Fesselnd, klug und voller Atmosphäre
Das Schiff der flüsternden TräumeAlastair Reynolds beweist mit Das Schiff der flüsternden Träume erneut, dass er zu den kreativsten Stimmen der modernen Science-Fiction gehört. Von der ersten Seite an zieht einen die geheimnisvolle Reise ...
Alastair Reynolds beweist mit Das Schiff der flüsternden Träume erneut, dass er zu den kreativsten Stimmen der modernen Science-Fiction gehört. Von der ersten Seite an zieht einen die geheimnisvolle Reise der Demeter in ihren Bann. Der Wechsel zwischen scheinbar historischen Episoden, viktorianischem Abenteuer und futuristischem Rätselspiel ist meisterhaft inszeniert – jede Zeitschicht hat ihren eigenen Klang, ihre eigene Stimmung.
Dr. Silas Coade als Ich-Erzähler ist faszinierend vielschichtig. Seine Perspektive macht das Geschehen unmittelbar erlebbar und sorgt zugleich für ein ständiges Gefühl subtiler Unsicherheit. Genau darin liegt der Reiz: Man ahnt, dass mehr hinter den Kulissen geschieht, als die Figuren begreifen – und Reynolds spielt dieses Wechselspiel aus Enthüllung und Andeutung bis zur letzten Seite souverän aus.
Besonders beeindruckend ist, wie der Roman große Themen wie Identität, Erinnerung und Wahrnehmung verhandelt, ohne die Spannung zu opfern. Jedes Kapitel ist von dichter Atmosphäre getragen, sei es an Bord eines knarrenden Seglers im Eismeer oder in einer hochmodernen Forschungsstation. Der Titel Das Schiff der flüsternden Träume passt perfekt: Die Geschichte klingt lange nach, wie ein Traum, dessen Sinn man erst nach dem Erwachen langsam versteht.
Für Leserinnen und Leser, die anspruchsvolle Science-Fiction mit literarischem Anspruch schätzen, ist dieser Roman ein kleines Meisterwerk. Er belohnt Aufmerksamkeit, überrascht immer wieder und bleibt nachhaltig im Gedächtnis.
Fazit: Ein durchdachtes, spannendes und zugleich poetisches Werk – von mir bekommt es uneingeschränkt 5 von 5 Sternen.