Zum Ursprung zurückgehen... in die Tiefe eintauchen... im Fluss sein... den Zyklus von Ebbe und Flut wahrnehmen... sehnsuchtsvoll am Meer sitzen... - all das können Qualitäten sein, die Gewässer in uns ...
Zum Ursprung zurückgehen... in die Tiefe eintauchen... im Fluss sein... den Zyklus von Ebbe und Flut wahrnehmen... sehnsuchtsvoll am Meer sitzen... - all das können Qualitäten sein, die Gewässer in uns hervorrufen.
Wenn wir uns innerlich und äußerlich mit der Natur verbinden, können wir uns selbst tiefer spüren und besser kennen lernen.
Mary Reynolds Thompson macht in ihrem Buch „Reclaiming the Wild Soul“ Vorschläge, welche Qualitäten uns die „Soulscapes“ der Wüsten, Wälder, Ozeane und Flüsse, Berge und Grasländer lehren können.
Jede Soulscape ist in sechs bis acht Unterkapitel geteilt, die dazu einladen, ihre Schlüsselthemen zu erforschen. Beispielsweise kann „Klarheit“ eine Qualität der Wüste sein: sich selbst finden weit weg von der Welt, so wie das Mysteriker, Träumer und Poeten immer wieder getan haben.
Es ist dafür nicht nötig, selbst in die Wüste zu reisen: am Ende jedes Unterkapitels finden sich inspirierende Anregungen für Journal-Writing-Aufgaben, um die jeweilige Qualität zu erkunden und besser kennen zu lernen. Ein faszinierendes Buch besonders für alle, die gerne fühlen, spüren, entdecken, verbinden, schreiben - und die Natur lieben!
Der Umgang mit Spiritualität ist für PsychologInnen oft mit Vorbehalten verbunden, wird sie doch meist mit Esoterik assoziiert. KlientInnen bringen diese Themen aber immer wieder in die Beratung und Behandlung ...
Der Umgang mit Spiritualität ist für PsychologInnen oft mit Vorbehalten verbunden, wird sie doch meist mit Esoterik assoziiert. KlientInnen bringen diese Themen aber immer wieder in die Beratung und Behandlung ein, für viele ist es ein wichtiger Bereich Lebens. Das Büchlein „Weltenwanderer“ zeigt Wege auf, sich reflektiert und aufgeklärt mit Spiritualität auseinanderzusetzen, für sich selbst als Mensch und auch in der Beratung.
Spiritualität wird als normales und verbreitetes menschliches Bedürfnis definiert, als spezifische Art des Fragens, spezifisches Erleben, als auf der Suche nach einem höheren Sinn sein. Es werden viele Fallbeispiele geschildert, wie Menschen Spiritualität erleben können - bei dramatischen Erlebnissen wie Nahtoderfahrungen genauso wie im Alltag, etwa dadurch, bewusst am Meer zu sitzen, mit allen Sinnen wahrzunehmen und dieses Erlebnis voll und ganz zu genießen.
Auch die Grenzen und Gefahren spiritueller Erfahrungen werden klar aufgezeigt: gefährlich wird es etwa immer dann, wenn vereinheitlicht wird, wenn Menschen von einer Glaubensrichtung voll und ganz vereinnahmt werden und kein Raum für Individualität und kritisches Hinterfragen, aber auch für menschliche Verbindungen und Mitgefühl auch jenseits der Spiritualität mehr bleibt. Das Buch regt somit dazu an, wachsam zu bleiben, die eigene Spiritualität sorgfältig zu beobachten und zu hinterfragen, um rechtzeitig wahrzunehmen, wenn etwas problematisch werden kann.
Dazu führt der Autor das Modell des Entscheidungsbaums an. Dieser besteht aus zwei Ebenen, die erste beschreibt die spirituelle Erfahrung des Menschen selbst, die zweite den Prozess der Suche nach Hilfe beim Verstehen dieser Erfahrung. In Bezug auf den Klienten und sein Erleben können folgende Fragen hilfreich sein: „Führt die außergewöhnliche, spirituelle Erfahrung zu einer Förderung der eigenen Entwicklung oder wird diese dadurch gehemmt?“. „Sind die Auswirkungen der Erfahrung überwiegend positiv (Zuversicht, Neugierde, Interesse) oder negativ (Angst, Verunsicherung, Verwirrung, Abwehr)?“ Auf der zweiten Ebene, der beraterischen Hilfestellung, ist es wiederum wichtig, qualifizierte Hilfe anzubieten und den Menschen mit spirituellen Erfahrungen verständnisvolle, empathische und wohlwollende Begleitung anzubieten, denn KlientInnen mit spirituellen Erfahrungen möchten verstanden und nicht abgewertet werden.
Das Buch liest sich leicht, es ist in übersichtliche Kapitel gegliedert und enthält viele Fallbeispiele. Es regt dazu an, sich selbst mit dem Thema Spiritualität sowohl privat als auch beruflich tiefer auseinanderzusetzen. Dafür gibt es auch ein paar Anregungen, etwa die Arbeit mit Ritualen oder Achtsamkeitsübungen. Es kann somit allen, die sich näher für einen aufgeklärten Umgang mit Spiritualität interessieren, empfohlen werden. Aufgrund seines beschränkten Umfangs von etwas über 100 Seiten ist es eine allgemeine, gut verständliche und interessante Einführung in das Thema. Für weiterführende Ausführungen und die tiefere Beschäftigung mit einzelnen Richtungen der spirituellen Praxis empfehlen sich detailliertere und spezialisiertere Nachschlagewerke.
In diesem Buch geht es um die Integration von Psychotherapie und Übungen aus der Kampfkunst Aikido, aufbauend auf der Idee, dass Körper und Geist/Seele ein untrennbares Ganzes ist und psychische Erfahrungen ...
In diesem Buch geht es um die Integration von Psychotherapie und Übungen aus der Kampfkunst Aikido, aufbauend auf der Idee, dass Körper und Geist/Seele ein untrennbares Ganzes ist und psychische Erfahrungen auch im Körper gespeichert werden und in diesem gefühlt und verändert werden können.
Psychologische Konzepte wie z.B. Achtsamkeit, Perspektivenwechsel und Umgang mit Konflikten werden erklärt, auf die körperliche Ebene umgelegt und mit vielen Bildern Schritt für Schritt erklärt.
Zwar ist das Buch von einem Aikido-Lehrer geschrieben, die Übungen sind aber leicht verständlich, sodass auch im psychosozialen Bereich Tätige ohne Aikido-Vorerfahrung Elemente davon in ihre therapeutische Praxis integrieren können. Der Autor ist außerdem transaktionsanalytischer Psychotherapeut und hat somit in seiner eigenen Praxis viele Erfahrungen mit der Verbindung dieser zwei Bereiche gemacht.
Im ersten Teil des Buches werden ganz einfache Körperübungen beschrieben, z.B. Entspanntes vs. Angespanntes vs. Schlaffes Stehen und dabei die Unterschiede in den einzelnen Körperteilen und in der Körperwahrnehmung fühlen. Darauf folgen dann fortgeschrittenere Übungen, z.B. zu Achtsamkeit und Verantwortung. Auch diverse Partner- und Gruppenübungen sind Teil des Buches. Im Anhang beschreibt der Autor noch seinen persönlichen Weg zu SELE, sowie weitere theoretische Hintergründe zur psychotherapeutischen Methode der Transaktionsanalyse und zu Aikido.
Im Buch wird außerdem immer wieder darauf eingegangen, wie wichtig es ist, einen sicheren Erfahrungsrahmen für den Klienten zu schaffen. Daraus leitet sich auch ab, für welche Zielgruppe dieses Buch besonders empfohlen werden kann: PraktikerInnen aus den Bereichen Psychologie und Psychotherapie, die aus ihrer bisherigen Arbeit schon eine fundierte Basis haben für körperbasierte Übungen und die Spezifika, die diese in der Klientenarbeit mit sich bringen können - dann kann dieses Buch eine sehr sinnvolle Erweiterung des eigenen Methodenspektrums um aus dem Aikido angeleitete Körperübungen sein.
Außerdem ist dieses Buch auch für alle interessant, die mehr über die Hintergründe asiatischer Kampfkünste und ihre Verbindung zu psychologischen Konzepten lernen wollen, da es viele interessante Querverbindungen zwischen beiden Bereichen aufzeigt. Ein Beispiel dafür ist etwa der Gründer der Gestalttherapie Fritz Perls und sein Prinzip des „Hier und Jetzt“, das auch in der Entspannungsmeditation eine große Rolle spielt.
Insgesamt ist es ein sehr spannendes, einfach zu lesendes, gut strukturiertes Buch, das neugierig macht und dazu einlädt, sich näher mit der Möglichkeit der Verbindung der klassischen Psychologie mit diversen körperbasierten, fernöstlichen Methoden zu beschäftigen.
Was erwartet die Leser in einem Buch mit dem Titel „Kreativität - Originalität diesseits des Genialen?“ Wer hofft, in diesem Buch Kreativitätstechniken zu finden, der wird wohl enttäuscht werden, diese ...
Was erwartet die Leser in einem Buch mit dem Titel „Kreativität - Originalität diesseits des Genialen?“ Wer hofft, in diesem Buch Kreativitätstechniken zu finden, der wird wohl enttäuscht werden, diese gibt es hier nicht. Stattdessen lernt man über den Stand der Wissenschaft im Bereich Kreativität, am Beispiel der Literatur. Wer also tiefergehend darüber nachdenken möchte, was Kreativität eigentlich ist, wie sich diese in der Gesellschaft äußert und von der Gesellschaft beeinflusst wird, der bekommt hier viele Anregungen.
Durch das Buch zieht sich das sogenannte „magische Dreieck“ aus erstens emotional-existenzieller Erfahrung. Gemeint ist diese aber nicht im Sinne einer Selbsterfahrung oder Selbsterkundung der Leser und auch nicht als Anleitung zum praktischen Handeln, sondern die Analyse von literarischen Texten und Gedichten. Konkret geht es um das Beispiel der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff, das sich durch das ganze Buch zieht: ihr Leben und Schaffen wird analysiert und mit den theoretischen Konzepten verbunden. Sicherlich ein interessanter Zugang für alle, die sich besonders für Literatur interessieren.
Die zweite Säule des Buches ist die kognitiv-theoretische Basis, also die wissenschaftlichen Grundlagen. Auf diese wird umfassend eingegangen, etwa auf die Geschichte und Definition von Kreativität und deren Verrottung in der Gesellschaft. Der dritte Pfeiler ist gemäß dem Autor das motivational-faszinierende Entwicklungsziel.
Das Buch stellt durchaus hohe kognitive Anforderungen an die Leserschaft, außerdem setzt es ein hohes Interesse an abstraktem und wissenschaftlichem Denken und theoretischer Verortung von Inhalten voraus. Es findet sich eine Menge Wissen zu dem Thema in dem Buch. Wem das reicht, ohne den Anspruch zu haben, von einem Buch über Kreativität selbst kreativ inspiriert zu werden, für den ist es bestimmt interessant zu lesen. Zwar wird immer wieder erwähnt, dass praktische Anwendung von Kreativität eine wichtige Rolle spielt, als Leserin fühlte ich mich aber auf diese Reise nicht mitgenommen.
Ich kann das Buch allen empfehlen, die sich für eine theoretische Auseinandersetzung mit dem Thema Kreativität interessieren. Wer selbst seine Kreativität entwickeln möchte oder Kreativitätstechniken sucht, die in der Arbeit mit KlientInnen angewandt werden können, dem würde ich zu anderen Büchern zu diesem Thema raten.
Interessierten an einer Psychotherapieausbildung steht in Österreich ein breites Spektrum an möglichen Therapierichtungen zur Verfügung, dabei kann es aber auch eine Herausforderung sein, sich schnell ...
Interessierten an einer Psychotherapieausbildung steht in Österreich ein breites Spektrum an möglichen Therapierichtungen zur Verfügung, dabei kann es aber auch eine Herausforderung sein, sich schnell und doch fundiert einen Überblick über diese Angebotsvielfalt zu verschaffen. Das
Büchlein „Gestalttherapie“ ist Teil einer Reihe, die es sich zum Ziel gesetzt hat, einen schnellen und doch tiefergehenden Einblick in die Grundprinzipien einer bestimmten Psychotherapierichtung zu geben. Es richtet sich also vorrangig an Menschen, die sich noch nicht viel mit Gestalttherapie beschäftigt haben und sich rasch ein Bild davon verschaffen möchten, um zu entscheiden, ob sie sich tiefergehend damit befassen möchten.
Zuerst wird auf die Entstehung der Gestalttherapie eingegangen und die Gestalttherapie theoretisch eingeordnet, so werden beispielsweise ihre Wurzeln im Bereich der Psychoanalyse, der Phänomenologie, des Holismus oder des Existenzialismus beschrieben. Auch auf die persönliche Geschichte und Entwicklung der Gründerfiguren wird kurz eingegangen. Den Kern des Buches macht aber die Beantwortung der Frage: „Was ist Gestalttherapie?“ aus. Dazu gibt es eine kurze Erläuterung der Grundbegriffe und Kernkonzepte der Gestalttherapie wie Figur-/Hintergrund-Konzept, Gestalt oder Hier-und-Jetzt-Prinzip. Ein kompakter Einblick in die gestalttherapeutische Diagnostik und Therapie sowie ein Vergleich mit anderen Verfahren ist ebenfalls Teil des Buches.
Dann folgt eine Beschreibung der Kernelemente und Techniken der Gestalttherapie, jeweils mit lebendigen Praxisbeispielen erklärt - Methoden wie die Arbeit mit Polaritäten, paradoxe Interventionen, Wiederholung und Verstärkung oder Stuhl-Dialoge werden beschrieben.
Am Schluss finden sich noch Ausführungen zur wissenschaftlichen Evidenz und eine Erklärung, warum dieser Nachweis aufgrund der Natur der gestalttherapeutischen Methoden besonders schwierig zu erbringen ist.
Angenehm lesbar macht das Buch, dass es in kurze Abschnitte geteilt ist, die immer wieder durch Praxisbeispiele, Dialoge, Exkurse und Zitate aufgelockert werden - die LeserInnen können also viel lernen, werden dabei aber gleichzeitig auch gut unterhalten. Man bekommt einen ersten Einblick darin, worum es bei der Gestalttherapie geht und kann auf dieser Basis besser entscheiden, ob man sich noch tiefer damit auseinandersetzen möchte.
Damit sind wir bei den Grenzen des Buches angelangt: für praktizierende GestalttherapeutInnen enthält es möglicherweise nicht viel Neues und aufgrund des einführenden Formats und der Kürze werden viele Themen nur kurz angerissen, aber nicht vertieft. Als Erinnerungsstütze und Nachschlagewerk für Grundkonzepte kann das Buch aufgrund seiner guten Struktur aber durchaus auch PraktikerInnen empfohlen werden, um sich gelernte Methoden (z.B. zu Leere - Arbeiten mit dem Nichts, Phantasie- und Gewahrseinsübungen, Traumarbeit,…) wieder in Erinnerung zu rufen.