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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.05.2020

Ein Schritt vorwärts

Jumping 2
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Ran geht völlig in der Prüfungsvorbereitung auf. Sie will es unbedingt an die Uni schaffen, um ihre neuen Freunde und Tsugamaru nicht zu verlieren. Als ihre Freundin Sayuri mit einer Grippe ausfällt bietet ...

Ran geht völlig in der Prüfungsvorbereitung auf. Sie will es unbedingt an die Uni schaffen, um ihre neuen Freunde und Tsugamaru nicht zu verlieren. Als ihre Freundin Sayuri mit einer Grippe ausfällt bietet ihr Hinagata an bei ihm zu wohnen. Auch er hat mit seiner Vergangenheit zu kämpfen und fürchtet alte Fehler zu wiederholen. Da steht plötzlich ein unerwarteter Besucher vor seiner Tür und die Vergangenheit wird Teil der Gegenwart.

Der zweite Band arbeitet die Charaktere weiter heraus. Hinagatas und Tsugamarus Trauma werden offenbart und der Leser beginnt zu begreifen. Auch Ran wird komplexer. Nicht nur Minderwertigkeitskomplexe oder Depressionen, die den Leser leicht genervt zurückweichen lassen würden, machen sie aus, sondern ihr Charakter geht weit tiefer. Frühere Ereignisse werden aus Sayuris Sicht und Rans Perspektive erzählt, ein Blick auf Rans Vater erklärt auch viel und so wird man immer weiter in die Geschichte reingezogen, die weit mehr als eine standardisierte, süßliche Pferdegeschichte ist. Mit einem neuen Mitspieler gewinnt die Geschichte dann erneut an Fahrt. Ich bin gespannt, was als nächstes kommt.

Die Zeichnungen sind detailliert und halten genau die Waage zwischen romantischen Shojo-Zügen und dynamischer Action, die gleichzeitig die Charaktere problematisiert. Die Gesichter tragen immer noch teilweise gruselige Züge, die allerdings auch deutlich machen, dass hier nicht die glatte Herzchen-Shojo-Welt präsentiert wird, sondern problematische Charaktere mit einer unbarmherzigen Realität konfrontiert werden.

Eine fesselnde Fortsetzung, die der Geschichte noch mehr Tiefgang gibt und noch sehr viel mehr verspricht.

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Veröffentlicht am 13.05.2020

Ein Plädoyer für mehr Menschlichkeit

Die Fremden
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Eine aufgepeitschte Menschenmenge und ein wortgewaltiger Schlichter – eine Szene, die Shakespeare bereits routiniert beherrscht. Dass diese Szene so viel Aufmerksamkeit weckt, obwohl das Stück zu dem sie ...

Eine aufgepeitschte Menschenmenge und ein wortgewaltiger Schlichter – eine Szene, die Shakespeare bereits routiniert beherrscht. Dass diese Szene so viel Aufmerksamkeit weckt, obwohl das Stück zu dem sie gehört nicht einmal fertiggestellt wurde, hat mehrere Gründe. Zum einen gewinnt sie als einziges von ihm überliefertes Handschriftenstück an Bedeutung. Viel wichtiger ist allerdings die Botschaft: Toleranz gegenüber Flüchtlingen, der fragile Frieden, in dem ein jeder lebt und der nur einen Fingerzeig davon entfernt ist, einen selbst zum Flüchtling zu machen. Geschrieben von Shakespeare – wiederentdeckt in einer Zeit der Flüchtlingspolitik, des Hasses und aufkeimenden Rechtsradikalismus. Die kleine Szene bringt wesentliche Argumente auf den Punkt – und zwar sowohl aus Sicht des aufgebrachten Bürgers als auch aus Sicht des rationalen Schlichters.

Ein Plädoyer für mehr Menschlichkeit und Mitgefühl. Dass in einem ausführlichen Vor- und Nachwort das Stück nicht nur in aktuelle Gesellschaftspolitik eingeordnet wird, sondern auch in Shakespeares dramatischen Kontext und seine Zeitgeschichte mag zwar die absolute Aussage „Shakespeare plädierte für mehr Mitgefühl“ relativieren, aber an der Aussage der kleinen Szene ändert das gar nichts.

Schade bleibt, dass diese Szene hier isoliert präsentiert wird. Nur weil das restliche stück nicht von Shakespeare ist und es nicht seine literarische Qualität hat, lässt man es hier unter den Tisch fallen. Gerade mal ein bisschen Textgeschichte und eine kurze inhaltliche Einordnung werden geboten. Ich hätte am ganzen Werk Interesse gehabt. Die Einzelszene ist interessant und durch Vor- und Nachwort in einem brillanten Kontext geboten. Trotzdem hätte mir eine vollständige Ausgabe mehr zugesagt.

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Veröffentlicht am 13.05.2020

Pferdebuch trifft Manga

Jumping 1
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Ran hat es bisher nicht einfach gehabt. In der Schule wurde sie gemobbt, ihre Eltern halten nichts von ihr und in Klausuren hat sie regelmäßig versagt. Zum Aufnahmetest der Universität hat sie es nicht ...

Ran hat es bisher nicht einfach gehabt. In der Schule wurde sie gemobbt, ihre Eltern halten nichts von ihr und in Klausuren hat sie regelmäßig versagt. Zum Aufnahmetest der Universität hat sie es nicht einmal geschafft. Auf dem Weg dorthin ist sie zusammengebrochen. Verzweifelt hat sie sich in ihrem Zimmer verkrochen und zerfleischt sich mit Schuldgefühlen und Minderwertigkeitskomplexen. Da stürmt ihre Freundin aus Schultagen herein, die längere Zeit im Ausland war. Kurzerhand nimmt Sayuri Ran mit nach Aomori. Erst ist Ran völlig verängstigt, doch dann trifft sie im Reitclub auf Tsugaru – ein Pferd, das sich von niemandem reiten lässt, doch zu ihr hat es einen besonderen Draht.

Die Geschichte selbst klingt nicht neu. Eine Außenseiterin hilft traumatisiertem Pferd und beide werden glücklich und erfolgreich. Neu scheint nur die Präsentation als Manga und doch entwickelt sich hier ein feines Netz aus unterschiedlichen Charakteren, die alle mit ihren eigenen Traumata zu kämpfen haben. Dabei steht die depressive Ran selbstverständlich im Mittelpunkt, doch auch die anderen Charakteren warten mit eigenen Überraschungen auf.

Eine toll erzählte und wunderbar gezeichnete Geschichte. Ein Stern Abzug, weil die Gesichter manchmal sehr gruselig gestaltet sind. Ja sie drücken äußerst plastisch die Gefühlswelt der Figuren aus, aber sie sind doch sehr überzeichnet. Diesen Stil erwarte ich eher in Horror-Mangas. Hier hat er mich befremdet.

Alles in allem ein toller Manga, der eine schöne Pferdegeschichte erzählt. Nicht nur für Pferdebuch-Liebhaber, denn die gestalteten Probleme der Charaktere gehen sehr viel tiefer.

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Veröffentlicht am 13.05.2020

Zwei neue Yoko-Abenteuer

Yoko Tsuno 29: Engel und Falken
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Bonnie und Emilia bekommen Post aus dem Jahr 1935. Als Emilia eine Antwort schreiben will reist die Zeitmaschine plötzlich ab. Emilia kann gerade noch an Bord gehen. Das ist ihre Chance einen Unfall zu ...

Bonnie und Emilia bekommen Post aus dem Jahr 1935. Als Emilia eine Antwort schreiben will reist die Zeitmaschine plötzlich ab. Emilia kann gerade noch an Bord gehen. Das ist ihre Chance einen Unfall zu verhindern, der 1935 zwei Kinder das Leben kostete. Yoko ist von dem eigenmächtigen Handeln ihrer Freundin nicht begeistert.
Kaum aus der Vergangenheit zurück ereilt die Freundinnen ein Ruf von Harold, der eine Mumie an die Ägypter zurückgeben will. Geheimnisvolle Drohbriefe und Drohnenangriffe auf seine Nichte machen das Abenteuer allerdings gefährlich.

Der mittlerweile neunundzwanzigste Comicband erzählt zur Abwechslung mal wieder „normale“ Abenteuer, nachdem die letzten Bände sich eher mit der Science-Fiction-Welt von Vinea beschäftigten. Beide hier erzählten Geschichten sind gewohnt spannend und auch zeichnerisch toll erzählt, allerdings hätte es mir besser gefallen, wenn sie tatsächlich als die zwei voneinander unabhängigen Abenteuer gekennzeichnet gewesen wären, die sie auch sind. Der Übergang vom einen ins andere ist ein wenig dürftig und sehr konstruiert.

Harolds Nichte Dinah konnte mich als neuer Charakter ebenfalls nicht begeistern. Sie ist mir zu pampig. Ihre Entwicklung vom arroganten, verzogenen Gör zur neuen Freundin fand ich wenig überzeugend. Die Gestaltung ihres Gesichts, das permanent herablassend und schlecht gelaunt wirkt tat dem Charakter ebenfalls nicht gut.

Alles in allem ein toller neuer Yoko Tsuno-Band mit ein paar Schwächen.

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Veröffentlicht am 02.05.2020

Der Rächer mit der Maske

Im Zeichen des Zorro
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Das südkalifornische Städtchen wird von einem geheimnisvollen Rächer heimgesucht, der Unschuldige verteidigt und Unrecht verfolgt. Korrupte Beamte, verwilderte Soldaten und habgierige Geschäftsleute haben ...

Das südkalifornische Städtchen wird von einem geheimnisvollen Rächer heimgesucht, der Unschuldige verteidigt und Unrecht verfolgt. Korrupte Beamte, verwilderte Soldaten und habgierige Geschäftsleute haben nichts zu lachen, denn Zorro ist sofort zur Stelle, wenn einer von ihnen einen Coup gelandet hat. Der Gouverneur setzt ein Kopfgeld auf den mysteriösen Mann aus, doch die hübsche Lolita hat sich in den Rächer verliebt. Das Werben des wohlhabenden, einflussreichen und völlig desinteressierten Don Diegos lässt sie kalt, obwohl diese Verbindung ihre Familie vor dem Untergang retten würde.

Ein wunderbarer Abenteuerroman, der hier in der Originalfassung vorliegt. Man glaubt, man würde Zorro kennen – die fast schon legendäre Liebesgeschichte von Lolita, die zwischen dem ungesetzlichen Rächer und kraftlosen reichen Erben steht, die schurkischen Soldaten, die Karikatur eines Sergeanten Gonzales – und doch erlebt man sie in diesem Roman vollkommen neu. Es gibt viel zu Schmunzeln. McCulley hat seine Charaktere so überzeichnet, dass man sich herrlich unterhält. Trotz des Humors kommt auch die Spannung nicht zu kurz. Ein Abenteuer jagt das andere. Die episodenhafte Struktur kommt dieser Kombination entgegen und so mag man vielleicht nicht gerade in atemloser Spannung folgen, vor allem da die Identität von Zorro nun schon fast Allgemeinwissen ist, aber das beeinträchtigt den Unterhaltungswert dieses klassischen Abenteuers in keinem Punkt.

Als Bonus gibt das Nachwort von S.R. Curtis einen kurzen Überblick über die Text-, Film- und Rezeptionsgeschichte des Romans.

Ein lesenswerter, nostalgischer Klassiker. Spannend, witzig und auch immer wieder für eine Überraschung gut.

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