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Veröffentlicht am 26.04.2019

Wer bin ich?

Damals
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Wer bin ich ...
ZUM INHALT „DAMALS“ VON SIRI HUSTVEDT

„Damals“ von Siri Hustvedt trägt im Original den Titel „Memories of the Future“ („Erinnerungen an die Zukunft“). Der Titel lässt bereits erahnen, ...

Wer bin ich ...
ZUM INHALT „DAMALS“ VON SIRI HUSTVEDT

„Damals“ von Siri Hustvedt trägt im Original den Titel „Memories of the Future“ („Erinnerungen an die Zukunft“). Der Titel lässt bereits erahnen, dass es sich bei diesem Buch nicht, wie in der Presse (Zeit online, Kulturradio) erwähnt, um einen „weiblichen Narzissmus“ handelt. Nein! Die Autorin hat das Konzept der Zeit und der Erinnerungen, aus wissenschaftlicher Sicht betrachtet. Es geht dabei nicht um die Ebene der Ereignisse, sondern eher, um die Spuren, die Ereignisse hinterlassen, woraus wir später unsere Erinnerungen formen.



DER VORGANG DES ERINNERNS

An dieser Stelle versuche ich, mit eigenen Worten wiederzugeben, wie Siri Hustvedt am 9. April 2019 im Schauspiel Frankfurt, den Vorgang des Erinnerns kognitionswissenschaftlich beschreibt:

Im Gegensatz zu der mittelalterlichen Vorstellung, unsere Erinnerungen werden in einem Apothekerschrank verwahrt und wir müssen sie nur einfach aus der Schublade holen, ist das Erinnern ein komplexer Vorgang, dessen Ergebnis variabel ist.



Unsere Erinnerung wird mittels unserer Erfahrungen neu zusammengesetzt und damit auch bewertet. Dadurch ist Erinnerung nicht statisch, sondern dynamisch.



Wenn unsere Erinnerungen dynamisch sind, was ist dann wahr? Wie wahr sind unsere Erinnerungen. Die Erinnerung von gestern ist unter Umständen nicht mehr die gleiche, wie die Erinnerung von heute.



Siri Hustvedt versucht in „Damals“ das Geheimnis zu ergründen:

Wie ist aus Minnesota Siri Hustvedt geworden?



Oder stellt sich Minnesota die Frage?

Wie sehr prägten die Jahre in New York das Leben Siri Hustvedts?



DAS DOPPELGÄNGERMOTIV

Die Autorin fächert diese unterschiedlichen Ebenen des Ichs, in der Zeitlinie, elegant durch das Doppelgänger-Motiv auf. Die Protagonisten Minnesota, die junge Autorin, die auf der Suche nach ihrem ersten Romanhelden nach New York zieht, S. H. die vierzig Jahre ältere Autorin, die als Erzählerin auftritt. Über den beiden steht ein virtueller Detektiv, der die Sachlage „objektiv“ und ganzheitlich betrachtet und bewertet.



Wofür steht S. H.?



Für Siri Hustvedt?

Für Sherlock Holmes?

Oder

Für Standard Hero?



Zu Beginn unseres Lebens stehen uns noch viele Möglichkeiten offen, wir haben noch keine Entscheidung gefällt und somit keine Richtung eingeschlagen, mit jeder Entscheidung, die wir treffen, wird der Weg präziser und die weiteren Möglichkeiten beschränkter.



Minnesota hat noch alle Möglichkeiten offen, während S. H. schon durch ihr bisheriges Leben, die bislang getroffenen Entscheidungen, die noch offenen Möglichkeiten schmälern. Es geht auch um den Gedanken: Was hätte sonst noch aus mir werden können. Dazu gehört auch, dass „Wahrheit“ in einem anderen Kontext gesehen werden muss. Paul Auster, (verheiratet mit Siri Hustvedt), hat genau diese Thematik in seinem letzten Roman „1, 2, 3, 4“, auch durchgespielt. Ich werde das Buch lesen.



Siri Hustvedts Buch kann man fast schon interaktiv nennen. Die Autorin ist der Gamemaster im Rollenspiel und entwirft ein Konzept, an dem sich der Leser orientieren kann.



Der Leser nimmt abwechselnd unterschiedliche Perspektiven ein. Minnesota, S. H. oder der Detektiv und hierbei gilt es noch zu unterscheiden, an welche Geschehnisse, die die Autorin dem Tagesjournal anvertraute, erinnert sie sich tatsächlich, und wie identisch ist das mit dem Niedergeschriebenen.



5/5 Punkten



SPRACHLICHE GESTALTUNG

Siri Hustvedt malt mit Buchstaben und Wörtern ein Bild aus unterschiedlichen Farbtönen im Gerüst der Zeit. Es ist mitnichten ein Narzissmus, der unkritisch sich selbst als wichtiger betrachtet als der Rest der Welt. Nein es ähnelt geradezu einer schriftlichen Psychoanalyse, die versucht das Erlebte, und die Erwartungen an die Zukunft, zusammen mit der Gegenwart, ins Verhältnis zu setzen.



Ist es exhibitionistisch! Sicherlich kann man das so sehen. Siri Hustvedt zieht sich bis auf Innerste aus und lädt den Leser oder Zuhörer dazu ein, mit ihr die Analyse vorzunehmen. Der Leser, zumindest ging es mir so, wird angeregt, seine eigene Vergangenheit, die Erinnerungen und die damaligen Erwartungen an die Zukunft (also an die eigene Gegenwart) gegenüberzustellen. Der Text der Autorin lädt zum Mitmachen ein.



Aber die Autorin macht nicht zur Befriedigung des Egos, sondern ich glaube, Siri Hustvedt geht Erkenntnis im ureigensten Sinn über alles. Sie will verstehen, „Was die Erde im Innersten zu sammenhält“ und wie Bewusstsein bzw. das „Ich“ sich zusammensetzt.



Ist es voyeuristisch? Ja, ich habe schon in einigen Rezensionen bemerkt, dass in jedem von uns ein kleiner Voyeur steckt. Vor allem jeder, der schreibt, beobachtet seine Umwelt sehr genau. Wir suchen immer die Story dahinter.



5/5 Punkten



COVER UND ÄUSSERE ERSCHEINUNG

Mir gefällt das Cover sehr gut! Minnesota fliegt mit dem Messer „Baroness“ in der Hand der Zukunft entgegen. Keine Kleidung behindert sie oder versteckt sie. Sie ist einfach nur sie selbst.



Das Cover ist ästhetisch und geschmackvoll. Auf den letzten Seiten findet man die Quellenangaben für die Zitate.



5/5 Punkten



FAZIT

Ich habe im letzten Jahr „Die Illusion der Gewissheit“ gelesen. Am 9. April war ich bei der Lesung von „Damals“ im Schauspiel Frankfurt. Zeitgleich lese ich gerade den Essay Band „Eine Frau schaut auf Männer, die auf Frauen schauen“. Die charismatische Autorin hat mich sehr beeindruckt.



Ihre Art der Suche nach Erkenntnis ist auch auf eine gewisse Art, die Beantwortung der kantischen Fragen. Das finde ich sehr inspirierend.



1. Was kann ich wissen?

2. Was soll ich tun?

3. Was darf ich hoffen?

4. Was ist der Mensch?



Woraus sich schließlich die eine Frage ergibt: Wer oder was bin ich?



Warum bin ich genauso geworden, wie ich heute bin. Was wäre gewesen, wenn ich am 12. November 2000, diese Straße nicht überquert hätte. Was wäre anders geworden. Hätte es überhaupt einen Unterschied in meinem Leben, oder meinem Ich gegeben?



Ich möchte an dieser Stelle daran erinnern, dass es sich bei „Damals“ um eine Fiktion handelt. Ich gehe davon aus, dass der Roman autobiographisch ist, Siri Hustvedt selbst lässt offen, wie viel Fiktion bzw. wie viel Wahrheit darin enthalten ist.



Sehr gut hat mir „Baroness“ gefallen. Minnesota bekam von einer Freundin, ein Messer geschenkt, dem sie einen Namen gab: Baroness.

Wie in meinem Artikel zur Lesung von Siri Hustvedt im Schauspiel Frankfurt schon erwähnt:



In Siri Hustvedts Leben hatte Kunst schon immer einen hohen Stellenwert. Die 22-jährige Minnesota folgte in New York den Spuren des Dadaismus. Dabei spielt Baroness Elsa von Freytag-Loringhoven, deren Namen, wie sich bei der Lesung, vielmehr beim Gespräch in Frankfurt herausstellte, nicht nur mir völlig unbekannt war, Eine wichtige Rolle. Sie war eine deutsche Künstlerin des Dadaismus und das als Muse, Aktmodell, Malerin, Bildhauerin, Dichterin und Rezitatorin. Das berühmte Kunstwerk „The Fountain“ wird bis heute Marcel Duchamp zugeordnet, obwohl es Beweise gibt, dass die Baroness die Schöpferin des Werkes war.

Aber davon unabhängig handelt es sich um Erkenntnistheorie! Siri Hustvedt betrachtet das Individuum auf wissenschaftlicher Basis und ordnet mittels empirischer Werte (Erfahrungswerte) ein.



Wie ich schon erwähnt habe, hat Paul Auster in „4 3 2 1“, die gleiche Problematik literarisch umgesetzt. Ich werde das Buch lesen.



Ich vergebe insgesamt 5/5 Punkten

Veröffentlicht am 03.04.2019

Wofür würdest du dich entscheiden?

Die Bestimmung. Die Gesamtausgabe
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KLAPPENTEXT / INHALTSANGABE ZU „DIE BESTIMMUNG - GESAMTAUSGABE“
Beatrice „Tris“ Prior ist 16 und steht vor der wichtigsten Entscheidung ihres Lebens: Fünf Fraktionen stehen zur Wahl. Altruan – die Selbstlosen. ...

KLAPPENTEXT / INHALTSANGABE ZU „DIE BESTIMMUNG - GESAMTAUSGABE“
Beatrice „Tris“ Prior ist 16 und steht vor der wichtigsten Entscheidung ihres Lebens: Fünf Fraktionen stehen zur Wahl. Altruan – die Selbstlosen. Candor – die Freimütigen. Ken – die Wissenden. Amite – die Friedfertigen. Und schließlich Ferox – die Furchtlosen … Wie wird Tris‘ Zukunft aussehen? Welcher Art von Gemeinschaft wird sie angehören? Wer werden ihre Freunde, ihre neue Familie sein? Alle Abenteuer, alle Herausforderungen im Krieg der Fraktionen, die Auflösung einer ganzen Welt und schließlich der Blick über den Zaun am Rande der Stadt werden hier hörbar: Janin Stenzel, Tris‘ Synchronstimme aus den Kinofilmen, liest alle drei Bände ungekürzt.

GESAMTAUSGABE
REZENSION: ZUM INHALT
„Die Bestimmung“ (hier die Gesamtausgabe) von Veronica Roth ist eine Trilogie, die in einer dystopischen Welt spielt.

Mir gefallen die Filme und ich hatte eine große Erwartungshaltung an die Hörbücher. Meist sind die Bücher viel detailreicher als die Filme, allein schon durch die Tatsache, dass die Filme insgesamt vielleicht 5 Stunden dauern und die Hörbücher zusammen über 36 Stunden.

Ich versuche die drei Bände möglichst ohne viel Spoiler zu skizzieren:

REZENSION „DIE BESTIMMUNG“
Veronica Roth hat eine Welt erschaffen, in der die Menschen sich in fünf Fraktionen aufgliedern. Jede Fraktion führt ein Leben, das sich wesentlich von den anderen Fraktionen unterscheidet. Mit 16 wählen die Jugendliche ihre Fraktion, bekennen sich zu ihr oder wechseln in eine andere Fraktion.

Im ersten Band der Trilogie „Die Bestimmung“ lernen wir die Hauptfigur Beatrice kennen, die sich für eine andere Fraktion entscheidet und dabei ihren Namen in Tris ändert. Der Leser erfährt viel über ihr bisheriges Leben bei den Altruan.

Die Struktur dieser Welt, die sich in, die im Klappentext schon erwähnten fünf Fraktionen aufteilt, wird skizziert. Für welche Fraktion wird Tris sich entscheiden? Was ändert sich dadurch in ihrem Leben? Wird sie ihre Familie einfach so verlassen können?

Und wie funktioniert diese Welt der fünf Fraktionen. Ist dadurch wirklich Frieden und Zufriedenheit gesichert? Gibt es wirklich nur noch diese eine Stadt?

REZENSION „TÖDLICHE WAHRHEIT“
Die Welt von Four und Tris gerät aus den Fugen. Beide tragen einen Koffer mit ihrer Vergangenheit mit sich rum. Zusätzlich zu den fünf Fraktionen gibt es jetzt auch noch „die Unbestimmten“. Menschen, die in keine Fraktion passen.

Das System bröckelt. Es bilden sich Gruppierungen.

REZENSION „LETZTE ENTSCHEIDUNG“
Stell Dir vor, du wachst morgen früh auf und ein fremder Mensch erklärt dir bedauernd, dass dein Leben, so wie du es gelebt hast, eine Konstruktion, ein Traum oder ein Spiel, einfach nur ein Versuch war.

Im letzten Band müssen die Stadtbewohner sich selbst erkennen, für sich klären, wer sie sind, welches Leben sie möchten und dieses Leben tagtäglich verwirklichen.

Es gibt in diesem Teil Wendepunkte, die ich nicht so gut finde. Aber das ist eine persönliche Frage des Büchergeschmacks. Es handelt sich ja um eine Dystopie.

4,5/5 Punkten

PROTAGONISTEN
Tris entwickelt sich von einer seit Geburt auf Altruan geprägten Erziehung von einer selbstlosen Altruan zu einer furchtlosen Ferox. Es gefiel mit besonders gut, dass Tris sich auch wie eine Jugendliche benimmt. Ich mag die Figur sehr, aber manchmal wollte ich ihr einen kleinen aufmunternden oder aufhaltenden Tritt geben, weil sie sich oft von Emotionen leiten lässt und auch Four damit sehr verletzt. Wird ihre Beziehung das aushalten? Ihre Widersprüchlichkeit zeigt natürlich auch, dass sie selbst im Konflikt mit ihren Handlungen steht.

Tris findet in ihrem Ausbilder Four einen ebenbürtigen Partner, der selbst eine große Entwicklung durchmacht und das Trauma seiner Kindheit verarbeiten muss.

5/5 Punkten

SPRACHLICHE GESTALTUNG
Das Buch ist in den ersten zwei Bänden aus der Sicht von Tris geschrieben. Im dritten Teil wechselt die Perspektive zwischen Tris und Four.

Der Spannungsbogen ist und bleibt hoch. Auch die Atmosphäre lässt sich gut spüren. Das Bedrohliche und die Angst, wer man letztendlich ist.

5/5 Punkten

COVER UND ÄUSSERE ERSCHEINUNG
Das Cover für alle drei Hörbücher trägt das Zeichen der Ferox. Die einzelnen Bände haben fast das gleiche Cover: Die Skyline im Hintergrund. Nur das Zeichen der Fraktion wechselt.

5/5 Punkten

Alle die sich einer Fraktion anschließen wollen und nicht wissen welcher, sollten den Test auf dieser Seite machen

DIE SPRECHERIN JANIN STENZEL
Gelesen von Janin Stenzel, die schon im Film die deutsche Synchronstimme von Tris war. Allerdings war sie mir oft zu unbeteiligt – emotionslos. Ich mag es, wenn man merkt, dass der Sprecher genauso im Geschehen mit drin steckt, wie man selbst als Leser.

Besonders im letzten Band fiel es mir außerordentlich schwer, die Perspektivwechsel zwischen Tris und Four sofort zu bemerken. Janin Stenzel macht beim Lesen der zwei Protagonisten keine Unterschiede.

3/5 Punkten

FAZIT
Dystopien, wie „1984“ von George Orwell, „Brave New World“ von Aldous Huxley oder „Fahrenheit 451“ von Ray Bradbury, zeigen Gesellschaften in denen man keineswegs leben möchte.

Auch in „Brave New World“ ist die Welt in fünf Klassen geteilt. Nur entscheiden sich nicht die Menschen für ihre Fraktion oder Klasse und konditionieren ihre Nachkommen, sondern Menschen werden gentechnisch hergestellt und den einzelnen Klassen zugeteilt. Durch dieses gemeinschaftliche Erleben ergibt sich vermeintlich stabile Gleichberechtigung. In Wirklichkeit werden die Menschen manipuliert, konditioniert und entmündigt. Der Unterschied zwischen „Die Bestimmung“ und „Brave New World“ liegt darin, dass Aldous Huxley eine totalitäre Gesellschaft ohne freie Presse und viel Propaganda zeigt, während „Die Bestimmung“ ein Gesellschaftsmodell zeigt, dass zum besseren Miteinander einer Gesellschaft dienen soll, aber durch korruptes menschliches Verhalten droht, sich zu einer totalitären Gesellschaft zu entwickeln.

Das Miteinander von politischer Theorie und menschlicher Praxis klappt nicht immer, eher selten. Der Mensch ist hier nicht nur ein Beobachter, sondern wird zum beobachteten Objekt.

Die Reihe ist spannend und fängt den Leser emotional ein. Diese Ungerechtigkeit, diese Intoleranz und Ignoranz. Das ist eine Versuchsreihe am lebenden und fühlenden Objekt. Das ist jenseits aller Würde.

Besonders schlimm finde ich diese geistigen Manipulationen und das Spielen mit Ängsten und Gefahr.

Könnten das uns auch ereilen?

Was meinst du?

Wir werden in Werbung und weiteren Bereichen manipuliert, motiviert, ja geradezu geprägt. Am Tagesgeschehen erkennen wir, dass der Mensch nicht einmal aus der Geschichte lernt.

Kurz und gut: Eine tolle Reihe!

@Randomhouse

Vielen Dank für das schöne Rezensionsexemplar!

Ich vergebe insgesamt 4,6/5 Punkten.

Veröffentlicht am 25.03.2019

Tierisch liebenswert!

Einfach Mensch sein
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VON TIEREN LERNEN
ZUM INHALT
„Egal ob Federn oder Fell, Haut oder ein Außenskelett – Sy Montgomery liebt alle ihre Mitgeschöpfe, ganz gleich, wer sie sind, mit leidenschaftlicher Intensität.“

Auszug aus: ...

VON TIEREN LERNEN
ZUM INHALT
„Egal ob Federn oder Fell, Haut oder ein Außenskelett – Sy Montgomery liebt alle ihre Mitgeschöpfe, ganz gleich, wer sie sind, mit leidenschaftlicher Intensität.“

Auszug aus: Sy Montgomery. „Von Tieren lernen.“ Im Nachwort von Donna Leon.
Einfach Mensch sein Sy Montgomery PressebildSyMontgomerycFoto-Matthew-Lomanno72dpiPressebildSyMontgomerycFoto-Matthew-Lomanno72dpi
Sy Montgomery, die Autorin des Bestsellers „Rendezvous mit einem Oktopus“, betrachtet ihre Umwelt mit Neugierde und Erwartung. Sie hat keine Angst vor Fremdem, sondern möchte das Fremde kennenlernen, und zusammen voneinander lernen. Das ist ein schöner Ansatz, der von großer Toleranz zeugt. Das Besondere ist, dass die Autorin die eigenen Erfahrungen so emotional und farbig in ihren Büchern schildert und weitergibt. Man glaubt fast, dabei zu sein. Ich hatte das Gefühl, selbst dem tierischen Freund, über das Fell zu streicheln. Ich spürte die zarten Spinnenbeinchen von Clarabelle auf meiner Haut trippeln.

Diese empfindsame Bereitschaft, sich auf das Gegenüber einzulassen, und entgegenzukommen, ist Liebe. „Einfach Mensch sein“ ist ein Buch über Liebe, Toleranz, Familie, Freunde, Treue, Verantwortung und auch Trauer und Trauerbewältigung.

Der Untertitel des Buches lautet: „Von Tieren lernen“. Die Autorin zeigt mit ihren bezaubernden Protagonisten, wie Tiere uns einen Spiegel vorhalten. Sie lehren uns, „einfach Mensch zu sein“. Sy Montgomery zeigt uns, wie einfach es ist, ein Mitgeschöpf unbefangen, ohne Vorurteile, sondern einfach nur gespannt und neugierig kennenzulernen.

5/5 Punkten

PROTAGONISTEN / REZENSION „EINFACH MENSCH SEIN“ VON SY MONTGOMERY
Ich wurde vom Verlag gefragt, welches Tier mir am besten gefalle? Das ist sehr schwierig. Da kommen mehrere in die engere Auswahl. Drei Freunde der Montgomery’s möchte ich euch vorstellen.

MOLLY – DER SCOTCHTERRIER
Die große Schwester der Autorin war ein Scotchterrier namens Molly. Sy Montgomery blickte zu ihr auf und beneidete sie um ihre Fähigkeiten. Außerdem war Molly der Hund ihres Vaters, und der wiederum, war der General des Stützpunktes. Für Molly war vollkommen klar, dass sich die Autorität ihres Herrchens natürlich auch auf sie überträgt. Keiner zweifelte das auf dem Stützpunkt an. Was für eine Hündin!

„Einige Soldatinnen waren gerade vor der Tür. Sie müssen sich, wie man uns am nächsten Morgen erzählte, in Reih und Glied aufgestellt haben, als Molly nahte. Sie hätten sich beschnuppern lassen und sogar salutiert, als Molly von dannen ging.“

Auszug aus: Sy Montgomery. „Von Tieren lernen.“
CHRISTOPHER HOGWOOD
Christopher Hogwood’s berühmter Namensvetter war ein britischer Dirigent. Im Buch lernen wir ihn, als kleines Ferkel, das in einen Schuhkarton passt, kennen. Christopher ist ein liebevoller Charakter, der das Leben genießt und seine Familie und sein Wellness-Programm liebt.

„Kate und Jane führten auch das »Pig Spa« ein, das Wellnessprogramm für Schweine. An einem schönen Frühlingsmorgen fand Kate, dass Christophers Ringelschwänzchen gekämmt werden müsste. Danach sollten die Haare daran geflochten werden“

Auszug aus: Sy Montgomery. „Von Tieren lernen.“
CLARABELLE
Clarabelle war eine „pinktoe tarantula“ oder Baumvogelspinne. Die Autorin gibt dem Leser die Gelegenheit, diese Spinne auf eine besondere Art, eine sehr intime und emotionale Art, kennenzulernen.

„Und dann passierte etwas Magisches. Während ich sie so auf der Hand hielt, spürte ich eine Verbindung zu dieser Kreatur.“

Auszug aus: Sy Montgomery. „Von Tieren lernen.“
Das sind nur drei der bezaubernden Wesen, die uns Sy Montgomery liebevoll vorstellt. Die anderen tierischen Freunde sind nicht weniger interessant und liebenswert,

SPRACHLICHE GESTALTUNG
Das Buch liest sich wirklich von alleine. Es ist liebevoll von Rebecca Green illustriert und mit großer Achtung geschrieben. Das Buch ist eine Freude zu lesen. Die Kapitellänge passt wunderbar.

5/5 Punkten

ZUR ILLUSTRATORIN REBECCA GREEN
Rebecca Green hat Cover und Buch sehr schön illustriert. Auf ihrer Website findet ihr wunderschöne und fröhliche Zeichnungen. In meiner Playlist auf YouTube findet ihr noch einen kleinen Film zu der Illustratorin.

COVER UND ÄUSSERE ERSCHEINUN
Mir gefallen Cover und Illustrationen sehr gut. Dazu passt das Format der Diogenes Bücher sehr gut. Leider hat es kein Lesebändchen. Ich liebe Lesebändchen. Insgesamt wirkt das Buch sehr freundlich und fröhlich.

Lesungen – mehr dazu auf der Verlagsseite
Die in Frankfurt geborene Autorin (Website der Autorin) liest diesen Monat (März 2019) aus ihrem Buch am

26. März 2019 in Lübeck
27. März 2019 in Köln
28. März 2019 In Dresden

5/5 Punkten

MEINE PLAYLIST AUF YOUTUBE
FAZIT / REZENSION „EINFACH MENSCH SEIN“ VON SY MONTGOMERY
Das Buch, „Einfach Mensch sein“ von Sy Montgomery, hat mich lachen, lächeln, kichern aber auch weinen lassen. Das, was sie liebevoll beschreibt, ist die Lebensgeschichte eines Menschen, der Tiere nicht als eine fremde Spezies, sondern als Mitgeschöpfe begreift, die oftmals im eigenen Zuhause zu Familienmitgliedern werden. Vielleicht reagieren wir bei Tieren so emotional, weil wir wissen, dass sie ehrlich sind. Und oftmals entsprechen sie im Babyalter dem Kindchenschema, auf das fast alle Menschen reagieren. Aber als Tierliebhaber wollen wir keine wissenschaftliche Erklärung, sondern wir lieben unsere Tieren und wollen sie schützen, kuscheln und umsorgen.

@diogenes Vielen Dank für das schöne Rezensionsexemplar!

Ich vergebe insgesamt 5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 04.03.2019

Ja, die menschlichen Schwächen ...

Goldschatz
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Rezension „Goldschatz“ von Ingrid Noll

Ingrid Noll nimmt in „Goldschatz“ den Menschen und seine „Abgründe“ in den Focus. Fünf junge Leute, die nicht so schnell erwachsen werden wollen, sondern ihre Studentenzeit ...

Rezension „Goldschatz“ von Ingrid Noll

Ingrid Noll nimmt in „Goldschatz“ den Menschen und seine „Abgründe“ in den Focus. Fünf junge Leute, die nicht so schnell erwachsen werden wollen, sondern ihre Studentenzeit intensiver ausleben und es sich, ihren Eltern und den Nachbarn beweisen wollen, gründen eine alternative WG. Im Zentrum stehen Henry, Trixi und ihre beste Freundin Saskia. Als vermeintlicher Gegenspieler tritt der alte Nachbar Gerhard Gläser auf den Plan.

Trixi, die „Hausbesitzerin“ (eigentlich gehört es ihren Eltern), Henry ihr Lebensgefährte und Saskia, ihre beste Freundin stellen Grundregeln für das Zusammenleben in der WG auf und überlegen, wen sie noch in die Gemeinschaft aufnehmen können. Wer würde dazu passen?

Das Geld für die nötigen Renovierungen fehlt. Der Fund des Goldschatzes gibt ihnen Hoffnung und ist der Anfang vom Ende.

Die Geschichte nimmt langsam Fahrt auf und ist nicht mehr zu stoppen. Inzwischen sind noch Oliver und Katharina als Mitbewohner dazugekommen. Sollen die Neuen über den Goldschatz informiert werden? Und es fängt mit den Geheimnissen und Lügen an. Zu verschweigen ist auch eine Art Lüge.

Henry ist überzeugter Konsumverweigerer. Die Mädels finden es schön, Konsumverweigerer zu sein und solange sie über kein Geld verfügen, gibt es darüber auch keine Zweifel.

Geheimnisse, Lügen und der Goldschatz machen es den fünf WG-Bewohnern und dem alten Nachbarn schwer, ein „guter Mensch“ zu sein oder zu bleiben.

Wer Ingrid Noll schon gelesen hat, weiß dass ihre Krimis nicht ins normale Gerüst passen. Täter, Opfer und Ermittler werden immer von der zwischenmenschlichen Seite gezeigt. Die Leser sind oft auf Seiten des Täters, weil er (meist eher sie) so sympathisch ist.

Und dennoch: Auch hier gibt es mindestens einen Kriminalfall, mindestens eine Leiche und es gibt Verdächtige. Vom Entwenden eines Grills, über Lüge und Intrige, Diebstahl und Betrug, bis hin zum Tötungsdelikt, findet der Leser in „Goldschatz“ kriminelle Unterhaltung mit ironisch bissigem Flair und einem lächelnden Auge.

5/5 Punkten

Protagonisten
Das Zicklein und der gute Hirte.

Trixi und Henri geben sich diese Kosenamen. Ich dachte, gleich fall ich vor Lachen, oder war es doch vor feministischer Empörung von der Couch. Ingrid Noll zeichnet fantastische Charaktere. Vor allem ihre Frauenbilder sind genial. Gleichwohl, in welcher Lage sich die weiblichen Figuren befinden, nehmen sie tatkräftig ihr Schicksal in die Hand und versuchen, es zu ändern.

Die Frauen sind keine Opfer sondern Akteure.

Ingrid Noll in Playlist:"Die mörderische Welt der Ingrid Noll"
Sprachliche Gestaltung
Die Kapitelllänge ist sehr angenehm. Trixi erzählt in der Ichform die Geschichte. Ich glaube, ich habe das Buch die meiste Zeit mit einem Schmunzeln auf den Lippen gelesen. Oftmals ertappt man sich, dass man ähnlich oder genauso wie Trixi gehandelt hätte. Ingrid Noll findet immer wieder die kleinen menschlichen Schwächen und hält uns den Spiegel vor.

5/5 Punkten

Cover und äußere Erscheinung
Covermotiv: Gemälde von Cyprien Eugène Boulet,
>Femme au châle vert< (Ausschnitt)
© Historic Collection / Alamy Stock Photo

Das Cover zeigt eine hübsche junge Frau.


Ingrid Noll macht einfach Spaß. Sie zeigt uns menschliche Schwächen. Der Schreibstil ist ein wenig bissig, ein bisschen ironisch, manchmal fast schon sarkastisch. Obwohl der Leser ahnt, dass die Blase der Konsumverweigerung und der alternativen WG platzt, (es ist nicht die Frage, ob die Blase platzt, sondern wann und warum sie gerade an diesem Punkt platzt), verliert Ingrid Nolls Roman keineswegs an Spannung, sondern im Gegenteil. Man mag gar nicht mit Lesen aufhören. Ich war so gern dabei. Ich war gerne bei der Musiksession dabei. Ich habe so gern die nächtlichen Besuche von Saskia und Trixi beim Nachbarn begleitet. Die Autorin holt den Leser ganz nahe ans Geschehen ran.

Die Kunst von Ingrid Noll ist es, alltägliche Geschehen so zu erzählen, dass wir die Verhaltensweise gut erkennen, weil wir selbst schon ähnlich reagiert haben oder reagieren und wir als Beobachter hoffen, dass alles ein gutes Ende nimmt, obwohl wir es besser wissen.

Ihre Charaktere sind gut gezeichnet. Man leidet mit ihnen und freut sich mit ihnen. Ich hatte beim Lesen selbst ein schlechtes Gewissen Henri gegenüber, weil er mir mit seinem „Gutmensch sein“ auch mir schon etwas auf die Nerven ging und ich Trixi gut verstehen konnte.

Ich hätte gerne Trixis Leben noch weiter begleitet. Sie ist mir ans Herz gewachsen. Es ist doch schön, dass sie das alte Bauernhaus bewahren möchte, anstatt es niederzureißen. Trotzdem ist es natürlich aus wirtschaftlicher Sicht unvernünftig. Aber es hat etwas von Romantik.


Ich habe das Buch in 1 ½ Tagen gelesen, weil es einfach so leicht zu lesen und dabei so amüsant war.

@Diogenes
Vielen Dank für das schöne Rezensionsexemplar!

Ich vergebe insgesamt 5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 21.02.2019

Beeindruckender Weltenbau mit überzeugenden Charakteren

Herrscher der drei Reiche
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(ZAUBERSCHIFFREIHE) VON ROBIN HOBB
ZUM INHALT / REZENSION „HERRSCHER DER DREI REICHE“
„Herrscher der drei Reiche“ ist der letzte Teil der Zauberschiff Chronik. In Deutschland ist es der 6. Teil. Im Original ...

(ZAUBERSCHIFFREIHE) VON ROBIN HOBB
ZUM INHALT / REZENSION „HERRSCHER DER DREI REICHE“
„Herrscher der drei Reiche“ ist der letzte Teil der Zauberschiff Chronik. In Deutschland ist es der 6. Teil. Im Original ist es die zweite Hälfte des dritten Bandes, der in Deutschland zweigeteilt wurde.

Zum Inhalt – Bitte nur lesen nach Lektüre oder Hörgenuss des fünften Bandes – ansonsten SPOILER Alarm.

HIER GEHT ES ZU DEN REZENSIONEN DER VORIGEN BÄNDE:
Der Ring der Händler

Viviaces Erwachen

Der blinde Krieger

Die Stunde des Piraten

Die vergessene Stadt

WIE GEHT ES WEITER
Robin Hobb hat in der Zauberschiff Reihe viele Handlungsstränge verwoben und diese bravourös im letzten Band aufgelöst. Ich versuche, die Struktur anzudeuten, ohne allzu viel zu spoilern. Normalerweise trenne ich den Punkt „Zum Inhalt“ und „Protagonisten“, aber in diesem Fall bewerte ich sie gemeinsam.

Im fünften Band der Reihe gelang es der Drachenkönigin Tintaglia Bingtown zu retten. Nun stellt sich die Frage: Welchen Preis verlangt die Königin für ihre Hilfe?

Althea, Brashen, Amber und Paragan wollten die Viviace zurückholen? Wie weit sind sie mit Ihrem Vorhaben?

Althea hat ein schwieriges Schicksal. Es ist das Schicksal einer Kriegerin, die mit inneren und äußeren Dämonen kämpft. Sie ist mutig, verwegen, emotional, intelligent und empathisch. Sie wurde schon im ersten Band zu meiner Lieblingsfigur. Wird sie ihr Schicksal meistern? Finden Brashen und Althea eine Lösung für ihre Probleme? Ist Brashens Platz an Altheas Seite?

Was ist mit Viviace? Was ist das Geheimnis der Lebendschiffe? Viviace offenbart ihr zweites Ich, das mit ihrer Herkunft und Vergangenheit eng verwoben ist. Findet das Lebendschiff wieder zur alten Identität zurück? Was verbindet Viviace und Paragan?

Dieser Band gefällt mir außerordentlich gut, weil viele Geheimnisse aufgelöst werden und man als Leser vieles versteht, was zuvor noch nicht klar war. Aber jetzt weiter mit Rheyn.

Rheyn liebt Malta und unternimmt alles, um sie zu retten. Ich erinnere: Die alte Stadt ist zusammengestürzt. Malta hat die Drachenkönigin befreit.

Malta ist in der Hand des Sartrapen und zeigt großes Geschick und kluges Fingerspitzengefühl bei Verhandlungen. Sie wächst über sich selbst hinaus. Von dem kleinen verzogenen Gör ist nichts mehr übrig.

In diesem Teil erfahren wir auch viel über den Piratenkönig Kennit. Er ist ein Opfer, das selbst zum Täter wird. Kennit ist eine Figur, zu der ich nie eine eindeutige Haltung einnehmen konnte. Es war immer ein Ja, aber …. Er lebt nach eigenen Gesetzen und nimmt keine Rücksicht auf seine Mitmenschen. Seine Beziehung zu Winthrow ist merkwürdig. Er fühlt sich zu ihm hingezogen, weil er in ihm das Gute sieht und Winthrow sein Schicksal in Würde und mit großer Empathie meistert. Mit seiner zurückhaltenden, aber bedachten Art, hat sich Winthrow großen Respekt verschafft. Aus dem verweichlichten Jungen ist ein verantwortungsvoller Mann geworden.

Und dann ist da noch „Die, die sich erinnert“ und andere Seeschlangen. Robin Hobb erzählt uns hier die Geschichte der Seeschlangen. Allein dafür lohnt es sich die Reihe zu lesen.

Die gemeinsame Reise geht hier für alle zu Ende. Jeder beginnt nun ein neues Kapitel. Ich mochte gar nicht aufhören, es passiert so viel. Zahlreiche Wendepunkte ändern das Geschehen noch auf den letzten Seiten.

Aber ich finde, ich habe schon viel zu viel erzählt! Lest selbst!

5/5 Punkten

SPRACHLICHE GESTALTUNG
Althea muss mit bösen Bildern und Erinnerungen fertig werden. Würde der Schuldige dafür bezahlen, was er ihr angetan hatte? Robin Hobb geht mit diesem sensiblen Thema sehr empfindsam um. Sie findet die richtigen Worte, um dem Leser den inneren Konflikt und die seelischen Schmerzen nahezubringen, dadurch gelingt es ihr auch, emotionale Sachverhalte gut im Setting unterzubringen, ohne dass es aufgesetzt wirkt.

Die Spannungskurve ist sehr hoch. Die Autorin lockt den Leser mit der Lösung der Geheimnisse, ohne die Spannung zu verringern.

5/5 Punkten

COVER UND ÄUSSERE ERSCHEINUNG
Reihe: Zauberschiffe, Band 6 von 6
Autor: Robin Hobb
Sprecher:Matthias Lühn
Spieldauer: 19 Std. 51 Min.
Veröffentlicht: 11.05.2017
Ungekürztes Hörbuch
Ronin-Hörverlag

5/5 Punkten

GELESEN VON MATTHIAS LÜHN
Der Theaterschauspieler und Sprecher Mathias Lühn interpretiert Robin Hobbs Weltenbau und dessen Akteure auf eine beeindruckende Art und Weise. Er lässt Charaktere entstehen und setzt seine Stimme zu dramaturgischen Zwecken ein. Er haucht nicht nur Seeschlangen Leben ein. Matthias Lühn trägt den Hörer durch die Atmosphäre und lässt ihn emotional dabei sein.

So oder so ähnlich habe ich Matthias Lühn schon die anderen fünf Bände der Zauberschiff Reihe gelobt. Ich kann es nur wiederholen: Daran hat sich nichts geändert.

Der Leser erkennt schon an der Modulation und der Akzentuierung den sprechenden Charakter. Matthias Lühn spricht jeden mit einer individuellen Stimme. Aber halt: Matthias Lühn liest nicht – nein – er zelebriert das Geschehen und leiht ihm seine Stimme.

Manche Leser wissen, dass ich sehr gerne lese und höre. Abends höre ich meistens nur. Da ist mein Kopfkino ausgebucht. Beim Hören kann ich mich voll auf Worte und Geschehnisse konzentrieren. Das erschafft Atmosphäre. Das ist fast schon wie Rollenspiel. Ich fühle mich dann mitten im Geschehen.

Kompliment für diese Vorstellung!

Manche Hörer kennen den Sprecher aus der Trilogie um „Die Lügen des Locke Lamora“ von Scott Lynch und dem „Krieg der Klone“-Saga von John Scalzi.

Die Hörbücher der Zauberschiffreihe gehören zum BookBeat Angebot.

Interview mit Matthias Lühn

5/5 Punkten


FAZIT
Robin Hobb hat mit der Zauberschiff Reihe, die eng mit dem Weitseherzyklus verbunden ist, zahlreiche Einzelschicksale entwickelt und erzählt. Ihre Protagonisten waren nicht einfach gestrickt, sondern hatten Tiefe und viele Grauschattierungen.

Manche, wie Althea oder Brashen habe ich gleich ins Herz geschlossen, weil beide mit viel Empathie und großer Leidenschaft ihr Ziel verfolgten ohne sich zu verbiegen.

Andere wie Malta oder Winthrow beobachtete ich mit Skepsis. Aber bei Charaktere haben mich durch Authentizität überzeugt.

Wesen, wie Paragon, Viviace, „Die, die sich erinnert“ mit den anderen Seeschlangen und Tintaglia haben den Weltenbau von Robin Hobb Glanz verliehen. Das Ende dieser epischen Geschichte ist der Beginn einer neuen Generation der „Herrscher der drei Reiche“. Diese Geschichte der Drachen und Seeschlangen und wie rücksichtslos der Mensch in diese magische Natur eingreift, ist für sich schon lesenswert.

Natürlich ist ein Teil meiner Begeisterung sicherlich, wie schon erwähnt, auch auf den phantasievollen Sprecher Matthias Lühn zurückzuführen.

Also: Ohren auf und Hören!

@Ronin-Hörverlag
Vielen Dank für das schöne Rezensionsexemplar!

Ich vergebe insgesamt 5/5 Punkten.