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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Roman, der eigentlich ein Sachbuch werden sollte

Süß und ehrenvoll
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Bei einem Interview vom Blauen Sofa zur Frankfurter Buchmesse 2013 wurde ich auf Avi Primor und seinen Roman "Süß und ehrenvoll" aufmerksam. Normalerweise wollte Primor, bekannt für seine Sachbücher, in ...

Bei einem Interview vom Blauen Sofa zur Frankfurter Buchmesse 2013 wurde ich auf Avi Primor und seinen Roman "Süß und ehrenvoll" aufmerksam. Normalerweise wollte Primor, bekannt für seine Sachbücher, in denen er über typische Missverständnisse zwischen Menschen jüdischen Glaubens und den Deutschen aufklärt, ein weiteres Sachbuch über die Briefkorrespondenz jüdischer Soldaten im Ersten Weltkrieg mit ihren Familien schreiben, weil es darüber so gut wie gar keine Lektüre gibt. Allgemein traute sich bisher kaum einer an das Thema mit den jüdischen Soldaten im Ersten Weltkrieg heran und so war es Primor ein Bedürfnis, darüber zu schreiben. Er erzählte,dass er aber bald beim Schreiben bemerkte, dass er mehr als nur darüber aufklären wolle, er wolle darüber eine (zugegebener Maßen etwas verstörende) Geschichte erzählen und so schrieb er seinen ersten Roman,der ihm meiner Meinung nach sehr gut gelungen ist.

Man erhält beim Lesen ein Verständnis darüber, dass viele jüdische Bürger Deutschlands echte deutsche Patrioten waren, dass sie sich im Krieg beweisen wollten und sich deshalb oft freiwillig zum Fronteinsatz meldeten. Man spürt,wie stolz sie auf ihr Deutschland waren und wie tapfer sie gekämpft haben, um in einer Welt voller Vorurteile gegenüber ihrer Religion und dem bereits aufkeimenden Antisemitismus anerkannt zu werden. Das alles schafft Avi Primor in seinem ersten Roman zu vermitteln, das alles und noch viel mehr.
Nachdem ich das Interview auf dem Blauen Sofa gesehen habe, wusste ich, ich will dieses Buch unbedingt lesen. Ich habe nicht mal eine Woche gebraucht,um es durchzulesen. Meiner Meinung nach genau das richtige Buch, um einmal über den geschichtlichen und politischen Tellerrand hinauszusehen und absolut lesenswert!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine unglaublich fantastische Geschichte

Die Spieluhr
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Als ich dieses bildgewaltige, unglaubliche Meisterwerk Ulrich Tukurs durchgelesen hatte (innerhalb von zwei Stunden), fühlte ich mich, als käme ich gerade aus einer anderen Welt zurück. Und ich wollte ...

Als ich dieses bildgewaltige, unglaubliche Meisterwerk Ulrich Tukurs durchgelesen hatte (innerhalb von zwei Stunden), fühlte ich mich, als käme ich gerade aus einer anderen Welt zurück. Und ich wollte es sofort noch einmal lesen.

Noch kein Buch, was ich zuvor gelesen habe, hat mich je so in seine Geschichte mitgenommen, nein, hineingerissen,wie dieses. Beginnt es doch unscheinbar, so entwickelt sich innerhalb von fünf Minuten eine unglaubliche Geschichte, die einen so mitreißt, dass man Zeit und Raum völlig vergisst und sich wünscht,dass sie nie zu Ende geht. Und wenn man sie bis zum Ende gelesen hat, dann möchte man von vorn beginnen,um gleich in die Welt des Buches zurückzukehren, die einen buchstäblich fasziniert.

Ich weiß nicht, wie gut Ulrich Tukur schauspielert, singt oder was auch immer er noch so alles tut, aber er ist ein begnadeter Schriftsteller und "Die Spieluhr" ist es absolut wert, ein Bestseller zu werden.Vergesst alles, was ihr momentan lest und holt euch dieses Buch. Es wird euch definitiv verzaubern!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Haufen Männer, derbe Sprüche und ein sagenhafter Schatz

Raubzug
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"Runenzeilen sind wie gewundene, reich verzierte Bänder. Sie gleichen der Weltenschlange, die sich selbst in den Schwanz beißt. Eigentlich sind alle Geschichten verschlungene Schlagenknoten, denn nicht ...

"Runenzeilen sind wie gewundene, reich verzierte Bänder. Sie gleichen der Weltenschlange, die sich selbst in den Schwanz beißt. Eigentlich sind alle Geschichten verschlungene Schlagenknoten, denn nicht immer fängt das Leben mit der Geburt an und endet mit dem Tod. Auch mein eigenes Leben fängt erst mit meiner Wiederkehr von den Toten wirlich an."

So beginnt die Geschichte von Orm Bärentöter, ein halber Junge noch, der sich (mehr schlecht als recht) gegen einen Eisbären behauptet hat und den die Eingeschworenen auf Bitten seines Vater Rurik mit auf ihr Abenteuer nehmen - auf der Suche nach dem Schatz Attilas. Und so spannend, wie seine Geschichte anfängt, so bleibt sie auch, denn bald kann sich Orm vor Feinden kaum retten - und es sind nicht nur Feinde von Außen,sondern auch einer in den eigenen Reihen. Während der abenteuerlichen Reise der Männer sterben mehr und mehr der Eingeschworenen im Kampf, durch Hinterhalte und zum Schluss durch die Hand einer Wahnsinnigen. Und das war nur der erste Band der Reihe.

Ich bin auf den ersten Band gestoßen, als ich mal wieder durch die örtliche Thalia-Buchhandlung stolperte, auf der Suche nach etwas, dass ich noch nicht habe. Ich liebe die Geschichten über Wikinger, rauhe, starke Männer aus Skandinavien, die sich im Kampf behaupten und mit dem Schwert in der Hand einen fast epischen Tod gestorben sind. Natürlich ist aus dieser Zeit viel romantisiert und verklärt, wie auch die Epoche des Mittelalters mit seiner Minne und den edlen Rittern, die gar nicht so edel waren, aber trotzdem stehen die Wikinger für mich als das Sinnbild echter Kerle, in einer Zeit, in der viele Männer immer weicher werden oder nur noch nach außen wie echte Kerle wirken. Mehr Schein als Sein,also.
Die Eingeschworenen-Reihe ist eher auf die Herrenwelt zugeschnitten.Wer hier nach echter Romantik sucht, sollte eher auf historische Romane von Iny Lorentz, Sabine Ebert und Rebecca Gablé zurückgreifen, denn in Robert Low´s Büchern geht es eher rau und kriegerisch zu und es wird ordentlich geflucht. Unter anderen auch gegen bekehrungswütige Christen. Für Wikinger-Fans ist es jedoch ein Muss. Die beste Wikinger-Geschichte,die ich seit "Die Abenteuer des Röde Orm" gelesen habe und von den Bestseller-Autoren Simon Scarrow (Die Rom-Serie) und Bernard Cornwell (Die Uhtred-Serie u.a) hoch gelobt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Kampf um Irland

Feuertochter
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*Achtung, könnte Spoiler enthalten*

Was die Kriege Englands mit Irland und Schottland betrifft, stand ich schon immer auf den Seiten der von England unterdrückten Länder und obwohl ich keinerlei kirchlicher ...

*Achtung, könnte Spoiler enthalten*

Was die Kriege Englands mit Irland und Schottland betrifft, stand ich schon immer auf den Seiten der von England unterdrückten Länder und obwohl ich keinerlei kirchlicher Konfession angehöre und dem alten germanischen Götterglaube anhänge, stehe ich beim Nordirlandkonflikt auf Seiten der Katholiken, die unterdrückt und denen Jahrhunderte lang die Ausübung ihres katholischen Glaubens von den Engländern auf Tod verboten wurde.
Dementsprechend habe ich mit den Ui´Corras und den Deutschen Ferdinand von Kirchberg und Cyriakus Hufeisen erbittert gegen die Engländer gekämpft. Ich habe Simon von Kirchberg und Buirre hassen gelernt und Oisin O´Corra einige Male den Hals umdrehen können, weil dieser einfach nicht auf seine Schwester Ciara und seine Cousine Saraid hören wollte. Ich bin mit der Hündin Gamhain über die grünen Wiesen der Ui´Corras gestreift und habe mit dem von Oisin O´Corra aufgestellten Heer im Wald unter freien Himmel genächtigt usw. Ich habe dabei das irische Volk näher kennengelernt. Sie haben Stolz und Größe bewiesen und selbst dann noch nicht aufgeben wollen, als die letzte vernichtende Schlacht gegen die Engländer verloren war. Ebenso habe ich Iren kennenlernen müssen, die immerzu die Seiten wechselten und für ihren persönlichen Vorteil sogar ihre Mutter verkauft hätten. Diese habe ich ebenso verflucht, wie Simon von Kirchberg. Genugtuung habe ich aber erhalten, als Königin Elisabeth von England Simon von Kirchberg sowohl Englands als auch Irlands verwies, weil er nicht nur die Iren verraten hatte, für die er laut dem Auftrag des Papstes kämpfen sollte, sondern für seinen persönliche Vorteil und aus Eifersucht und Habsucht seinen eigenen Vetter Ferdinand über die Klinge springen ließ.

"Feurtochter" ist ein spannender, geschichtsträchtiger Roman, in dem man mitkämpft und mitleidet und definitiv ins Geschehen eingebunden wird. Iny Lorentz hat wieder brillant recherchiert und ihre Figuren in die Geschichte Irlands eingebunden. Ein wirklich lesenswerter, bildgewaltiger, historischer Roman, nicht nur für Fans von Irland!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Von einem, der sich auf dünnem Eis bewegt

Er ist wieder da
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Sicher bewegt sich jeder, der ein solches Buch über Hitler schreibt, auf recht dünnem Eis und läuft Gefahr, Hitler als zu sympathisch darzustellen. Das Problem bei diesem Diktator war, dass er total davon ...

Sicher bewegt sich jeder, der ein solches Buch über Hitler schreibt, auf recht dünnem Eis und läuft Gefahr, Hitler als zu sympathisch darzustellen. Das Problem bei diesem Diktator war, dass er total davon überzeugt war, dass er das Richtige tat, aus unserer (und defintiv auch meiner) Sicht aber weder Moral noch Ethik kannte und ein von der Macht wahnsinnig gewordener Massenmörder war. Timur Vermes wollte aber eben diesen schmalen Grad beschreiten und ich schätze mal, er wollte auch, dass man beide Seiten der Medaille betrachtet, also wie Hitler sich selbst sah und wie er auf uns wirkt. Sicher wird er auch parodiert haben, dass die letzten Jahre dieses Thema so...wie soll ich sagen...dass es so hochgekocht wurde und wir ständig damit konfrontiert werden, bis einen die Ohren davon bluten. Sicher darf man nicht vergessen, was geschehen ist und derer Gedenken,die unter Hitler so viel grausames ausstehen mussten, aber es hilft auch keinem, wenn ständig darauf herumgekaut wird. Man müsste halt langsam mal wieder ein gesundes Maß finden, mit der Thematik umzugehen. Das jedoch ist nur meine Meinung,die keiner mit mir teilen muss.
Ich glaube "Er ist wieder da" ist das richtige Buch zur richtigen Zeit und wer den Mut hat, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen (frei nach Kant), wird wissen,wir er mit dem Hitler im Buch umgehen muss. Das Buch ist von meiner Seite her definitiv zu empfehlen.