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Veröffentlicht am 10.06.2025

Eine wunderbare Roadtrip-Familiengeschichte!

Knäckebrothelden
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Es tut immer weh, wenn ein geliebter Mensch von uns geht. Jeder hat seine eigene Art zu trauern, was absolut okay ist! Es ist wichtig, seine Gefühle zuzulassen, auch wenn dies manchmal nicht leicht ist. ...

Es tut immer weh, wenn ein geliebter Mensch von uns geht. Jeder hat seine eigene Art zu trauern, was absolut okay ist! Es ist wichtig, seine Gefühle zuzulassen, auch wenn dies manchmal nicht leicht ist. Ebenso wichtig ist es, in solch schweren Zeiten zusammenzuhalten, füreinander da sein und nach vorne zu schauen. Genau davon handelt der neue Kinderroman von Judith Allert. Samuels Familie muss mit dem plötzlichen Tod des Großvaters klarkommen und jeder tut das auf seine Weise. Papa ist übertrieben fröhlich, Mama denkt nur noch an die Arbeit, die Zwillinge nerven ohne Ende und Oma ist still und in sich gekehrt. So kann es definitiv nicht weitergehen! Die Rettung kommt in Gestalt eines Zettels, eingeklemmt in der Sofaritze: Ein Brief von Opa, mit seinem letzten Willen – eine Reise ans Meer. Die Familie beschließt kurzerhand, Opa seinen letzten Wunsch erfüllen. In einem geliehenen klapprigen Autobus und mit Opas geklauter Asche in einer Knäckebrotdose macht sich die Familie auf den Weg. Was als ein harmloser Ausflug beginnt, entpuppt sich sehr schnell als ein haarsträubend chaotisches Abenteuer voller Pannen, Zoff, lustig-schräger Begegnungen und unvergesslicher Marmeladenglasmomente.
 
Ein wunderbares Kinderbuch hat die Judith Allert hier mal wieder gezaubert! „Knäckebrothelden“ ist eine warmherzige Geschichte über Familienzusammenhalt, das Abschiednehmen und die Kraft gemeinsamer Erinnerungen. Ein herrlich turbulenter Roadtrip-Roman für alle ab 10 Jahren, der trotz ernster Themen tröstlich und unterhaltsam daherkommt. Tragik und Komik sind hier einfach perfekt ausbalanciert. Die Geschichte wird mit viel Humor und erfrischender Leichtigkeit aus der Sicht von Sam erzählt und hält eine ganze Palette an liebenswerten Charakteren bereit. Zusammen mit ihm und seiner Familie begibt sich auf auf eine ziemlich abenteuerliche und etwas überspitzt-verrückte Reise, die unheimlich viel Spaß macht und zugleich auch sehr zum Nachdenken anregt.
„Knäckebrothelden“ ist ein wirklich schönes Kinderbuch für Lesen jeden Alters, ich kann es nur empfehlen!

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Veröffentlicht am 09.06.2025

Einfach zauberhaft!

Eine gute Tat
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Am Tag nach einem heftigen Sturm läuft ein kleines Mädchen mit drei Zöpfen zum Strand hinunter. Als sie sieht, dass Tausende von Seesternen bei dem Unwetter an Land gespült wurden, macht sie sich sofort ...

Am Tag nach einem heftigen Sturm läuft ein kleines Mädchen mit drei Zöpfen zum Strand hinunter. Als sie sieht, dass Tausende von Seesternen bei dem Unwetter an Land gespült wurden, macht sie sich sofort daran, sie zurück ins rettende Meer zu tragen. Ein alter Mann beobachtet sie dabei und fragt verwundert, was sie da mache. Es liegen doch so viele Seesterne im Sand, die kann sie doch unmöglich alle retten. Während das Mädchen den nächsten Stern im Meer absetzt, meint es selbstbewusst: Stimmt, alle nicht, aber zumindest diesen einen hier konnte ich retten und das ist doch schon mal was! Dies stimmt den alten Mann nachdenklich. Kurz darauf geht er mit seinem Enkelsohn ins Tierheim und schenkt einem Hund ein neues Zuhause. Der Enkelsohn fühlt sich ebenfalls inspiriert und bietet daraufhin einer Nachbarin seine Hilfe an. Auch sein Akt der Freundlichkeit wirkt ansteckend und ermuntert den nächsten zu einer guten Tat. Das junge Mädchen hat einen richtigen Schmetterlingseffekt des Mitgefühls in ihrer Stadt ausgelöst. Und al sie nach einem weiteren Sturm erneut zum Steg rennt, erwartet sie dort eine wundervolle Überraschung.

Bei diesem Buch war bei mir nicht nur Coverliebe auf den ersten Blick, auch die Geschichte dahinter hat mein Herz im Sturm erobert.
Das US-amerikanische Autor-Illustratorin-Duo Christian Trimmer und Kaylani Juanita hat mit „Eine gute Tat“ ein überaus charmantes Bilderbuch geschaffen, das wir dank der wunderbaren Übersetzung von Pia Jüngert auch auf Deutsch genießen dürfen. Mit viel Humor und Herz erzählen die beiden vom Dominoeffekt der kleinen guten Taten und vermitteln dabei auf eine spielerische Weise eine wertvolle Botschaft: Jeder von uns kann etwas tun, um die Welt zu verändern, keine Geste ist zu klein, um etwas zu bewirken. Auch der kleinste Moment der Güte kann einen Unterschied machen und große Wellen schlagen, wie ein Stein, den man ins Wasser wirft.
Dieses Bilderbuch fördert Empathie und Hilfsbereitschaft und erinnert an die Bedeutung von Zusammenhalt. Durch die vielen tollen Beispiele regt es dazu an, selbst ein gutes Vorbild zu sein und den Alltag mit scheinbaren Kleinigkeiten ein Stückchen besser zu machen.

Es bereitet richtig Freude, die vielen unterschiedlichen Menschen bei ihren Heldentaten zu begleiten. Man ist bei jedem Umblättern immer ganz gespannt, wer zu was inspiriert wird und welche ulkigen Dinge man als nächstes erfährt. In der Geschichte steckt unheimlich viel Liebe zum Detail, sowohl optisch als auch inhaltlich. So erfährt man ganz nebenbei, dass das kleine entschlossene Mädchen lieber drei Zöpfe mag als zwei und dass der alte Mann häufig seine Brille verlegt.
Visuell ist dieses Bilderbuch ein ganz besonderes Erlebnis. Die wunderschönen Illustrationen von Kaylani Juanita sind herrlich farbenfroh und vielfältig und voller Fantasie (ich liebe die Fischkrawatte vom alten Mann!). Sie machen einfach gute Laune und laden mit ihren vielen Feinheiten zum Verweilen und Entdecken ein.

Fazit: Der Zuckersüß Verlag wird seinem mal wieder mehr als gerecht: „Eine gute Tat“ ist ein zuckersüßes Bilderbuch ab 4 Jahren über die Kraft der Freundlichkeit und die ansteckende Magie der vermeintlichen kleinen Gesten. Ein echter Schatz in jedem Bücherregal. Inspirierend, lustig, liebenswert und voller Herzlichkeit und Vielfalt. Ich bin verliebt in dieses Buch, ich kann es nur empfehlen. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 07.06.2025

Ein so wundervolles und wichtiges Bilderbuch!

Florian
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Seit Florian denken kann, weiß er, dass er ein Junge ist. Bisher hat er sich nicht getraut, seine Gedanken und Gefühle zu teilen, doch als das neue Schuljahr näher rückt, spürt er, dass es Zeit ist, endlich ...

Seit Florian denken kann, weiß er, dass er ein Junge ist. Bisher hat er sich nicht getraut, seine Gedanken und Gefühle zu teilen, doch als das neue Schuljahr näher rückt, spürt er, dass es Zeit ist, endlich er selbst zu sein. Am Abend vor dem Sommerurlaub nimmt Florian all seinen Mut zusammen und erzählt seiner Familie, dass er kein Mädchen ist. Alle reagieren voller Verständnis. Sie lieben ihn, ganz egal ob er ein Mädchen, ein Junge, nichts davon oder beides davon ist. Die positiven Reaktionen lassen Florian aufblühen. Endlich nennen ihn alle bei seinem richtigen Namen – Florian. Er kann sich kleiden wie ein Junge und seine Identität frei ausleben. Doch als sich die Ferien dem Ende zuneigen, kommen Ängste und Zweifel in ihm hoch. Wie werden sich seine Freundinnen, Mitschülerinnen und Lehrerinnen verhalten? Er kennt kein anderes Kind an seiner Schule, das trans ist. Werden ihn alle als Florian akzeptieren und willkommen heißen?

Der Zuckersüß Verlag ist immer ein Garant für außergewöhnliche Kinderbücher, die sich von der Masse abheben. Mir ist kein anderer Kinderbuchverlag bekannt, der eine so schöne Auswahl an diversen, inklusiven und empowernde Titeln im Programm hat. Und „Florian“ ist das perfekte Beispiel dafür.

Kinderbücher, die Transidentität thematisieren, gibt es nach wie vor leider viel zu wenige, vor allem im Bilderbuchbereich. Zum Glück hat der Zuckersüß Verlag das Bilderbuch „Florian“ herausgebracht, dessen englischer Originaltitel „Calvin“ lautet. Ins Deutsche übertragen wurde es von Linus Giese, der selbst trans ist und mit seiner Übersetzung genau die richtigen Worte gefunden hat.

Das Besondere an diesem Buch ist seine Entstehungsgeschichte. Die Autor
innen J.R. und Vanessa Ford sind selber Eltern eines trans Kindes und teilen hier ihre eigene Erfahrungen, zusammen mit denen vieler anderer Familien mit trans Kindern. Voller Wärme erzählen sie die Geschichte aus der Sicht des kleinen Florians, der schon immer wusste, dass er im Herzen und Kopf ein Junge ist. Von Anfang an wird ihm nur Liebe, Unterstützung und Verständnis entgegengebracht. Niemand problematisiert seine Identität, alle sind ihm gegenüber aufgeschlossen und akzeptieren ihn so wie er ist. Dies mitzuerleben ist unheimlich schön und herzergreifend und auch, dass wir Leserinnen nie Florians alten Namen erfahren – dass er für uns einfach nur Florian ist – fühlt sich genau richtig an.
Man kann jedem transgender Kind wirklich nur wünschen, dass es so ein glückliches Coming Out erfahren darf wie Florian. Denn in der Realität sieht das Leben von trans Kindern vermutlich nicht immer so rosig aus. Manche mögen diese etwas geschönte Darstellung kritisieren, aber ich liebe dieses Buch gerade deswegen. „Florian“ ist ein sehr positives Buch, welches Vielfalt als das darstellt, was es für uns alle sein sollte: Etwas völlig Normales. Es macht Kindern Mut, sie selbst zu sein und hilft jedem von uns dabei, trans Kinder auf ihrem Weg zum eigenen Ich zu unterstützen. Jede
r von uns ist einzigartig und gleich viel wert und sollte sich angenommen, respektiert und willkommen fühlen. Eine so wichtige Botschaft, die man Kindern gar nicht früh mitgeben kann.

Illustriert wurde die Geschichte von Kalya Harren und man hätte niemand passenderen für dieses Buch finden können. Ihre Illustrationen sind gewohnt ausdrucksstark, herrlich vielfältig und voller Leben. Sie zeigen vollkommen selbstverständlich unsere bunte Gesellschaft und schaffen mit ihren warmen Farben eine einladend-freundliche Wohlfühlatmosphäre.

Fazit: „Florian“ ist eine wunderschöne und herzerwärmende Geschichte ab 4 Jahren über den richtigen Umgang mit trans Kindern. Ein bestärkendes Plädoyer für mehr Verständnis, Akzeptanz und Toleranz. Berührend, liebevoll und wunderbar divers. Ich liebes Bilderbuch und kann es jedem nur ans Herz legen! Es ist ein echter Mutmacher, der in keinem Kinderzimmer fehlen sollte. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 05.06.2025

Ein wundervolles Buch!

Wort für Wort
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Den Namen Hero zu tragen, kann ein echter Fluch sein. Dieser Meinung ist zumindest Hero Jean Rodriguez, die sich überhaupt nicht wie eine Heldin fühlt und bezweifelt, dass sie sie jemals in sich finden ...

Den Namen Hero zu tragen, kann ein echter Fluch sein. Dieser Meinung ist zumindest Hero Jean Rodriguez, die sich überhaupt nicht wie eine Heldin fühlt und bezweifelt, dass sie sie jemals in sich finden wird. Wie gerne wäre sie heroisch. Vor allem dann, wenn ihr Mitschüler Aria mal wieder von Rufus Brutalus, dem größten Schultyrann, gemobbt wird. Aria geht erst seit kurzem in ihre Klasse. Er ist aus dem Iran nach Australien geflüchtet und ein ziemliches Rätsel. Er hat freundliche Augen und manchmal ein verschmitztes Lächeln, aber keine Worte. Aria spricht nie. Dennoch freunden sich Hero und ihre beste Freundin Jaz mit ihm an. Als sie eines Tages erfahren, dass ausgerechnet ihr stummer neuer Freund ein preisgekrönter Poet ist, können sie es kaum glauben. Und mehr noch: Aria möchte unbedingt bei einem Poerty-Slam auftreten. Denn tief in ihm schlummert eine Geschichte, die erzählt werden möchte. Hero und Jaz sind sofort bereit, Aria bei der Suche nach seiner Stimme zu helfen. Ob sie wohl erfolgreich sein werden?

Ich habe es nun schon mehrmals in meinen Rezensionen geschrieben und kann es gar nicht oft genug erwähnen: Der Woow Books Verlag ist für mich immer ein Garant für herausragende Kinderbücher. In meinem Regal steht mittlerweile eine breite Palette an echten Schätzchen, die einfach „Woow“ sind. Und „Wort für Wort“ bildet da definitiv keine Ausnahme. Bereits das tiefblaue Cover mit seinen schimmernden Elementen begeistert auf Anhieb und die Geschichte dahinter steht dem in nichts nach.

Die im Iran geborene Autorin Maryam Master präsentiert hier einen außergewöhnlichen Kinderroman, welcher kongenial von Isabel Abedi ins Deutsche übersetzt wurde. Wort für Wort entfaltet sich hier eine Reinste-Achterbahnfahrt-Geschichte, die fesselt, berührt, schockiert, unheimlich gut unterhält und lange nachklingt.

Obwohl die Erzählung nur etwas über 200 Seiten umfasst, behandelt sie eine Vielzahl an wichtigen und teils schweren Themen, ohne überladen, bedrückend und hoffnungslos zu wirken. Neben Freundschaft, Hilfsbereitschaft, Zusammenhalt und Poesie thematisiert Maryam Master auch Mobbing, psychische Erkrankungen, selektiver Mutismus, Krieg, Flucht und Verlust. Dies tut sie auf eine so bewundernswerte Weise, vor der man nur den Hut ziehen kann: Eindringlich und realistisch, aber auch mit jeder Menge Leichtigkeit, Sensibilität und überraschend viel Humor. Sie zeigt uns, wie heilsam und machtvoll Worte, Liebe und Freundschaft sein können und dass es sich lohnt, nach vorne zu schauen und niemals aufzugeben.
Die Charaktere sind allesamt hervorragend getroffen. Vielfältig, teils ziemlich schräg und überaus liebenswert. Im Fokus stehen die drei besten Freund*innen Hero, Aria und Jaz, die unterschiedlicher kaum sein könnten, aber zusammen unschlagbar sind: Die vermeintlich mutlose und wunderbar selbstironische Hero, die die Heldin in sich entdeckt. Der stumme, aber nicht wortlose Aria, der seine Stimme findet. Und Jaz (mein persönliches Highlight), deren selbstbewusste und erfrischende Art man einfach lieben muss. Das Buch wird abwechselnd aus der Ich-Perspektive von Hero und Aria geschildert. Während Heros Kapitel einem öfters ein Schmunzeln entlocken (ihre Selbstironie habe ich beim Lesen richtig gefeiert), kommen Arias Erzählungen oft sehr erschütternd daher und gehen ans Herz.
Die Spielereien mit dem Schriftbild runden das Ganze perfekt ab und dass man nebenbei auch noch einiges über die persische Kultur lernt, ist das i-Tüpfelchen obendrauf.

Fazit: „Wort für Wort“ ist eine schmerzlich-schöne Geschichte über die Macht der Worte und die heilende Kraft der Freundschaft. Ein großartig erzählter Kinderroman für alle ab 11 Jahren! Berührend, ehrlich, einfühlsam und trotz ernster Themen herrlich leicht und unterhaltsam. Ich habe dieses Buch von den ersten Worten an geliebt. Es war mein erstes Werk von Maryam Master und sicherlich nicht mein letztes. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 04.06.2025

Ein großartiger Kindercomic!

Der Zahn
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Wenn es eins gibt, wovor es Mila so richtig graust, dann sind das Vampire. Ihr Zimmer ist daher vampirfreie Zone. Lange Knoblauchketten und Vampire-verboten-Poster schmücken ihre Wände, nur so fühlt sie ...

Wenn es eins gibt, wovor es Mila so richtig graust, dann sind das Vampire. Ihr Zimmer ist daher vampirfreie Zone. Lange Knoblauchketten und Vampire-verboten-Poster schmücken ihre Wände, nur so fühlt sie sich sicher. Vor dem Schulausflug ins Gruselkabinett ist ihr daher ziemlich mulmig zumute, obwohl ihr bester mutiger Freund Niklas sie begleitet. Leider kriegt die blöde Alina und ihre coole Clique spitz, wie leicht man Mila einen Schrecken einjagen kann und beginnen sich über sie lustig zu machen. Einzig ihre Klassenkameradin Karla bekommt ein schlechtes Gewissen und freundet sich mit Mila an. Was aber niemand ahnt: Karla ist in Wahrheit ein Vampirkind! Doch dann fällt ihr eines Tages plötzlich ein Zahn aus, dem ein neues, sehr langes und ziemlich spitzes Exemplar folgt: Ein Blutsaugerzahn! Karla ist alles andere als begeistert. Nicht nur, dass ihr neuer Zahn total auffällig ist – ihre Eltern, die bezüglich des Vampirseins äußerst engstirnig sind, wollen sie fortan auf die Vampir-Akademie schicken. Karla möchte aber gar nicht auf dieses Internat, weit weg von ihren Freunden. Wobei sich allerdings auch die Frage stellt, ob diese überhaupt noch mit ihr befreundet sein wollen, wenn sie ihnen ihr großes Geheimnis verrät.

Auf das Comic-Debüt von Ayşe Klinge habe ich mich gefreut, seit ich es zum ersten Mal in der Verlagsvorschau sah. Nach einer etwas längeren Wartezeit als ursprünglich geplant war es diesen Monat endlich soweit und ich wurde definitiv nicht enttäuscht. Schon das Cover ist ein Volltreffer und es verspricht auch wirklich nicht zu viel.

Ayşe Klinge legt mit „Der Zahn“ einen wunderbaren Kindercomic vor, der definitiv nicht nur an Halloween begeistert und auch für Erwachsene unbedingt lesenswert ist. Mit lebendigem Strich und voller warmen Humor erzählt sie von der außergewöhnlichen Freundschaft zwischen einem Mädchen mit Vampirphobie und einer echten Vampirin. Dabei gelingt es ihr gekonnt, Gruselspaß mit Tiefgang zu verbinden. Auf eine kindgerechte und leichtfüßige Weise behandelt sie eine Vielzahl von Themen wie Ängste, Mobbing, Ausgrenzung, Ablehnung, Familienkonflikte und das Anderssein. Die Geschichte rund um Karla und Mila zeigt, wie wichtig es ist, Vorurteile und eingefahrene Denkmuster zu hinterfragen und Fehler einzugestehen. Sie ermutigt dazu, über den Tellerrand zu schauen und dem Unbekannten offen und verständnisvoll zu begegnen. Es ist einfach toll zu sehen, wie sich Mila und Karla anfreunden und wie Mila schließlich noch den Mut findet, ihre Ängste zu überwinden und für ihre neue Freundin einzustehen.

Auch optisch ist dieser Comic ein richtiges Highlight! Ayşe Klinges Illustrationen sind kräftig bunt koloriert, die Figuren unheimlich liebenswert und ausdrucksstark gezeichnet. Der Textanteil ist recht gering gehalten, die Bilder sprechen oft für sich. An vielen Stellen kommt die Geschichte auch über mehrere Panels hinweg ganz ohne Sprechblasen aus, sodass sie – trotz ihrer stolzen über 200 Seiten – ideal für Lesemuffel und Leseanfänger geeignet ist.

Fazit: Ayşe Klinge präsentiert hier einen großartig erzählten und illustrierten Kindercomic ab 8 Jahren, in dem so viel mehr steckt als nur herrlicher Vampirgrusel. „Der Zahn“ ist ein Plädoyer für mehr Offenheit und Toleranz gegenüber dem vermeintlich Andersartigen. Eine warmherzige und witzig-turbulente Freundschaftsgeschichte für Leser*innen jeden Alters. Ich bin begeistert von diesem Comic-Debüt, meine Erwartungen wurden sogar noch übertroffen. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

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