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Veröffentlicht am 10.07.2018

Gefühlvolles New Adult-Erlebnis

The Ivy Years – Was wir verbergen
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Nach Teil 1 der Reihe The Ivy Years von Sarina Bowen wollte ich unbedingt auch den zweiten Teil lesen, da mich der Schreibstil der Autorin überzeugt hat und ich ihre Hauptfigur Corey Callahan so toll fand. ...

Nach Teil 1 der Reihe The Ivy Years von Sarina Bowen wollte ich unbedingt auch den zweiten Teil lesen, da mich der Schreibstil der Autorin überzeugt hat und ich ihre Hauptfigur Corey Callahan so toll fand. Eigentlich wollte ich mir das Buch schon zulegen, da bin ich über die Website www. lesejury.de auf eine Leserunde zu diesem Titel aufmerksam geworden. Ich habe die Leseprobe gelesen, mich beworben und wurde als Teilnehmerin ausgewählt. Mein Dank für dieses Rezensionsexemplar gilt daher heute Bastei Lübbe und dem Team von www.lesejury.de. Eines gleich Vorweg: Teil 2 dieser Serie, mit dem Titel Was wir verbergen, hat mir besser gefallen, als Teil 1. Diesmal fand ich die männliche Hauptrolle allerdings besser als die weibliche ?

Shannon Ellison gibt es nicht mehr. Zumindest nicht auf den Papieren am Harkness College. Nachdem sich im letzten Jahr ein Junge aus dem Programm der Wohltätigkeitsorganisation ihres Vater, einem ehemaligen Eishockeyspieler und Coach, das Leben genommen hat und J.P. Ellison in einem Abschiedsbrief der sexuellen Misshandlung beschuldigt hatte, hat Shannon kurzerhand ihren Namen ändern lassen und flüchtet regelrecht von zu Hause. Ihre ehemaligen Freunde kehrten ihr den Rücken zu, ihr Eishockeycoach hat sie Spiel für Spiel auf die Ersatzbank verbannt und Paparazzi verfolgten sie Tag und Nacht. Ein ganzes Jahr lang hat sie ihre „Flucht“ geplant und ist überaus glücklich, als sie endlich als Scarlet Crowley in Harkness ankommt und das alles hinter sich lassen kann. Sie hofft unerkannt zu bleiben und fokusiert sich auf ihr Medizinstudium. Ihre Eishockeyausrüstung hat die Torfrau zu Hause zurück gelassen, sie will mit dem Sport nichts mehr zu tun haben. Der gutaussehende, rothaarige Kerl in ihrer ersten Vorlesung ist dagegen ein anderes Thema! Bridger McCaulley hat es Scarlet vom ersten Moment an angetan. Die beiden belegen mehrere Kurse miteinander und lernen sich kennen, verabreden sich zu gemeinsamen Lerneinheiten und verlieben sich schon bald ineinander. Doch außer dienstags und donnerstags hat Bridger kaum Zeit für Scarlet. Seine Prioritäten liegen bei seiner kleinen Schwester Lucy. Er vertraut sich Scarlet an und verschlimmert damit ihre Schuldgefühle, weil sie ihm nicht die Warheit über sich selbst erzählt. Denn Scarlet ist sich sicher, dass Bridger sich von ihr trennen wird, wenn er von ihrem Vater und den Anschuldigungen erfährt. Als Scarlet dann auch noch vom Bodyguard ihres Vaters regelrecht nach Hause gezerrt wird, trifft sie eine Entscheidung, die das Ende für ihre und Bridgers Beziehung bedeutet.

Shannon Ellison/Scarlet Crowley flüchtet mit ihrer Gitarre und ein wenig Kleidung nach Harkness. Scarlet lebt sich schnell und gut ein, sie ist eher zurückgezogen und in sich gekehrt, was absolut nachvollziehbar ist. Nach allem, was ihrem Vater vorgeworfen wird, will sie einfach nur vergessen, dass ihre Freunde den Kontakt zu ihr abgebrochen haben und sie wie eine Aussetzige behandelt wurde. Auch wenn sie nichts verbrochen hat, die Medien, ihre Freunde, ihr Coach, sie alle sehen das offensichtlich anders. Früher war sie ehrgeizig, motiviert und fröhlich. Seit sie denken kann war ihre einzige Leidenschaft Eishockey und so ist es auch nicht verwunderlich, dass sie ziemlich naiv ist. Sie hat ihre ganze Freizeit auf dem Eis verbracht. Zu Hause wurde sie eher ignoriert, ihren Eltern war nur der äußere Schein und ihre Erfolge wichtig. Aufgeklärt wurde sie nie und sie ist auch noch Jungfrau. Warum ich das extra erwähne? Weil es für die Geschichte so wichtig ist. Scarlets Unerfahrenheit und ihre Naivität machen sie so besonders liebenswert. Zum ersten Mal in ihrem Leben interessiert sie sich für einen Jungen und zum ersten Mal in ihrem Leben wird sie Sex haben. Sie führt innere Monologe mit Bridgers Penis, die echt lustig sind, weil sie auf witzige Art und Weise ihre Unerfahrenheit, aber auch ihren Willen zu Lernen, zeigen. Sie will Bridger genauso verwöhnen, wie er sie und die Autorin hat es hier wirklich geschafft, diese Szene nicht irgendwie schmutzig oder abgebrüht darzustellen, sondern sehr realistisch und einfühlsam. Das hat Sarina Bowen wirklich toll gemacht. Zurück zu Scarlet. Schon bald vertiefen sich ihre Gefühle für Bridger und sie ringt wirklich mit sich, ihm die Wahrheit über sich zu erzählen. Ihre Angst ihn zu verlieren hält sie jedoch davon ab und als sie dann auch noch nach Hause geholt wird, um vor Gericht für (oder gegen) ihren Vater auszusagen, sieht sie keinen anderen Ausweg, als sich von Bridger zu trennen, um ihn und Lucy zu schützen. Einerseits bewundere ich ihre Entscheidung, andererseits ist es auch irgendwie der einfache Ausweg. Aber keineswegs ist diese Entscheidung einfach für sie.

Bridger McCaulley ist soooo toll. Also ganz ehrlich. Dieser Bookboyfriend hat einfach alles, was man sich nur wünschen kann. Abgesehen davon, dass er einmal als männliche Schlampe bekannt war, ist er der Traum jeder Schwiegermutter. Er sieht umwerfend gut aus, er ist gebildet (macht seinen Bachelor und dann Master in Biologie), er ist sehr erwachsen und er kümmert sich um seine kleine Schwester Lucy. Die beiden hatten es bisher nicht leicht im Leben. Nachdem der Vater verstorben ist, ging es mit ihrer Mutter bergab. Er musste sein Leben komplett ändern, da er seit einigen Monaten eine große Verantwortung zu tragen hat. Er muss sich nach dem Drogenabsturz seiner Mutter um seine Schwester kümmern. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden sind Frauen tabu, er geht nur in seine Kurse und zu seinen zwei Jobs. Den Kontakt zu seinen Freunden hat er abgebrochen, weil keiner erfahren soll, dass Lucy bei ihm im Studenwohnheim wohnt. Sollte jemand sein Geheimnis erfahren, würde er vom College fliegen und der Staat würde ihm Lucy wegnehmen. Allerdings sollte er lernen, dass es manchmal gut ist, um Hilfe zu bitten. Sie ist jetzt seine allerwichtigste Aufgabe. Bridger ist im Umgang mit Lucy total süß. Er schämt sich, dass er ihr nicht mehr bieten kann und er verabscheut seine Mutter. Ein tolle, junger Mann, den die Autorin super beschreibt und seine Gefühle, seine Ängste und Ziele perfekt auf Papier festgehalten hat. Seine Figur ist so erwachsen und zu einhundert Prozent sicher, was Lucys Verbleib angeht. Es ist schön mitanzusehen, dass er so selbstlos ist, dass er sein ganzes Leben für sie aufopfert. Bridger ist so liebenswert und ich bewundere, dass seine Schwester für ihn keine Bürde ist, sondern sein ganzes Leben. Seine Gefühle für Scarlet kann er auch nicht lange ignorieren und die beiden kommen sich näher. Und nicht nur für Lucy ist er der perfekte Bruder, er ist auch für Scarlet der perfekte Freund und das perfekte erste Mal. Einfühlsam, vorsichtig, verständnisvoll. Genauso soll es sein. Bridger ist wirklich einzigartig.

Genauso wie schon in The Ivy Years – Bevor wir fallen legt Sarina Bowen sehr viel Wert auf große Gefühle und starke Themen. Der Roman steigt schnell in die Handlung ein und man erfährt sofort, worum es geht, was die Protagonisten antreibt, sie zurückhält, sie beschämt, womit sie in ihrem Alter bereits zu kämpfen haben und über die Gefühle füreinander. Man lernt sie gut kennen, erfährt, wie sie früher einmal waren und warum sie so sind und sich so verhalten, wie sie das im Jetzt tun. Eigentlich gibt es ab den ersten paar Seiten für den Leser keine Geheimnisse, man kennt Scarlets und Bridgers Geschichte und muss sich nicht großartig darüber Gedanken machen, was hinter ihrem Verhalten steckt. Denn man weiß es und kann es nachvollziehen. Persönlich fand ich das beim Lesen sehr gut, denn man kann sich auf die beiden konzentrieren und darauf, wie sie versuchen ihre Probleme zu lösen. Die Geschichte hat mich mit ihrem tollen Plot, der Thematik, dem tollen Erzählstil und den absolut liebenswerten Figuren in ihren Bann gezogen und nicht wieder losgelassen. Man erlebt mit, wie die Gefühle zwischen den beiden langsam aufkeimen, sich vertiefen und wie sehr sie verbunden sind. Die Autorin hat die gemeinsamen Passagen sehr herzlich geschrieben und man spürt die Verbindung der beiden regelrecht. Toll finde ich, dass sich die Geschichte nicht ausschließlich um Scarlets und Bridgers „Probleme“ dreht, sondern tatsächlich vorrangig um ihre Beziehung dreht. Sehr romantisch und realistisch dargestellt. Ich fand vor allem toll, dass sich alles langsam aufbaut und die beiden nicht gleich in der ersten Nacht übereinander hergefallen sind, was bezüglich Scarlets Jungfräulichkeit ein wenig unrealistisch gewesen wäre. Die ganze Situation mit Lucy ist extrem herzzerreißend und es ist toll, wie alle damit umgehen. Mit der Wendung am Ende hätte ich absolut nicht gerechnet, da ging mir dann alles ein bisschen zu schnell, trotzdem ist es eine tolle Story.

Fazit

Sarina Bowen kann man getrost weiterempfehlen, auch wenn mir Teil 1 dieser Reihe nicht so gut gefallen hat wie Teil 2. Scarlets und Bridgers Story hat mich absolut überzeugt, diese beiden Figuren sind speziell und liebenswert, über sie zu lesen hat einfach Spaß gemacht.

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