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Veröffentlicht am 23.03.2018

Leicher historischer Krimi

Tod im Höllental
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Freiburg im November 1416:
Aus der neugierigen, eigenwilligen und klugen Begine Serafina soll in Kürze die Ehefrau des Stadtarztes Adalbert Achaz werden. Die Hochzeitsvorbereitungen laufen auf Hochtouren ...

Freiburg im November 1416:
Aus der neugierigen, eigenwilligen und klugen Begine Serafina soll in Kürze die Ehefrau des Stadtarztes Adalbert Achaz werden. Die Hochzeitsvorbereitungen laufen auf Hochtouren und die Brautleute freuen sich schon sehr auf die Feier. Es könnte alles so schön sein, wenn … ja, wenn da nicht die aufkommende Hetze gegen die Beginensammlung wäre. Serafina lebt nach wie vor in Gemeinschaft mit ihren Schwestern, die sich liebe- und aufopferungsvoll um die Armen und Sterbenden in und um Freiburg kümmern. Ihre weltoffene Lebensweise – sie gehören keinem Orden an – ist allerdings nicht nur diversen Ratsherren ein Dorn im Auge, sondern auch ein dreister und gefährlicher Wanderprediger samt Scholar will die Beginen vertreiben. Zunächst wird mit Tierblut „Ketzerinnen“ an die Hauswand der Beginen geschmiert, doch kurz darauf wird eine junge Schwester, die der Lämmlein-Sammlung angehört, tot in einer Gasse aufgefunden. Ehe es sich Serafina und Adalbert versehen geraten sie in Gefahr, als sie nach 2 weiteren Beginen suchen, die sich auf den Weg nach Villingen machten, um dort den Konstanzer Fürstbischof um Hilfe zu bitten. Ihr Weg führt sie ins gefürchtete Höllental, in dem es angeblich spuken soll.
Vorweg sei gesagt, dass ich die 3 Vorgängerbände rund um die Begine Serafina nicht kenne. Dennoch hatte ich keine nennenswerten Schwierigkeiten, mich in der Geschichte zurechtzufinden. Der Schreibstil ist wunderbar leicht, ohne langweilig zu sein. Die historischen Gegebenheiten sind gut recherchiert und die damalige Zeit wird beim Lesen lebendig. Aberglaube, Angst, Missgunst und starre Konventionen werden von Astrid Fritz ganz eindrücklich geschildert. So konnte ich der Geschichte um Serafina recht gut folgen und befand mich schließlich gedanklich im Mittelalter und im Höllental wieder. Dass zur damaligen Zeit Gebete als Zeitspanne, z. B. „Ein Vaterunser später …“ genutzt wurden, war mir neu.
Am Anfang des Buches befindet sich ein Namensregister mit teils ganz lustigen Anmerkungen zu den handelnden Personen, welche sich im Laufe des Buches erschließen. Ganz hilfreich ist auch das Glossar zu verschiedenen Begriffen am Ende des Buches.
Die Geschichte nimmt einige Wendungen, leider ohne große Überraschungen und manchmal war ich über die Blauäugigkeit der Protagonisten genervt. Aufgefallen ist mir dabei auch die mehrfache Wiederholung des Satzes „Ihr Schicksal war besiegelt.“ Doch alles in allem ist „Tod im Höllental“ ein ganz kurzweiliger Krimi mit historischem Hintergrund, der für Unterhaltung sorgt und leicht zu lesen ist.

Veröffentlicht am 18.03.2018

Auf den Spuren eines langen Lebens

Ein mögliches Leben
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Franz Schneider und sein Enkel Martin haben keine große Bindung und doch schlägt Martin seinem Großvater vor, mit ihm in dessen Vergangenheit zu reisen: in die USA. Während ihres Aufenthalts schweifen ...

Franz Schneider und sein Enkel Martin haben keine große Bindung und doch schlägt Martin seinem Großvater vor, mit ihm in dessen Vergangenheit zu reisen: in die USA. Während ihres Aufenthalts schweifen Franz‘ Gedanken immer wieder in seine Zeit im Gefangenenlager in Texas und Utah ab. Nachdem er in der Normandie kurz vor Ende des 2. Weltkrieges von den Amerikanern gefangen genommen wurde, führte ihn seine „Reise“ in die USA. Zunächst kam ihm das Gefangenenlager wie ein Feriencamp vor: Essen gab es genügend, die Gefangenen wurde gut behandelt, ihre Unterkunft war sauber und ihre Arbeit auf den Feldern während der Kartoffel- und Baumwohlernte annehmbar. Doch gab es unter den deutschen Kriegsgefangenen zwei Lager: die Hitlertreuen, die immer noch felsenfest an den Endsieg glaubten und die Kriegsmüden, die sich Frieden, Freiheit und ein rasches Ende der Kämpfe wünschten.
Was für Martin eher als viel zu spontane und wenig durchdachte Idee begann, wird zu einer spannenden Reise für beide: der Enkel erlebt den sonst so reservierten, kühlen und streng nach seinen Überzeugungen lebenden Großvater sehr nachdenklich und manchmal geradezu träumerisch. Martin hört seinem Großvater zu und spürt ganz deutlich dessen Zerrissenheit, seine Scham, Angst und auch Schuld. Und er selbst beginnt über sein eigenes Leben nachzudenken.
Eine wichtige Rolle spielt Franz‘ Steinsammlung zur Erinnerung und nachvollziehbar für sein Leben – für ihn legen die Steine Zeugnis für seine Lebensreise dar. Durch den Geschmack der Steine – ja, er nimmt sie in den Mund, um das Land/die Erde zu schmecken – hält er die Erinnerungen am Leben und kann sie jederzeit wieder erfahrbar machen. Seine ganz eigene Methode gegen das Vergessen!
Franz ist ein verantwortungsvoller Mann, denn er stand zur schwangeren Johanna und hat dafür auf seinen Traum, in die USA auszuwandern und ein neues – ein mögliches – Leben mit Wilma verzichtet. Seine Zerrissenheit, Angst und Scham, aber auch seine konsequente Lebenseinstellung und die Verdrängung und spätere Aufarbeitung seiner Erlebnisse sowie die Ohnmacht beim Aufspüren von Verbrechern aus der Naziherrschaft beherrschen diesen Roman und hinterlassen einen langen Nachhall beim Leser.
Die Tochter Barbara, die nach ihrer heimlichen Hochzeit mit Konstantin von ihrem Vater aus dem Haus geworfen wurde, hat ihrem Vater nie verziehen. 10 Jahre lang herrschte absolute Funkstille zwischen den beiden und erst der Enkel Martin hat die beiden wieder aufeinander zugeführt. Keine besondere emotionale Bindung, Verletzungen aus der Vergangenheit halten beide zurück, wirklich aufeinander zuzugehen. Franz macht einen Schritt auf Barbara zu, als er ihr die vielen Dokumente, die sein Leben belegen, schickt und sie in seine Vergangenheit eintauchen lässt.
Hannes Köhler erzählt sehr anschaulich und authentisch von einer zerrütteten, kühlen Vater-Tochter-Enkel-Beziehung, die es allen Beteiligten schwer macht, den anderen so zu akzeptieren, wie er ist. Zudem taucht der Leser tief in die Vergangenheit von Franz Schneider und dessen Leben kurz vor Ende des 2. Weltkriegs ein.
Das um 45 Grad gedrehte Cover steht als Sinnbild für die Weite der amerikanischen Landschaften und eine Möglichkeit, die jedoch unerfüllbar ist. Der Titel „Ein mögliches Leben“ ist gut gewählt, denn es weist auf die Zerrissenheit des Hauptcharakters Franz hin und stellt dem Leser die Frage: Welches Leben wäre möglich gewesen?
Anfangs war der Roman schwierig zu lesen, denn die Vergangenheit, in die Franz immer wieder eintaucht, hebt sich nicht bildhaft von der Gegenwart ab. Doch bald bemerkt der Leser, dass Franz‘ Vergangenheit im Präsens und die Gegenwart in der Vergangenheitsform geschrieben ist.
Für mich war dieser Roman ein absoluter Lesegenuss und die Geschichte hat mich noch lange beschäftigt. Ich kann das Buch jedem empfehlen, der sich gerne mit der Vergangenheit aber auch mit den Parallelen zu den heutigen Strömungen in unserem Land auseinandersetzt.

Veröffentlicht am 08.03.2018

Familiengeschichte - spannend und ironisch verpackt

Salomes Tanz
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Mit „Salomes Tanz“ ist Doro May eine außergewöhnliche, skurrile, spannende, wahnwitzige und tragische Familiengeschichte gelungen. Wie sehr doch die Wahrnehmung eines Kindes von der des Erwachsenen abweicht! ...

Mit „Salomes Tanz“ ist Doro May eine außergewöhnliche, skurrile, spannende, wahnwitzige und tragische Familiengeschichte gelungen. Wie sehr doch die Wahrnehmung eines Kindes von der des Erwachsenen abweicht!

Als 3jähriges Mädchen kommt Marianne zu ihrer Großmutter ins Haus. Dort wächst sie bald in den Nachkriegsjahren nicht nur inmitten der Trümmer Essens auf, sondern auch in einer bunten Familie, die keine gemeinsame Blutlinie vereint. Mit Hilfe der Gelddepots ihres verstorbenen Großvaters – in jeder Ritze der geerbten Villa steckt ein Vermögen – leben Oma, Marianne, das traumatisierte Kindermädchen Edith, die Putzfrau Tante Scheffler, Onkel Hermann, Onkel Otto und schließlich die kleinwüchsigen Emil und Margit unter einem Dach. Bald gesellt sich noch der vermeintliche Amerikaner Uncle Billy zu der Truppe, die nur ein Ziel verfolgt: Rache! Rache an einem Mann, der sie während der Nazizeit verraten hat und nun dafür büßen soll. Dazu stellen sie ein Varieté auf die Beine, zu dem sich auch die bekannte Tänzerin Hetty/Paula aus den USA gesellt. Salomes Tanz soll das Highlight des Varietés bilden. Inmitten dieser Zeit wächst also Marianne auf und für sie sind alle Begebenheiten dieser Tage ein einziges Abenteuer – auch wenn sie oft nicht versteht, was die Erwachsenen vor ihren Augen und Ohren treiben.
Die Rahmenhandlung dieser Familiengeschichte spielt in der Gegenwart. Mariannes Enkel Lukas liegt nach einem selbstverschuldeten, schweren Unfall im Krankenhaus und bittet seine Großmutter, ihm ihre Geschichte zu erzählen. Da er und seine Freundin Pia die Erzählung so spannend finden, ist für beide klar, dass Oma Marianne alles aufschreiben muss.

Familiengeschichte … nichts ist so spannend, aufregend, geheimnisvoll, aber auch oft bitter und verstörend wie die eigene Familiengeschichte. Auch ich bin eine s.g. Kriegsenkelin und weiß nur wenig über das Leben meiner Großeltern und Eltern während des 2. Weltkriegs und danach. Meist ist das Trauma dieser Generation viel zu mächtig, als dass die Menschen darüber reden wollen oder überhaupt können. Es musste ja weitergehen und meiner Großmutter blieb mit 6 Kindern keine Zeit, darüber nachzudenken, was sie alles erlebt hat. Es ging nach dem Tod meines Großvaters ums Überleben! Aus dieser Perspektive und mit dem Wissen, dass Marianne aus einer jüdischen Familie stammt, hatte ich Bedenken, ob ich mit dem skurrilen Humor der Geschichte klar kommen würde. Ich wurde eines Besseren belehrt und konnte das Buch kaum zur Seite legen. Auf ganz spezielle Weise hat mich das Buch berührt, entsetzt, gut unterhalten, zum Lachen und Nachdenken gebracht und manchmal stand mir auch einfach der Mund vor Entsetzen oder Sprachlosigkeit offen. Doro May schafft es, den Leser mit auf eine ganz unwirkliche Reise in die Trümmer des Nachkriegsdeutschlands zu nehmen. Trotz der Gräuel und der ungeheuren Taten vieler Menschen blitzt auch Hoffnung durch die Zeilen. Hoffnung, dass eine kleine Gemeinschaft ein Kind auch in den schlimmsten Zeiten behüten und beschützen kann. Bei allem Humor hatte ich nie das Gefühl, dass hier Menschen der Lächerlich preisgegeben wurden. Ich denke, dass ein gewisser Galgenhumor viele davor bewahrt hat, nach so manchem Trauma nicht völlig durchzudrehen. Der Schreibstil der Autorin ist mal bissig, nachdenklich, oft knallhart und sie erschafft neue Wörter, die so nicht im Duden zu finden sind. Mariannes Familiengeschichte ist manchmal nur schwer zu verkraften und zeigt, wie eine noch so kleine Entscheidung das Leben vieler Menschen nachhaltig verändern kann. Da „helfen“ oft nur ein, zwei, drei Ouzo oder ein „Metternich“ mit Saft oder ohne.

Veröffentlicht am 07.03.2018

Luna und Astrum

Blut schreit nach Blut
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Bisher hat es mich nie zum Fantasy-Genre hingezogen. Doch die Verbindung zwischen Fantasy und historischem Roman hat mich neugierig gemacht. Dazu kam dann noch das beeindruckende Cover. Der Blick aus den ...

Bisher hat es mich nie zum Fantasy-Genre hingezogen. Doch die Verbindung zwischen Fantasy und historischem Roman hat mich neugierig gemacht. Dazu kam dann noch das beeindruckende Cover. Der Blick aus den eisblauen Augen von Luna und die Vollmondstimmung im Hintergrund zogen mich magisch an und so habe ich mich für ein Exemplar beworben. Letztlich habe ich gewonnen und bin mit auf die Reise durchs Mittelalter zur Schwarzburg gegangen.

Im Jahr 1272 wird im Schwarzwald die Schwarzburg – Heim der 16jährigen Luna und ihrer Eltern – angegriffen. Innerhalb kurzer Zeit wird Luna zur Waise und ihre Flucht führt sie in den Wald. Dort begegnet sie dem vermeintlichen Sternenpaar, das sie schon seit ihrer Kindheit bei Dunkelheit beobachtet. Dabei handelt es sich allerdings um einen riesigen Wolf. Trotz anfänglicher Angst entwickelt sich mit der Zeit eine tiefe Verbundenheit zwischen Luna und dem Wolf, den sie Astrum nennt. Ihre nächsten Verwandten, Onkel Hanco und Tante Binhildis, sorgen nach dem brutalen Überfall für Luna und die restlichen Bewohner. Inzwischen gehen seltsame Verwandlungen in Luna vor, die sie neben ihrer Trauer um die Eltern in eine große seelische Krise stürzt. Sie begreift nicht, warum ihr plötzlich Klauen wachsen und ihre Sinnesorgane sich verändern. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle beginnt und ein Versteckspiel, damit ihre Umwelt nichts von den Veränderungen mitbekommt. Gleichzeitig zieht es sie magisch in den Wald und hin zu Astrum. Eines Tages eröffnet ihr Onkel Hanco, dass er einen Ehemann für sie sucht. Luna wähnt sich in großer Gefahr und sucht verzweifelt nach einem Ausweg.

In diesem historischen Fantasy-Roman geht es nicht sonderlich zimperlich zu. Typisch fürs Mittelalter ist das Leben voller Gefahr, Brutalität, Hass, Tod und ganz klaren Regeln vor allem für Frauen. Doch auch Gefühle wie Liebe und Sehnsucht kommen nicht zu kurz.

Aikaterini Schlösser fängt mit ihrem Schreibstil die Stimmung der Zeit ganz treffend ein, schafft es aber auch, ihre Charaktere sehr vielschichtig zu gestalten und immer wieder mit Überraschungen aufzuwarten. So gibt es kein klares Gut oder Böse –außer bei Lodwig, den ich nach wie vor nicht leiden kann. Die Hauptfigur Luna ist sanft und rein – dabei scheint sie nie naiv oder gar dumm zu sein. Sie hat durchaus ihre eigenen Ansichten und widersetzt sich dem strengen Reglement ihres Onkels. Dabei verliert sie nie die Liebe zu ihren Mitmenschen aus den Augen. Für sie stellt Astrum nie das Monster/Biest dar, das andere in ihm sehen. Alles in allem ist sie trotz ihrer Reinheit eine junge Frau mit eigener Meinung und sehr stark. Die Autorin hat mit ihr eine ungewöhnliche Figur geschaffen – weder typische Amazone noch zarte Jungfer. Astrum/Godwin ist ein Wolf/Urwolf – also kein Werwolf, der sich bei Vollmond vom Mann in einen Wolf verwandelt – der sich seine vor allem positiven menschlichen Züge bewahrt hat und Luna stets beschützt. Die zarte Liebe, die zwischen den beiden wächst, hat mich tief berührt. Mit den Begriffen Urwolf, Werwolf, Halbmondwolf, Lykia etc. bin ich bisher nicht groß in Berührung gekommen und ich hatte so meine Probleme sie zu unterscheiden und mir der Eigenheiten dieser Geschöpfe bewusst zu werden. Ich habe mich in den Bann dieser Geschichte ziehen lassen und bin zeitweise nur so über die Seiten hinweggeflogen.
Das Ende ist absolut gelungen und unvorhersehbar. Das schreit nach einer Fortsetzung und die ist ja sogar schon fertig! Dieser historische Fantasy-Roman hat mich gefesselt und überrascht!

Veröffentlicht am 25.02.2018

Die Geschichte der berühmt-berüchtigten Familie Borgia

Die letzte Borgia
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Italien in den Jahren 1502 – 1503

Die Familie Borgia unter Papst Alexander VI weitet ihre Macht durch Intrigen, Krieg und Heirat über ganz Italien aus. Cesare Borgia zieht als großer, brutalter Kriegsherr ...

Italien in den Jahren 1502 – 1503

Die Familie Borgia unter Papst Alexander VI weitet ihre Macht durch Intrigen, Krieg und Heirat über ganz Italien aus. Cesare Borgia zieht als großer, brutalter Kriegsherr von einer Provinz zur nächsten, während Lucrezia zum dritten Mal verheiratet wird. Sie wird mit dem Herzog Alfonso d’Este nach Ferrara vermählt, wo sie ein geiziger Schwiegervater und eine neidische Schwägerin erwarten. Zudem ist ihr neuer Ehemann mit dem Bau von Kanonen beschäftigt und hat wenig für die Bedürfnisse seiner zweiten Ehefrau übrig. Was als Siegeszug der faszinierenden und geheimnisvollen Papsttochter Lucrezia quer durch Italien beginnt, endet in einem dramatischen Kampf auf Leben und Tod. Ihr Leben ist voller Pflichterfüllung und es bleibt nur wenig Platz für Lebensfreude und Liebe. Dennoch versteht Lucrezia sich darauf, ihr Leben im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu genießen: sie tanzt wie keine zweite und holt die Kunst an ihren Hof. Inzwischen thront ihr Vater als Papst in Rom fest über den Kardinälen und den italienischen Geistlichen und ihr Bruder vergrößert den Einfluss der Borgias durch geniale Kriegsführung.

Die geschichtlichen Hintergründe zum Aufstieg und der Machtausweitung der Familie Borgia haben mich fasziniert und nicht mehr los gelassen. Wie machtgierig und grausam diese spanische Familie sich durch Italien gekämpft und ihren Einfluss und ihre Macht ausgebaut haben, ist nicht immer leicht zu ertragen. Dabei sind die Geschwister Cesare und Lucrezia so verschieden und trotzdem in unverbrüchlicher Liebe miteinander verbunden. Dieser historische Roman ließ mich allein schon durch den Titel und den Klappentext hoffen, mehr über Lucrezia Borgia – deren Leben und „Leiden“ – zu erfahren. Letztlich wurde meine Erwartung enttäuscht, denn neben ihrem Vater – dem Papst Alexander VI – und ihrem Bruder Cesare, dem brutalen Kriegstreiber und Eroberer, bleibt Lucrezia zurück. Diese beiden Männer nehmen sehr viel Raum in der Geschichte ein. Dabei sind ihre Charaktere und ihre Entscheidungen durchaus interessant und ziehen den Leser unwillkürlich in ihren Bann. Der Schreibstil ist bisweilen kühl und die emotionale Seite der Geschichte kommt zu kurz. Schade! Trotzdem gefiel mir der historische Roman gut, denn Sarah Dunant verwebt geschickt gut recherchierte Geschichte und Fantasie miteinander. Sie geht auf Details ein und springt zwischen den verschiedenen Schauplätzen der Geschichte hin und her. Das tut dem Roman allerdings nicht immer gut, denn dabei verliert sie den Blick auf die Person Lucrezia oft aus den Augen.