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Veröffentlicht am 13.07.2018

Spannend bis zum letzten Kapitel

Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär
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Alles beginnt in einer Nussschale auf dem Meer. Hier fängt nicht nur das Leben, des berühmtesten Bären an, sondern auch die Geschichte. Niedergeschrieben in der Ich-Perspektive aus der Sicht des Blaubären ...

Alles beginnt in einer Nussschale auf dem Meer. Hier fängt nicht nur das Leben, des berühmtesten Bären an, sondern auch die Geschichte. Niedergeschrieben in der Ich-Perspektive aus der Sicht des Blaubären ist es wohl eines der phantastischsten Bücher von Walter Moers. Ein Buntbär lebt siebenundzwanzig Leben, heißt es hier und Blaubär lässt uns an der ersten Hälfte teilhaben, seinen ersten 13 ½ Leben. Da er unterschiedlich lange für ein Leben braucht, sind auch die Kapitel unterschiedlich lang.
Auf den siebenhundert Seiten wird hier in dreizehneinhalb Kapiteln feinstes Seemannsgarn gesponnen und dabei wird auch nicht eine kuriose Ecke in Zamonien außen vor gelassen. Der Leser durchquert süße Wüsten mit denkendem Treibsand, riesige Wälder mit halluzinogenen Spinnennetzen, lernt Sprechen mit der Hilfe von Tratschwellen und fliegt auf dem Rücken von Rettungssauriern. Käpt'n Blaubär verrät uns wie Atlantis verschwunden ist und wie wenig man sich auf die Wahrscheinlichkeit verlassen kann.
Wer sich die farbige Sonderausgabe holt oder geholt hat, kommt in den besonderen Genuss sehr lebendiger Illustrationen, coloriert von Florian Biege. Welcher übrigens auch an den Graphic Novels mitgearbeitet hat. Außerdem gibt es farbliche Unterscheidungen im Text, welche hin und wieder sehr hilfreich und praktisch sein können. Erschienen ist die erste, farbige Neuauflage 2013, da hat Moers bereits an seiner Graphic Novel gearbeitet.
Dieser Band ist aus vielerlei Hinsicht ein Erlebnis für sich. Meine Generation ist mit den Kurzgeschichten aufgewachsen, die bei „Der Sendung mit der Maus“ ausgestrahlt wurden. Natürlich vermisst man einige der altbekannten Figuren, wie Hein Blöd. Aber dafür trifft man ganz viele neue und auch etliche schon bekannte, wie Rumo, Hildegunst von Mythenmetz, Fredda und einige mehr. Walter Moers hat es tatsächlich fertig gebracht, seine Erzählungen in dem Roman so zu gestalten, dass man als Leser geneigt ist, diese als Seemannsgarn abzutun, was unter anderen Umständen ein Todesurteil für Bücher ist. Hier ist es gewollt, sogar eine Pflicht, immerhin ist es die Biographie von dem berühmtesten Lügenerzählers der Welt.
Ein Leben ist aufregender und gefährlicher wie das andere und manchmal fliegen einem die Ereignisse nur so um die Ohren. Dabei sollte sich der Leser nicht von den siebenhundert Seiten abschrecken lassen. Es gibt mehr als genug Stellen, an denen man das Buch gar nicht mehr weglegen möchte. Ich finde sogar, dass es Vorlesecharakter besitzt.
Das Ende des Romans ist überraschend unspektakulär. Fast schon gediegen in seiner Erzählweise. Aber Rückblickend auf den Roman ein verdientes ruhiges Ende.