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Veröffentlicht am 15.09.2016

Familiendrama vor den Toren Münchens

Saukerl
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Die Lehrerin Martina Scharf kommt auf ihrer Radtour am Schweinestall von Bauer Anton Huber vorbei. Angelockt vom Gequieke vieler Schweine findet sie den Bauern in seinem Stall - tot - erschossen. Alois ...

Die Lehrerin Martina Scharf kommt auf ihrer Radtour am Schweinestall von Bauer Anton Huber vorbei. Angelockt vom Gequieke vieler Schweine findet sie den Bauern in seinem Stall - tot - erschossen. Alois Schön, Leiter der Münchner Mordkommission, mit seinem Team beginnt mit den Ermittlungen, die sich wegen der vielen Personen mit einem Motiv, eher schwierig gestalten. Als Ehefrau Maria mit aufgeschnittenen Pulsadern und aufgeschlitzter Kehle im stillgelegten Kieswerk Waldperlach gefunden wird, beginnen die Ermittlungen wieder von vorn und die Ermittler stoßen auf ein Familiengeheimnis, dass sie so nicht erwartet hatten.

Der Debütroman von Ulrich Radermacher spielt in meiner unmittelbaren Nachbarschaft, was mich veranlasst hat, dieses Buch unbedingt lesen zu müssen. Und ich habe es absolut nicht bereut. Kommissar Alois Schön ist mir von Anfang an sehr sympathisch. Und auch seine quirlige Freundin Beate, die ihn mit ihrem Temperament hier und da etwas überfordert, gefällt mir sehr gut. Seinen Kollegen Martin aus dem Frankenland erkennt man sofort an seinem fränkischen Dialekt. Die bayerische Sprache kommt natürlich auch nicht zu kurz und gibt der dörflich angehauchten Geschichte den richtigen lokalen Anstrich. Da ich immer wieder etwas aus dem persönlichen Umfeld der Kommissare aber auch der Dorfbewohner erfahre, lässt mich ganz schnell "mit dazu gehören".

Der Fall selbst ist etwas verzwickt und spielt in tragischer Weise mehr in die Bauernfamilie hinein, als zuerst vermutet. Hier wird ein familiäres Thema angesprochen, das aus dem Alltäglichen herausfällt. Die Aufklärung und die Motivation des Mörders werden sehr treffend und plausibel dargestellt.

Der manchmal etwas derbe Ton und der treffende, manchmal bissige Humor haben das Lesen für mich zum absoluten Vergnügen gemacht. Die Seiten sind mir nur so durch die Hände geflogen.

Mit dem Saukerl ist Ulrich Radermacher ein Debüt gelungen, das von mir die volle Punktzahl erhält. Und ich hoffe, bald mehr von Kommissar Schön und seinem Team zu lesen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eckernförde kriminell

Mord am Noor
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Eine eingeschlagene Fensterscheibe im ortsansässigen Baumarkt, eine brennende Hütte in der Schrebergartenkollonie - da haben die beiden Kommissare der Kripo Eckernförde genug zutun. Dann geschieht auch ...

Eine eingeschlagene Fensterscheibe im ortsansässigen Baumarkt, eine brennende Hütte in der Schrebergartenkollonie - da haben die beiden Kommissare der Kripo Eckernförde genug zutun. Dann geschieht auch noch ein Mord und ein Ehepaar wird mit Vergiftungen ins Krankenhaus eingeliefert. Aber für Mord ist eine andere Dienststelle zuständig. Davon lassen sich Ella "die Kirsche" Kirsch und Thorsten "der blaue" Heinrich nicht abhalten und ermitteln auf eigene Faust...

Durch die Ankündigung einer Leserunde bin ich auf diesen Debütkrimi des Autorenduos Runa Winacht und Maria G. Noel gestoßen. Ich bin froh, dass ich diese Einladung angenommen habe.

Detailliert beschriebene Protagonisten, herzerfrischende Dialoge und gleich drei aufregende Fälle machen das Buch so interessant, dass ich es kaum aus der Hand legen konnte. Besonders Ella und Thorsten, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und trotzdem immer wieder am gleichen Strang ziehen, haben sich sofort in mein Herz geschlichen. Die Gedanken an die herrlichen Kuchen aus Sörines Tortenstübchen lassen mir jetzt noch das Wasser im Mund zusammen laufen. Beim Wohnungsvermieter Bernhard Biesig würde ich nie eine Wohnung mieten wollen und dem alten Herrn Richter würde ich einen Dauerauftrag für eine morgendliche Tasse Kaffee einrichten.

Der Mordfall selbst ist so undurchsichtig und vielschichtig, dass ich sehr lange gebraucht habe um eine Verbindung zum Mörder zu bekommen. Die Beweise fehlten mir allerdings bis zum Schluss.

Jetzt, da auch der Fall der zerbrochenen Fensterscheibe und der abgefackelten Schrebergarten-hütte aufgeklärt sind, geht es in Eckernförde wieder etwas ruhiger zu. Was sich aber bestimmt mit dem nächsten Fall der Kommissare wieder ändern wird. Und darauf freue ich mich schon heute.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Mordfall im Berlin der Goldenen Zwanziger Jahre

Feine Leute
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Berlin 1925:

Kriminalkommissar Paul Genzer hat die Akten einiger Toten auf dem Schreibtisch, deren Ableben er ermitteln soll. Der von der Damenwelt und Paul Genzer begehrte UFA-Filmstar und Leinwanddetektiv ...

Berlin 1925:

Kriminalkommissar Paul Genzer hat die Akten einiger Toten auf dem Schreibtisch, deren Ableben er ermitteln soll. Der von der Damenwelt und Paul Genzer begehrte UFA-Filmstar und Leinwanddetektiv Carl von Bäumer unterstützt ihn bei den Ermittlungen.

Joan Wenig nimmt mich in ihrem Debütkrimi mit ins Berlin der Goldenen Zwanziger Jahre, das geprägt ist von Drogen, leichten Mädchen und der puren Lust auf Amüsement. Hier passt der schönste Mann der UFA-Filmstudios, Carl von Bäumer, hervorragend hinein. Etwas naiv mischt er sich in die Ermittlungen seines Partners Paul Genzer ein. Sein hier und da pubertäres Gehabe passt für mich nicht in die Welt der Berliner Kriminalpolizei hinein und ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Filmstar, sei er auch noch so ein großer Leinwandheld, in die Polizeiarbeit mit einbezogen wird.

Neben der kriminalistischen Arbeit nimmt ein sehr großer Teil der Geschichte die privaten Querelen von Gezer und von Bäumer ein, was die Spannung des Falles oder der Fälle stark mindert. Für mich gibt es hier auch zu viele Nebenschauplätze mit zu vielen Protagonisten, die für mich ziemlich farblos blieben. Auch bei Carl sehe ich die verschiedensten Pullunder, aber keinen Menschen vor mir. Er bleibt mir fremd. Von Paul Genzer habe ich dagegen bald ein ziemlich klares Bild vor Augen.

Obwohl der Kriminalroman eine interessante Geschichte erzählt und in einer, wie ich finde, interessanten Zeit spielt, konnte er mich leider nicht überzeugen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Vergangenheitsbewältigung

Totengebet
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Israel 1987
Eine junge Frau wartet in Haifa auf ihren Liebsten, der aber nicht kommt.

Berlin 2016
Rechtsanwalt Joachim Vernau wird in eine Schlägerei mit 2 Neonazis verwickelt und am nächsten Tag in den ...

Israel 1987
Eine junge Frau wartet in Haifa auf ihren Liebsten, der aber nicht kommt.

Berlin 2016
Rechtsanwalt Joachim Vernau wird in eine Schlägerei mit 2 Neonazis verwickelt und am nächsten Tag in den Printmedien als Held gefeiert.
Und da ist dann noch Rachel…

In ihrem neuesten Roman um den Berliner Rechtsanwalt Joachim Vernau nimmt mich Elisabeth Herrmann mit nach Israel. Hier hat Vernau mit 3 Freunden 1987 in einem Kibbuz gearbeitet, gefeiert und sein Leben so weit es ging genossen. Dieses Leben holt ihn in Berlin 29 Jahre später wieder ein.
Sehr gut gefallen mir die Beschreibungen des damaligen Lebens im Kibbuz und interessant war es zu lesen, wie sich dort alles verändert hat – immer aus der Sicht von Joachim Vernau. Wenn er ins Spiel kommt, wird der Krimi aus seiner Sicht erzählt, was mich noch näher an ihm dran sein lässt.
Der Kriminalfall selbst ereignete sich in der Vergangenheit, was die Geschichte etwas verzwickt macht und Vernau immer wieder auf Blockaden stoßen lässt. Zu Hilfe kommt ihm auch hier immer wieder seine ehemalige Kanzleikollegin Marie-Luise, die ich schon in den vorhergehenden Fällen kennenlernen durfte. Auch seine Mutter und ihre Freundin Hüthchen sind wieder, wenn auch nur ganz kurz, von der Partie. Aber auch die neuen Protagonisten mit ihren verschiedenen Lebenswegen finde ich so scharf, einzigartig und farbig beschrieben, dass sie sich von Anfang an einen Platz in meinem Kopfkino ergattert haben.
Auch in diesem neuen Fall hat es die Autorin geschafft, mich von ihrer Schreibkunst zu überzeugen. Es macht einfach Spaß, sich mit ihr auf immer neue Wege zu begeben und Neues kennenzulernen. Ich habe den Abstecher in den Kibbuz mit seinen Verwirrungen und Irrungen sehr gerne gelesen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein neuer Fall für Katz und Mayer

Flamencopassion
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In Wien werden kurz nacheinander zwei nackte Männerleichen gefunden. Sie stammen aus verschiedenen Millieus, haben anscheinend keine Gemeinsamkeiten bis auf die Bekanntschaft zu Esma, eine der bedeutendsten ...

In Wien werden kurz nacheinander zwei nackte Männerleichen gefunden. Sie stammen aus verschiedenen Millieus, haben anscheinend keine Gemeinsamkeiten bis auf die Bekanntschaft zu Esma, eine der bedeutendsten Flamencotänzerinnen in Wien. Und auch die Ehefrauen der Beiden tanzen Flamenco. Doch Esma ist nicht auffindbar.
Ein neuer Fall für den Wiener Chefinspektor Karl Maria Katz und Gruppeninspektorin Daniela Mayer.

Dies ist bereits der 4. Fall ist, bei dem ich mit Katz und Mayer mit ermitteln darf. Da ich vom ersten Fall an mit dabei bin, habe ich die Beiden und ihr Team schon so gut kennengelernt, dass es ist, wie zu Freunden nachhause zu kommen. Ich liebe Schmitz mit seinem kölschen Dialekt, Kevin, der sich immer besser ins Team integriert und langsam auftaut oder die Zahnstocher, die Dani dauernd kaut. Aber auch ohne die Kenntnisse aus den ersten Fällen kann man den neuen Fall gut lesen.

Ich finde es gut, dass die beiden Ermittler so normal sind. Obwohl Karl Maria mit seinem Freund Alex Ritter, einer sehr schillernden Persönlichkeit und Danielas Vermieter, zusammen ist und auch Daniela eher die Frauen liebt. Sabina Naber geht mit dem Thema der andersartigen Geschlechtlichkeit ganz normal um. So sollte es ja eigentlich auch sein. Witzig wie immer die kleinen Kabbeleien zwischen Katz und Mayer. Sabina Naber hat überhaupt die Gabe, ihren Personen und auch den Schauplätzen richtig Leben einzuhauchen. Ich fühle mich immer wie mittendrin.

In diesem Fall spielt der Flamenco eine sehr große Rolle. Bis auf einen Auftritt in Spanien hatte ich bisher keine weiteren Bezugspunkte zu diesem Tanz. Aber wenn Sabina Naber darüber schreibt und man darüber liest, steckt es einen an. Sehr interessant fand ich die Unterschiede zwischen dem traditionellen Flamenco und der sehr modernen Ausführung. Der Abend der Fiesta hat mich mit allen Sinnen mitgerissen.

Der Kriminalfall selbst ist gut nachvollziehbar und spannend aufgebaut. Ich habe mich immer wieder auf neue Fährten eingelassen, musste aber bis zum Schluss einsehen, dass ich mich dank Sabinas Verführungskunst immer wieder verlaufen hatte.

Auch diesmal greift die Autorin das ein oder andere gesellschaftliche Thema auf - z.B. Rauchfreiheit in Lokalen - was gut in die Geschichte eingewoben ist. Auch die wienerischen Ausdrücke kann man sehr gut verstehen. Wenn nicht, sind sie am Fußende erklärt.

Leider wurde auch dieser Fall wieder viel zu schnell aufgeklärt. Aber es gibt ja ein Wiederlesen. Und darauf freue ich mich schon heute.