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Veröffentlicht am 13.01.2017

Der Pakt mit dem Teufel

Der Preis der Muse
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Nachdem das Debüt "Der Da Vinci Mörder" von Herrn Mertin mein Jahreshighlight 2013 geworden ist, war mir sofort klar, dass ich mir seine Kurzgeschichte "Der Preis der Muse" auch zu Gemüte führen würde. ...

Nachdem das Debüt "Der Da Vinci Mörder" von Herrn Mertin mein Jahreshighlight 2013 geworden ist, war mir sofort klar, dass ich mir seine Kurzgeschichte "Der Preis der Muse" auch zu Gemüte führen würde.
Im Rahmen einer Knaur-Aktion, wird nun jeden Monat eine Thriller-Kurzgeschichte veröffentlicht, die etwas mit demjenigen Monat zu tun hat, in der sie erscheint. Mit dem Preis der Muse wurde zugleich ein wahrhaft grandioser Einstieg in diese Thrillerreihe gemacht.

Es geht darin um Christin. Eine Versicherungskauffrau die eigentlich schreiben will und der die Inspiration fehlt und sie sich in ihrem Leben festgefahren fühlt. Sie landet in einer psychiatrischen Einrichtung. Am 01.04 (Gruselstimmung- heute ist der 01.04) erscheint ihr auf einmal eine Frau- eine Muse. Sie bietet ihr DIE GESCHICHTE ihres Lebens an, verlangt dafür auch nichts weiter als den Tod :D Und somit nimmt das traurige, höchst spannende Geschehen seinen Lauf.

Wie immer musste ich mich erstmal in die Kurzgeschichte einfinden, da Herr Mertin einen total charakteristischen Schreibstil hat. Nach wenigen Sätzen war ich jedoch wieder mitten drin statt nur dabei. Die Geschichte wird nur auf sehr wenigen Seiten erzählt, aber hier hatte ich auf einmal nicht das Gefühl nur eine Kurzgeschichte vor mir zu haben.
Normalerweise lesen sich für mich Kurzgeschichten...unbefriedigend- eben kurz. Meistens vermisse ich einen Bogen, eine abgeschlossene, stimmige Geschichte. Hier hatte ich all das! Einen Showdown der früh einsetzt und den Leser unter Strom setzt. Eine Geschichte zum Mitknobeln (so etwas liebe ich immer besonders) mit Zahlen- und Wortsymbolik (ok, hier weiß ich natürlich nicht, ob das auch so gewollt ist, oder ich mir das alles in meinem Leserhirn zu zusammenreime!).

Und eine überaus geniale Idee. Es ist eigentlich zu schade, dass der Preis der Muse in Ebookformat erschienen ist, denn so kommt es gar nicht richtig rüber. Aber in der Geschichte beginnt Christin eine Story zu schreiben und wenn da steht, dass sie auf Seite (z.b.) 15 etwas bestimmtes schreibt, dann ist diese Seite identisch mit der Seite die der Leser vor sich hat. Im Ebook kann dies leider nicht dargestellt werden- bei einer Printausgabe würde dies passen und zum zusätzlichen Gänsehautfeeling führen. So etwas in der Art habe ich noch nie (!) gelesen.

Was weiter in der Story passiert, kann man ja nicht wirklich verraten- da sonst zu viel gespoilert wird. Ich kann an dieser Stelle nur dringend raten: lest diese Geschichte. Nehmt euch von dem perfiden Spiel der Muse gefangen und hofft lieber, dass sie euch nicht küssen wird. ;) Denn der Einsatz ist erschreckend hoch.

Und das Ende......! Mein Gott dieses Ende...ich musste aufkeuchen- war entsetzt...es hat mich zu Boden gebrettert.....! Was für ein gelungenes Finale. Ich hatte richtige Gänsehaut- trotz Sonnenschein.

Der Preis der Muse ist entsetzlich guter Auftakt. Mich dürstet eindeutig nach mehr aus der Feder von Herrn Mertin, der sich in seinen Texten gerne von großen Meistern (u.a. Goethes Faust) inspirieren lässt. Ein wahrhaft mystischer Thriller.

Veröffentlicht am 13.01.2017

Ganz große Kunst

Der Da Vinci-Mörder
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Der da Vinci Mörder ist ein Debütroman der es wahrlich in sich hat. Am Montag erst erschienen, jetzt in einem Ritt am Wochenende durch gelesen, weil es mich so zu fesseln vermochte.

Hauptfigur ist Sebastian, ...

Der da Vinci Mörder ist ein Debütroman der es wahrlich in sich hat. Am Montag erst erschienen, jetzt in einem Ritt am Wochenende durch gelesen, weil es mich so zu fesseln vermochte.

Hauptfigur ist Sebastian, ein junger Mann mit einer ganz besonderen Fähigkeit. Er kann Farben sehen wie kein anderer und ist darüber hinaus in der Lage anhand dieser Farben die Geheimnisse der Menschen zu entlocken. Was läge also näher als ein Künstler zu werden, der die schönsten Bilder malt und zum Ziel hat eines Tages im Louvre zu hängen?

Gleichzeitig erschüttern 3 grausame Morde Berlin und ein Vater eines Opfers glaubt in Sebastian den von der Presse titulierten "da Vinci Mörder" gefunden zu haben, stellt diesen und übt Selbstjustiz.

Sehr eindringlich beschreibt der Autor das Hetzgespräch zwischen Wolf (den Vater des Opfers) und Sebastian. Dieser muss ihm Rede und Antwort stehen und als Leser erfährt man in diversen Rückblenden wie Sebastian zu dem wurde wer er ist und ob er wirklich die Morde begonnen hat.

Als Leser muss man definitiv am Ball bleiben, wenn man die Wechsel zwischen Jetzt und Vergangenheit mitbekommen möchte. Manchmal hatte ich das Gefühl mehr als nur einen Thriller in der Hand zu halten. Ich wurde zwar richtig gethrillt (besonders zum Ende hin- so einen genialen und fesselnden Showdown habe ich schon lange nicht mehr lesen dürfen. Mir lief es stellenweise kalt den Rücken herunter und Gänsehaut überzog meine Arme), aber auch der Weg von Sebastian der soviel Hoffnungen in sein Talent steckt und dabei doch immer wieder von Kritikern enttäuscht wurde, hat mir sehr gut gefallen. Ein absolut starkes und ausgefeiltes Charakterprofil wurde hier erstellt.

Zudem hat mir gefallen wie perfide und versteckt der Autor manche Hinweise gegeben hatte. Nur lesen ist nicht. Man hat als Leser auch selbst Raum für eigene Spekulationen und Interpretationen. Einfach nur genial.

Aber am besten am gesamten Roman ist wohl sein Schluss. Einige Momenten konnte mich richtig schockieren, und wie sich einige Szenen überlagert hat war einfach genial. Ich kann wirklich sagen: so etwas geniales habe ich noch nie in der Art gelesen.

Das Ende, was in sich abgeschlossen und stimmig ist, lässt jedoch Raum für eine Fortsetzung. Wünschen würde ich es mir- ich möchte gerne mehr von diesem Autor lesen!

Also Reader eingeschaltet und los gelesen. Hier wird einem ganz großes Kino....äh Kunst präsentiert wird.

Veröffentlicht am 13.01.2017

Hohe Erwartungen- alle erfüllt

Nachtigall im Winter
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Ralph B. Mertin ist für mich kein unbekannter Autor. Bisher habe ich alle Werke gelesen, die beim Droemer Knaur von ihm erschienen sind. Alle fand ich bisher sehr gut und war nun gespannt auf Nachtigall ...


Ralph B. Mertin ist für mich kein unbekannter Autor. Bisher habe ich alle Werke gelesen, die beim Droemer Knaur von ihm erschienen sind. Alle fand ich bisher sehr gut und war nun gespannt auf Nachtigall im Winter-denn meine Erwartungen waren immens. Und um es vorweg zu nehmen: sie wurden alle erfüllt.

Es geht darin um ein Internat 5 Jahre nach Kriegsende. Die Waisen leben zusammengefasst in Gruppen (zb. Sommer, Frühling, Winter, Nachtigall, Amsel, usw.). Man kann sich schon anhand des Titels denken, dass gerade die Gruppe Winter vom Hauptinteresse sein wird. Denn als auf einmal der charismatische Lehrer Choran mit uraltem Wissen im Gepäck auf das Internat und die Jungen der Wintergruppe trifft, ist nichts mehr so wie es war.

Was mir am Roman wohl am meisten Gefallen hat, war seine düstere Atmosphäre! Wirklich toll wie es der Autor geschafft hat, passend zum jeweiligen Thema und der Situation die Umgebung zu skizzieren- Gänsehautfeeling war dadurch bei mir immer vorhanden! Auch die Spannung blieb konstant da, weswegen ich mit dem Lesen gar nicht mehr aufhören konnte! Und der Showdown am Schluss war eine wahre Hetzjagd für mein Leserherz.

Auch wunderbar zu verfolgen war, wie die Charaktere sich im Verlauf der Handlung verändern. Das geht zum Teil schleichend und wirkt dadurch sehr, sehr realistisch. Da wäre zum Beispiel der arme kleine Felix. Ein Außenseiter, der immer gehänselt und geschlagen wird. Freunde hat er keine. Zum Ende hin? Na lest selbst!
Alexander- der Gewaltbereite Junge aus Winter, der u.a. Felix das Leben zu Hölle macht und viele mehr. Choran vereint diese unterschiedlichen Charaktere zu einer Gruppe.

Choran als der treibende Aggressor im Buch hat mir auch sehr gut gefallen! Seine Motive sind bis kurz vor Ende absolut ungeklärt. Ein Hauch Mystik liegt der Handlung auch bei. Das schöne für mich dabei: selbst diese mystischen Elemente kann man sich als totaler Realist auch mit Wissenschaft erklären (der Autor überlässt es demnach dem Leser ob er an diese "Melodie" glauben will, oder ob der Realist es auf andere Hilfsmittel im Buch zurück führen möchte!).

Alles in allem hat mir der Roman wirklich sehr, sehr gut gefallen. Es geht im Prolog richtig knackig los. Im Verlauf der Handlung erscheinen immer mehr Fragezeichen beim Leser, die zum Ende hin nach einem großen Showdown doch alle gelöst werden! Gelungenes Werk! Ich möchte weitere Bücher von Herrn Mertin lesen. Ein wirklich sehr vielfältiger Schriftsteller, der mich mit seinen Büchern immer wieder aufs Neue überrascht.