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Veröffentlicht am 19.03.2024

solides Debut aber nicht mehr

Die Auszeit
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Auf das Debut von Emily Rudolf habe ich mich nun schon seit Ende 2023 gefreut, seit dem läuft nämlich die Werbetrommel für "die Auszeit".
Selten habe ich mitbekommen, dass ein Debut so stark beworben wurde, ...

Auf das Debut von Emily Rudolf habe ich mich nun schon seit Ende 2023 gefreut, seit dem läuft nämlich die Werbetrommel für "die Auszeit".
Selten habe ich mitbekommen, dass ein Debut so stark beworben wurde, da wird man natürlich neugierig.
Der Fischer Verlag ist ja einer meiner Lieblingsverlage und hat ja auch extrem gute Autoren, grade im Thriller und Krimi Bereich, von daher waren meine Erwartungen natürlich schon recht hoch. Das Cover ist super, ähnelt vom Stil her den Büchern von Arno Strobel, auch wieder mit Farbschnitt und sowohl bei Instagram als auch über die verschiedenen Buchhandlungen, habe ich immer wieder sozusagen einen Countdown bekommen.
Als das Buch dann endlich da war, habe ich eine Rezension von einer anderen Bloggerin gesehen und war ein wenig schockiert, nur zwei , das hat mich wirklich überrascht.
Aber ich lasse mich davon natürlich nicht beeindrucken, sondern bilde mir meine eigene Meinung und habe "die Auszeit" am Wochenende gelesen.
Ja, ich habe es am Wochenende ausgelesen, also die gute Nachricht mal vorweg, sooooo schlecht, dass es nur zwei
bekommt, ist es nicht. Aber es ist auch nicht der grosse Wurf, so dass man es so hypen müsste.
Die Geschichte ist leicht erklärt, 6 junge Leute verbringen ein Wochenende in einem Retreat und dort findet ein Mord statt. Die Frage, wer ist der Mörder.
Die Story selbst ist wirklich nicht schlecht. Es gibt verschieden Verdächtige, es gibt verschiedene Zeitebenen und Handlungsstränge und die verschiedenen Möglichkeiten gehen auch auf und sind nachvollziehbar. Es ist also nicht so, dass plötzlich am Ende ein ganz neuer Mörder auftaucht und dann war es der Gärtner mit dem Seil in der Bibliothek.
Auf Grund der schlechten Kritik, habe ich mich also beim lesen die ganze Zeit gefragt, wie finde ich das Buch eigentlich und ist es wirklich schlecht.
Die Antwort, nein!
Es ist ein solides Debut, besonders wenn man sich überlegt wie schwer Krimis doch zu schreiben sind, es muss ja alles schlüssig sein und auch aufgehen und nicht an en Haaren herbeigezogen sein, ist es wirklich solide. Ich habe mich auch unterhalten gefühlt und nicht das Gefühl gehabt ich würde mich jetzt besonders quälen, weil ich weiterlese.
Das Problem ist ein anderes.
Das Story ist einfach nicht spannend geschrieben, das ist das Problem.
Wer gerne Arno Strobel liest, oder das neue Buch von Megan Miranda "der Pfad" gelesen hat, wird sofort verstehen was ich meine.
Da sind die Sätze so geschrieben, dass sie eine atemlos zurücklassen, dass man am liebsten querlesen möchte nur um noch schneller zu lesen, es aber nicht tut, weil man dann ja Details verpassen könnte, dass es bei lesen ist als würde man einen Film ansehen. Das fehlt bei Emily Rudolf leider komplett.
Ich bin mir nicht sicher ob es an der Art wie sie schreibt liegt, es ist nicht der beste Stil, schriftstellerisch schon etwas einfacher, oder daran, dass sie einfach zu viel ausformuliert, aber es kommt einfach, trotz spannender Story keine echte Spannung auf.
Wahrscheinlich liegt es einfach daran, dass es ein Debut ist, oder vielleicht wäre es auch als "young adult" besser platziert.
Ich werde sie jedenfalls weiter verfolgen und schauen wie Emily Rudolf sich entwickelt.
Empfehlen würde ich das Buch jetzt nicht unbedingt, aber es ist auch kein Fehlkauf.

Solide *** Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 04.03.2024

tolle Einblicke in eine andere Kultur

Die Hoffnung der Chani Kaufman
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Wieder einmal lege ich ein Buch aus der Hand und habe das befriedigende Gefühl, dass das eine Runde Schache war.
Ich hasse ja nichts mehr, wenn Bücher zu Ende gehen und es bleiben noch 1000 Fragen offen ...

Wieder einmal lege ich ein Buch aus der Hand und habe das befriedigende Gefühl, dass das eine Runde Schache war.
Ich hasse ja nichts mehr, wenn Bücher zu Ende gehen und es bleiben noch 1000 Fragen offen oder och schlimmer, ich denke das hat jetzt gar keinen Sinn gemacht. Davor braucht man bei diesem Buch keine Angst zu haben.
Auf Grund des Titels hatte ich irgendwie etwas Mühe das Buch aufzuschlagen und in die Geschichte einzutauchen. Ich musste bei Chani immer an die schrecklichen Bilder von der jungen Frau auf dem Pick up denken, bei denen mir grad schlecht wird, deswegen hat es wirklich etwas gedauert und das wo ich mich doch so auf dieses Buch gefreut habe.
Kaum hatte ich zu lesen begonnen, war es wirklich als würde ich in eine andere Welt eintauchen und eine ganz neue Kultur, die mir so gar nicht bekannt war, kennenlernen.
Im Zentrum der Geschichte steht Chani, was der Titel ja vermuten lässt, aber im Grunde geht es nicht nur um sie, sondern um Chani und die Menschen in ihrem direkten Umfeld und die in dieser Episode ihres Lebens, Chani versucht verzweifelt schwanger zu werden, Einfluss auf sie haben.
Über die wirklich sprachlich sehr schön geschriebenen Geschichten der Personen, taucht der Leser in das Leben in einer orthodoxen Gemeinschaft ein.
Einige Dinge kennt man, wie die Bekleidung und vielleicht noch die religiösen Aspekte, aber was diese Art der Glaubensausübung für die Gemeindemitglieder bedeutet, fand ich wirklich erstaunlich. Wie kann es sein, dass eine junge Frau aus London, im 20ten Jahrhundert nichts von Eisprung und dem Verhalten der Spermien des Mannes weiss?!
Besonders hat mir gefallen, dass es auch um das Leben ausserhalb der Gemeinde geht. Was passiert, wenn man sich irgendwann in seinem Leben für eine Existenz ausserhalb der Gemeinde entscheidet und alles, was vorher war sozusagen verliert. Das dies nicht immer nur schön, aber auch hoffnungsvoll sein kann, wird durch die Autorin wunderbar erzählt. Was mir sehr gefallen hat ist, dass es nicht nur um eine Abrechnung und den Ausbruch geht, sondern man auch sehr schön miterleben kann, was einem das Leben in einer so isolierten Gesellschaft geben kann und weswegen es auch schön sein kann, so genau zu wissen, wo der eigene Platz im Leben ist, einfach weil andere für einen diese Entscheidungen übernehmen. So kann der Leser sich selbst eine Meinung bilden.

Für mich hat dieses Buch alles gehabt, was ich mir erhofft hatte. Einblick in die jüdische Gemeinde und die Rituale. Tolle Charaktere, denen ich gerne gefolgt bin und die mir schnell am Herzen lagen und eine Runde Geschichte, die mir glückliche Lesestunden beschert hat.

**** Sterne

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Veröffentlicht am 01.03.2024

grossartiger Stimmungsthriller

Schneesturm
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Das neue Buch von Triona Walsh wird vom Verlag aktuell stark promoted und gepushed, ja eigentlich kommt man kaum darum herum.
Ich bin im Grunde niemand der sich an den Bestsellerlisten oder an Werbung ...

Das neue Buch von Triona Walsh wird vom Verlag aktuell stark promoted und gepushed, ja eigentlich kommt man kaum darum herum.
Ich bin im Grunde niemand der sich an den Bestsellerlisten oder an Werbung orientiert. Ganz im Gegenteil mir gefällt es am meisten Bücher zu lesen nach denen ich nicht automatisch greifen würde und gerne lese ich einfach mal etwas das mir eine Buchhändlerin empfiehlt einfach nur so.

Aber dieses Buch ist wirklich der Knaller.
Und es wird mit gutem Grund gerade stark beworben.
Cara lebt auf einer kleinen irischen Insel und ist dort die örtliche Polizistin. Vor 10 Jahren ist ihr Mann auf tragische Weise zu Tode gekommen und nun kommt die alte Clique zusammen, um seiner zu gedenken.
So viel und natürlich alles noch ein wenig ausführlicher steht es auch im Klappentext und dies ist auch alles, was man wissen muss.
Was dort aber nicht steht ist das, was diesen Thriller tatsächlich ausmacht und das ist die besondere Stimmung, die dort vermittelt wird.
Eine Insel so klein und so einsam, dass nur eine Hand voll Menschen dort wohnt. Ein Schneesturm, der alles lahmlegt und der die Menschen, die sich auf der Insel befinden, auf dieser einsperrt. Kein Entkommen, keine Schiffe, die ans Festland fahren, keine Flugzeuge oder Hubschrauber, die abheben.
Dann der Schnee, der alles zudeckt und wie unter einer Decke des Schweigens begräbt.
Das Haus, in dem sich die 6 Freunde treffen wollen, ist das alte Elternhaus des verstorbenen Cillian, das seit Jahren leer steht.
Eine Leiche wird gefunden und es beginnt die Jagd nach dem Mörder.

Ich habe genau jeden verdächtigt und habe doch immer daneben gelegen, dennoch hatte das Buch so viel Zug, dass ich es in 2 Tagen ausgelesen habe.
Es hat mir wirklich sehr gefallen, wie gesagt die Stimmung, die transportiert wird, ist einmalig und besonders Cara ist perfekt erschaffen. Sie ist unglaublich nachvollziehbar und glaubwürdig. Ihre Zweifel und die Art wie sie ermittelt und ihre Schlüsse zieht und überlegt, fand ich toll.

Dieses Buch ist nicht nur optisch schön, sondern ein wirklich toller Thriller, der jede Seite wert ist.

**** Sterne.

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Veröffentlicht am 31.01.2024

das wahre Gesicht einer Schlacht

Essex Dogs
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Endlich wieder ein richtig guter historischer Roman!
Nachdem Ken Follet dazu übergegangen ist, möglichst politisch korrekte Bücher zu schreiben, bin ich etwas desillusioniert, was seine Bücher angeht. ...

Endlich wieder ein richtig guter historischer Roman!
Nachdem Ken Follet dazu übergegangen ist, möglichst politisch korrekte Bücher zu schreiben, bin ich etwas desillusioniert, was seine Bücher angeht.
Ich finde es überhaupt problematisch, dass man jetzt krampfhaft versucht, bloss niemandem auf den Schlips zu treten.
Als 70er Jahrgang finde ich es nicht wirklich schlimm, wenn man die Dinge beim Namen nennt, ganz im Gegenteil.
Bei Dan Jones und seinen Essex Dogs ist die Welt also noch in Ordnung.
Da sind Männer noch richtige Männer.
Ja ich fand es manchmal auch ein wenig problematisch von gewissen Darmentlehrungen zu lesen, aber nach dem dritten Mal gewöhnt man sich daran und sind wir mal ehrlich, so war das wahrscheinlich damals im Krieg. Da konnte doch keiner zum Klopapier greifen und ja ich bin sicher, dass auch sehr tapfere Männer, angesichts einer Übermacht von 15000 Mann, sich in die Hose gemacht haben.

Das Buch folgt den historischen Ereignissen als King Edward 1346 in Frankreich einfiel, um die Bretagne zurückzuerobern.

Ich liebe ja Bücher, in denen ich Geschichte nicht lernen, sondern erleben darf.
Dan Jones ist schonungslos mit seinen Lesern, hier geht es nicht darum schöne Bilder und heroische Geschichten zu erzählen, sondern dem Gefühl der Schlacht und wie es damals vielleicht wirklich war, möglichst nah zu kommen.
Die Schlacht ist hässlich und dreckig und die heroischen Momente sind rar.
Dahingegen sind die Gräultaten an der Tagesordnung.
Es wird geplündert und gebrandschatzt und wirklich alles gemacht, was man nicht machen sollte und wovon die Geschichtsschreiber besser mal nichts erwähnt haben.
Im Grunde landen die Essex Dogs an der Küste Frankreichs und statt sich in eine Schlacht zu begeben, zieht das Heer der flüchtenden französischen Bevölkerung hinterher, wobei alles niedergebrannt und geraubt wird, was noch übrig ist.
Toll sind die Beschreibungen der Menschen und auch der Zusammenhalt unter den Essex Dogs, die im Grunde eine kleine Söldnertruppe sind.

Ich fand das Buch wirklich gut und weiss auch schon jetzt, dass mein Mann es lieben wird.

**** Sterne.

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Veröffentlicht am 10.01.2024

spannend bis zur letzten Seite

Kant und das Leben nach dem Tod
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Für mich ist es der erste Roman, den ich aus dieser Krimiserie lese, aber ich muss sagen er ist richtig grossartig gewesen.
Kant selbst ist einer dieser grummeligen Kommissare, die wir auch aus anderen ...

Für mich ist es der erste Roman, den ich aus dieser Krimiserie lese, aber ich muss sagen er ist richtig grossartig gewesen.
Kant selbst ist einer dieser grummeligen Kommissare, die wir auch aus anderen Krimiserien kennen, aber da hört das gängige Cliche auch bereits wieder auf. Es gibt keinen Partner, der etwas Mysteriöses an sich hat oder der ein Technikgenie ist, dafür ein ganzes Investigatives Team, die ihn unterstützen.

Im Grunde werden zwei Geschichten erzählt.
Einmal die Geschichte von Toni, die nach Jahren mit Ihrer Mutter in Portugal, zurück in ihre Geburtsstadt kommt, um dort ein neues Leben zu beginnen und die Geschichte von Kant der die Ermittlungen zu einer unbekannten Leiche aufnimmt.
Parallel erzählt wird dem Leser schnell klar, dass die Erzählstränge zusammengehörten, die Frage ist nur wie.
Ist Antonia eine der vermissten Personen, oder ist sie verantwortlich für die Toten oder vielleicht ihre Mutter?

Mir hat das Team um Kant besonders gut gefallen, keiner ist besonders aufgeregt oder aufgedreht, sondern alle Personen wirken natürlich und echt, so als ob wir sie auch in unserem Leben treffen, oder als Arbeitskollegen haben könnten. Sehr authentisch fand ich auch die Beziehung zu Kant und seiner Tochter, die auf dem Weg in die Selbständigkeit ist und Kant sich daran gewöhnen muss, die Wohnung, ohne seine Tochter zu ertragen.

Aber die Hauptsache an einem Krimi ist ja die Geschichte und die war wirklich gut. Die Story ist stimmig und ich hatte ausnahmsweise einmal wirklich Erfolg beim mitermitteln, auch wenn ich eine Wendung ganz am Ende wirklich nicht habe kommen sehen und genau so sollte es ja sein.

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