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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.06.2025

Unterhaltsam und anregend

Die Schneiderei in der Fliedergasse - Große Träume
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Susanne und Leonard sind Zwillinge, gerade erwachsen und wollen die Wünsche ihre verstorbenen Vaters erfüllen. Sie leben in der Tübinger Altstadt in einem Haus, dass die Stadt als erhaltenswürdig ansieht ...

Susanne und Leonard sind Zwillinge, gerade erwachsen und wollen die Wünsche ihre verstorbenen Vaters erfüllen. Sie leben in der Tübinger Altstadt in einem Haus, dass die Stadt als erhaltenswürdig ansieht und von ihrer Familie erwartet, dass sie den Giebel und die Fassade restauriert und erhält. Das stellt ihre Mutter vor finanzielle Probleme. Zum Glück hat sie ihre Kinder! Denn die überlegen zusammen mit neuen Bekannten, wie man an Fördergelder herankommen könnte. Das Haus gehört seit Generationen der Familie.

Was hier interessant ist, sind zum Einen die 1970-er Jahre und das Leonard schwul ist, wobei er Mädchen sehr mag, aber eben nicht zum Verlieben. Er studiert Jura, schneidert aber für sein Leben gerne und zeichnet Kostüme für verschiedene Theater-AGs. Susanne hilft ihm mit ihren Lateinkenntnissen beim Studium und merkt, dass sie gerne einen beruflichen Rollentausch hätte. Was zu dieser Zeit durchaus möglich gewesen wäre, aber sich in diesem Band leider noch nicht vollzieht. Vielleicht später? Denn dieser Auftaktband ist sehr interessant gestaltet und man lernt auch Tübingen und das Umland etwas kennen. Die Schreibe ist gut und der Roman unterhält gut.

Veröffentlicht am 16.06.2025

Gute Unterhaltung

ARTHUR – Die Schwarze Madonna von Montserrat
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Arthur ist wie immer wunderbar schräg und doch sehr bestimmt in dem, was er tut. Calonge ist ein Dorf irgendwo zwischen Costa Brava und Barcelone, man feiert das Leben und kümmert sich umeinander. Und ...

Arthur ist wie immer wunderbar schräg und doch sehr bestimmt in dem, was er tut. Calonge ist ein Dorf irgendwo zwischen Costa Brava und Barcelone, man feiert das Leben und kümmert sich umeinander. Und Arthur will eigentlich nur an seinem neuen Fantasyroman schreiben als auf einmal eine Leiche in seinem Pool liegt.
Puh. Aber Arthur wäre nicht er selbst, wenn er sich nicht in die Ermittlungen einmischen würde. Auf seine spezielle Art, die anfangs seltsam wirkt, aber doch sehr kurzweilig, spannend und teilweise amüsant im längeren Kontext zu lesen ist. Man fühlt sich gut unterhalten und vergisst die Handlung nicht so rasch. Kurz: Ein spannender Krimi, der gut unterhält und eigenwillig verläuft.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
Veröffentlicht am 16.06.2025

Für Jugendliche und Erwachsene, die ihren Horizont erweitern wollen!

Sowas wie Sommer, sowas wie Glück
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Es ist kein einfacher Jugendroman, denn es dreht sich um Astrid, die endlich mal einen unbescherten Sommer erleben möchte. Ihre Schwester Cecilie hat eine schwere Angststörung, die auch die restliche Familie ...

Es ist kein einfacher Jugendroman, denn es dreht sich um Astrid, die endlich mal einen unbescherten Sommer erleben möchte. Ihre Schwester Cecilie hat eine schwere Angststörung, die auch die restliche Familie um sie herum in Mitleidenschaft zieht. Erzählt wird die Geschichte aus Astrids Perspektive, die manchen Szenen und Erlebnissen durchaus Heiteres abgewinnen kann. Für sie ist es normal, dass ihre Schwester psychisch krank ist. Was auch wieder die Frage in den Raum stellt: was ist eigentlich normal? Diese Frage und Antworten dazu kommen aus unterschiedlichen Perspektiven sowohl aus Astrids Umkreis als auch aus der Familiensicht. Auch die Gefühle, die bei Astrid auftreten und die sie bei ihren Verwandten und Freunden bemerkt, werden artikuliert. Dazu spielt die ganze Geschichte in Dänemark und dort geht man mit Behinderungen in Schulen etwas anders um als in Deutschland. Und auch das ist interessant, denn die dänischen Gebräuche sind teilweise doch sehr unterschiedlich und diese Herangehensweisen anregend zu erfahren.
Ja, der Roman lohnt sich. Für Jugendliche und Erwachsene, die ihren Horizont erweitern wollen!

Veröffentlicht am 14.06.2025

Nett, sehr seicht und sehr kurz.

Die kleine Mühle am Wiesenbach
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Lisa ist freie Grafikdesignerin, aber ihren Beruf hängt sie an den Nagel als sie sich kurzerhand eine alte, leicht verfallene Mühle bei Cochem kauft. An diese hat sie lauter gute Kindheitserinnerungen ...

Lisa ist freie Grafikdesignerin, aber ihren Beruf hängt sie an den Nagel als sie sich kurzerhand eine alte, leicht verfallene Mühle bei Cochem kauft. An diese hat sie lauter gute Kindheitserinnerungen an unbeschwerte Reiterfreizeiten in den Ferien. Ihre Freundin Julia hält sie für völlig verrückt.
In der Mühle malt ein älterer Bauer Urroggen-Mehl und lernt Lisa an, woraufhin die eine verrückte Idee bekommt und einfach daran geht sie umzusetzen. Neben der Mühle kaufte sie auch zwei alte Pferde, die sie noch von früher kennt.

Die Geschichte ist ein seichter Wohlfühlroman "so zum weglesen" mit lockerflockiger Schreibe und einer dünnen Geschichte, der etwas Unterfütterung durchaus gut getan hätte. Außerdem hätte das Lektorat genauer arbeiten können, denn es häufen sich in der Mitte Wortungeheuer wie z. B. "Alleeschneise". Da fährt die Lisa gerade durch die Felder der Eifer auf einer Allee. Allee ist ein Wort mit Bedeutung, wer es nicht kennt, kann Tante Google fragen oder im Wörterbuch nachschlagen. Ebenso ist "Gestrüpplandschaft" heftig zu lesen. Landschaft mit niedrigen Gehölzen? Oder Macchia ähnlich wie rund ums Mittelmeer? Was hat man sich als Leserin darunter vorzustellen? Klare Worte verschandeln, ist wenig hilfreich und stößt mir als kundige Leserin sauer auf.

Fazit: Nett, sehr seicht und sehr kurz.

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Veröffentlicht am 12.06.2025

feinsinnig

Das Fräulein Buchhändlerin
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Eine feine und feinsinnige Geschichte über eine junge Frau, die in den 1960-er Jahren eine Buchhandlung in Ostwestfalenlippe gründet. Eine, die damals ihren eigenen Weg gehen wollte. Man vergisst manchmal, ...

Eine feine und feinsinnige Geschichte über eine junge Frau, die in den 1960-er Jahren eine Buchhandlung in Ostwestfalenlippe gründet. Eine, die damals ihren eigenen Weg gehen wollte. Man vergisst manchmal, wie kurz 60 Jahre sind, wenn man an die Ressentiments erinnert wird, die damals normal waren, wenn Frauen sich selbstständig machten oder einen Beruf ausübten.
Die Hauptfigur in ihrem neuen Roman hat etwas von ihr, so meine ich, und ist doch ganz anders. Sie lebt nicht in der Gegenwart sondern in den 1960-er Jahren, sie ist verheiratet, mag ihre eigene Oma und hat berufliche Sehnsüchte. Sie lebt in Bielefeld, ist Buchhändlerin und wagt nach dem Tod ihres Chefs die Nachfolge seiner Buchhandlung. Dazu braucht sie die Zustimmung ihres Gatten Gisbert. Aber das geht gut. Dafür haben einige ältere Herren Einiges zu mäkeln und auch einige Frauen zeigen Neid und Missgunst. Aber es gibt auch gestandene Frauen, die ihr beistehen. Dazu gehört die alleinerziehende Henriette. Was sehr gut rüber kommt, ist der kleinbürgerliche, piefige Mief damals in Bielefeld. Sprachlich kommt der rüber und bildlich in präzisen Beschreibungen, und wie! Herrlich zu lesen, dieser Sprachwitz, der amüsant wirkt und trifft. Amanda wuchs mir ans Herz. Und etwas über die damalige hiesige Buchhandels- und Verlagszunft zu lesen – hiesig, weil Osnabrück nicht weit von Bielefeld entfernt und damals als sehr spießig galt , fand ich sehr aufschlussreich.