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Veröffentlicht am 28.06.2025

Lässt mich eintauchen in vergangene Zeiten

Grüne Mark und Weißer Tod
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Zitat:„Es gibt weniges, das unbefriedigender ist, als wenn man trotz redlicher Anstrengung zu keinem Ergebnis kommt.“
Der junge Untersuchungsrichter Franz Stahlbaum hat mit mehreren, anscheinend zusammenhängenden ...

Zitat:„Es gibt weniges, das unbefriedigender ist, als wenn man trotz redlicher Anstrengung zu keinem Ergebnis kommt.“
Der junge Untersuchungsrichter Franz Stahlbaum hat mit mehreren, anscheinend zusammenhängenden Mordfällen seine liebe Not. Unterstützt von seinem Freund Dr. Titus Pyrner geht er unterschiedlichsten Spuren nach. Des Weiteren ist eine Zusammenarbeit mit dem Polizeiagenten Meisel für Franz unumgänglich, obwohl er dem Rivalen lieber aus dem Weg gehen würde. Ohne brauchbare Beweise tappen die Männer im Dunkeln, trotzdem es Hinweise auf eine bedeutsame Gemeinsamkeit, Aufenthalte in der Heilanstalt im Wienerwald, gibt. Als Franz auf Nachfrage seiner Verlobten von der schwierigen Lage berichtet, reift in der resoluten Resi ein gewagter Plan. Zufällig hat Salome dieselbe Idee und so treten die beiden Frauen in der Lungenheilanstalt als Hilfskräfte ein.
Eindrückliche Schilderungen von Graz, der Hauptstadt der Steiermark, versetzen mich zurück ins Jahr 1897. Zusammen mit dialekt gefärbten Dialogen katapultiert mich der Sprachstil, samt regionalen Ausdrücken und althergebrachten Begriffen, in die Geschichte. Bilder von vorbeieilenden Boten, lautstarken Marktweibern und spazierenden Paaren im Sonntagsstaat wechseln abrupt mit grausamen Funden, um nur einige zu nennen. Rätselhafte Bruchstücke, spekulative Zusammenhänge und doch bleiben Zweifel. Während die Ermittlungen spannungsreich von statten gehen lassen mich die eingeflochtenen Liebeleien schmunzeln. Die Handlung wird im Klappentext relativ gut umschrieben, gegen Ende überrascht mich die Autorin dennoch.
Insgesamt ist dieser historische Kriminalroman sehr authentisch. Die Figuren strahlen Charakter aus, sind mit ihren Stärken und Schwächen lebensnah dargestellt. Das Flair der Kaiserzeit ist dank tiefgründiger Recherche spürbar. Ebenso hat die Autorin viele interessante Details in Bezug auf Tuberkulose, und den Umgang mit der Krankheit um die Jahrhundertwende, in den Roman eingeflochten. Hierbei ist zu erwähnen, dass jedes Kapitel mit einem Zitat beginnt.
Mir hat die Zeitreise Spaß gemacht, auch ohne den ersten Teil Geheimnisse in der Grünen Mark zu kennen. Das wird jedoch nicht lange so bleiben, denn die Reibereien der Ermittler lassen die Seiten nur so dahin fliegen. Lächel.

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Veröffentlicht am 04.06.2025

Ergreifend und bildstark

Neue Zeiten auf der Kö – Die Fotografin
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London, April 1953. In Zuria toben die Emotionen. Erst der Heiratsantrag von Noam, welcher ihr eine sichere Zukunft ermöglicht nach all den schrecklichen Erfahrungen, dann der Brief! Die Mitteilung, dass ...

London, April 1953. In Zuria toben die Emotionen. Erst der Heiratsantrag von Noam, welcher ihr eine sichere Zukunft ermöglicht nach all den schrecklichen Erfahrungen, dann der Brief! Die Mitteilung, dass ihre Schwester ebenfalls überlebt hat. Obwohl sie nie wieder einen Fuß auf deutschen Boden setzen wollte, reist Zuria nach Düsseldorf, um ihre Schwester zu sich nach London zu holen. Doch Jalda strebt in der Stadt der Mode ihrem Traum als Fotomodel entgegen und versucht ihrerseits Zuria zum Bleiben zu überreden.
Als ihre erste große Liebe plötzlich vor ihr steht, setzt ihr Herz einen Schlag aus. Wie kann Kurt von ihr erwarten, dass sie ihm in die Arme fliegt nach all dem, was geschehen ist? Doch nach einem klärenden Gespräch verändert sich alles. Während Zuria auf ihren Streifzügen durch Düsseldorf neben dem perfekten Umgang mit ihrer neuen Kamera auch die Schönheiten und ehemaligen Lieblingsplätze wiederentdeckt, sehnt sie sich nach Liebe, nach Verständnis und Geborgenheit. Noch immer drohen die Geister der Vergangenheit, Zuria zu erdrücken, erlittene Qualen und Ängste brechen auf. Schwere Entscheidungen und zum Greifen nahe Träume, verwirrende Gefühle und unerwarteter Beistand. Erst im Laufe der Zeit ist die Stimme ihres Herzens laut genug, findet Zuria den Halt, der ihr Leben vollkommen macht.
Zerrissen zwischen Hoffnung auf Neubeginn und den Nachwehen der Vergangenheit. In vielen Köpfen existieren noch die alten Verhaltensmuster gegenüber Juden. Leben mit Schuldgefühlen, Lernen zu vergeben, das Bild der Frau im Wandel und die aufstrebende Wirtschaft, dies und noch viel mehr hat die Autorin in den Roman gepackt. Eindrücklich und aufwühlend entstehen Bilder aus Worten. Detailgenaue Schilderungen und lebendige Dialoge geben authentisch den Zeitgeist wieder. Eintauchen in die Nachkriegsjahre, die fortschreitende Entwicklung der Fotografie, das Hadern mit Erlebnissen. Begeistert, teils erschüttert von eingeflochtenen Rückblicken, verschlinge ich die Erzählung. Tiefgründige Recherche spiegelt sich in vielen Kleinigkeiten wider, zum Beispiel zeitlich passende Details zu Bildeinstellungen und Arten der Fotografie. Auch Schauplätze und Beschreibungen der Modewelt sind authentisch dargestellt. Im Anhang gibt die Autorin Erklärungen dazu.
Zitat: Leben, ich komme!
Zuria, ich habe dich sehr gerne auf diesem Weg begleitet, mit dir getrauert und gehofft. Gelächelt und die Verzweiflung gespürt. Genauso könnte sich das ein oder andere abgespielt haben.
Ich persönlich würde den ersten Teil der historischen Reihe "Neue Zeiten auf der Kö", die Journalistin, vor dem Lesen empfehlen. Die Geschehnisse bauen darauf auf. Sind zwar auch so lesbar, aber hintergründige Nuancen sind deutlicher spürbar in meinen Augen. Die vielfältigen Charaktere entwickeln sich zunehmend, ihre Stärke und Emotionalität sowie überraschende Wendungen verleihen Spannung. Einfühlsam an den richtigen Stellen, mal ein Lächeln oder Schmunzeln gezaubert. Historische Fakten geschickt mit fiktiven Personen verwoben lassen den Roman lebensecht erscheinen. Gepaart mit dem fesselnden Schreibstil ist es eine gelungene Mischung, die mich das Buch kaum aus der Hand legen lässt. Absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 21.05.2025

herzerwärmende Lovestory

Besser spät und dann für immer
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Melissa fährt mit ihrer 16jährigen Tochter Carrie und ihrem 11jährigen Sohn Mick zu Großtante Lucinda nach Cornwall. Von dem Aufenthalt an der Küste wünscht sich Melissa Ruhe und neue Perspektiven nach ...

Melissa fährt mit ihrer 16jährigen Tochter Carrie und ihrem 11jährigen Sohn Mick zu Großtante Lucinda nach Cornwall. Von dem Aufenthalt an der Küste wünscht sich Melissa Ruhe und neue Perspektiven nach der Trennung von ihrem Ehemann, ein Ende der aufwühlenden Zeit für sich und ihre Kinder. Doch kaum angekommen, wird ihre Hoffnung gedämpft. Lucinda scheint alles andere als erfreut zu sein über ihre Gäste und die nörgelnden Kinder tragen ihr weiteres dazu bei. Als Melissa im Supermarkt ihr entspanntes Frühstück in Form der Lieblings Cerealien in Gefahr sieht, wirft sie sich entschlossen dem Käufer der letzten Packung entgegen. Nicht ahnend, wie schnell sie dem attraktiven Mittvierziger wieder begegnen wird.
Grant hat sein Leben in London hinter sich gelassen und ist in die Abgeschiedenheit Cornwalls geflüchtet. Hier versucht er, seine Dämonen durch Arbeit und nächtliche Schwimm-Ausflüge ans Meer zu verdrängen. Während seine Umgebung ihn zu zukunftsweisenden Entscheidungen drängen möchte, glaubt er nicht mehr daran, sein Glück nochmals zu finden. Daher überraschen ihn seine wiederkehrenden Gedanken an Melissa zutiefst.
Unerwartet geraten zwei Menschen in einen Strudel aus Gefühlen. Nicht ganz unschuldig daran sind tatkräftige Dorfbewohner, neu gefundene Freunde und Zufälle. In der rauen Landschaft Cornwalls brechen sich nicht nur Wellen, nein, es brechen Mauern nach und nach. Je mehr Tage vergehen, desto mehr kommen Melissa und ihre Kinder dem Ziel eines Neuanfangs näher. Doch das Schicksal hält weitere Hürden bereit. Geheimnisse, Ängste und Enttäuschungen wirbeln Emotionen hoch, Unklarheiten verunsichern und drohen das sich anbahnende zweite Glück in tausend Scherben zu zerschlagen.
Die Ich-Erzählung aus zweierlei Perspektive lässt mich tief eintauchen in die Geschichte. Bildstarke Schilderungen bringen mich gedanklich nach Cornwall. Bewegt von den schicksalhaften Ereignissen fliege ich durch die Seiten. Schmunzelnd genieße ich den Schlagabtausch der Figuren, Wendungen und Charaktere mit Ecken und Kanten lassen die Erzählung wie aus dem Leben gegriffen erscheinen. Besonders Melissa entdeckt im Laufe der Handlung ihre innere Stärke, ist voller Ideen und Mut. Folgendes Zitat wird Melissa im Laufe der Handlung erfahren: “ Auf dem Schiff des Lebens musst du dein eigener Kapitän sein.” Wer ihr diesen Rat gibt?
Mir gefallen das Tempo der sich anbahnenden Beziehung, die individuellen Charakterzüge und die Entwicklung der Protagonisten. Gerade weil sie bereits Lebenserfahrung mitbringen. Inmitten einer traumhaft schönen Landschaft zeigen manche ihre Herzensgüte erst nach und nach, andere bestätigen meine anfängliche Einschätzung.
Mit dem Zitat :“ In deiner Nähe werden selbst graue Tage bunt.“ Möchte ich diesen Happy-End Roman als kleine Auszeit des Alltags wärmstens empfehlen.

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Veröffentlicht am 16.05.2025

...das ist viel zu riskant

Wir fangen das Glück
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Frankfurt 1946. Tief enttäuscht von der Absage der Universität lässt sich die zwanzigjährige Helga von ihrer Freundin Elfie zu einem Spaziergang durch die Stadt überreden. Während sie zwischen den Trümmern ...

Frankfurt 1946. Tief enttäuscht von der Absage der Universität lässt sich die zwanzigjährige Helga von ihrer Freundin Elfie zu einem Spaziergang durch die Stadt überreden. Während sie zwischen den Trümmern und Kratern noch die Schrecken des Krieges spürt sieht Helga fröhlich spielende Kinder. Inspiriert von diesem Gegensatz holt sie ihre Leica Kamera hervor und hält dieses Bild fest. Ein zufällig dazukommender Kommissar gibt Helga die Chance als Polizeifotografin zu arbeiten. Bereits der erste Einsatz bringt Helga an ihre Grenzen. Während sie unverhofft ihrem Jugendfreund Peter aus dem Odeon-Club gegenübersteht, muss sie gleichzeitig um die Anerkennung der männlichen Kollegen kämpfen. Freud und Schmach, Lachen und Tränen, wie nah das doch beieinander liegt.
Zusammen mit ihren Freunden versuchen die Freundinnen dem Nachkriegsalltag, bestehend aus Sorge ums eigene Überleben, der Hoffnung auf heimkehrende Familienangehörige und Freunde sowie dem sich nur langsam wandelnden gesellschaftlichen Denken, zu entkommen.
Helga glaubt an Peters Unschuld. Während ihrer gemeinsamen Suche nach der Wahrheit beschleichen die junge Frau nicht nur Zweifel, was ihre Gefühle anbelangt. Die erhoffte Rückkehr ihres Freundes Walter, dessen verändertes Wesen und die Zwistigkeiten mit ihrer Freundin Elfie stürzen Helga in ein emotionales Chaos. Doch plötzlich entdeckt Helga ein gut gehütetes Geheimnis.
Geschickt verwobene Erzählstränge lassen mich in die Erzählung abtauchen. Gefesselt von bildstarken Schilderungen und bewegenden Ereignissen fliege ich durch die Seiten. Mir bereits bekannte Charaktere aus der Palmengarten-Saga, Wir tanzen in die Freiheit, kämpfen für ihre Überzeugungen, zeigen Stärken und Schwächen.
Authentisch und realitätsnah erlebe ich mit den Figuren ihre Rückblicke auf vergangene Tage. Inmitten der Hoffnung auf bessere Tage blitzen verdrängte Erinnerungen auf, verstörend und beängstigend. Bis die Erkenntnis durchdringt, nun unter amerikanischer Besatzung einem Neubeginn entgegenzusteuern. Eingearbeitete Swing-Titel sind im Vorwort erwähnt und verleihen der Geschichte den passenden Rhythmus. Neue Wendungen lassen mich gespannt weiterlesen, manche Ereignisse bestätigen Vorahnungen und bestimmte Charaktere zeigen von Beginn an ihre Wesenszüge. Und doch überrascht mich die Autorin immer wieder. Lächel.
Die aufwändige Recherche und der fesselnde Schreibstil verschmelzen zu einem Leseerlebnis. Gänsehautgefühl, emotional bewegend und authentisch eingefangener Zeitgeist. Hoffnungen und Träume. Ein Buch, das noch lange im Gedächtnis bleibt.

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Veröffentlicht am 28.02.2025

Fesselnder Lesegenuss

Der Ruf der Pelikane
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Zusammen mit dem Leuchtturmwärter Finn träumt Lisa von einem Forschungszentrum über Pelikane. Hier auf der Insel Lobos an Kaliforniens Küste hat Lisa die prächtigen Tiere und den zurückgezogen lebenden ...

Zusammen mit dem Leuchtturmwärter Finn träumt Lisa von einem Forschungszentrum über Pelikane. Hier auf der Insel Lobos an Kaliforniens Küste hat Lisa die prächtigen Tiere und den zurückgezogen lebenden Finn lieben gelernt. Doch wieder ist es ihre Neugier, die sie in Schwierigkeiten bringt. Die junge Biologin möchte unbedingt das Geheimnis von Finns Familie lüften. In ihrer einfühlsamen Art entgeht Lisa nicht, wie sehr Finn noch immer unter dem Rätsel leidet. Währenddessen schmiedet die eifersüchtige Tiara eifrig Pläne um zu Finn zurückzukehren. Die Beiden ahnen nicht in welcher Gefahr sie schweben. Als ein Hilferuf einer entfernten Pelikan Kolonie Finn erreicht und er sich auf die Reise begibt, entschließt sich Lisa zu handeln. Endlich Verwicklungen und Geheimnisse zu enthüllen. Die Zeit drängt. Und plötzlich überschlagen sich die Ereignisse.
Gefesselt verschlinge ich die Liebesgeschichte inmitten einer wunderschön gezeichneten Landschaft. Die eingeflochtenen Fakten über die Welt der Pelikane faszinieren mich ebenso wie die geschickt verwickelten Ereignisse in Gegenwart und Vergangenheit. Einfühlsam schildert die Autorin Wesenszüge der unterschiedlichen Charaktere und Figuren. Gespannt verfolge ich die Suche, halte die Luft an und genieße den weiten Blick auf das Meer mit Lisa. Verwirrt und doch hoffnungsvoll gibt Finn sich seinen Träumen hin, versucht Lisa trotz Zweifeln zu vertrauen.
Über Sandbänke laufen und in die Geschichte eintauchen. Loslassen und Vertrauen. Ich hatte eine wundervolle Zeit in Kalifornien und empfehle die Erzählung sehr gerne weiter.

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