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Veröffentlicht am 10.07.2019

sehr schöne freifliegende Gedanken und Flügel der Hoffnung

Frei wie die Vögel
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Der Rahmen dieses Romans stellt die Hinrichtung bzw. die Entwicklung hin zu diesem grausamen Endpunkt von vier Lübecker Theologen in der Zeit des Nationalsozialismus dar. In diese Gegebenheit legt die ...

Der Rahmen dieses Romans stellt die Hinrichtung bzw. die Entwicklung hin zu diesem grausamen Endpunkt von vier Lübecker Theologen in der Zeit des Nationalsozialismus dar. In diese Gegebenheit legt die Autorin den realen Figuren erfundene Gespräche mit zumeist Menschen, die damals tatsächlich existierten, in den Mund und innere Kämpfe mit sich und Gott ob dieser Schicksale in die Seele.
Eingebunden sind diese lebendigen und poetisch verfassten Darstellungen in den damaligen historischen Kontext. Diese Einbindung ist aber so geschickt mit den Handlungssträngen verwoben, dass man dadurch nicht belehrt wird, sondern eher einen Eindruck davon gewinnt wie diese heute historischen Faktizitäten damals in ihrer Genese gewirkt haben und wie diese die Menschen in der damaligen Zeit wirklich erlebt haben. Man bekommt so ein antwortendes Bild auf die Frage: „Warum haben unsere Großeltern dies nicht gewusst?“.
Die Art, in der die Beantwortung erfolgt, offenbart dabei eine große fesselnde Kunst, denn der Autorin gelingt es mit ihrer suggestiven Wortkraft eine damalige Realität (wir alle wissen: so war es nicht, aber so könnte es tatsächlich gewesen sein) zu entfalten. So gewappnet ist es zum Beispiel ein Leichtes dem damaligen Erleben des „Hörensagens“ näher zu kommen oder einfach das Erleben des „Nichtzuendedenkenkönnens“ - zum Beispiel durch die (Zwangs)Mitgliedschaft in Hitlerjugend, die keine „ordentliche“ Menschschwerdung zuließ - nachzuspüren.
Besonders ergreifend sind aber die Beschreibungen der inneren Kämpfe und zu sehen wie Gott bei diesen verzweifelten (mit vielen Zweifeln gespickt) Kämpfen obsiegt. Ein Changieren aus Angst, auch Angst vor dem Tod – die gewiss jeder Mensch - hat und der Gewissheit das Richtige, das eigentlich von Gott Gewollte, zu tun
Das Prägendste ist, dass man in den Gedanken- und Fragenzirkel mit eingesogen wird und es kommen einen dann solche Fragen: „Was ist grösser, die Angst vor einer machtvollen Gewalt oder die Liebe und der Sinn Gottes und wie würde ich mich positionieren? Wäre ich stark genug für einen Standpunkt der Gottesliebe?“
Das Buch ist aber auch von starker Symbolkraft; Symbole die im Text immer wieder geschickt in den Erzählungen zu finden sind und Ihre hohe Kraft erst nach und nach zu erkennen geben. Ein Beispiel dafür ist der Titel „Frei wie die Vögel“, aber zu viel verraten möchte ich an dieser Stelle auch nicht…