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Veröffentlicht am 08.09.2025

Originelle Fantasy mit Spannung und märchenhaften Vibes

A Forgery of Fate
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Mit 𝐀 𝐅𝐨𝐫𝐠𝐞𝐫𝐲 𝐨𝐟 𝐅𝐚𝐭𝐞 schuf Elizabeth Lim eine spannende Geschichte, die mit dem gewählten, asiatisch inspirierten Setting, den erschaffenen Legenden und einzelnen Elementen märchenhaft anmutet, aufgrund ...

Mit 𝐀 𝐅𝐨𝐫𝐠𝐞𝐫𝐲 𝐨𝐟 𝐅𝐚𝐭𝐞 schuf Elizabeth Lim eine spannende Geschichte, die mit dem gewählten, asiatisch inspirierten Setting, den erschaffenen Legenden und einzelnen Elementen märchenhaft anmutet, aufgrund eines modernen Tons jedoch mit Frische daherkommt.

Nachdem ihr Baba von einer seiner geheimnisvollen Schiffsreisen nicht wieder nach Hause kommt, verliert Trus Mutter ihr Ansehen als Wahrsagerin und stürzt sich, von Trauer geleitet, in die Spielsucht. Mit der Hilfe von Gaari nutzt die älteste der drei Schwestern ihr Talent und hält die Familie als Kunstfälscherin über Wasser – stets in dem Bestreben, Gangsun eines Tages hinter sich lassen und gemeinsam mit den anderen Saigas-Frauen neu anfangen zu können.
Als die Schulden ihrer Mutter zu groß werden und ihre Schwestern in Gefahr geraten, nicht mal Trus größtes, seit jeher verborgenes Geheimnis Rettung verspricht, geht sie einen Pakt mit dem düsteren Drachenlord ein: Unterschlupf, Schutz und finanzielle Absicherung für ihresgleichen. Im Gegenzug wird Tru seine Frau und verschafft ihm somit die Möglichkeit, zurück nach Ai'long zu gelangen. Doch das ist nicht alles: Denn Elangui Ta'ginan Yuwong braucht ihre Magie, um das Reich der Drachen und Meerwesen aus der Tyrannei seines Großvaters zu befreien und es vor dem Untergang zu retten …
Sein Plan ist waghalsig, riskant und endet mit hoher Wahrscheinlichkeit tödlich, doch Tru Saigas ist bereit!

Erneut überzeugt Lim mit einem märchenhaft-fantastischen Roman, der mit einem einfallsreichen, detailreich ausgearbeiteten und malerisch dargelegten Worldbuilding, einer schlagfertigen Protagonistin und origineller Magie daherkommt. Die Storyline wurde gut aufgebaut und bildet einen stimmigen Mix aus erklärenden und informativen, soften und temporeichen sowie gefühlvollen Szenen, sodass weder Langeweile aufkommen kann noch Zeit zum Abschweifen bleibt.
Tru – die jederzeit ihr Leben für ihre Familie geben würde, nie die Hoffnung, ihren Vater irgendwann wiederzusehen, aufgegeben hat, mutig handelt und nicht auf den Mund gefallen ist – führt uns durch das Geschehen, das so einige Überraschungen und Wendungen bereithält. Wahrheiten, die alles infrage stellen. Misstrauen, welches im Rhythmus der Wellen durch die Seiten pulsiert. Geheimnisse, die nie ans Tageslicht dringen sollten. Die Protagonistin wurde mit Ecken gezeichnet, mit taffen Zügen und Humor. Ihre Liebe und selbstlose Taten machten es unglaublich leicht, sie zu mögen. Mit ihr zu bangen. Aber auch Elangui – der sich reichlich Mühe gibt, auf Distanz zu bleiben und beharrlich den unnahbaren, kalten Prinzen mimt – erhascht, nicht zuletzt durch den achtsamen Umgang mit seinem Reich und seinen Getreuen, zahlreiche Sympathiepunkte. Je mehr der Hohe Heer der westlichen Meere über sich, sein bisheriges Dasein und seine Eigenheiten preisgibt, umso nachvollziehbarer wird Elanguis Verhalten.

Neben den Protagonisten, dem mystischen Flair und der unterschwellig spürbaren Bedrohung sind es die Nebenfiguren, die die Handlung merklich bereichern. Gerade Shani, die letzte Wasserdämonin und der Auslöser von etlichen witzig-direkten Schlagabtauschen, und Mailoh, eine zauberhafte Schildkröte, waren unterhaltend. König Nazayun – grausam & machtgierig – sorgt für Gänsehaut, für die spannenden, schmerzhaften Sequenzen. Ebenfalls gelungen ist die wärmende Dynamik zwischen Tru und ihren Schwestern Nomi und Falina, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Herzklopf-Momente, zartes Kribbeln und große Emotionen hält die romantische Entwicklung bereit, dabei lag der Fokus zu keiner Zeit auf der Liebesgeschichte, die übrigens gänzlich ohne Spice, jedoch nicht ohne Twists und Tragik, Ungereimtheiten, die der Kunstfälscherin den Boden wegziehen, und Verrat auskommt.

Insgesamt kann ich 𝐀 𝐅𝐨𝐫𝐠𝐞𝐫𝐲 𝐨𝐟 𝐅𝐚𝐭𝐞 allen empfehlen, die auf der Suche nach einem mitreißenden, einfallsreichen Fantasy-Buch sind.

Die Aufmachung der Klappbroschur, die illustrierte Karte und das Cover sind zusätzlich ein wahrer Augenschmaus!

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Veröffentlicht am 04.09.2025

Cozy Urban-Fantasy-Serie

Abra Kandelabra
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„Eingependelt und ausgetrickst“ ist Teil drei der soften Urban-Fantasy-Serie „Abra Kandelabra“ und führt die Geschehnisse des Vorgängers fort.

Zwei Monate dauerte die Suche nach dem Grimoire, welches ...

„Eingependelt und ausgetrickst“ ist Teil drei der soften Urban-Fantasy-Serie „Abra Kandelabra“ und führt die Geschehnisse des Vorgängers fort.

Zwei Monate dauerte die Suche nach dem Grimoire, welches die FreundInnen benötigen, um Vinz von seinem Familienfluch zu befreien. Nun gilt es, fünf spezifische Artefakte aufzuspüren, und das erste ist ein Pendel. Gut, dass es davon ja nur ungefähr tausend gibt …
In diesem Band überrascht Jamie Enderlein mit einem Perspektivwechsel, so führt uns neben der Normalsterblichen Amelia jetzt der Halb-Hexer-Halb-Fae Chrys durch die Handlung. Dies gibt nicht nur der Story Antrieb, sondern dem Musicaldarsteller Kontur – denn Chrys steckt in einer emotional fordernden Situation, die sein schauspielerisches Talent auch außerhalb der Bühne in Anspruch nimmt. Zwischen seinen beiden Jobs, den Vorurteilen, die ihm aufgrund seiner S*xualität und seiner Abstammung entgegenwehen, seiner verpönten Freundschaft mit der verstoßenen Quinn, seinen Gefühlen für einen Gestaltwandler und dem Fluch, dessen Ursprung es zu ergründen und den es zu brechen gilt, hat der charismatische MA-Agent kaum Zeit, zur Ruhe zu kommen. Und als hätte der eingeschworene Freundeskreis nicht bereits mit genügend Unklarheiten und Fragen zu kämpfen, bringt Chrys noch eigene Geheimnisse mit – und geht für ihr Ziel Risiken ein.
Amelia, die noch immer mit Unsicherheit, jedoch auch mit Frische auf die magischen Gegebenheiten, in deren Strukturen sie verbotenerweise immer tiefer versinkt, blickt, kommt nicht umhin, Chrys Veränderungen zu bemerken, hört ihm zu, fängt ihn auf. Diese junge Frau ist mit ihrer offenen, unvoreingenommenen Art, mit Humor und Herzlichkeit eine wirklich tolle Figur. Zwischen ihr und Rikarda knistert es definitiv nicht mehr nur vor Ärger – und vielleicht hat das ja selbst die harsche Tätowiererin mittlerweile eingesehen …
Ob es Amelia gelingt, ihren Freund davon zu überzeugen, Korbi seine Gefühle zu gestehen, oder hält ihn die Angst, sich noch weiter von seiner Familie zu entfernen, davon ab? Und wo zur Hölle ist dieses vermaledeite Pendel?

Enderlein nimmt sich Zeit, um auf die Protagonisten, ihre individuellen Struggel und die ins Taumeln geratene Dynamik der Gruppe einzugehen. Konflikte, Diskussionen und Unsicherheiten gibt's zumindest zur Genüge. Als LeserIn wird man Teil von Chrys innerem Zwiespalt, von Sorgen, unguten Vorahnungen und aufwallenden Diskrepanzen, von unerwarteten Bündnissen und allerhand Chaos.
Die Nebenfiguren sind Randerscheinungen, jedoch stimmig und aufgrund der sechs FreundInnen ausreichend integriert – ich hoffe aber auf ein Wiedersehen mit Jerry. Abgesehen von der – durchaus unterhaltsamen – Suche nach DEM Pendel bekamen auch das Theater und Blicke hinter die Kulisse Aufmerksamkeit. Der namensgebende Esoterikladen fungiert zwar mittlerweile nicht mehr als Haupthandlungsort, dennoch verströmt jeder Aufenthalt eine gemütliche Atmosphäre. Insgesamt folgen wir dem Verlauf in einem Ton, der uns die Ereignisse vorstellbar darlegt, wenn auch weiterhin Längen vorzufinden sind. Hier und da fehlt es mir einfach an Schwung und Spannung.
Besonders interessant fand ich das Ergründen von Chrys Persönlichkeit und seinen Problemen sowie die Abschnitte, die sich effektiv der Fluchlösung widmen. Immerhin ist es schmerzlich-skurril, dass Quinn und Vinz weiterhin jede (körperliche) Annäherung verwehrt wird …

Am Ende sind Korbinian und Chrys, Quinn, Vinz, Amelia und Rikarda ihrem Ziel, wenn auch durch waghalsige Umwege, fragwürdige Tipps und meterhohe Hürden, nicht ohne Misstrauen gegen Obige, ein Stück näher – doch prompt scheint es, als wäre ihre nächste Aufgabe weitaus schwieriger. …

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Veröffentlicht am 04.09.2025

Bewegende Familiengeschichte, authentisch erzählt

Die Freiheit so weit
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„𝘜𝘯𝘥 𝘥𝘪𝘦 𝘣𝘪𝘵𝘵𝘦𝘳𝘦 𝘞𝘢𝘩𝘳𝘩𝘦𝘪𝘵 𝘪𝘴𝘵: 𝘌𝘴 𝘪𝘴𝘵 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵𝘴 𝘚𝘶𝘦ß𝘦𝘴 𝘥𝘢𝘳𝘢𝘯, 𝘧𝘶𝘦𝘳𝘴 𝘝𝘢𝘵𝘦𝘳𝘭𝘢𝘯𝘥 𝘻𝘶 𝘴𝘵𝘦𝘳𝘣𝘦𝘯.“


„𝐃𝐢𝐞 𝐅𝐫𝐞𝐢𝐡𝐞𝐢𝐭 𝐬𝐨 𝐰𝐞𝐢𝐭“ ist Teil zwei der bewegenden Familiengeschichte um Elias und Emma, in der Theresa Kern nicht ...

„𝘜𝘯𝘥 𝘥𝘪𝘦 𝘣𝘪𝘵𝘵𝘦𝘳𝘦 𝘞𝘢𝘩𝘳𝘩𝘦𝘪𝘵 𝘪𝘴𝘵: 𝘌𝘴 𝘪𝘴𝘵 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵𝘴 𝘚𝘶𝘦ß𝘦𝘴 𝘥𝘢𝘳𝘢𝘯, 𝘧𝘶𝘦𝘳𝘴 𝘝𝘢𝘵𝘦𝘳𝘭𝘢𝘯𝘥 𝘻𝘶 𝘴𝘵𝘦𝘳𝘣𝘦𝘯.“


„𝐃𝐢𝐞 𝐅𝐫𝐞𝐢𝐡𝐞𝐢𝐭 𝐬𝐨 𝐰𝐞𝐢𝐭“ ist Teil zwei der bewegenden Familiengeschichte um Elias und Emma, in der Theresa Kern nicht nur von der schicksalhaften Liebe zweier Wissenschaftler erzählt, sondern uns auch in eine längst vergangene Zeit wirft, die bedrückender nicht sein könnte …



𝟮𝟬𝟮𝟮

Emma wacht – mit einigen Verletzungen und unter Schock – im Krankenhaus auf. Die junge Frau kann sich, allen Bemühungen zum Trotz, nicht erinnern, was geschah, bevor das Glück und die Zuversicht, die sie zuletzt bei Elias' Anblick empfunden hat, ein jähes Ende nahmen. Schuldgefühle nisten sich in ihr ein, Angst um den Mann, in den sie sich binnen weniger Tage Hals über Kopf verliebte …
Doch die Deutsche muss zurück nach München, um ihren lang gehegten Traum zu verwirklichen und den Abschnitt ,Michael' – der sich plötzlich in eine fürsorgliche, reumütige Version seiner selbst verwandelt hat – endgültig zu beenden. Auch die brüchige Beziehung zu ihrer Mutter will Emma endlich regeln und dann wäre da noch eine herzensschwere Entscheidung, die bald getroffen werden muss.

Als Elias aus dem Koma erwacht, ist Emma nicht mehr da. Doch das spielt für den Forscher keine Rolle, denn neben schweren körperlichen Blessuren wurde auch sein Gedächtnis geschädigt.
Nur langsam schleichen sich Flashbacks in sein Bewusstsein, Fetzen, die in ihm Wärme auslösen. Aber Elias traut seinen Erinnerungen nicht, denn Emma ist verlobt und scheinbar zufrieden in Deutschland …?



𝟭𝟵𝟭𝟱/𝟭𝟲

Von ihren Eltern verstoßen und von Johannes abgelehnt, arbeitet Susanna im Wirtshaus ihres Ehemanns in Ludwigskirchen.
Trotz der Unterstützung von Emil und der seligen Existenz ihres Sohnes blickt das Mädchen wehmütig auf jenes Leben, das ihr durch eine Reihe Fehlentscheidungen unwiderruflich entglitten ist. Niemals darf ihr Geheimnis ans Licht kommen. Die Jahre vergehen und Susanna lernt, zu überleben – mit all den Opfern und Verlusten, dem zunehmenden Hass und Hunger, der Gewalt …

Währenddessen fassen Marie und ihr Vater in Amerika Fuß, verfolgen in trügerischer Entfernung das stetig bedrohlicher werdende und näherkommende Kriegsgeschehen. Marie, die noch immer vergeblich an Susanna schreibt, findet dank Federice Anschluss und verliebt sich. Aber neben der überall steigenden Not und der angespannten politischen Lage stehen der Beziehung auch die um sich greifenden rassistischen Ideologien und Vorurteile im Weg. Als Einwanderin und Jüdin kämpft Marie mit Ausgrenzung. Denn egal, wie weit weg der Krieg scheint, er ist immer viel zu nah …

„𝘞𝘢𝘳 𝘥𝘢𝘴 𝘓𝘦𝘣𝘦𝘯 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵 𝘷𝘪𝘦𝘭 𝘻𝘶 𝘬𝘶𝘳𝘻, 𝘶𝘮 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵 𝘯𝘢𝘤𝘩 𝘥𝘦𝘳 𝘓𝘪𝘦𝘣𝘦 𝘻𝘶 𝘨𝘳𝘦𝘪𝘧𝘦𝘯, 𝘸𝘦𝘯𝘯 𝘴𝘪𝘦 𝘦𝘪𝘯𝘦𝘮 𝘨𝘦𝘴𝘤𝘩𝘦𝘯𝘬𝘵 𝘸𝘶𝘳𝘥𝘦?“

In dieser Dilogie konzipierte Kern eine komplexe, weit zurückreichende Geschichte, in der Eifersucht und Impulsivität Leben veränderte, auseinanderriss und miteinander Verband. Beide Zeitstränge wurden mit der nötigen Tiefe ausgearbeitet, umreißen wichtige Themen und schildern berührende Schicksale, werden von Zufall und schweren Entscheidungen gelenkt, von Mut und Liebe. Wahrlich fesselnd empfand ich den historischen Strang, den die Autorin mit realen Ereignissen gespickt und für den sie demnach viel Recherche aufgewendet hat. So streifen wir zwar den 2. Weltkrieg, befinden uns aber hauptsächlich während des 1. Weltkriegs in Temeswar und Brooklyn – obgleich Susanna näher dran, täglich mit menschlichen Verlusten, Verletzten und Lebensmittelknappheit konfrontiert ist, wird durch Marie deutlich, wie schnell sich die Auswirkungen solcher Gräuel verbreiten und um sich greifen. Diese Zeiten waren in einen Sepia-Ton gehüllt, wirkten hoffnungslos und düster. Theresa griff die Grundstimmung, das wachsende Unbehagen und die Angst authentisch auf, schürt gekonnt das Interesse und bewegt durch die individuellen Wege und Schicksalsschläge.


Emma, die Michaels Wandel misstraut, Elias schmerzlich vermisst und ihrer Mutter nach all den Jahren endlich auf Augenhöhe begegnen, deren bevormundende Art verstehen kann, wartet auf Nachricht der ESA. Und auf positive aus Maui. So viel sei gesagt: der Weg der beiden ist hürdenreich.
Diese Entwicklungen wie auch die einem Puzzle gleich gesammelten Erkenntnisse über ihre Ahnen, deren verzwickten Verbindungen und traumatischen Erfahrungen waren spannend inszeniert und trotz der Fülle an Informationen und Verstrickungen leicht zu greifen.
Bereichert werden die Ebenen durch zahlreiche Nebenfiguren: Omi Viktória und Moni, Jane und Becky und auch Paula und ihre Tochter Ava sind mit ihren eigenen Geschichten, Problemen und/oder ihrer Unterstützung stimmig integriert. Etwas untergegangen sind die wissenschaftlichen Berufsfelder, dafür sorgten „dramatische“ Komponenten für Aufregung, zahlreiche Fragen dazu, immer weiterlesen zu müssen. Theresa verzichtet darauf, bestimmte Vorkommnisse aufzubauschen, und bediente sich eines den Epochen entsprechenden Stils. Mit den vorzufindenden – inneren wie äußeren – Konflikten und den Überraschungen konnte ich durchweg an die Geschehnisse gefesselt werden.


„Die Freiheit so weit“ ist ein aufschlussreicher und emotionaler Roman, der an Zeiten erinnert, die nicht vergessen werden dürfen, an heutige Privilegien und unseren Wert. Kern erzählt von mutigen Frauen, von Stärke, selbst in tristen Stunden, von Familie und Verlust. Und animiert uns dazu, nach den Sternen zu greifen, unserem Herzen zu folgen und zu lieben.

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Veröffentlicht am 01.09.2025

Unterhaltsam und aufregend

Ein Cookie für den Dämon
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„Ein Cookie für den Dämon“ ist der Auftakt einer neuen Reihe aus dem ,Guild Codex-Universum‘ von Annette Marie und meiner Meinung nach genauso unterhaltsam wie die „Spellbound“-Bücher.

Nach dem Tod ihrer ...

„Ein Cookie für den Dämon“ ist der Auftakt einer neuen Reihe aus dem ,Guild Codex-Universum‘ von Annette Marie und meiner Meinung nach genauso unterhaltsam wie die „Spellbound“-Bücher.

Nach dem Tod ihrer Eltern ist Robin Page gezwungen, bei ihrem Onkel, dem die Verwaltung ihres Erbes zugesprochen wurde, unterzukommen. Dass Jacks Familie den Neuankömmling nicht toleriert, und er keinerlei Interesse daran hat, seiner Nichte zu geben, was ihr zusteht, verleitet die introvertierte, schüchterne junge Frau dazu, sich in ihrer zeitweiligen Bleibe genauer umzusehen, um vielleicht zumindest das Grimoire ihrer Mutter aufzuspüren. Stattdessen stößt sie im verbotenen Kellerabteil auf ein Geheimnis, vor dem sie seit ihrer Kindheit gewarnt wurde: Jack und Co. sind Dämonenbeschwörer, die unter ihrem Dach zwei der mächtigen Wesen gebannt haben und – vergeblich – auf deren Kooperation hoffen.
Dass es gerade die Mischung aus waghalsiger Neugier und Cookies ist, die Robin in ein gefährliches Abenteuer, mehrfach in die Nähe des Todes und in ein emotionales Chaos treiben, hätte der Bücherwurm wohl selbst am allerwenigsten gedacht …

Erstmal: Ich finde ja auch, dass Kekse und Kuchen sämtliche Barrieren durchbrechen und Herzen erweichen können, scheinbar sogar ausreichen, um lebensverändernde Pakte zu treffen. Immerhin geht auch Zylas, der den Menschen eigentlich misstraut und sie verabscheut, nun aber fortan das Leben seiner unfreiwilligen Bekanntschaft im Austausch für Leckereien beschützt, auf diesen Deal ein. Dabei will der Dämon einfach nur nach Hause, ohne seine Autonomie gänzlich aufgeben zu müssen.

Ich musste im Verlauf aufgrund der Skurrilität mehrmals herzlich lachen, und auch die komplett verschiedenen Protagonisten, wobei wir das Geschehen nur aus einer Perspektive verfolgen, ihre Interaktion und Kommunikation waren amüsanter Natur. Während Robin oft unbeholfen wirkt, zurückhaltend und möglichst gesetzestreu, jedoch auch selbstlos handelt, ist Zylas unverschämt, impulsiv und agiert nach seinen eigenen, blutigen Regeln. Dennoch wachsen beide an- und miteinander, helfen und schützen sich.
Da Page keine Ahnung von all dem hat, ist es Amalia zu verdanken, dass sie sich einigermaßen durch die magische Welt der Beschwörer winden und ihre Rolle als Kontraktorin, die ihren Dämon unter Kontrolle hat, glaubwürdig spielen kann. So ist ihre anfänglich abweisende Cousine ein tragender Bestandteil der Story, die insgesamt actionreich und witzig vonstattengeht.

Annette Marie gibt ihrem Roman durch einige sinnig gestreute Hintergründe und Informationen über die Regeln, Gesetze und die Arbeit der Gilden Kontur. Kämpfe und Flucht wurden bildreich inszeniert, während Gefühle – von Robins Überforderung, ihrer Angst und der Wut – greifbar waren. Auch die Frage, weswegen sie nie von ihrer Mutter in das Erbe ihrer Linie eingeweiht, stets von allem Magischen ferngehalten wurde, arbeitet in ihr (und uns).
Stilistisch verfolgen wir die kurzweilige Urban-Fantasy in einem authentischen, lockeren Ton, sodass es ein Leichtes ist, sich komplett in die Geschichte fallen zu lassen und mitzufiebern. Es warten Spannung, süße Momente, charakterliche Entwicklungen und die eine oder andere Wendung.
Fakt ist: Ich hätte gerne einen Zylas auf meiner Seite.

Dass die Hobbybäckerin ihrem Grimoire am Ende noch keinen Schritt näher gekommen ist, sie ihrem dämonischen Gefährten ein Versprechen gab, für das sie sicher noch die eine oder andere Regel brechen muss, und die „Crow and Hammer“-Fraktion ebenso viele Geheimnisse hat wie ihre neuen Mitglieder ... ist reichlich Stoff für Band 2 der ,Demonized'-Reihe.

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Veröffentlicht am 01.09.2025

Eine Geschichte über den Mut, den es braucht, um sich gegen Unrecht aufzulehnen.

Göttin der Vergessenen
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„Göttin der Vergessenen“ erzählt nicht nur die Geschichte der unverstandenen Herrscherin über die Welt der Toten, sondern auch jene über die Entstehung von Helheim – des Reichs, vor dem sich am Ende selbst ...

„Göttin der Vergessenen“ erzählt nicht nur die Geschichte der unverstandenen Herrscherin über die Welt der Toten, sondern auch jene über die Entstehung von Helheim – des Reichs, vor dem sich am Ende selbst die Asen zu verneigen wissen.

Schon mit der ,Greek Goddesses'-Trilogie konnte mich Lucia Herbst von ihrem Talent, mythische Überlieferungen modern zu interpretieren, überzeugen. So finden wir auch in ihrem neuen Roman eine beeindruckende Menge an Recherche, die die nordischen Sagen authentisch aufgreift, kombiniert mit künstlerischer Freiheit.

Abgeschottet und unter den wachsamen Augen von Angrboda wuchs Hellia mit ihren Brüdern Fenrir und Jörmungandr versteckt in Jötunheim auf. Nur selten ließ sich ihr Vater, Loki, blicken, doch bereitete er seine Kinder stets spielerisch auf das vor, was sie außerhalb des Berges erwarten würde. Erst das Wissen um die Gefahr weckte die Vernunft in der Jüngsten, bis eine Täuschung der Asen, die bereits zu nah waren, ihr Dasein und das ihrer tierischen Geschwister für immer veränderte …
Gefangen genommen und vorgeführt, voneinander getrennt und weggesperrt – eine Zukunft, schlimmer als der Tod, den die Unterstützung von Balder und ein mysteriöser Pakt zwischen dem selbsternannten Allvater und dem Täuscher Loki abgewendet haben. Doch Hellia schwört – von dem Verrat ihres Vaters, der Feigheit und dem Unrecht der Asen schockiert, von der Verbannung aus Asgard gezeichnet und den Worten der Nornen, der Sehnsucht nach ihrer Familie getrieben – Rache. Und wird nicht ruhen, bis sie diese und ihre Brüder bekommen hat …
Auf ihrem beschwerlichen Weg durch die Welten, an Ymirs Wurzeln, seinem Wesen entlang, geführt von einem Freund, der sie in tiefster Not fand, Richtung Wissen und Macht, streift Hellia ihr altes Sein ab, wird zu Hel, zu einer Göttin, die nicht vergisst und so viel mehr ist als das nordische Oberhaupt und seine Getreuen je sein könnten …

„Hel“ ist ein gleichermaßen faszinierender wie bewegender Roman, bringt uns Lucia Herbst nicht nur Wachsen und Erkennen ihrer Protagonistin nah, sondern ruft uns auch in Erinnerung, dass wir im Jetzt leben müssen – wir nur aus der Vergangenheit lernen können, während die Zukunft nie mehr als eine sich wandelnde Ahnung bleibt. Dass unser Schicksal bei uns liegt, mit jeder unserer Entscheidungen beschlossen, jedoch nicht von Prophezeiungen und Ängsten vorgegeben wird. Dass Wissen und Macht aus derselben Quelle fließen; Antworten kommen, wenn wir bereit für die richtigen Fragen sind, und wir ohne die Natur und die Umwelt, die alles vereint und speist, nichts wären. Dass jedeR vergänglich, nur der Tod für die Ewigkeit ist.

Herbst führt uns in einem klaren, unkomplizierten Ton durch die lebendige, von Dunkelheit und Bedrohungen ummantelte Handlung. Hel verändert sich im Angesicht von Hürden und Erkenntnissen, erstarkt im Inneren, lernt, verschiebt, unter der wachsenden To-do-Liste und ihrer Bestimmung, die langsam, aber stetig Kontur bekommt, ihre Ziele. Gab es auch einige Kapitel im seichten Slow-Modus, war doch kein (Um)Weg, den Hel geht, keine Begegnung, kein Gespräch vergeudete Zeit. Die Riesin wird achtsamer und aufmerksamer, demütig und ehrfürchtig im Angesicht des Großen Ganzen, und sieht Wahrheiten, vor denen sich die Mächtigen verschließen, sieht Unrecht, dass Odin und seine Schergen ignorieren.
Immer wieder warten Spannungsspitzen und temporeiche Ereignisse, Rückschritte und Stillstand gaben der Erzählung genauso viel Authentizität wie Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Wut, wie Hels Wunsch, aufzugeben und alles niederzubrennen. In Kombination mit detailreich ausgearbeiteten Welten, tieferen Themen, verschiedenen Schicksalen und neuen FreundInnen, die sich der Flüchtigen anschließen, wurde angenehm für Abwechslung gesorgt.
Vor allem der Bezug zur nordischen Mythologie und zu den Wesen- sowie Gottheiten sorgte bei mir für anhaltendes Interesse. Die Autorin gab bekannten Figuren frische Facetten, verzichtete nicht auf göttliche Gräuel und schuf eine einnehmende, dichte Atmosphäre, in der treue Verbündete jene sind, die Zuversicht bringen.

Herzerwärmende Augenblicke, spaßige Szenen, erkenntnisreiche Gespräche, Found-Family, (Nächsten)Liebe, Female Rage und Nordic-Mythologie – der neue Fantasy-Roman von Lucia Herbst kommt mit grausamen Ereignissen, überraschenden Entwicklungen und einschneidenden Offenbarungen daher, mit vielen Wahrheiten und Input zum Nachdenken. Zeitgleich finden sich eine tröstende Ruhe und die befreiende Akzeptanz des Unausweichlichen. „Göttin der Vergessenen“ ist eine Geschichte über den Mut, den es braucht, um sich gegen Unrecht aufzulehnen, über Selbstfindung, das Leben und das Sterben.

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