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Veröffentlicht am 19.10.2022

Eine heile Welt dank des Freiheitsgeistes… oder nicht?

Freiheitsgeld
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In einer Welt, in der alle Bürger ein monatliches Grundeinkommen erhalten, in der niemand mehr arbeiten muss um zu überleben und selbst die Medikamente personalisiert sind, müsste doch alles perfekt sein ...

In einer Welt, in der alle Bürger ein monatliches Grundeinkommen erhalten, in der niemand mehr arbeiten muss um zu überleben und selbst die Medikamente personalisiert sind, müsste doch alles perfekt sein - oder? Diesem Gedankenexperiment geht Andreas Eschbach in seinem Roman “Freiheitsgeld” nach.
Der junge Polizist Ahmad sucht nach Antworten: Wer hat ihn bloß während eines Routineeinsatzes verletzt? Und warum? Doch bald wird er noch mit ganz anderen Fällen konfrontiert, als kurz hintereinander der Journalist Günter Leventheim und der Begründer des Freiheitsgeldes, Robert Havelock, sterben. Auch das junge Ehepaar Valentin und Lina Jouvens lebt zunächst in einer Traumwelt, als es in die luxuriöse Oase zieht, wo alle Sorgen weit weg scheinen. Doch der Schein trügt und schon bald entdecken Valentin, Lina und Ahmad dunkle Geheimnisse dieser neuen, fortschrittlichen Welt…
Das Thema des Romans hat mich sofort gefesselt und mir hat es auch gut gefallen, dass Eschbach seine Geschichte in der relativ nahen Zukunft (im Jahr 2064) angesiedelt hat. Auch die Charaktere lassen einen zunächst tief in die Geschichte eintauchen, weil man sich leicht mit ihnen identifizieren kann. Im Laufe der Lektüre musste ich jedoch eine zunehmende Entfremdung von den Protagonisten feststellen, einige Handlungsstränge passen auch nicht so recht zu der vorher aufgebauten Geschichte.
Die angesprochenen Themen, u.a. bedingungsloses Grundeinkommen, technischer Fortschritt, Geburtenkontrolle etc. sind allesamt sehr interessant - leider gelingt es Eschbach aber nicht vollends, diese stets gut miteinander zu verknüpfen. Erst ganz am Ende des Buches folgt die Auflösung aller dem Leser offen gebliebenen Fragen und wird mehr oder weniger in ein paar Seiten abgehandelt. Das kann jedoch nicht reichen, um eine Antwort zu finden, die der Bedeutungsschwere der Themen gerecht wird.
Dennoch ist der Roman ein interessanter Versuch Eschbachs, uns eine Zukunft aufzuzeigen, die vielleicht gar nicht mehr so weit weg ist und uns zum kritischen Nachdenken anzuregen. Auch der Erzählstil sorgt für eine überwiegend sehr flüssige und angenehme Lektüre. Weiterhin hat Eschbach den Roman abwechslungsreich gestaltet, indem die Geschichte aus der Sicht verschiedener Personen erzählt wird und durch den oft plötzlichen Perspektivwechsel Spannung aufgebaut wird.
Ich würde “Freiheitsgeld” also trotz des etwas zu voreilig geschriebenem Ende weiterempfehlen.

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