltem, vorhersehbaren und konstruiertem Ende.
Die Spannung fiel duch die Länge in sich zusammen und konnte nicht mehr in dem Ausmaß aufgenommen werden, wie sie zu anfangs war.
Das Ende war mir dann auch noch zu kitschig. Manchen mag dies gefallen, aber ich bin einfach nicht so die Kitschtype.
Doch der flüssige und auch fesselnde Schreibstil, der die Stimmung der Protagonisten gekonnt auf den Leser transportiert, hat das Buch nochmals rausreißen können. Denn dadurch konnte ich das Buch trotzdem nur selten aus der Hand legen.
Daher gibt es von mir eine Leseempfehlung (zumindest für Hypertoniker, Zartbesaitete und diejenigen die nach einem schockierenden Höllenritt wieder zu Atem kommen müssen und keinen Nerv für noch so ein Erlebnis haben).