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Veröffentlicht am 07.09.2017

Ein feinsinniger Roman über einen liebenswerten Gentleman

Ein Gentleman in Moskau
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Das Cover des Romans „Ein Gentleman in Moskau“ sticht mit seiner Schwarz-Weiß-Fotografie und den leuchtend neon-farbenen und erhabenen Buchstaben sofort ins Auge. Die Fotografie zeigt einen eleganten Herrn ...

Das Cover des Romans „Ein Gentleman in Moskau“ sticht mit seiner Schwarz-Weiß-Fotografie und den leuchtend neon-farbenen und erhabenen Buchstaben sofort ins Auge. Die Fotografie zeigt einen eleganten Herrn dar, der sich über die Brüstung eines offenen Fensters nach draußen beugt und nach unten sieht. Außerdem fühlt sich der Schutzumschlag wie von einer gummierten Schicht umgeben an. Edel sind der graue Buchrücken und das gleichfarbige Leseband samt Bindung.
Moskau 1922:
Es ist die Zeit nach der Entmachtung des Zaren und die Zeit der Bolschewiken in Russlang. Durch ein Urteil wird der charmante Graf Alexander Iljitsch Rostov – er hat das Pech, dem Adel anzugehören - von seiner Suite im Nobelhotel Metropol in Moskau in eine Abstell-kammer des Hotels verbannt und steht fortan unter lebenslänglichem Hausarrest. Sollte er einen Fuß vor das Hotel setzen, würde er erschossen. Graf Rostov muss sich von einigen Besitztümern trennen und richtet sich in dem winzigen Raum so gut es geht ein. Dabei verliert er weder seine Würde, seinen Optimismus noch seine Contenance. Er weiß sich durchaus mit Hilfe von edler Bettwäsche und der Lieferung eines Mille Fleurs in seiner kleinen Kammer einzurichten und pflegt einen geregelten Tagesablauf, um nicht dem Wahnsinn anheim zu fallen. Zudem lässt er seinen Geist durch Moskaus Straßen treiben – im Bewusstsein, dass er sie nicht betreten kann. Etwas eigenwillig gibt er den Restaurants im Hotel Metropol ganz eigene Namen und behandelt die Angestellten mit ausgesuchter Höflichkeit.
Eines Tages trifft er auf die neunjährige Nina Kulikowa, die ein ähnliches Schicksal teilt. Sie ist seit 10 Monaten im Hotel Metropol in der Obhut einer Gouvernante und darf nicht nach draußen. So kundschaftet sie das Hotel von oben bis unten aus. Immer öfter nimmt sie den Grafen mit auf ihre Expeditionen und er erzieht sie auf ihren Wunsch hin nach dem Vorbild einer Prinzessin. Als Nina eingeschult wird, hinterlässt sie dem Grafen ihren Generalschlüssel für das Metropol – so kann er seine Exkursionen fortsetzen und hinter die Kulissen des Hotelbetriebes blicken.
Unter den Bediensteten des Hotels findet er viele Freunde und so entsteht für den Grafen eine Art Familie. Vor allem als der die Verantwortung für die 5jährige Sofia, Tochter von Nina, unerwartet und auf unabsehbare Zeit auferlegt bekommt. Auch diese Situation meistert er auf seine ruhige und besonnene Art und Weise. Russland befindet sich im Wandel, was sowohl Gutes als auch Schlechtes mit sich bringt.
Mein Lieblingszitat – von Mischka, dem Freund des Grafen: „Wer hätte damals geglaubt, als du zu Hausarrest im Metropol verurteilt wurdest, dass du eines Tages der glücklichste Mensch Russlands sein würdest.“
„Towles ist ein Meistererzähler“ steht als Zitat aus der New York Times Book Review. Mit seinem feinsinnigen und philosophischen Schreibstil ist Towles mit „Ein Gentleman in Moskau“ ein Porträt längst vergangener Zeiten heraufzubeschwören. Obwohl die Geschichte rund um den Grafen Rostov sich „nur“ im Hotel Metropol mitten in Moskau abspielt, vermittelt der Autor dem Leser sehr gelungen die politischen, gesellschaftlichen und geschichtlichen Änderungen in der Zeit nach dem Tod der Zarenfamilie, der Entmündigung des Adels und der Machtübernahme durch die Bolschwiken. Die Zeit des Umbruchs, der Veränderungen und des „Neuanfangs“ im Russland Anfang der 2012 Jahre fängt er genauso bildhaft ein wie die gesellschaftlichen und charakterlichen Unterschiede der Angestellten, der Bewohner und der Gäste im Nobelhotel ein. Neben wunderschönen Formulierungen, die den Charakter des Grafen gut zur Geltung bringen, finden sich im Roman auch kleine Anekdoten, die so manches Schmunzeln ins Gesicht des Lesers zaubern. Amor Towles ist wahrlich ein Meister der stilvollen, bildhaften und philosophischen Betrachtungen über das Leben und die Menschen. Er besitzt ein Gespür für Menschen und lässt den Spannungsbogen nie abbrechen. Kein Wunder also, dass ich oft das Gefühl hatte, dem Grafen und seinen Gefährten durch das Hotel zu folgen. Die unterschiedlichen Charaktere hat er sehr detailliert ausgearbeitet und deren Emotionen sind durchweg glaubhaft.
Mich hat der Roman von der ersten bis zur letzten Zeile begeistert!

Veröffentlicht am 29.08.2017

Ein ungewöhnlicher, sehr anschaulicher Reise- und Geschichtsführer durch Italien

Sehnsucht Italien
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Die akustische Reise „Sehnsucht Italien“ führt den Hörer von Venetien im Norden über Florenz, Rom und Neapel bis weit in den Süden auf die Insel Sizilien, begleitet von Hintergrundgeräuschen, Musik oder ...

Die akustische Reise „Sehnsucht Italien“ führt den Hörer von Venetien im Norden über Florenz, Rom und Neapel bis weit in den Süden auf die Insel Sizilien, begleitet von Hintergrundgeräuschen, Musik oder den Stimmen von Italiener/innen, garniert mit Kochrezepten und kleinen Anekdoten. Abseits der Tourismusströme kann man sowohl in die italienische Kultur als auch die kulinarischen Genüsse den herrlichen Landes eintauchen. Die ganz unterschiedliche Gestaltung der Geschichten und Stimmen machen das Hören sehr abwechslungsreich und besonders interessant. Der Hörer sollte die Reise allerdings in kleinen Abschnitten genießen, um sich die Landschaft, die Menschen, die Städte und Dörfer und auch die Gerüche vergegenwärtigen zu können. Zudem schweifen die Gedanken sonst gerne ab und man überhört die eine oder andere Begebenheit. Durch „Sehnsucht Italien“ werden vergangene Epochen lebendig, Geschichte neu entdeckt und das dolce vita kommt auch nicht zu kurz.
Ich bin begeistert von dem ausführlichen Bericht über das „Casa Verdi“ – die Idee, einen Altersruhesitz für Künstler (Sänger/innen, Musiker/innen, Komponisten) zu schaffen, finde ich wunderbar. So bleibt nicht nur das Andenken an Verdi erhalten, sondern die „pensionierten“ Künstler/innen können ihren Erfahrungsschatz auch an die Studierenden weitergeben. Bei der Reportage über Friaul und Piemont ist mir das Wasser im Munde zusammengelaufen, als ich von den vielen Leckereien und nicht zuletzt vom Wein hörte.
Mit den Geschichten um Don Camillo und Peppone von Guareschi bin ich aufgewachsen. Als Kind habe ich diese alten Schwarzweißfilme gerne gesehen und über die ständigen Streitereien zwischen den beiden Italienern herzhaft gelacht - ist mir doch durch meine italienische Verwandtschaft das Temperament der Südländer wohl bekannt.
Ich möchte nicht alle Geschichten und Stationen vorwegnehmen und schließe nun mit meiner Meinung zum Hörbuch ab.
Das Hörbuch „Sehnsucht Italien“ ist mein erster akustischer Reise- und Geschichtsführer überhaupt und hat mir sehr gut gefallen. Ich bin überrascht, dass es möglich ist, nur durch das Hören einen Eindruck von einem „fremden“ Land zu bekommen. Gut, ich war schon in Venedig und Florenz, in Südtirol habe ich bereits als Kind so manchen Berg erklommen und ich bin im Lago Maggiore geschwommen und habe den Gardasee entdeckt – doch das sind nur Bruchstücke dieses wunderbaren, abwechslungsreichen Landes. Mit geschlossenen Augen habe ich den teils spannenden und mir völlig unbekannten Themen gelauscht. Die kleine Broschüre und die Landkarte runden den Hörgenuss wunderbar ab. Die nummerierte Landkarte hilft, die Orientierung nicht zu verlieren und sich in den Regionen zurechtzufinden. Zum Schluss ist sie da: die Sehnsucht nach Italien!

Veröffentlicht am 18.08.2017

Jede Menge falsche Fährten und Hochspannung bis zum Ende

Die Fährte des Wolfes
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Ein beeindruckendes Cover, das durch seine Farbgebung besticht. Es zeigt den Kopf eines Wolfes in schwarz-weiß, nur die Augen leuchten orangerot und der Titel sowie der Rahmen greifen diese lodernde Farbe ...

Ein beeindruckendes Cover, das durch seine Farbgebung besticht. Es zeigt den Kopf eines Wolfes in schwarz-weiß, nur die Augen leuchten orangerot und der Titel sowie der Rahmen greifen diese lodernde Farbe wieder auf. Ich finde es absolut gelungen und es ist mir sofort aufgefallen. Der Kurztext auf der Rückseite lässt auf einen ganz unkonventionellen Ermittler mit einem zweifelhaften Nachtleben schließen.
Die Autoren haben einen neuen, sehr ungewöhnlichen Ermittler geschaffen, der nachts zum Junkie mutiert und sich zu hypnotisierenden Beats die Seele aus dem Leib tanzt: Zack Herry. Der Vergleich mit Harry Hole und Lisbeth Salander kommt nicht von ungefähr und erscheint mir sehr passend.
Obwohl er noch sehr jung ist, gehört Zack Herry bereits einer Sonderkommission der Stockholmer Polizei an, was ihm nicht nur Freunde einbringt. Da ist auch der eine oder andere Neider unter den Kollegen und Kolleginnen. Zack Herry kämpft mit den Dämonen seiner Vergangenheit. Der Tod seiner Mutter lässt ihn nicht los und auch die Krankheit seines Vaters ist immer noch präsent. Die Freundschaft zu Abdula, mit dem er in Bredäng aufwuchs, ist trotz der unterschiedlichen Lebenswege, die die beiden eingeschlagen haben, sehr eng und ehrlich. In dem ersten Fall von Zack und seinem Team kann der Leser bereits einiges aus dem Leben und über den Charakter des neunen Ermittlers erfahren. Er gehört nicht zu den geradlinigen und zurückhaltenden Polizisten und geht oft ein sehr hohes Risiko ein – was sicherlich auch an seinem Kokainkonsum und seinen Dämonen liegt. Doch er hat meistens den Überblick und ein gutes Gespür – und ein gutes Herz besitzt er auch. Allerdings bleiben ein paar Verbrecher auf der Strecke, bis der Täter gefasst wird, was die interne Ermittlung auf den Plan ruft. Sein Vorgesetzter Douglas Juste stärkt ihm genauso den Rücken wie seine Partnerin Deniz Akin.
Eines Tages wird Zack Herry zu 4 Frauenleichen gerufen. Die Asiatinnen wurden brutal in einer kleinen Wohnung ermordet und verstümmelt. Sie waren in einem Massagesalon angestellt und hatten ihre Chefin in einer SMS noch um Hilfe gebeten. Zack und sein Team verfolgen erste Spuren und fragen sich, ob es sich um einen Fall von Rassismus handelt oder ob sich zwei in Konkurrenz stehende Gruppen (Bikerclub und Türkenmafia) in die Quere gekommen sind. Die Andeutung einer Zeugin lässt zudem vermuten, dass es um Frauenhandel gehen könnte. Allerdings erklärt dies nicht die Bisswunden, mit denen eine weitere Frau übersät ist. So fischen die Ermittler lange im Trüben und es geraten immer mehr potentielle Täter in das Blickfeld von Zack. Schnell wird klar, dass die Masseurinnen ihren Kunden weitere Dienste angeboten haben. Allerdings ist fraglich, ob dies freiwillig geschah. Plötzlich befinden sich Zack, Deniz, Sirpa, Rudolf und Kolllegen mitten in einem Strudel aus Gewalt, Frauenhass und Rassismus. Nebenbei müssen sich Zack und Deniz immer wieder mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinandersetzen und sie haben kein Problem, auch mal Grenzen zu überschreiten, um in ihren Ermittlungen vorwärts zu kommen. Dies gilt auch für die IT-Spezialistin Sirpa, die sich richtig in den Fall verbeißt. Leider unterlaufen Zack - umnebelt vom Kokain - auch Fehler und er hadert mit sich und seinem Beruf.
Bei „Die Fährte des Wolfes“ handelt es sich um einen rasanten, grausamen und super spannenden Thriller, der mit einigen Schockmomenten aufwartet. Nichts für empfindliche Leser! Die beiden Schriftsteller haben einen vielschichtigen, komplizierten, aber auch coolen neuen schwedischen Ermittler geschaffen, der Potential zu weiteren fesselnden Thrillern hat. Dabei bleibt Zack auch immer menschlich. Die Charaktere des Buches sind glaubhaft und tiefgründig dargestellt – die Sprache ist sehr direkt und derb. Der Spannungsbogen reißt nie ab, denn es ergeben sich immer neue, falsche Fährten und der Leser wird oft in die Irre geführt. Schließlich mündet der Thriller in einem atemberaubenden Ende. Ich fühlte mich geradezu in die Handlung hineingezogen – ein absolut gelungener Thriller, der einen nicht mehr loslässt.

Veröffentlicht am 18.08.2017

Ein etwas anderer Paasilinna

Weltretten für Anfänger
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Der Roman „Weltretten für Anfänger“ von Arto Paasilinna entstand bereits 1986 – also 4 Jahre vor meinem Lieblingsbuch „Der wunderbare Massenselbstmord“. Das hatte ich leider erst zum Ende des Hörbuchs ...

Der Roman „Weltretten für Anfänger“ von Arto Paasilinna entstand bereits 1986 – also 4 Jahre vor meinem Lieblingsbuch „Der wunderbare Massenselbstmord“. Das hatte ich leider erst zum Ende des Hörbuchs hin herausgefunden. Wie auch bei seinen anderen Büchern bestechen schon der Titel und das Cover mit seiner Originalität.
Surunen, seines Zeichens finnischer Sprachwissenschaftler, ist wahrlich ein Anfänger in Sachen Weltretten. Doch er ist wild entschlossen und verfügt über jede Menge Energie und Fantasie, um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Wie könnte ihn da ein unwissender Zollbeamter in Kalmanien (ein fiktives Land in Südamerika) aufhalten?! Der gute Mann denkt doch tatsächlich, dass es Finnland gar nicht gäbe. Mit seiner Freundin Anneli unterstützt Surunen seit Jahren politische Gefangene, so wie z. B. Ramon Lopez. Da allerdings die Obrigkeit in seinen Augen nichts unternimmt und nur wenig taugt, fühlt er sich geradezu berufen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. So bricht er zu einem aberwitzigen und gefährlichen Befreiungsunternehmen auf. Seine Reise führt ihn zunächst über Moskau, wo er mit dem russischen Pinguinforscher Lebkov so manche Flasche Whiskey leert. Dies ist der harmlose Anfang einer unglaublich skurrilen Reise nebst Erdbeben, Folter und Flucht durch ein diktatorisches Land. Vieles läuft nicht so wie geplant, doch der „kleine Magister“ Surunen weiß sich stets zu helfen und bleibt sich und seinem Vorhaben stets treu.
Arto Paasilinna ist mit dem Roman „Weltretten für Anfänger“ eine Satire mit einer überspitzten, ironischen und wirklichkeitsfremden, aber auch bisweilen naiven Darstellung von Handlungen und Erlebnissen durch Surunen gelungen. Er reist dabei von einer Diktatur in die nächste – zwar nur fiktiv, aber erschreckend aktuell – und prangert das jeweilige Regime an. Sein Humor rutscht dabei oft in brutale Begebenheiten ab und der Leser sollte dies im Hinterkopf behalten, um nicht enttäuscht oder sogar entsetzt zu sein. In diesem Roman zählt nicht allein der überspitzte Humor des Autors. Jeder Charakter seiner Geschichte glaubt das, was ihm gerade passt und lässt sich von Titeln und einem entsprechenden Ambiente blenden. Das zeigt sich vor allem in Surunens Einladung zu einem Vortrag über die hellenistische Kultur, zu dem er die Frauen ranghoher Militärs und Politiker des südamerikanischen Landes Kalmanien einlädt. Letztlich lassen sich alle durch den Schein trügen, denn Surunen erzählt nur Mist. Er hat sich seinen Vortrag aus den Fingern gesogen und verkauft sich in einem ansprechenden Ambiente als Experte, um sich den Zugang zu hohen Kreisen zu verschaffen. Das mag in der Realität vielleicht nicht so gelingen, doch die Geschichte hat gezeigt, was alles möglich ist. Der Schreibstil des Autors ist stets einfach gehalten und sehr direkt. Durch Jürgen von der Lippe als Sprecher wird das Hörbuch sehr lebendig. Er gibt den Charakteren unterschiedliche Stimmen und eine ganz eigene Art zu sprechen, was dazu führt, dass innere Bilder entstehen. Besonders die letzte CD, die in Kytislawonien spielt, hat mich zum Lachen gebracht. Opa Flasza ist für mich ein typischer Paasilinna Charakter und war mir sofort sympathisch.

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Veröffentlicht am 30.07.2017

Rätselhafte und brutale Morde in Philadalphia

Shutter Man
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Der Thriller von Richard Montanari spielt sich auf 3 Zeitebenen (2015 und 1976 in Philadelphia und 1941 in County Louth, Irland) ab. In mehreren Handlungssträngen wird einerseits über die Ermittlungen ...

Der Thriller von Richard Montanari spielt sich auf 3 Zeitebenen (2015 und 1976 in Philadelphia und 1941 in County Louth, Irland) ab. In mehreren Handlungssträngen wird einerseits über die Ermittlungen von Detective Kevin Byrne und dessen Vergangenheit, andererseits vom mafia-ähnlichen Clan der irischen Farrens erzählt.
Alles beginnt im Jahre 1975 als Kevin Byrne seine Ferien in Devil’s Pocket mit seinen drei Freunden verbringt. Die Jugendlichen unterhalten sich mit kleinen Diebstählen und dem Mobbing von Des Farren, der geistig zurückgeblieben ist. Unter ungeklärten Umständen fand ein kleines Mädchen seinen Tod und Des Farren kommt kurze Zeit später auch ums Leben.
Im Jahre 2015 wird Detective Kevin Byrne mit zwei grausamen und rätselhaften Morden an einer Familie und einem Mann konfrontiert. Ohne es zu ahnen, führen ihn diese Morde in sein eigene Vergangenheit und die Familie Farren spielt darin eine erhebliche Rolle. Der Mörder gibt Byrne einige Rätsel auf: er verstümmelt die Leichen und hinterlässt an jedem Tatort ein altes, verblichenes Taschentuch mit je einem einzigen Wort. Dabei handelt es sich um s.g. Palindrome, die lange Zeit nicht gedeutet werden können. Außerdem taucht immer wieder eine kleine, alte Frau im Zusammenhang mit den Morden auf, die niemand zu kennen scheint. Schließlich stößt Byrnes ehemalige Kollegin und jetzige stellverstretende Staatsanwältin Jessica Balzano zu ihm und unterstützt ihn in seinen Ermittlungen. In Rückblenden offenbaren sich Stück für Stück die Geschichte und die Grausamkeit des Farren-Clans und dass sie vor nichts zurückschrecken.
Schon relativ früh wird dem Leser klar, wer hinter den Morden steckt. Doch welche Motivation den Mörder antreibt und wie alles zusammenhängt, lässt nicht nur Detective Byrne, sondern auch den Leser, ratlos zurück. Bald fragt man sich: Wer ist Billy the Wolf, von dem am Anfang des Buches die Rede ist? Der Schreibstil ist sehr klar und hat keine großen Ausschmückungen, was gut zu einem Thriller/Krimi passt. Das Genre „Thriller“ ist hier nicht ganz passend, jedoch ist dem Autor ein absolut spannender und nervenaufreibender Krimi gelungen. Die Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet und es zeigt sich, dass der Mörder nicht nur brutal ist, sondern auch Zuneigung empfinden kann – das Buch bedient sich nicht der Schwarz-Weiß-Malerei von Gut und Böse. Geschickt flechtet der Autor die Vergangenheit der irischen Familie Farren in die Geschichte ein, ohne dabei zu viel zu verraten. So tappen sowohl Byrne als auch die Leser lange Zeit im Dunkeln. Etwas schade finde ich die Längen im Buch, die durchaus den Lesefluss stören können. Außerdem ist das Konstrukt des Plots isehr komplex und bisweilen verwirren die unterschiedlichen Zeitebenen und Handlungsstränge. „Shutter Man“ verlangt dem Leser ein hohes Maß an Konzentration ab, wird aber mit einem wirklich gelungenen Showdown belohnt.

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