Profilbild von ElisabethBulitta

ElisabethBulitta

Lesejury Star
offline

ElisabethBulitta ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit ElisabethBulitta über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.11.2018

Wer sich verschließt, der wird auch sich selbst nie kennenlernen.

Mitfühlen
0

Melanie Mühls Sachbuch „Mitfühlen. Über eine wichtige Fähigkeit in unruhigen Zeiten“ ist im September 2018 im Carl Hanser Verlag erschienen und umfasst 182 Seiten.
Viele beklagen den Werteverlust in der ...

Melanie Mühls Sachbuch „Mitfühlen. Über eine wichtige Fähigkeit in unruhigen Zeiten“ ist im September 2018 im Carl Hanser Verlag erschienen und umfasst 182 Seiten.
Viele beklagen den Werteverlust in der heutigen, westlichen Gesellschaft. Anhand des Mitgefühls spürt Melanie Mühl diesem nach, führt Beispiele an und stellt Perspektiven auf, indem sie fragt, was wir diesem Verlust entgegenzusetzen haben, wie wir ihm entgegenwirken können.
Zentral für Mühls Ausführungen ist die Unterscheidung zwischen den im Alltag oft synonym verwendeten Begriffen „Empathie“ und „Mitgefühl“. Das „Mitgefühl“ nämlich übersteigt die bloße „Empathie“, indem es ein Handeln, die eigene Aktivität, die der Empathie folgt, impliziert.
Mittels zahlreicher Beispiele erörtert die Autorin, woran sie den Werteverlust festmacht. Dabei finden sich die Leser/innen oft wieder, entstammen doch die Darstellungen zumeist unseren Erfahrungen, inklusive den Medien. Es werden aktuelle Themen wie bspw. Fremdenfeindlichkeit, „Gaffer“ oder verweigerte Hilfeleistung angesprochen. Dabei vergisst sie nicht, auch sich selbst kritisch zu hinterfragen, was wiederum zu einer Identifikation und einem Hineinhören in sich selbst animiert. Zahlreiche wissenschaftliche Studien und Versuche untermauern zudem ihre Aussagen und lassen die Leser/innen wenigstens ansatzweise nachvollziehen, wie es zu dieser Entwicklung kommen konnte und kann. Darüber hinaus veranlassen diese die Lesenden, sich selbst zu durchleuchten und – hoffentlich – zu reflektieren. Dieses Reflektieren wiederum ist immens wichtig, selbst aktiv und veränderungsbereit zu werden, denn: Wir sind unseren Gefühlen nicht hilflos ausgeliefert, können wir sie doch „überlernen“.
Durch die Realitätsnähe und Wissenschaftlichkeit ist Mühls Argumentation leicht und logisch nachvollziehbar. Die Sprache der Autorin ist allgemein verständlich, auf wissenschaftliche Begriffe und zu weite Ausschweifungen wird zugunsten der Lesbarkeit verzichtet.
Den Abschluss dieses Bandes bildet ein Literaturverzeichnis, anhand dessen sich Interessierte weiter informieren können.
Ein wenig zu knapp geraten sind meiner Meinung nach Lösungsansätze, von denen ich mir mehr und vor allem praktikablere gewünscht hätte.
Für diejenigen, die sich – so wie ich – schon immer gefragt haben, wie es um das Mitgefühl in unserer Gesellschaft insgesamt bestellt ist, welche Einflüsse auf dasselbe es eigentlich gibt und welche Auswirkungen sie haben, ist die Lektüre dieser Schrift sehr empfehlenswert. Ich persönlich habe aus dieser Lektüre viele neue Einsichten und Denkansätze erhalten, die auch bestimmt Auswirkungen auf mein weiteres Tun und den Umgang mit diesem Thema haben werden. Nur eines bietet dieses Buch nicht: schnelle Lösungsansätze. Aber dafür ist dieser Gegenstand wahrscheinlich auch viel zu komplex. Und schließlich sind wir als „intelligente“ Wesen dazu fähig, unser Verhalten immer wieder bewusst zu steuern und so von der Empathie zum Mitfühlen zu gelangen. Allein: Es braucht Einsicht, Willen und natürlich Anstrengungsbereitschaft.

Veröffentlicht am 16.11.2018

Mit Meditation und Achtsamkeit in einen entspannteren Alltag. Eine lesenswerte, gut verständliche und pointierte Einführung mit Praxisbezug.

Loslassen und im Jetzt leben
0

Amelie Schneifel veröffentlichte ihren kleinen, 104-seitigen Ratgeber „Loslassen und im Jetzt leben. Achtsamkeit und Meditation für ein Leben ohne Stress, Angst und Depression“ im Oktober 2018 bei Books ...

Amelie Schneifel veröffentlichte ihren kleinen, 104-seitigen Ratgeber „Loslassen und im Jetzt leben. Achtsamkeit und Meditation für ein Leben ohne Stress, Angst und Depression“ im Oktober 2018 bei Books on Demand.
Chronischer Stress, Burn-Out und die mittlerweile als Volkskrankheit geltenden Depressionen greifen immer weiter um sich. Wie können wir diesen in der heutigen, von Leistung und Leistungsdruck dominierten Zeit begegnen und etwas für uns selbst tun? Amelie Schneifel zeigt in ihrem Werk einen Weg auf, der über Meditation, das Loslassen und Achtsamkeit führt.
Grob betrachtet ist das Buch in zwei Abschnitte aufgeteilt: Im ersten geht die Autorin auf theoretische Grundlagen ein, indem sie zum einen das Konzept der Meditation und Achtsamkeit beschreibt sowie darstellt, was man unter Angst, Stress und Depressionen versteht. In zweiten Teil schließlich bietet sie Übungen an, um Meditation und Achtsamkeit im Alltag zu praktizieren und so ein entspannteres Leben zu führen. Im Anschluss daran werden noch einige Studien sowie Hinweise dargeboten.
Amelie Schneifels Ausführungen sind knapp gehalten, ihre Argumentation ist logisch und leicht nachzuvollziehen. Sprachlich ist dieser kleine Ratgeber leicht verständlich, da er weitgehend auf Fachjargon verzichtet. Auch im Rahmen der theoretischen Erörterungen werden immer wieder Praxistipps eingeflochten, und Fragen oder Kriterien regen an, in sich selbst hineinzuhorchen.
Das Herzstück des Buches sind Meditations- und Achtsamkeitsübungen, die Schritt für Schritt beschrieben und sicher gut in den Alltag integrierbar sind. Auch Anregungen für den Umgang mit Schwierigkeiten während des Übungsprozesses und kleine, alltagstaugliche Übungen werden angeboten, so dass für jedeN InteressierteN etwas dabei sein sollte. Nicht zuletzt betont die Autorin, und das gefällt mir, dass Meditation und Achtsamkeitsübungen kein Allheilmittel sind: Es gibt auch Fälle, die unbedingt der ärztliche Behandlung bedürfen. Auf jeden Fall aber sind sie Möglichkeiten, um im Hier und Jetzt zu leben und prophylaktisch dem Ausbrennen entgegenzuwirken sowie Heilungsprozesse zu unterstützen.
Das Cover ist harmonisch gehalten: Leichte Löwenzahnsamen schweben durch die Luft und symbolisieren damit das Loslassen als Weg, ich selbst zu werden.
Insgesamt präsentiert Amelie Schneifel hier einen fundierten Ratgeber mit Praxisbezug, wobei Letzterer meiner Meinung nach noch ein wenig ausführlicher hätte sein können. Allen, die einen gut lesbaren und pointierten Einstieg in diese Thematik suchen, kann ich dieses Buch empfehlen.

Veröffentlicht am 13.11.2018

In der Kürze liegt die Würze

Veranda
0

Der Londoner Psychiater David Snow führt ein erfolgreiches und friedliches Leben. Doch wird diese Idylle eines Tages zerstört: Als er auf seiner verglasten Veranda sitzt, erhält er eine SMS. Seine Frau ...

Der Londoner Psychiater David Snow führt ein erfolgreiches und friedliches Leben. Doch wird diese Idylle eines Tages zerstört: Als er auf seiner verglasten Veranda sitzt, erhält er eine SMS. Seine Frau wurde entführt, seine Veranda wird überwacht, und er hat den Anweisungen des Entführers Folge zu leisten. Doch geht es dem Entführer dabei keineswegs um Geld, sondern um die Ausführung eines diabolischen Plans.
Auf knapp 200 Seiten ist es JP Conrad gelungen, einen intelligenten, gut durchdachten und ungewöhnlichen Thriller zu verfassen. Schon mit dem Prolog zu Beginn, in dem es um einen Mord geht, baut Conrad einen Spannungsbogen auf, der bis zum Ende nicht abreißt. Während des Lesens werden die Leser/innen immer wieder auf falsche Fährten gelockt und es ergeben sich massig unerwartete Wendungen, was permanent für Kopfzerbrechen und Hochspannung sorgt.
Größtenteils ist der Thriller aus der Ich-Perspektive von David Snow erzählt. Dieses hat zur Folge, dass man sich gut in den Psychiater hineinversetzen kann und förmlich mit ihm mitleidet: Was soll ich tun? Wie komme ich am besten aus diesem „Horrortrip“ wieder heraus? Was liegt diesem perfiden Plan zu Grunde? Erst am Ende wird diese letzte Frage geklärt – auf verblüffende Art und Weise, aber dennoch absolut logisch.
Die Zahl der Protagonisten ist sehr überschaubar, alle sind sympathisch dargestellt.
Conrads Sprache ist flüssig und leicht zu lesen. Lockere Sprüche und sarkastischer Humor lassen die Lektüre zu einem kurzweiligen Leseerlebnis werden.
Eigentlich lese ich in der Regel eher etwas längere Bücher, doch liegt hier in der Kürze die Würze, weil man während des Lesens wirklich nicht zur Ruhe kommt und sich die ganze Zeit das Gehirn zermartert. Ich war von dem Buch durch und durch begeistert: ein kurzer Thriller, rasant und packend erzählt, der in einem Rutsch gelesen werden will. Von mir gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 11.11.2018

Ein Fall wie Glibber, wa?

Spreewaldrache (Ein-Fall-für-Klaudia-Wagner 3)
0

Bei Christiane Dieckerhoffs „Spreewaldrache“ handelt es sich um den dritten Fall für Klaudia Wagners Ermittlungsteam. Dieser Spreewaldkrimi ist im April 2018 im Ullsteinverlag erschienen und umfasst 298 ...

Bei Christiane Dieckerhoffs „Spreewaldrache“ handelt es sich um den dritten Fall für Klaudia Wagners Ermittlungsteam. Dieser Spreewaldkrimi ist im April 2018 im Ullsteinverlag erschienen und umfasst 298 Seiten.
November im Spreewald – eigentlich eine ruhige Zeit. Doch dann wird auf einer Spreewaldinsel der junge Daniel Schenker brutal niedergeschlagen. Als die Ermittlungen noch im vollen Gange sind, wird in der Nähe die Leiche eines Obdachlosen aufgefunden. Bald zeigt sich, dass auch der Landstreicher kein Unbekannter ist, und die Ermittlungen führen Klaudia Wagner tief zurück in die Vergangenheit und zu einem nie gesühnten Verbrechen. Immer mehr tritt zu Tage, dass die alteingesessenen Spreewälder eine Menge zu verbergen haben und eine Reise in menschliche Geheimnisse beginnt.
Dieses ist der erste Band dieser Reihe, den ich gelesen habe. Um es vorweg zu sagen: Zwar ist dieser Fall in sich abgeschlossen und durchaus verständlich, doch haben sich mir während des Lesens Fragen gestellt, für deren Beantwortung das Kennen der Vorgängerbände sicherlich hilfreich gewesen wäre. Auch eine dem Roman vorangestellte Auflistung der Charaktere wäre nützlich.
„Dieser Fall war wie Glibber, immer wenn man versuchte, ihn in den Griff zu kriegen, quollen einem die Ereignisse durch die Finger.“ Diese Gedanke Klaudia Wagners bestimmen den Verlauf der Handlung, sodass der Roman weniger durch einen durchgängigen Spannungsbogen, als vielmehr durch Verwicklungen und überraschende Einsichten, die den Leser/innen häppchenweise dargeboten werden, besticht. Zwar baut Christiane Dieckerhoff mit einem Prolog, in dem ein im Jahre 1993 begangenes Verbrechen geschildert wird und auf den sie im Laufe der Erzählung auch zurückgreift, gleich zu Beginn einen Spannungsbogen auf, doch heißt es für Leserinnen und Leser dann erst einmal: Konzentration! Die recht verworrenen Beziehungen und Verhältnisse der einzelnen Charaktere untereinander halten die Leser/innen auf Trab, dazu kommen immer wieder neue Informationen und niemand scheint der-/diejenige zu sein wie vermutet. Vor Überraschungen ist man bei den Spreewälder/innen eben nicht gefeit! Mit dem Tod des Landstreichers nimmt die Spannung dann aber wieder rasant zu und hält sich bis zur Aufklärung des Falles, bei der es allerdings noch einige gewollte offene Fragen gibt – wie im wahren Leben eben.
Die Charaktere sind lebensnah und mehrschichtig gezeichnet. Besonders Klaudia hat mir sehr gefallen, da sie sich zwar als praktische und engagierte Polizistin zeigt, trotzdem aber menschliche Regungen nicht verbirgt.
Immer wiederkehrende Perspektivwechsel helfen, sich in die Figuren hineinzuversetzen. Sehr ansprechende und detaillierte Beschreibungen des Spreewalds lassen Lesende förmlich in diese Welt eintauchen und machen Lust, diese Flusslandschaft einmal zu besuchen.
Dieckerhoffs Sprache ist schnörkellos und flott zu lesen, recht kurze Kapitel lassen Lesende rasch vorankommen. Diesem tut kein Abbruch, dass manche Stellen, vor allem in der ersten Krimihälfte, etwas langatmig erscheinen.
Das Cover zeigt einen Steg über einen Flussarm, die Bäume im Hintergrund gehen in Nebel über – ein guter Einblick zum einen in die Spreelandschaft, zum anderen ein Symbol für das Nebulöse der Charaktere und der Handlung.
Insgesamt legt die Autorin mit diesem Werk einen intelligent konstruierten Kriminalfall vor, der durch Verwicklungen glänzt und zum Mitdenken einlädt: kein Buch, bei dem man abschalten kann, das beim Lesen aber für schöne, spannungsreiche Stunden sorgt. Ich jedenfalls werde bei Gelegenheit auch die vorangegangenen Bände lesen, um Klaudias Geschichte kennenzulernen, und hoffe, dass diese Reihe fortgesetzt wird. Für Freund/innen deutscher Regionalkrimis ist die Lektüre auf jeden Fall zu empfehlen.

Veröffentlicht am 08.11.2018

Ermittlung im Schwarzwald

Ringfahndung
0

Diese Rezension bezieht sich auf die im Romäusverlag erschienene Auflage von 2007.
Hubertus Hummel ist nun stolzer Besitzer eines Wochenendhauses am Villinger Germanswald. Doch schon bald ist die Freude ...

Diese Rezension bezieht sich auf die im Romäusverlag erschienene Auflage von 2007.
Hubertus Hummel ist nun stolzer Besitzer eines Wochenendhauses am Villinger Germanswald. Doch schon bald ist die Freude getrübt, als er von der Planung eines Hotelneubaus in unmittelbarer Nachbarschaft hört. Während er noch darüber nachgrübelt, entdeckt er auf dem nahe gelegenen Trimm-dich-Pfad eine Leiche. Doch kaum hat Hubertus die Polizei gerufen, ist der Tote auch schon wieder verschwunden – um kurze Zeit später im Kofferraum des Lehrers wieder aufzutauchen. Da es sich bei dem Ermordeten um den Investor des Hotelkomplexes handelt, gerät der Lehrer natürlich bald unter Mordverdacht. Als dann auch noch sein langjähriger Freund Klaus Riesle als Komplize festgenommen wird, taucht Hummel bei seiner Kollegin Carolin unter und ermittelt auf eigene Faust.
Während der Ermittlungen tun sich dem Leser und den Ermittelnden immer neue Spuren auf, was das Lesen kurzweilig macht. Scheint anfangs klar zu sein, dass das Mordmotiv im Umfeld des geplanten Hotelkomplexes zu suchen ist, werden Ermittler und Leser/innen dennoch immer wieder auf neue Spuren gelenkt, sodass bis zum Schluss unklar bleibt, warum es zu diesem Mord kam und wer ihn verübt hat. Ich muss gestehen, dass ich auch bis zum Ende auf der falschen Fährte war; das Ende des Krimis ist einfach überraschend, dabei aber logisch nachvollziehbar und keineswegs konstruiert.
Leider wird die Spannung oftmals vom Humor überdeckt. Besonders dass Hummel immer wieder mit seinen eigenen Gefühlen seiner Frau und seiner Kollegin gegenüber zu kämpfen hat, bringt die Leser/innen zum Lachen. Aber auch Kommissar Thomsen, der unter einem Waschzwang leidet, sorgt, obwohl das Thema an sich nicht lustig ist, immer wieder für Erheiterung. Zudem erzeugen andere Charaktere mit ihren Marotten sehr humorige Lesemomente. Mir persönlich fehlte es beim Humor jedoch des Öfteren an Tiefgang.
Neben Humor und Spannung bietet der Roman auch eine schöne Reise durch Teile des Schwarzwalds, neben Villingen-Schwenningen werden der Blindensee, Furtwangen und St. Georgen besucht. Hier merkt man wieder, wie gut das Autorenduo nicht nur seine Heimatstadt, sondern auch dessen Umgebung kennt. Ich selber habe hier doch ein paar Impulse für Ausflüge erhalten.
Das Buch lässt sich leicht und flüssig lesen. Wie es sich für einen Regionalkrimi gehört, wird bei den Dialogen teilweise Dialekt verwendet, der jedoch recht verständlich ist.
Insgesamt handelt es sich auch bei diesem sechsten Band der Krimireihe um Hubertus Hummel um ein Buch, das weniger durch seine Spannung, als vielmehr durch sein Lokalkolorit besticht. Für Schwarzwald- und Krimifans durchaus empfehlenswert.