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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Luca Santangelo ermittelt wieder

Sizilianische Rache
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Mit „Sizilianische Rache“ legt Ann Baiano bereits den zweiten „Luca Santangelo-Krimi“ vor. Dieses Mal ist Luca ganz persönlich getroffen: Diego, sein Sohn geriet unter Mordverdacht.
Was als romantisches ...

Mit „Sizilianische Rache“ legt Ann Baiano bereits den zweiten „Luca Santangelo-Krimi“ vor. Dieses Mal ist Luca ganz persönlich getroffen: Diego, sein Sohn geriet unter Mordverdacht.
Was als romantisches Schäferstündchen gedacht war, endete in einer Katastrophe. Diego lässt sich von Giulia, seiner Angebeteten zu einem nächtlichen Besuch der Privatinsel Mozia überreden. Dort arbeitet Giulia mit anderen Archäologiestudenten bei einer Ausgrabung. Gleich nach Ankunft verliert Diego seine Freundin aus den Augen und stolpert dafür über die Leiche von Giacomo, einem Studenten und Rivalen um die Gunst Giulias. Deren hysterische Anschuldigungen lassen Diego unter Mordverdacht geraten.
Die Ermittlungsarbeit und Luca und seiner Freundin Ada, zusammen mit Fotografen Silvia sind spannend, besonders als Silvio bei einem Autounfall ums Leben kommt. Mord? Luca rennt vergeblich gegen die Vorurteile bei den Behörden an, ein Verdächtiger ist zur Hand, was soll man sich dann noch mit einflussreichen Familien anlegen. Ganz besonders, als Diego den Kopf verliert und untertaucht.
Aber ist das wirklich so einfach, was ist mit dem „Jüngling von Mozia“ einer antiken Statue, die verschwunden ist? War sie wirklich eine Fälschung? Was weiß die alte, exzentrische Frau, die Diego auf der Insel sah und die keiner kennt? Es sind viele Geheimnisse in der Geschichte verwoben und sie führen zum Teil einige Generationen zurück.
In interessanten Rückblenden verbindet die Autorin die Geschichte der englisch-sizilianischen Familie der Philipsons mit der Gegenwart. Es geht um einen alten Fluch, das Geheimnis des Rais, dem gewählten obersten Fischer bei der Mattanza, der legendär – archaischen Thunfischjagd. In diesen Rückblenden wird die Geschichte Siziliens unglaublich lebendig. Ich empfand diese Szenen fast als die stärksten im Buch. Die Auflösung wartet dann noch mit einer handfesten Überraschung auf. Ich hätte mir aber gewünscht, dass ein-zwei lose Fäden noch besser verknüpft gewesen wären.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Kaffee oder Tee ?

Blutroter Flieder
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Tessa und Jana, die beiden ungleichen Halbschwestern, die zudem noch ein Altersunterschied von 30 Jahren trennt, müssen sich zusammenraufen. Das wunderschöne Haus in Burgheide bleibt in nur erhalten, wenn ...

Tessa und Jana, die beiden ungleichen Halbschwestern, die zudem noch ein Altersunterschied von 30 Jahren trennt, müssen sich zusammenraufen. Das wunderschöne Haus in Burgheide bleibt in nur erhalten, wenn sie mindestens ein Jahr zusammen wohnen. Nicht ganz einfach für die Zwei, die nicht nur die Frage Tee oder Kaffee trennt.
Aber da ist dann der tödliche Reitunfall einer Reitstallbesitzerin und Sven, der Pferdepfleger mag nicht an einen Unglück glauben und bittet die Journalistin Tessa und ihre Schwester um Hilfe. Denn der örtliche Polizist, der liebenswerte Martin, möchte nur zu gern an einen Unfall glauben. So spart er sich den Besuch der ignoranten und arroganten Kriminaler Kettel und Sprockhövel. Außerdem bleibt ihm so mehr Zeit zum Kuchenbacken. Übrigens sind seine Rezepte abgedruckt und den Butterkuchen kann ich ganz besonders empfehlen!
Schon aus der Kurzbeschreibung wird klar, hier gibt es einen Wohlfühlkrimi, der sich vor allem an Leserinnen wendet. Aber auch die Spannung und die Krimihandlung kommen nicht zu kurz. Schon nach den ersten paar Seiten ist man so in der Geschichte und der idyllischen Landschaft angekommen, dass man gar nicht mehr aufhören mag. Neben den Reibereien der Schwestern und dem Running Gag mit einer verschwunden Kaffeemaschine, darf man sich auch an eingestreuten plattdeutschen Sprüchen freuen.
Ich habe den Krimi ausgesprochen gern gelesen und war von der Idee, den Personen und dem Sprachwitz gleichermaßen begeistert. Die Prise Humor rundet den Krimi perfekt ab und die Backrezepte sind mehr als verführerisch.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Intrigen und Verrat im Mittelalter

Die Salbenmacherin und der Bettelknabe
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Nürnberg im Mittelalter, eine reiche Stadt, dadurch auch ein Anziehungspunkt für Bettler, Händler und Gesindel.
Olivera und Götz sind aus Tübingen hierhergekommen und versuchen sich eine Existenz als ...


Nürnberg im Mittelalter, eine reiche Stadt, dadurch auch ein Anziehungspunkt für Bettler, Händler und Gesindel.
Olivera und Götz sind aus Tübingen hierhergekommen und versuchen sich eine Existenz als Apotheker und Salbenmacherin aufzubauen. Sie sind auf der Flucht vor Laurenz, Götz‘ Bruder und Ehemann von Olivera, der sich als Schurke und Mörder entpuppte. Wie sehr es Olivera auch bedauert, seinen Versprechungen erlegen zu sein, ihr heimatliches, warmes Konstantinopel verlassen zu haben, jetzt hat sie in Götz eine neue warmherzige Liebe gefunden. Aber der Zufall will es, dass auch Laurenz in üblen Geschäften in Nürnberg ist und seine Frau und seinen Bruder entdeckt. Der Bettelknabe Jona gerät vom Regen in die Traufe, gleich nach seiner Ankunft wird er vom Bettelmeister eingefangen und zur Arbeit an der Stadtmauer verurteilt. Da passt es ihm gut, dass ein feiner Herr ihm Lohn und eine warme Mahlzeit für leichte Arbeit verspricht. Was für ein Schicksal auf ihn wartet, konnte er sich nicht vorstellen.
Die Welt des Mittelalters wird hier farbig und auch mal drastisch – derb lebendig, das Buch ist sehr spannend geschrieben und sehr gut recherchiert. Es fließt viel geschichtlicher Hintergrund ein, das hat mir ein lebhaftes Zeitbild ermöglicht. Ich bin richtig eingetaucht in die fremde Welt und habe mein Kopfkino eingeschaltet. Manchmal habe ich es bedauert, den ersten Teil nicht zu kennen, ich denke so manches Ereignis oder die eine oder andere Person wäre mir näher gekommen und ich hätte die Beweggründe besser einschätzen können. Aber in kurzen erklärenden Rückblenden hat die Autorin auch die nötigen Hinweise eingebracht.
Wenn man historische Romane liebt, ist man hier bestens und spannend unterhalten, das beweist auch die immer größere Schar der Fans von Olivera und ihrer Familie, die schon gespannt auf den nächsten Band warten. Ich schließe mich da gern an.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine besondere Freundschaft

Meine geniale Freundin
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Raffaela, oder Lila wie Elena ihre Freundin aus frühen Kindertagen sie nennt, ist spurlos verschwunden. Wie ausgelöscht scheint ihr Leben. Elena macht sich noch nicht viele Gedanken, sie kennt Lila und ...

Raffaela, oder Lila wie Elena ihre Freundin aus frühen Kindertagen sie nennt, ist spurlos verschwunden. Wie ausgelöscht scheint ihr Leben. Elena macht sich noch nicht viele Gedanken, sie kennt Lila und ihre spontanen Entscheidungen und weiß um ihre Eigenwilligkeit. Sie hält die Sorge von Lilas nichtsnutzigem Sohn eher überzogen. Aber Lila hat wohl alle Spuren ihres Lebens getilgt, keine Kleidung, keine Briefe, keine Erinnerungsstücke sind zurückgeblieben. Aber Lila war immer anders !
In Gedanken geht Elena zurück ins Neapel der 50iger Jahre und lässt den Beginn der Freundschaft zwischen den beiden Mädchen Revue passieren. Lila war ein starkes, mutiges Mädchen, ja sie war sogar manchmal richtig grausam, Elena unterwirft sich willig den diversen Mutproben und Lila wird ihre wichtigste Bezugsperson. Sie ist klug, sie hat sich allein lesen und schreiben beigebracht, sie ist intelligent, aber das ist in den Augen des Vaters nicht unbedingt ein Vorteil. Im Arme-Leute-Viertel, in dem die zwei Mädchen aufwachsen, geht es laut und derb zu. Auch Gewaltausbrüche sind an der Tagesordnung, der Vater als Patriarch steht über Allen. Väter können die Zukunft und das Schicksal ihrer Kinder bestimmen, weit ins Erwachsenenalter hinein. Elena weiß, dass Bildung ein Weg aus diesem Kreislauf sein könnte, Lila wählt den Weg der Heirat mit einem aufstrebenden, wohlhabenden Mann, beide wollen durch ihre Entscheidungen den Verhältnissen entkommen. Ob es beiden gelingt?
Das Buch erinnerte mich an die großartigen Schwarz-Weiß-Filme des italienischen Neorealismus. Das neapolitanische Viertel wird sehr authentisch und kraftvoll dargestellt, die Familien, die eng zusammenwohnen, die Konflikte, die Beziehungen, das hat mir sehr gut in der Darstellung gefallen. Fast meine ich die Lautstärke im Ohr zu haben, so lebendig ist die Darstellung. In diesem Zusammenhang fand ich auch das Personenregister am Anfang des Buches sehr hilfreich.
Die Sprache ist bildreich, durch die Ich-Erzählerin ist der Leser unmittelbar ins Geschehen eingebunden. Die Erinnerungen Elenas sind lebendig und doch hinterfragt sie sich immer wieder. Fast habe ich das Gefühl, dass sich Elena nicht sicher ist, ob Lila sie wirklich mochte. Zu prägend waren die Erfahrungen von Zurückweisungen und Verletzungen. In diesem Buch lerne ich Lila ja nur aus der Sichtweise von Elena kennen und die Erinnerungen sind durch ein langes Leben verwaschen.
Ich habe dieses Buch sehr gern gelesen, es ist eine Entdeckung, denn es wurde in Italien bereits 1991 veröffentlicht. Ich bin wirklich eingetaucht in diese beiden Frauenleben. Ich bin gespannt, ob mich diese Faszination noch durch drei weitere Bände trägt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zwischen Elternzeit und Ermittlungen

Reitinger kehrt zurück
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Reitinger, der Journalist aus Regensburg genießt jeden Tag seiner Elternzeit und die Stunden mit der kleinen Paula, aber langsam sehnt er sich wieder in die Redaktion zurück. Immer nur von Mittelaltermärkten ...

Reitinger, der Journalist aus Regensburg genießt jeden Tag seiner Elternzeit und die Stunden mit der kleinen Paula, aber langsam sehnt er sich wieder in die Redaktion zurück. Immer nur von Mittelaltermärkten und kleinen lokalen Ereignissen schreiben, ist nicht sehr befriedigend.
Aber am Abend des Markts kommt er mit Sandra Rossbach ins Gespräch, sie schaut auf das Flussufer, wo man ihren ertrunkenen Mann gefunden hat. Nur, Sandra glaubt nicht an einen Unfall, sie ist überzeugt, dass ihr Mann ermordet wurde. Reitinger wittert eine Story. Karim war begeisterter Sondengänger und suchte nach archäologischen Funden, auch war sein Vorleben nicht ganz so unbescholten wie es anfangs aussah. Das wäre die Chance für Reitinger, sich mit einer guten Story wieder in der Redaktion zurückzumelden und seinen Anspruch zu sichern. Dass er vielleicht den schmierigen Kollegen Aschenbrenner eins auswischen könnte, ist ein Sahnehäubchen obenauf.
Bei diesem Krimi stimmt alles. Die Story ist ideenreich und entwickelt sich logisch. Reitinger ist ein echter Sympathieträger, Vater in Erziehungsurlaub, der Paula oft bei seinen Ermittlungen mitnimmt. Schließlich lebt Oma Reitinger ein selbstständiges Leben und ist nicht immer als Babysitter parat. Aber wer könnte schon eine Zweijährigen und ihren Vater für gefährlich halten. So kann er, aufs Beste unterstützt von Andrea, der jungen Redaktionsassistentin, sich auf Schnüffeltour begeben. Gut passt es da auch, dass er nie den Draht zu Jana Meyerbeer, der netten Polizeibeamtin, verloren hat.
Es ist ein Regionalkrimi, der in Regensburg angesiedelt ist und doch ganz ohne Dialekt oder regionale Eigenheiten auskommt. Trotzdem passt alles gut in die alte Kulturlandschaft Oberpfalz. Der Krimi bietet gute Unterhaltung, ist flott geschrieben, und die amüsanten Seitenhiebe ins Familienleben machen Spaß und runden das Lesevergnügen ab. Ein rundum gelungener Krimi der Lust auf weitere Bande mit Thomas Reitinger macht.