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Veröffentlicht am 13.11.2020

Kann Wahrheit überhaupt definiert werden?

Die Wahrheit der anderen
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Pakistanische Flüchtlinge besetzen eine Kirche in Wien. Es gibt auch noch Randale. Sie wollen ein Fanal gegen die Asylpolitik setzen.

Uwe Tinnermanns ist, darf er sich reell Journalist nennen?, selbiger ...

Pakistanische Flüchtlinge besetzen eine Kirche in Wien. Es gibt auch noch Randale. Sie wollen ein Fanal gegen die Asylpolitik setzen.

Uwe Tinnermanns ist, darf er sich reell Journalist nennen?, selbiger einer Boulevardzeitung. Er schnuppert die Morgenluft des beruflichen Aufstiegs. Er darf Kolumnen über jenes Protestlager veröffentlichen, aber relotianisch werden jene frei nach Münchhausen belletristisch aufgehübscht und dramatisch verbrämt. Veena Shahida ist das IT-Girl, die politische Ikone dieses Aufstandes. Ein Photo, das eine harmlose Situation wiedergibt und zwar daß ein unschuldiger Polizist der verletzten Veena nur auf hilft, wird zweideutig umgedeutet zur Polizeigewalt.

Das öffentliche Auge des Publikums, der Medien und der Politik sind auf Veena und Konsorten gerichtet, jedoch wirkt Veena nach und nach durch verschiedene Faktoren nicht mehr authentisch. Sie genießt das alles ein wenig zu sehr, scheint mir. Birgit Toth, Anwältin, möchte ihr helfen und stellt sich gegen die anderen Pakistanis und deren Protest, verheddert sich aber zunehmend in den diversen Reibungspunkten der konträren Wahrheiten.

Gibt es die eine Wahrheit? Kann man darauf vertrauen, bauen, glauben, daß es sie gibt? Oder nur zumindest das anerkennen, was man mit den eigenen Sinnen wahrnimmt? Ich denke nicht.

Dies ist ein Buch der Subjektivitäten. Es gibt differierende Erzählperspektiven. Jeder von uns existiert als singuläre Kohlenstoffeinheit und nicht jeder wird unter hohem Druck zum Diamanten. Ich kann nicht in den anderen hineinsehen und er bei mir genausowenig. Ein Buch ohne eine dritte, neutrale, übergeordnete Erzählstimme macht die Geschichte komplizierter. Pluralität zersplittert zu unzähligen Fragmenten und der Leser hat die Aufgabe, sein ureigenes Puzzle daraus zu bauen.

Man muß sich ungestört auf dieses Buch einlassen können und es hochkonzentriert lesen. Das ist manchmal etwas anstrengend. Literatur soll aber nicht nur zum Kuscheln einladen.

Tinnermanns ist ein egomanischer, skrupelloser Karrierist, der nicht davor zurückschreckt, Leben notfalls in extremo zu zerstören. Er hat eine Profilneurose und Frau Toth ist ebensowenig uneigennützig.

Veena ist undurchsichtig, sehr ambivalent gezeichnet und vielleicht nicht das, was sie intendiert zu sein oder zu scheinen. Sie ist nur ein Mensch und viele Leute aller Nationen genößen wohl eine derartige mediale Offensive, ihre fünfzehn Minuten Ruhm, auch wenn der Preis womöglich hoch ist.

Sehr viele, auf allen Seiten sind nur auf ihren Vorteil aus. Fast jeder will jeden nach Gusto manipulieren. Die öffentliche Meinung will geformt werden, so daß das einen direkten Backlash auf die Politik haben möge.

Der einzelne Mensch, der Asylsuchende ( nicht nur jener ) und sein individuelles, womöglich sehr tragisches Schicksal geht dabei im Meer der pluralen Wahrheiten unter. All die grellen, blinkenden Lichter der marktschreierischen Aufmerksamkeitsheischer überblenden die kleine, flackernde Kerze nackt im Wind.

Werden einem hundert verschiedene Versionen ( um es mal überspitzt darzustellen ) um die Ohren geballert, was soll man da noch glauben können oder wollen - in Zeiten von Fake News ( dabei ist dieses Phänomen nicht einmal so neu ) und Dogmen von links als auch rechts.

Auf jeden Fall sollte man auf alles angemessen mißtrauisch und abwartend reagieren, ohne in das Extrem der Verschwörungstheorien abzurutschen.

Dieses Buch ist doppelbödig. Es spielt mit den Erwartungen des Lesers und seinen Einstellungen. Was vermeintlich gesichert ist und stimmt, ist Lüge und vice versa. Alles ist ineinander verschachtelt und doch ist dieses Buch nicht annähernd so kompliziert wie unsere angebliche Realität.

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Veröffentlicht am 13.11.2020

Er hält dich in den dunkelsten Stunden....

Was hält, wenn nichts mehr hält
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Profunde gelebter Glaube kann durchaus das ureigene persönliche Wunder evozieren und großartige Stärke verleihen!

Brian Johnson erzählt meines Erachtens authentisch und ohne störende Distanz nahegehend ...

Profunde gelebter Glaube kann durchaus das ureigene persönliche Wunder evozieren und großartige Stärke verleihen!

Brian Johnson erzählt meines Erachtens authentisch und ohne störende Distanz nahegehend aus seinem Leben. Er ist in einem tiefreligiösen Elternhaus aufgewachsen, was gewiß nicht immer einfach war. Sein Umfeld war aber wohl liebevoll. Trotzdem hatte er mit sieben Jahren seine erste Panikattacke.

Als Erwachsener baut er das Musiklabel Bethel Music auf. Er selber verfasst als Musiker preisgekrönte Songs. Er hat auch selber eine Familie gegründet.

Mit Wucht kehren jedoch Panik und Depressionen zurück. Er wird sogar von Benzodiazepinen abhängig.

Er kann sehr gut schreiben, pointiert und mit einer eindrücklichen und beeindruckenden Tiefgründigkeit.

Ich bin der Meinung, daß psychisch Erkrankte nicht allein auf Gott vertrauen sollten, sondern auch professionelle Hilfe beanspruchen.

Vielleicht gehört Brian Johnson zu jenen seltenen Fällen, dem tatsächlich durch sein Urvertrauen in Ihn die Heilung geglückt ist. Lobpreisung und Gebete können, ehrlich aus tiefster Seele gesprochen und gelebt ( und gesungen ) unter Umständen das ganz eigene persönliche Wunder bewirken.

Allerdings lehne ich es entschieden ab, Homosexualität zu "verteufeln".

Sein Weg ist sein ureigener. Nicht für jeden wird er gangbar sein, aber er vermittelt Impulse, die durchaus Funken in einem entzünden und zum Nachdenken anregen.

Es ist jedenfalls ein schönes Buch, das gut zu lesen ist.

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Veröffentlicht am 13.11.2020

Stärke und Kraft!

Kleines Haus mit offenen Türen
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Dieses Buch erzählt auf lebendige Weise von der Kindheit und Jugend dieser bemerkenswerten resilienten Frau!

Corrie ten Boom erzählt in schönen und vitalen Worten von ihrer Kindheit und Jugend in den ...

Dieses Buch erzählt auf lebendige Weise von der Kindheit und Jugend dieser bemerkenswerten resilienten Frau!

Corrie ten Boom erzählt in schönen und vitalen Worten von ihrer Kindheit und Jugend in den Niederlanden, was sie geprägt hat und derart resilient werden ließ. Sie hielt nämlich auch in den dunkelsten Stunden an ihrem Glauben fest, obwohl sie selbst im KZ war, weil sie Juden geholfen hatte. Sie konnte sogar vergeben.

Ihre Tanten, ihre drei Geschwister und ihre Eltern lebten im selben Haus. Ein quirliges, lebhaftes Umfeld. Sie zeigt anschaulich, wie sie den Glauben an Mädchen und auch anderswo vermittelt hat - oft mit fruchtbarem Erfolg.

Corries Vater war ja Calvinist und die können bekanntlich sehr streng sein in der Einhaltung der Gesetze Gottes. Viele Länder, die Corrie bereist hatte, haben sie freudig empfangen. In den USA ist das der Fall gewesen.

Bis heute ist Jesus auf Erden "nicht erschienen", um den Glanz des Himmelreiches auf Erden zu bringen. Natürlich gibt es viel Mißbrauch und einige deuten die Coronakrise als Zeichen des nahenden Armageddons ( ! ).

Was ich kritisch sehe, ist die Missionierung oder der Versuch selbiger bei " Eingeborenen".

Was nach dem Tode kommt, weiß leider keiner und das ist auch gut so. Eventuell wären wir alle sehr enttäuscht. Man sollte nicht versuchen, anderen den Glauben "als den einzigen wahren" aufoktroyieren zu wollen. Deswegen hat das Buch meinen Geschmack nicht ganz getroffen, obwohl es mir in anderen Belangen sehr wohl gefallen hat. Eine interessante Frau mit einer außergewöhnlichen Biographie.

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Veröffentlicht am 13.11.2020

Ein inneres, unendliches Vakuum!!!

Sickster
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Berlin: Magnus Taue arbeitet als Journalist für das Kundenmagazin eines französischen Konzerns. Er wird von Selbstzweifeln geplagt, ist im Grunde fertig, gibt sich keinerlei Illusionen mehr hin.

Thorsten ...

Berlin: Magnus Taue arbeitet als Journalist für das Kundenmagazin eines französischen Konzerns. Er wird von Selbstzweifeln geplagt, ist im Grunde fertig, gibt sich keinerlei Illusionen mehr hin.

Thorsten Kühnemund ist ein durch und durch hedonistischer Manager, machohaft über die Schmerzgrenze hinaus, ziemlich unsympathisch. Er hat eine Freundin namens Laura, geht aber hemmungslos fremd. Er spricht den geistigen Getränken zu sehr zu, ebenso den Mittelchen, die man gemeinhin Drogen nennt. Exzessiv, immer auf der Flucht vor der inneren Leere, die ihn einzuholen droht. Innerlich ausgehöhlt.

Beide erwähnten Männer waren mal Schulkameraden. Jetzt als Erwachsene freunden sie sich mehr und mehr an. Das Nachtleben saugt Magnus ein, von Club zu Club, Disco zu Disco. Hungrig nach Erlebnissen und sich ablenken, um ja nicht über die eigene Desolation nachgrübeln zu müssen.

Beide trudeln haltlos durch ihre jeweiligen Leben. Das ist ihnen nicht einmal klar und wenn die Verzweiflung doch ihr Haupt hebt, verdrängen sie sie sofort wieder. Die Feinheiten und Empfindlichkeiten ihrer eigenen Psychen schlagen sie so zumindest temporär tot. Es ist aber nur ein Scheintod. Magnus' Psyche verändert sich, aber zum Besseren? Zweifel sind angebracht.

Magnus erwärmt sich mehr und mehr ausgerechnet für Thorstens Freundin Laura und das kann jener nicht dulden, der sie als seinen Besitz betrachtet. Wird es zur unvermeidlichen Konfrontation kommen und was wird daraus resultieren?

Multiperspektivisch ( Magnus, Thorsten, Laura ), authentisch und auf diversen Zeitplateaus berichtet Thomas Melle vom Anbahnen sehr unguter Dinge.

Sinnentleertes Leben, angefüllt mit dürftigen Ersatzhandlungen, Überkompensation, Verdrängung, Verleugnung und die atemlose Suche nach dem schnellen Kick. Ja nicht darüber nachdenken müssen, daß man es im Leben zu nichts gebracht hat und ebensowenig darstellt, "nur" ein Manager unter vielen und "nur" ein unbekannter Journalist mit einem unbefriedigenden, dürftigen Aufgabenfeld. Nur Pseudobedeutung, der Versuch, das Ego aufzublasen.

Dahindriften, kein sinnstiftendes Ziel vor Augen. Hauptsache nicht reflektieren und kontemplieren. Sonst wäre beiden klar, wie erbärmlich ihr Leben ist.

Rasiermesserscharf seziert Thomas Maple in spitz geschliffenen, schneidenden Worten und Sätzen atmosphärisch das Gierige, das Mehr Mehr Mehr haben wollen und den maßlos wachsenden Anspruch auf Spaß und Unterhaltung. Sie sind vom wahren Glück so weit entfernt wie Sirius von der Erde.

Es ist eine gleißende Reflektion unserer Gegenwart und ein gelungenes Psychogramm der männlichen, meist verleugneten Labilität. Fiebrig bis zur absoluten Benommenheit und dem eventuellen Kollaps, nicht nur des Individuums.....

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Veröffentlicht am 13.11.2020

Liebe, Liebe oder Liebe?

Vielleicht bleibe ich doch noch zum Frühstück
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Verloren zwischen Affären, Emotionen leugnend, muß Toni erst einmal ihren Weg finden, um zu wissen, was auf Dauer reell guttut!

Toni möchte sich nicht binden. Das wäre kompliziert und mit Beziehungsarbeit ...

Verloren zwischen Affären, Emotionen leugnend, muß Toni erst einmal ihren Weg finden, um zu wissen, was auf Dauer reell guttut!

Toni möchte sich nicht binden. Das wäre kompliziert und mit Beziehungsarbeit verbunden. Gefühle zu investieren bedarf großen Mutes. Emotionen tun weh. So flüchtet sie im Grunde vor sich selbst, wenn sie eine unverbindliche Affäre nach der anderen hat.

Rein physisch ist sie befriedigt und zufrieden. Sexuell so begehrt zu sein ist ein gewaltiger Kick für ihr Selbstbewußtsein. Allerdings kann sie die gewisse innere Leere nicht leugnen.

Sie lernt die verheiratete, wohlhabende Gina kennen. Und diese Affäre scheint mehr zu werden als nur eine erotische Begegnung der hungrigen Körper ....

Der Schreibstil ist sehr gut, angenehm zu lesen und einnehmend. Toni muß sich erst finden und sie ist durchaus sympathisch. Sie ist eine starke Figur, die natürlich auch ihre Schwächen hat, die sie authentisch, eben menschlich machen.

Die Protagonisten sind nicht eindimensional. Sie haben sehr plastische Konturen und Tiefe. Toni muß erkennen, daß sie ihre Emotionen nicht komplett verleugnen kann. Aus ihren Erfahrungen wird sie gestärkt hervorgehen.

Wunderbare Lektüre!!!


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