Profilbild von Buecherfresserin49

Buecherfresserin49

Lesejury Star
offline

Buecherfresserin49 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Buecherfresserin49 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.11.2018

Der Raub des Sommernachtstraums

Narren und Sterbliche
0

Im Winter 1595 bekommt es die Schauspielertruppe um William Shakespeare und seinen Bruder Richard nicht nur mit der Kälte zu tun, sondern auch mit Konkurrenz. Diese ist sich nicht zu schade, ein neues ...

Im Winter 1595 bekommt es die Schauspielertruppe um William Shakespeare und seinen Bruder Richard nicht nur mit der Kälte zu tun, sondern auch mit Konkurrenz. Diese ist sich nicht zu schade, ein neues Manuskript von Shakespeare zu stehlen. Dabei handelt es sich um „Der Sommernachtstraum“, der zur Hochzeit einer Adeligen uraufgeführt werden soll. Die Schauspieler besitzen zwar die Gunst der Königin, aber das hilft Shakespeare wenig. Nur sein gutaussehender Bruder Richard, der endlich aus seinen Frauenrollen heraus will, wittert hier seine Chance, zu einer männlichen Hauptrolle zu kommen. Er will das Manuskript zurückholen und seinem Bruder so beweisen, dass er mehr kann, als nur schöne Rollen zu spielen. Ganz nebenbei trifft Richard auf die junge und patente Sylvia, die er umgarnt und für sich zu gewinnen hofft. Doch gelingt Richards Plan?
Schon äußerlich haben die beiden Brüder wohl keine Ähnlichkeit. William ist herrisch und gängelt seinen Bruder Richard und der ist von diesem abhängig. Widerlich, dass William seinen Bruder in ein Jungenbordell geschickt hat. Wie kann er ihm dies antun? Später nähern sich die beiden an, doch meist ist William nicht sonderlich nett zu seinem Bruder und gibt ihm Frauenrollen. Vielleicht ändert sich etwas, wenn Richard der Diebstahl des Skriptes gelingt.
Dieses zentrale Thema beherrscht das Hörbuch „Narren und Sterbliche“, in dem Bernard Cornwell geschickt Geschichte mit Fantasie verwebt. Besonders aufgefallen ist mir die detailgenaue Beschreibung von Kleidung, Gepflogenheiten am Theater und vieles mehr. Die Sprache ist der Zeit angepasst, manchmal deftig, aber auch humorig und leicht zu verstehen. Der Autor scheint eine besondere Liebe zur Theaterwelt zu haben, das spricht aus jeder Zeile. Die Geschichte ist zudem spannend und lebt auch vom Sprecher Frank Stieren. Er gibt jedem Charakter eine eigene Stimme und macht sie somit unverwechselbar. Besonders die Männer in Frauenrollen waren sehr lustig, aber sicherlich nicht immer leicht zu sprechen. Ich habe mit Richard mitgefiebert, mitgelitten und hätte William Shakespeare wegen seines ungerechten Verhaltens seines Bruders gegenüber schütteln können. Ich befand mich mitten in der Theaterwelt, dem kalten Winter Londons und der Stimmung innerhalb der bunten Künstlertruppe, so dass die Zeit für mich lebendig wurde. Es hat viel Spaß gemacht, diesen historischen Roman zu hören und daher fällt es mir leicht, fünf Sterne zu vergeben.

Veröffentlicht am 25.10.2018

Das eiskalte Geschäft mit Menschen

In eisiger Nacht
0

Tony Parsons lässt seinen Charakter DC Max Wolfe vom West End Central in London die Geschichte um Menschenschmuggel, Gangsterlegenden, alte Zuhälter, Pflegekräftemange und ein Flüchtlingslader in Dünkirchen ...

Tony Parsons lässt seinen Charakter DC Max Wolfe vom West End Central in London die Geschichte um Menschenschmuggel, Gangsterlegenden, alte Zuhälter, Pflegekräftemange und ein Flüchtlingslader in Dünkirchen erzählen. Max Wolfe hat trotz seines harten Jobs ein gutes und weiches Herz. Nicht nur seine kleine Familie – seine Tochter Scout, Spaniel Stan und die treusorgende Mrs Murphy – liegen ihm am Herzen. Er sorgt sich ebenfalls um seine Kollegen Billy Greene und Edi Wren. Als er eines Tages nach Chinatown gerufen wird, findet er dort einen Kühllaster mit 11 toten Mädchen ganz unterschiedlicher Herkunft vor. Nur eine – Hana Nowak aus Rumänien – lebt, stirbt aber kurze Zeit später im Krankenhause, während er an ihrem Bett sitzt. Bei seinen Ermittlungen ergeben sich immer neue Spuren oder Ansätze und das brutale und schmutzige Geschäft mit Mädchen aus kriegsgebeutelten und/oder armen Ländern rückt immer mehr in den Fokus. Nicht nur der Tod vieler Mädchen, sondern auch die ungewöhnliche Kälte seiner Vorgesetzten DCI Pat Whitestone setzen Max Wolfe zu. Trotz seines harten Jobs und der Brutalität, der er fast täglich begegnet, hat er sich seine Menschlichkeit und Empathie bewahrt. So ist es wenig verwunderlich, dass Max im Laufe des Falles an seiner Berufung zweifelt und die Vorgehensweise seiner Vorgesetzten hinterfragt.
In diesem Krimi werden ganz aktuelle Themen aufgegriffen und geschickt miteinander verbunden. Der Autor ist auch nicht zimperlich bei blutigen Auseinandersetzungen, da finde ich es ganz erfreulich, dass Max Wolfe einen starken Charakter hat und dadurch einen Gegenpol bildet. Viele Protagonisten in Kriminalromanen sind verschrobene Typen, die das Gesetz oft auf ihre ganz eigene Art auslegen oder total kaputt und selbstmörderisch daherkommen. So ist es angenehm, einen geradlinigen Polizisten mit Tochter, Hund und einer irischen Haushälterin mit Familienanschluss kennenzulernen. Für mich war der Schreibstil ganz angenehm zu lesen und die meisten Handlungen gut zu verstehen. Mit DCI Whitestone hatte ich so meine Probleme. Zwischendurch fiel der Spannungsbogen ab, was aber der Geschichte keinen Abbruch tat. Einige Charaktere neben Max, Edie und Nesha, z.B. den tätowierten, falschen Troy konnte ich mir dank der guten Beschreibung recht lebhaft vorstellen. Auch die Gepflogenheiten in Chinatown wurden für mich wie auch Keit Li und Ginger Gonzales lebendig. Es lohnt sich bestimmt, auch die vorherigen Bücher von Tony Parsons zu lesen. Obwohl ich die Vorgeschichte von Max Wolfe nicht kannte, hatte ich nie das Gefühl, der Geschichte nicht folgen zu können. Der Krimi „In eisiger Nacht“ kann gut als alleinstehender Roman gelesen werden.
Wäre es kein Krimi, könnte man von einem schönen Ende sprechen – wie Max Wolfe vor Edies Wohnung steht und schließlich bei ihr läutet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Spannung
Veröffentlicht am 05.10.2018

Glück und Unglück eines jungen Mannes in der ewigen Stadt

Römisches Fieber
0

Das Schicksal hat es mit Franz Wercker nicht gut gemeint. Völlig verzweifelt und kraftlos flieht er vor dem Gesetz in seiner Heimat Bayern über die Alpen an den Gardasee. Bevor er seinem Leben im See ein ...

Das Schicksal hat es mit Franz Wercker nicht gut gemeint. Völlig verzweifelt und kraftlos flieht er vor dem Gesetz in seiner Heimat Bayern über die Alpen an den Gardasee. Bevor er seinem Leben im See ein Ende setzen kann, trifft er den erfolgreichen, aber überheblichen Schriftsteller Cornelius Lohwaldt. Diese Begegnung wird für Franz zum Wendepunkt in seinem Leben. Durch ein großes Unglück schlüpft er in die Identität des Künstlers und setzt dessen Reise samt Stipendium König Maximilians nach Rom fort. Dort angekommen taucht er tief in die Künstlerkreise jener Zeit ein und baut ein Lügengerüst auf, das in bald zu ersticken droht. Stets geplagt von Gewissensbissen und erfüllt von der Freundschaft zum Maler Georg ist ihm wohl bewusst, dass sein Leben auf Dauer nicht vom Glück begünstigt ist. Anfangs sieht er seinen Wunsch, als Schriftsteller erfolgreich und frei zu sein, immer näher kommen und genießt seine kleinen Erfolge und die Gemeinschaft mit den anderen Künstlern. Da beschließt Lohwaldts Schwester Isolde, nach Rom zu reisen, um der Enge ihres Elternhauses zu entfliehen und getrieben vom Misstrauen gegenüber den Briefen ihres vermeintlichen Bruders. Spätestens jetzt droht Franz‘ Täuschung aufzufliegen.
Die Geschichte spielt im Jahre 1818 als sich viele deutsche Künstler in Rom eine eigene kleine Gemeinschaft aufgebaut hatten. Der Autor versteht es wunderbar diese Gesellschaft vor dem inneren Auge des Lesers lebendig zu machen. Seine Landschaftsbeschreibungen des Gardasees sind ebenso bildhaft wie auch die bunte Vielfalt der Künstler in der Ewigen Stadt. Sein Schreibstil ist der damaligen Zeit angepasst und zeichnet sich durch Ironie und manchmal bissigem Humor aus. Ganz wunderbar finde ich so kleine Begebenheiten wie z.B. der mitreisende Herr, der ständig in seinen Taschen nach etwas sucht oder Herr Köhler aus Sachsen, dessen Mundwerk nie stillsteht. Da konnte ich mir so manches Mal das Lachen nicht verkneifen. Neben den historischen Fakten kam die Spannung im Roman nicht zu kurz und ich habe mit Franz/Cornelius mitgelitten und gehofft, dass die ganze Geschichte gut für ihn ausgeht. Dies macht für mich einen gelungenen und lebendigen Roman aus, in den ich eintauchen und meinen Alltag ausblenden kann. Christian Schnalke hat die Charakterzüge von Franz sehr gut herausgearbeitet und ihn authentisch dargestellt. Auch die verschiedenen Protagonisten sind sehr differenziert beschrieben, so dass ich mir jeden Einzelnen gut vorstellen konnte.
Ganz besonders überrascht und fasziniert war ich, dass Franz Wercker in Grünenfurt bei Memmingen aufgewachsen ist. Als Memmingerin kam ich da besonders auf meine Kosten, da ich das Schloss Grünenfurt zumindest von außen kenne und nun dazu noch recherchiert habe.

Veröffentlicht am 04.10.2018

Eine wilde und bunte Weltreise mit Urwölfen

Schwarzmond
0

„Schwarzmond“ ist die Fortsetzung von „Blut schreit nach Blut“ und knüpft direkt an der Geschichte an.
Nachdem Astrum und Luna ihm erfolglos eine Falle gestellten haben, fliehen sie vor dem unberechenbaren ...

„Schwarzmond“ ist die Fortsetzung von „Blut schreit nach Blut“ und knüpft direkt an der Geschichte an.
Nachdem Astrum und Luna ihm erfolglos eine Falle gestellten haben, fliehen sie vor dem unberechenbaren Werwolf Lodwig. Dieser muss sich erst an seine neue Gestalt, seine immensen Kräfte und seine Verwandlung zu Vollmond gewöhnen. Auf ihrer Flucht wachsen Astrum und Luna immer mehr zusammen und werden zu einem „Liebespaar“. Luna fühlt sich als Urwölfin wesentlich wohler als als junges Burgfräulein mit den auffälligen Haaren. Sie muss ihr wahres Wesen nicht mehr verstecken und genießt Astrums Nähe. Jedoch gibt es für die beiden keine Zeit, ihre Zweisamkeit zu genießen. Ständig fliehen sie vor Lodwig und müssen Tag und Nacht vor anderen Urwölfen auf der Hut sein. Währenddessen erfährt Luna immer mehr über Astrums altes Leben und das Mysterium der Urwölfe und Lykia.
In einer parallelen Erzählung lernen die Leser/innen Autorin einen neuen Charakter – die junge Meredith – kennen. Sie führt mit ihrem körperlich beeinträchtigten und brutalen Vater nebst ihrer missgünstigen Schwester ein entbehrungsreiches, elendes Leben und trotzdem scheint sie voller Liebe zu sein, welche sie vor allem ihrer kleinen Nichte Anora entgegenbringt. Eines Tages verändert sich ihr Leben durch eine ganz besondere Begegnung und gibt der Geschichte um Astrum und Luna eine neue Wendung.
Aikaterini Maria Schlösser schickt ihre Urwölfe Astrum und Luna sowie den Werwolf Lodwig einmal rund um den Erdball. Natürlich in rasender Geschwindigkeit, denn schließlich haben alle drei wesentlich mehr Ausdauer und Schnelligkeit vorzuweisen als ein herkömmlicher Wolf oder gar ein Mensch. Dabei fliehen die beiden nicht nur vor Lodwig, der ihnen getrieben von unbändigem Hass auf den Fersen ist, sondern sie müssen sich auch vor anderen Urwölfen und vor allem vor den Lykia in Acht nehmen. Als erste Urwölfin der Geschichte stellt Luna eine große Versuchung für die Urwölfe dar.
Zusammen mit dem wunderschönen Cover und den liebevoll gestalteten Zeichnungen im Buch ist der zweite Teil um Luna unglaublich spannend. Aikaterinis unverwechselbarer Schreibstil hat mich von der ersten Seite an gefesselt und mich mitgenommen auf eine fantastische Reise mit Astrum und Luna. Die Beschreibungen der Gefühlswelt der drei Hauptfiguren Astrum, Luna und Lodwig geben so tief, dass meine eigene Vorstellungskraft beflügelt wurde und ich mich mitten in der Geschichte und einer Welt voller magischer Momente zwischen den Liebenden und der Brutalität des Überlebenskampfes und des Tötens wiederfand. Besonders begeistert hat mich die Kommunikation zwischen den Charakteren – diese findet in deren Gedanken und Empfindungen statt und so sind sie stets miteinander verbunden. So erklärt Astrum Luna ihrer beider Seelen mit Lodwig: „Ich bin der Ursprung seiner Wolfskraft. Seine Gedanken werden immer zu mir zurückkehren. So wie auch zu dir. Ganz gleich, wie viele Jahre vergehen. Ganz gleich, was alles geschehen mag. Seine Gedanken werden immerzu um dich kreisen.“ Diese schicksalshafte Verbindung ist ein zentraler Punkt in „Schwarzmond“ und hat mich von Anfang an begeistert. Aikaterini versteht es mit ihren Landschaftsbeschreibungen die Mystik der Geschichte ganz bildhaft vor dem inneren Auge des Lesers entstehen zu lassen. „Obwohl die Gebirgskette noch fern war, erhob sie sich so mächtig in den Himmel, als würde sie den Wolken ihren Platz am Firmament streitig machen wollen. … Doch die Berge zogen sich von Ost bis West über die ganze Länge des Horizonts. Die zahlreichen Gipfel muteten wie der gezackte Rücken eines gewaltigen Drachens an.“
In „Schwarzmond“ bekommen die Hauptcharaktere mehr Tiefe und auch die dunklen bzw. hellen Seiten (z.B. bei Lodwig) kommen zum Vorschein, so dass es kein klares Gut und Böse gibt. Eines steht zweifelsfrei fest: ich bin ein großer Fan der historischen Fantasyromane von Aikaterini geworden und warte schon sehnsüchtig auf die Fortsetzung dieser Reihe. Daher fällt es mir sehr leicht, die vollen 5 Punkte für dieses tolle Buch zu vergeben.

Veröffentlicht am 28.09.2018

Unterhaltsamer Roman zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges

Das Geheimnis der Papiermacherin
0

Nürnberg anno 1621: Anna Pecht ist eine junge Frau, auf deren Schultern bereits viel Verantwortung lastet. Nach dem Tod ihrer Mutter spielt und trinkt ihr Vater lieber, als sich um die Papiermühle zu kümmern. ...

Nürnberg anno 1621: Anna Pecht ist eine junge Frau, auf deren Schultern bereits viel Verantwortung lastet. Nach dem Tod ihrer Mutter spielt und trinkt ihr Vater lieber, als sich um die Papiermühle zu kümmern. Dadurch steht die Mühle kurz vor dem Aus! Für Anna bedeutet die Mühle ihr ganzes Leben und darum will sie kämpfen. Mit nicht ganz legalen Mitteln beginnt sie gemeinsame Sache mit ein paar Lumpenhändlern zu machen. Doch diese Unternehmungen sind sehr gefährlich, denn der wohlhabende und dubiose Bartholomäus von Treist duldet keine Konkurrenz. Da erfährt Anna überraschend Unterstützung.
Ein historischer Roman, der während des Dreißigjährigen Krieges spielt und den Kampf der Nürnberger ums Überleben aufleben lässt, hat mich sehr neugierig gemacht. Zudem steht hier eine junge Frau im Mittelpunkt, die die Rolle übernimmt, die ihr Vater schon länger nicht mehr ausfüllt. Dieser Stoff und der leicht zu lesende Schreibstil machen den Roman zu einer kurzweiligen und schönen Unterhaltung. Am besten haben mir die Beschreibungen der mittelalterlichen Stadt Nürnberg und das Leben der Bewohner gefallen. Alle Charaktere im Roman sind authentisch und bleiben sich selbst treu. So blieben sie unverwechselbar und ich konnte sie mir gut vorstellen. Anna Pecht ist eine starke Frau und oft auch äußerst leichtsinnig. Hier wird die Geschichte für mich schwierig, denn sie hat oft mehr Glück als Verstand und das finde ich nicht sehr real. Zudem nimmt das Geschehen zum Ende hin einen vorhersehbaren Verlauf, was die Spannung nimmt. Trotzdem hat mir das Buch gut gefallen, da ich neben den historischen Aspekten, den Gepflogenheiten und Standesunterschieden viel über die Papierherstellung jener Zeit erfahren habe.