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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.09.2025

Unvereinbar

Pagans - Ein Killer. Zwei Cops. Hunderte Götter
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In einer Welt, in der in England nie eine industrielle Revolution stattgefunden hat, und sämtliche technischen Errungenschaften von anderswo eingeführt werden, ist die Kluft zwischen den traditionellen ...

In einer Welt, in der in England nie eine industrielle Revolution stattgefunden hat, und sämtliche technischen Errungenschaften von anderswo eingeführt werden, ist die Kluft zwischen den traditionellen Stämmen der Pikten und Kelten und den Angelsachsen groß. Alle paar Jahre gibt es daher vom englischen Hochkönig und anderen Würdenträgern der Versuch, das Land zu vereinen. Daher ist es ungünstig, dass ausgerechnet jetzt ein keltischer Diplomat ermordet aufgefunden wird. Und er bleibt nicht das einzige Opfer. Hauptmann Aedith und der keltische Inspector Drustan müssen sich also sehr schnell zusammenraufen, um den den Serienkiller zu fassen, bevor seine Machenschaften für das Scheitern der Friedensbemühungen sorgen.

Wow, was für ein Ritt! Ich habe quasi jede Seite geliebt. Der Autor wirft uns in eine alternative Welt, die der unseren so ähnlich und doch so verschieden von ihr ist. Die meisten Probleme sind jedoch gleich. Religiöse Fanatiker machen noch immer ihr eigenes Ding, Politiker sowieso und der Pöbel hat eh von nichts einen Plan. Auf der einen Seite werden noch Götter angebetet und die Leute tragen unzählige Tattoos mit verschiedenen Bedeutungen und Halsringe, auf der anderen Seite gibt es moderne Autos oder Mobiltelefone und Computer. Die Geschichte nimmt schnell Fahrt auf, verfügt über einen unglaublich coolen Cast und ist einfach mal was wirklich Originelles und anderes in dem ewigen Einheitsbrei von Fantasy und Krimi. Auf jeden Fall empfehlenswert für Leute, die ein Faible für Alternativwelten und Mordfälle haben.

Veröffentlicht am 06.09.2025

See you later, alligator

Das Reptilienhaus: Roman
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Eric Parker ist ein angehender Profiler. Als in seiner ehemaligen Heimat ein Junge spurlos verschwindet, überredet er seinen Chef, das Team der Operativen Fallanalyse (OFA) dorthin fahren zu lassen. Schnell ...

Eric Parker ist ein angehender Profiler. Als in seiner ehemaligen Heimat ein Junge spurlos verschwindet, überredet er seinen Chef, das Team der Operativen Fallanalyse (OFA) dorthin fahren zu lassen. Schnell stellt sich heraus, dass in Spremberg nicht alles so idyllisch ist, wie es aussieht. Zwei ältere Damen verschwinden ebenfalls spurlos, ein Mädchen erlebt an einem See etwas Verstörendes und ein dubioses Brüderpaar, das ein Reptilienhaus mit Alligatoren, Schlangen, Vogelspinnen und anderem Getier betreiben, geraten in den Fokus der Ermittlungen. Parker und seine Kollegen sowie die ortsansässige Polizei haben bald alle Hände voll zu tun ...

Eigentlich hätte das eine ganz spannende Geschichte werden können. Allerdings entwickelt sich das Ganze nur langsam und langatmig und dass auch noch die Täterperspektive gezeigt wird, nimmt einen ordentlichen Teil der Fahrt raus. Dazu kommen ein paar Logikfehler. Es fängt schon mal mit dem Bruder der Reptilienmänner an. Wenn ein Knasti ausbricht, wird auf alle Fälle sein Elternhaus auf den Kopf gestellt, ganz egal, ob die angeblich Kontakt hatten oder nicht. Außerdem wäre es schon vor Jahren auf den Kopf gestellt worden wegen der Beute. Und egal, ob bei irgendeinem Fest etwas passiert, wenn ein Notruf betätigt wird, weil eine Giftschlange gebissen hat, sagt die Zentrale nicht "Och, nö, Pech gehabt, wir haben gerade Wichtigeres zu tun, aber ich schicke mal Leute vom anderen Ende der Welt los, vielleicht erreichen die Sie noch rechtzeitig, ciau, Kakao!". Wenig gefiel mir auch, dass der türkische Jugendliche natürlich kriminell ist oder alle Frauen in der Gegend so vereinsamt sind, dass sie sich dem Profiler an den Hals werfen. Der übrigens irgendwann ins Philosophieren kommt, wann er so alt geworden ist. (Er ist 34.) Oder dass seine ihm das Bett wärmende Freundin auch schon so alt ist, dass ihr Leben eigentlich vorbei ist. (Sie ist 34.) Dass der Schluss einem Showdown von James Rollins ähnelte mit einer Amok schlängelnden Riesenwürgeschlange, brachte vielleicht Action und noch mehr Tote, aber nicht unbedingt mehr Sinn in die Handlung. Alles in allem bin ich der Meinung, dass man die Geschichte um gut 100 Seiten hätte straffen können und einige Logikfehler vermeiden hätte können. 2.5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 02.09.2025

Metallrösser

Heavenbreaker
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400 Jahre, nachdem die Erde gegen einen Feind aus dem Weltall gekämpft hat, haben nur wenige Menschen in Raumstationen weit entfernt überlebt. Sie sind trotz moderner Technik sozialtechnisch eher wieder ...

400 Jahre, nachdem die Erde gegen einen Feind aus dem Weltall gekämpft hat, haben nur wenige Menschen in Raumstationen weit entfernt überlebt. Sie sind trotz moderner Technik sozialtechnisch eher wieder im Mittelalter mit König, Adel und Pöbel. Synali ist die uneheliche Tochter eines Barons, der sie und ihre Mutter töten lassen will. Synali überlebt schwerverletzt und schwört dem Haus Hauteclare Rache. Es gelingt ihr, ihren Vater zu töten und einen Pakt mit einem verstoßenen Adeligen einzugehen. Doch dafür muss sie Heavenbreaker reiten, eine Art Mecha-Ross, mit dessem Geist sie verschmilzt, und sie muss an einem Turnier teilnehmen, wo sie auf Verwandte, Feinde und überraschenderweise Verbündete trifft.

Für einen Einstieg war das eine recht lange Lektüre, aber sie war dennoch kurzweilig. Anfangs ist man ein bisschen irritiert, weil man nicht weiß, in welche Richtung sich das Ganze bewegt, doch das legt sich schnell. Der Schreibstil ist locker und flüssig, ein bisschen genervt hat mich manchmal das dogmaartige Wiederholen, dass Synali sterben will/wird und ein paar pseudotechnische Begriffe, die auf Sci-Fi deuten sollten. Trotzdem konnte mich das Buch gut fesseln und ich bin gespannt, wie Synalis Der-Graf-von-Monte-Christo-Reise weitergeht.

Veröffentlicht am 26.08.2025

The Irresistible Urge to Fall Asleep

The Irresistible Urge to Fall for Your Enemy - Wie man sich (nicht) in seinen Erzfeind verliebt
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Die Heilerin Aurienne gehört einem Orden an, der allen Menschen helfen will. Deshalb kann sie auch nur unschwer (zumal es mit einer fetten finanziellen Gratifikation kommt) ablehnen, als ausgerechnet Osric ...

Die Heilerin Aurienne gehört einem Orden an, der allen Menschen helfen will. Deshalb kann sie auch nur unschwer (zumal es mit einer fetten finanziellen Gratifikation kommt) ablehnen, als ausgerechnet Osric um ihre Hilfe bittet. Osric - und das ist das Problem - gehört dem Orden der Assassinen an, clasht also total mit Auriennes Überzeugungen. Außerdem hat er eine Krankheit, die unweigerlich zum Tod führt. Der Todbringer ist also dem Tode geweiht, weigert sich aber, diese Tatsache anzuerkennen und sucht in obskuren, alten Schriften nach einem Ausweg. Aurienne versucht dabei mit ihrer Magie und diversen magisch-mystischen Orden, ihn zu heilen.

Klingt das spannend? Nein? Ist es auch nicht. Leider gibt es kaum mehr als das - ein Handlungsstrang, der noch nebenbei eingeführt wurde, um eine Seuche auszulösen, fühlt sich wirklich einfach auch nur noch so an: wie nebenbei eingeführt. Die Autorin, wohl eine berühmte Fanfictionschreiberin, ergötzte sich unendlich in ewigen Schlagabtauschen ihrer Protagonisten. Das ist anfangs auch ganz nett, aber es lief nach dem immer gleichen Schema ab: Aurienne und Osric treffen an irgendeinem obskuren Ort aufeinander, wetzen ihre spitzen Zungen, meist wird es auch noch auf irgendeine Art zu sexuellen Anspielungen, die manchmal eher vorpubertäres Niveau erreichten, scheiterten an dem Heilungsprozess und gingen wieder auseinander, nur um einen Monat später wieder dasselbe von vorn zu beginnen. Es gab irgendwelche dahingeworfenen magischen und medizinischen Begriffe, die Welt war so blass, dass sie eigentlich in schwarz-weiß daherkommen müsste, aber Hauptsache, die beiden Enemies to Lovers waren auf ihrem Weg von Enemies to Lovers. Null Substanz in der Geschichte, weder was die Entwicklung der Charaktere anging noch ein nachvollziehbares Worldbuilding. Ich habe an diesem Buch etwa drei oder vier Wochen lang gelesen, weil ich immer wieder mitten im Satz eingeschlafen bin. Von daher würde Heilerin Aurienne diese Lektüre vielleicht bei Schlafproblemen empfehlen. Ich kann es jedenfalls nicht.

Veröffentlicht am 23.08.2025

Ralston Island

Death at Morning House
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Marlowe Wexler trägt einen Namen, der zu einem düsteren Privatdetektiv passen würde, ist aber eine junge Frau von etwa 17 Jahren, die unsterblich in Akilah verliebt ist. Bei ihrem ersten Date schafft sie ...

Marlowe Wexler trägt einen Namen, der zu einem düsteren Privatdetektiv passen würde, ist aber eine junge Frau von etwa 17 Jahren, die unsterblich in Akilah verliebt ist. Bei ihrem ersten Date schafft sie es, durch eine explodierende Kerze ein Haus abzufackeln. Um auf andere Gedanken zu kommen, nimmt sie einen Sommerjob auf einem riesigen Anwesen an, auf dem Führungen gegeben werden, und das mit einer tragischen Geschichte aus den 30iger Jahren dienen kann. Sie und die anderen Ferienjobber werden von Dr. Henson beaufsichtigt, die das mit dem Beaufsichtigen allerdings nicht sehr genau nimmt. Während Marlowe sich einlebt, erfährt sie von Morden in der Vergangenheit. Doch auch in jüngster Zeit gab es einen Todesfall unter ihren neuen MitbewohnerInnen - und dann verschwindet auch noch Dr. Henson, während ein gewaltiger Sturm aufzieht ...

Ich mochte die Story von Marlowe, die zwar manchmal recht tolpatschig ist, aber doch irgendwie doch ziemlich cool. Was auch cool ist, dass hier quasi drei verschiedene Verbrechen miteinander verwoben werden. Wobei ganz zu Anfang, bei den Zeitungsausschnitten, mit den Daten der Todesfälle geschlampt wurde, das hat mich anfangs sehr irritiert. Weiß nicht, ob das ein Fehler durch die Übersetzung ist oder schon im Original vorkommt. Sobald die Story, nach einem etwas zähen Einstieg, Fahrt aufnimmt, breitet sich das gesamte dramatische Geschehen recht logisch aus, vielleicht ein bisschen bis auf den Schluss. Ist es wirklich logisch, dass alle Marlowe glauben, obwohl sich die anderen schon so lange kennen? So oder so, es war eine kurzweilige, interessante Geschichte, die mir gut gefallen hat.