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Veröffentlicht am 24.07.2017

Lebensnahe Geschichte

Die Räuberbraut
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Die Idee, über eine geschichtliche Person zu schreiben, deren Namen man schon oft gehört, aber noch nie Näheres über sie erfahren hat, finde ich richtig gut. Der Räuberhauptmann Hannes Böckler, genannt ...

Die Idee, über eine geschichtliche Person zu schreiben, deren Namen man schon oft gehört, aber noch nie Näheres über sie erfahren hat, finde ich richtig gut. Der Räuberhauptmann Hannes Böckler, genannt "Schinderhannes", wird hier wieder zum Leben erweckt und mit einem sehr anschaulichen Schreibstil dem Leser nahe gebracht. Mit der jungen Juliana, die sich in ihn verliebt, bekommt er eine interessante Frau an die Seite, die ihn fortan bei seinen Raubzügen begleitet. Sie erliegt seinem Charme und in der Hoffnung auf ein besseres Leben verlässt sie zusammen mit ihrer Schwester die Familie. Bald darauf muss sie erkennen, dass das ständige Verstecken und die Gewalttätigkeiten bei den Überfällen, ihr nicht behagen. Das ungleiche Paar erlebt zwar auch schöne Zeiten mit allen Annehmlichkeiten, die das leicht und schnell ergaunerte Diebesgut ihnen bescheren, doch als Juliana schwanger wird, sehnt sie sich nach einer sicheren Zukunft und versucht den Schinderhannes zu bekehren...

Das Schicksal von Juliana und ihrem Hannes ist sehr lebensnah und glaubwürdig geschildert, so dass man sich gut in sie hineinversetzen kann. Auch die herrschenden Verhältnisse zu dieser Zeit kann man sich bildlich vorstellen. Fremdartige Begriffe werden meist schon im Text oder in einem anhängenden Glossar erklärt und ich war überrascht, wie viele davon mir bisher nicht bekannt waren. Viele Gegenden und Ortschaften, durch die sie gezogen sind, kenne ich und hatte deshalb eine genaue Vorstellung der Landschaft im Kopf. Es war spannend zu überlegen, wie sie wohl früher ausgesehen haben mag. So lernt man sogar ganz nebenbei etwas über die heimatliche Geschichte.

Auch wenn die Geschichte unterhaltsam zu lesen war, gab es ein paar Stellen, die ein wenig zu ausführlich und deshalb etwas langatmig geraten sind. Wer, wann, wo und mit wem etwas geplant und ausgeführt hat, fand ich durch die vielen verschiedenen Namen anstrengend zu lesen, aber insgesamt hat mir dieser historische Roman gut gefallen.

Veröffentlicht am 07.07.2017

Kraftvoll und melancholisch

Ich werde immer da sein, wo du auch bist
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Für Caitlin beginnt das neue Schuljahr ohne ihre beste Freundin Ingrid, die sich das Leben genommen hat. Caitlin versteht nicht, warum sie das getan hat und ertrinkt in ihren Schuldgefühlen, weil sie nichts ...

Für Caitlin beginnt das neue Schuljahr ohne ihre beste Freundin Ingrid, die sich das Leben genommen hat. Caitlin versteht nicht, warum sie das getan hat und ertrinkt in ihren Schuldgefühlen, weil sie nichts gemerkt und es verhindert hat. Alles was in ihrem bisherigen Leben wichtig war, ist plötzlich bedeutungslos geworden. Den Führerschein machen, tolle Fotos für den Fotokurs schießen und über die Lehrerin lästern. Alle diese Dinge haben sie immer zusammen gemacht und jetzt ist Caitlin allein. In ihrer Trauer blockt sie die gutgemeinten Ratschläge und Gesprächsversuche ihrer Eltern ab und verzieht sich fast jede Nacht in ihr verwaistes Auto.

Man kann die Melancholie und die Verzweiflung Caitlins aus jeder Zeile des Buches spüren. Sie beschreibt ihre alltäglichen Tätigkeiten fast emotionslos und ohne über ihre Gefühle zu sprechen. Das ist auch das ganze Problem in ihrer Familie. Die Eltern versuchen zwar ansatzweise sie zu verstehen, belassen es aber bei halbherzigen Zuwendungen. Eine professionelle Therapie lehnt Caitlin ebenso ab, die aber durchaus eine wertvolle Hilfe dargestellt hätte. Als Elternteil hätte ich darauf bestanden, dass meine Tochter diese in Anspruch nimmt. So schleichen alle nur vorsichtig umeinander herum und nichts ändert sich an der Situation. Der Vater kauft ihr einfach ein paar Holzbretter und meint, dass sie "etwas" damit machen soll - als Alternativtherapie... Im Prinzip keine schlechte Idee, aber es wäre besser gewesen, sie vorher zu fragen und etwas gemeinsam mit ihr zu bauen.

Noch schlimmer ist die Reaktion ihrer Lehrerin, die sie nicht beachtet und mit keinem Wort den Tod ihrer Freundin erwähnt, obwohl diese ihre Lieblingsschülerin war. Es wird zwar später erklärt warum sie so reagiert, aber in meinen Augen hätte eine pädagogisch ausgebildete Lehrerin einen anderen Weg finden müssen. Zum Glück findet sie nach einigen Anfangsschwierigkeiten in Dylan eine neue Freundin, die ebenfalls mit einem schweren Verlust zu kämpfen hat und Caitlin deshalb gut versteht. Auch Taylor, ein Junge in den sie sich verliebt, unterstützt sie dabei, das Geschehene zu akzeptieren und einzusehen, dass sie keine Schuld daran trägt.

Mit Hilfe des von Ingrid unter ihrem Bett zurückgelassenen Tagebuchs, versteht Caitlin nach und nach warum sie so verzweifelt war und nicht mehr leben wollte. Ich fand die Passagen sehr bewegend und konnte mich besser in die beiden hineinversetzen. Allerdings konnte ich überhaupt nicht verstehen, was Caitlin zum Schluss mit dem Tagebuch gemacht hat. Das hat mich sehr schockiert und verstört. Doch trotz des traurigen Themas schließt dieses Buch voller Hoffnung und Kraft und lässt den Leser mit einem positiven Gefühl zurück.

Veröffentlicht am 03.06.2017

Die Romantik der wahren Liebe

Pearl – Liebe macht sterblich
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Das Suchen und Finden der wahren Liebe ist ein immer wiederkehrendes Thema in Büchern und Filmen, weil sie im Leben von uns Menschen eine zentrale und essentielle Rolle spielt. Dennoch gelingt es manchen ...

Das Suchen und Finden der wahren Liebe ist ein immer wiederkehrendes Thema in Büchern und Filmen, weil sie im Leben von uns Menschen eine zentrale und essentielle Rolle spielt. Dennoch gelingt es manchen Autoren immer wieder, sie in einem neuen Licht und unter anderen Gesichtspunkten darzustellen. Dies ist Julie Heiland mit diesem Buch geglückt.

Pearl versucht seit 200 Jahren endlich die Erlösung von ihrer Unsterblichkeit, mit dem Erleben der wahren Liebe, zu finden. Sie ist eine Suchende, die von einer unerträglichen Sehnsucht gequält wird. Nur der Kuss eines Mannes den sie von Herzen liebt und der für sie genauso empfindet, kann sie retten. Doch wie soll sie die wahre Liebe erkennen, wenn sie sie noch nie verspürt hat? Auf ihrer Suche streift sie durch die Gassen Venedigs, immer auf der Flucht vor den Jägern, die sie hartnäckig verfolgen. Die Begegnung mit dem rätselhaften Noah scheint ihr Schicksal zu wenden...

Der Schreibstil ist sehr eingängig und leicht zu lesen. Man fühlt sich gleich mit Pearl verbunden und kann sich gut in ihre Gedanken und Handlungen hineinfühlen. Man spürt ihre Verzweiflung und die Hoffnungslosigkeit, die sie von Zeit zu Zeit überfällt. Zum Glück gibt es noch ihren besten Freund Damien und Alexa, die ebenfalls Suchende sind und mit ihr in einem Palazzo wohnen. Dabei ist mir aufgefallen, dass nicht erklärt wird, wie die drei zu ihrem Reichtum gekommen sind. Keiner von ihnen scheint zu arbeiten und trotzdem haben sie Geld für Boote und das prächtig ausgestattete Domizil. Da bleibt Raum für eigene Vermutungen.

Die Geschichte wird in der Ich-Form aus zwei verschiedenen Blickwinkeln erzählt. Die Wechsel passieren aber so unregelmäßig und ohne Ankündigung, dass man erst einmal verwirrt ist und der Lesefluss manchmal ins Stocken gerät. Hier wäre eine jeweilige Namensüberschrift über den Kapiteln hilfreich gewesen, um zu erkennen, aus welcher Sicht gerade erzählt wird. Doch das sind nur Kleinigkeiten, die mich an dieser sonst so wunderbar romantischen und gefühlvollen Liebesgeschichte gestört haben. Die Kulisse Venedigs, die interessanten Charaktere und die erfrischende Andersartigkeit der Story über wahre Liebe und Unsterblichkeit machen diesen Roman zu etwas Besonderem.

Veröffentlicht am 12.05.2017

Unterhaltsame, kurze Geschichten

Und wieder schreit der Frieder Oma
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Dies ist der zweite Teil der Bücher über Frieder und seine Oma. Es sind kurze Kapitel mit jeweils einem abgeschlossenen Abenteuer, weshalb sie sich perfekt zum Vorlesen und als Gutenachtgeschichte eignen.

Man ...

Dies ist der zweite Teil der Bücher über Frieder und seine Oma. Es sind kurze Kapitel mit jeweils einem abgeschlossenen Abenteuer, weshalb sie sich perfekt zum Vorlesen und als Gutenachtgeschichte eignen.

Man kann sich den kleinen Störenfried(er) richtig lebhaft vorstellen, wie er ständig an Omas Schürze zupft und irgendetwas von ihr will. Doch die hat oft keine Zeit oder möchte schlafen. Da fällt ihm geradewegs eine tolle Idee ein, wie er das ändern kann. Natürlich findet Oma das meistens nicht so gelungen, weil es fast immer in eine Schandtat ausartet, obwohl Frieder es doch nur gutgemeint hat...

Die Geschichten basieren auf realitätsnahen, aus dem Leben gegriffenen Situationen, die man selbst vielleicht schon mit aufgeweckten Kindern erlebt hat und Frieders fantasiereiche Ideen bringen sogar Erwachsene zum Schmunzeln. Auch wenn die Sprache manchmal etwas altmodisch klingt (das Buch ist erstmals 1985 erschienen), können die lustigen Einfälle immer noch jung und alt begeistern.

Mir persönlich hat lediglich die Tatsache nicht gefallen, dass die Oma am Anfang jeden Kapitels Frieder gleich mit Rotzlöffel oder Rotzbub tituliert, obwohl er dort nur etwas gefragt und noch gar nichts angestellt hat. Sie ist ansonsten eine sehr liebevolle Oma, die sich gerne auf jeden Schabernack einlässt, den Frieder ausheckt. Böse meint sie es sicher nicht und vielleicht ist das eine Eigenheit der süddeutschen Mundart von ihr, so mit Lausbuben wie ihm, zu reden.

Unterhaltsam sind die kleinen Episoden auf jeden Fall. Nicht ohne Grund werden die Kinderbücher immer wieder neu aufgelegt und erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit.

Veröffentlicht am 08.05.2017

Lebenslange Schuldgefühle

Was wir getan haben
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Die Handlung beginnt in Kenia im Jahr 1982 als Katie, Luke und Nick noch Kinder waren und gemeinsam mit zwei Mädchen an einem Fluss spielen. Doch es geschieht ein "Unglück", was noch Jahrzehnte später, ...

Die Handlung beginnt in Kenia im Jahr 1982 als Katie, Luke und Nick noch Kinder waren und gemeinsam mit zwei Mädchen an einem Fluss spielen. Doch es geschieht ein "Unglück", was noch Jahrzehnte später, Auswirkungen auf ihr Leben haben wird.

Mich hat die Geschichte von Beginn an gefesselt. Zunächst ist die Situation sehr unklar, aber man spürt die beklemmende Atmosphäre schon auf den ersten Seiten. Die kleinen Hinweise, was und wie es passiert ist, bekommt der Leser nur häppchenweise serviert und kann so nur vermuten, wie die Wahrheit ausgesehen hat. Die Protagonisten Katie und Nick erzählen aus ihrer heutigen Sicht und teilweise in Rückblenden, was sich an diesem Tag ereignet hat und wie es zu diesem Ereignis kommen konnte. Der Wechsel zwischen den beiden Zeitebenen vollzieht sich dabei klar und deutlich und ich hatte keine Probleme mich in die jeweilige Wirklichkeit hineinzufinden. Dabei spielen hauptsächlich die psychologischen Aspekte der Tat eine Rolle und nicht wie in einem typischen Krimi, die Suche nach dem Täter. Es geht vorrangig um die Auswirkungen, die das Verdrängen und Totschweigen eines traumatischen Erlebnisses nach sich ziehen und die lebenslangen Schuldgefühle, die sich daraus ergeben.

Die Verknüpfung der einzelnen Schicksale finde ich sehr gut gelungen und man bekommt am Ende ein schlüssiges Bild präsentiert, in dem die Handlungsweisen der betroffenen Personen verständlich werden. Dabei fällt auch den bisherigen Nebencharakteren eine bedeutende Rolle zu, die man vorher nicht so beachtet hatte und die deshalb zu überraschenden Wendungen in der Handlung beitragen.

Während des ganzen Buches baut sich kaum Spannung auf. Trotzdem konnte ich mich der Faszination dieses Szenarios kaum entziehen. Erst als der Tag der Abrechnung gekommen ist und die Vergangenheit die Protagonisten eingeholt hat, nimmt die Handlung an Fahrt auf und steuert spannungsgeladen auf den Höhepunkt zu - der dann aber leider etwas luftleer verpufft. Doch der Roman hat mich wegen der emotionsgeladenen Charaktere und den Einblicken in die Abgründe der menschlichen Seele, in die ich mich gut hineinversetzen konnte, insgesamt sehr gut unterhalten.