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Garten_Fee_1958

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Veröffentlicht am 11.08.2017

Sehr enttäuschend

Wolgatöchter
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Klappentext: Frankfurt, im Jahr 1765. Die Schwestern Annmarie, Aurora und Lydia leben in ständiger Furcht, denn ihr Vater Georg Reiche wird als Kunstdieb und Kunstfälscher im ganzen Land gesucht. Da begegnet ...

Klappentext: Frankfurt, im Jahr 1765. Die Schwestern Annmarie, Aurora und Lydia leben in ständiger Furcht, denn ihr Vater Georg Reiche wird als Kunstdieb und Kunstfälscher im ganzen Land gesucht. Da begegnet Reiche durch Zufall einem Werber aus dem großen russischen Reich. Im Auftrag von Katharina II. soll er deutsche Bürger in ihr Land holen. Endlich scheint sich für die heimatlose Familie ein Ausweg aufzutun. Doch Russlands Härte trifft sie unerwartet. An der Wolga folgen auf kalte, raue Winter heiße, staubige Sommer. Das Haus, in das die Reiches einziehen, wurde einst von Kalmücken überfallen, die dort lebende Familie ermordet. Immer obsessiver begibt sich Annmarie auf die Spuren von Mariann, der ermordeten Tochter, während Aurora sich mit einem jungen Balten auf eine gefährliche Affäre einlässt und Lydia zwischen zwei Männer wählen muss: dem, den sie liebt und dem, der das Überleben an der Wolga sichert.

Es ist nicht der erste Roman, den ich von Ines Thron gelesen habe, doch dieser Roman konnte mich leider überhaupt nicht überzeugen. Ein interessantes Thema, der Klappentext versprach eine spannende Auswanderergeschichte von Deutschen, die dem Ruf Katharinas II nach Russland folgten.
Schon der Einstieg war unglücklich, die geschichtlichen Daten stimmen nicht und das ist leider ein Fauxpas, der bei einem historischen Roman ein absolutes no go ist. Das französische Offiziere bereits 1765, doch einige! Jahre vor Beginn der Revolution, bereits mit der Korkarde derselben herumspazierten, wie im Roman beschrieben, hat mir das Lesen schon fast verleidet. Außerdem wurde Franz II am 14. Juli 1792 in Frankfurt zum Kaiser gekrönt und nicht 1765, um hier nur einige Beispiele aufzuzählen…
Auch die Protagonisten konnten nicht überzeugen, Georg Reiche als malendes Familienoberhaupt, ein Selbstzweifler, der die aktuell angesagten Maler nicht kennt und im Dunkeln malen kann, was jeder Logik entbehrt, die Schwestern eher fade oder völlig disharmonisch dargestellt, wie Aurora, einzig die Mutter hat sympathische Züge.
Gut beschrieben der schwierige Weg nach Russland, wobei sich manch aufgetürmte Schwierigkeit plötzlich und unerwartet in Luft aufgelöst hat.
Durch die ungenaue Recherche und die blassen Protagonisten leider ein Roman, der meine Erwartungen in kleinster Weise erfüllt hat, selbst wenn Fiktion mit historischen Ereignissen gepaart werden, sollte nicht die Geschichte mit falschen Daten über den Haufen geworfen werden.

Veröffentlicht am 10.08.2017

historischer Roman mit einigen Längen

Die letzte Gemahlin des Königs
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Klappentext: Heimlich unterhält die Witwe Kateryn Parr eine Affäre mit ihrer großen Liebe, dem Baron Thomas Seymour. Doch als König Henry VIII. um ihre Hand anhält, hat sie keine Wahl: Sie muss das Angebot ...

Klappentext: Heimlich unterhält die Witwe Kateryn Parr eine Affäre mit ihrer großen Liebe, dem Baron Thomas Seymour. Doch als König Henry VIII. um ihre Hand anhält, hat sie keine Wahl: Sie muss das Angebot annehmen und darf Thomas nie wiedersehen.
Kateryn weiß genau, in welche Gefahr sie sich begibt – schließlich wird sie die sechste Gemahlin des launischen Königs. Von zwei ihrer Vorgängerinnen trennte er sich, zwei ließ er hinrichten. Mit der Zeit wähnt sie sich aber in Sicherheit: Im Herzen des Hofes gründet sie einen Studierzirkel und bestimmt als Regentin die Geschicke des Landes in Henrys Abwesenheit. Doch als Befürworterin religiöser Reformen zieht sie schließlich doch Henrys Zorn auf sich …

Dieser historische Roman war der erste Roman, den ich von der Autorin Philippa Gregory gelesen habe, es handelt von der siebten und letzten Ehefrau von König Henry VIII, Kateryn Parr, einer eher unscheinbaren Persönlichkeit, die nicht die Bekanntheit und Berühmtheit einer Anne Boleyn hatte, oder einer Jane Seymour. Der Schreibstil ist flüssig, gut lesbar, allerdings fehlt es dem Roman an Spannung. Kateryn befasst sich sehr viel mit Religion und ich empfand gerade diese Passagen als sehr langatmig, es ist sicherlich eine sehr gute Recherche, allerdings hätte es mir persönlich gereicht, die Passagen knapper zusammenzufassen, es ging dadurch recht viel Spannung verloren.
Was mir sehr gut gefallen hat, waren die Schilderungen über das überaus komplizierte Leben am Hof des Königs, seine Stimmungsschwankungen, sein Machtspiel, alles und jeden gegeneinander auszuspielen um damit seine Macht zu demonstrieren. Selbst vor Kateryn schreckt er nicht zurück und demütigt sie auf herabwürdigende Art und Weise. Emotional beschrieben und einfühlsam ebenfalls die Annäherung an die Kinder des Königs, das Knüpfen zarter Bande zu einer Familie.
Ein interessanter, gut geschriebener historischer Roman, wenn man die langatmigen und auch langweilig werdenden Passagen außer Acht lässt.

Veröffentlicht am 10.08.2017

Ostfriesenkrimi mit Lokalkolorit

Mörderjagd mit Inselblick
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Klappentext: Sommer in Neuharlingersiel. Die Vorbereitungen zum Hafenfest laufen auf Hochtouren. Mittenmang lauter Autoren, die sich bei ihrem Treffen ordentlich in die Wolle kriegen. Und dann fällt auch ...

Klappentext: Sommer in Neuharlingersiel. Die Vorbereitungen zum Hafenfest laufen auf Hochtouren. Mittenmang lauter Autoren, die sich bei ihrem Treffen ordentlich in die Wolle kriegen. Und dann fällt auch noch der erste tot um. Ausgerechnet beim Klönen mit Rosa! Als ein zweiter auf Norderney zusammenbricht, wird Rosa hellhörig. Aber Dorfpolizist Rudi will von Mord nichts wissen. Die Kripo in Wittmund schon gar nicht. Von Postbote Henner ist auch keine Hilfe zu erwarten. Der kurt seelenruhig auf Norderney. Als es eine weitere Tote gibt, erwacht Rosas Jagdinstinkt. Bei Mord versteht sie keinen Spaß. Und als bei allen dreien die gleiche Todesursache festgestellt wird, ist das Trio in Alarm …

Auch der vierte Roman der Ostfriesen- Krimiserie mit dem Dorfpolizisten Rudi und, Dorfpostboten Henner und Rosa, der Grundschullehrerin ist wieder ein richtiger Wohlfühlkrimischmöker. In Neuharlingersiel finden in diesem Band die 1. Ostfriesischen Literaturtage statt und Rosa ist wieder einmal mitten drinnen, obwohl eine Teilnahme im Organisationskomitee erst gar nicht geplant war. Wenn Autoren, Verleger und Literaturkritiker für ein paar Tage auf so engen Raum aufeinander treffen, können ganz schnell Probleme auftauchen und Konflikte hochkoche n. Als der erste durch einen vermeintlichen Herzinfarkt stirbt, wird Rosa schon hellhörig, als dann aber weitere folgen, nimmt Rosa auf die ihr so ureigene Art die Ermittlungen auf, denn sie war von Anfang an nicht davon ausgegangen, dass ein Herzinfarkt vorliegt…
Dieser Band ist bereits wie auch die Vorgänger, in sich abgeschlossen, aber wer einen dieser Krimis gelesen hat, möchte auch die anderen lesen. Die Protagonisten haben wie im wirklichen Leben sehr unterschiedliche Charaktere, manche mag man, manche liegen einem nicht so sehr und manche lehnt man einfach ab. Ebenso sind die Schilderungen über Neuharlingersiel und die Inseln so gut beschrieben, dass man, wenn man die Orte kenne, sofort weiß, wo die Szene spielt. Der Schreibstil ist leicht und flüssig und mit Humor gewürzt.
Ein Lesevergnügen, für dass ich 5 Sterne vergebe.

Veröffentlicht am 09.08.2017

Sommerschmöker mit kleinen Schwächen

Mein wunderbares Gartencafé
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Ein schönes Cover, ein sommerlich gedeckter Tisch, darum Stühle, die alle verschiedenen sind und trotzdem ein harmonisches Bild ergeben, lädt ein, die Geschichte zu lesen.
Fay, die Protagonistin des Romans, ...

Ein schönes Cover, ein sommerlich gedeckter Tisch, darum Stühle, die alle verschiedenen sind und trotzdem ein harmonisches Bild ergeben, lädt ein, die Geschichte zu lesen.
Fay, die Protagonistin des Romans, Anfang 40, die sich aufopferungsvoll um ihre Mutter kümmert. Eigentlich ist Fays Mutter nicht bettlägerig, hat aber irgendwann beschlossen, sie sei krank und könne nicht mehr aufstehen. Sie kommandiert von ihrem Schlafzimmer aus ihre Tochter herum, die dabei ist, ihr Garten Café mit kleinem Verlaufsladen auf dem Hausboot in Schwung zu bringen umso Geld zu verdienen, um das alte Hausboot ihres Vaters wieder instand zu setzen und ihre Mutter versorgen zu können. Ihre einzige Angestellte, die wortkarge und manchmal schroffe Lettin Lija, hilft ihr unermüdlich und langsam geht es bergauf mit dem kleinen, aus der Not heraus gegründeten Unternehmen. Als eines Tages ein anderes Hausboot an ihrem Hausboot anlegt und Danny an Land kommt und nach Arbeit fragt, ändert sich etwas in Fays leben….
Carole Matthews schreibt leicht und flüssig mit wunderbaren Landschaftsbeschreibungen rund um die Kanallandschaft. ´Die Charaktere wirken authentisch, Fay ist besorgt um alle und alles in ihrem Umfeld und stellt sich selbst hinten an. Anthony, ihr Lebensgefährte, ist prüde und spießig, immer korrekt gekleidet, Leiter des Handglockenchors und ein totaler Langweiler. Fays Mutter ist die typische Alte, welche drangsaliert, nur fordert, der Fay nichts recht machen kann. Danny ist der Sunnyboy, vom Investmentbanker zum Aussteiger auf einem Hausboot, der noch so viel erben möchte. Zum Schluss wäre da noch Eddie, die jüngere Schwester von Fay, erst Ekelpaket, die zum Schluss des Romans eine für meine Begriffe nicht ganz realistische Wandlung durchmacht.
Leider kamen zum Ende hin die Wendungen ein wenig zu schnell, waren für mich nicht ganz rund, trotzdem war es ein schöner, leichter und gefühlvoller Sommerroman.


Veröffentlicht am 05.08.2017

Schinderhannes - ein Mythos

Die Räuberbraut
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Ein interessantes Cover, eine Frau mit dem Rücken zum Betrachter, beobachtet einen Überfall. Der Himmel über dem Geschehen ist ein wenig düster und zwielichtig.
Die Protagonistin des Romans, die 18jährige ...

Ein interessantes Cover, eine Frau mit dem Rücken zum Betrachter, beobachtet einen Überfall. Der Himmel über dem Geschehen ist ein wenig düster und zwielichtig.
Die Protagonistin des Romans, die 18jährige Juliana Blasius, Tochter eines Musikanten und Tagelöhners zieht mit ihrem Vater und ihren Schwestern durch den Hunsrück und verdingen sich als Musikanten. Bei einem dieser Auftritte lernt sie den berühmten Räuber Johannes Bückler auch „Schinderhannes“ genannt kennen. Johannes, jung, charmant und smart umwirbt Juliana bis sein Werben Erfolg hat. Beide verlieben sich ineinander, er verspricht ihr den Himmel auf Erden und Juliana zieht fortan mit ihm und seiner Räuberbande durch die Lande. Die beiden heiraten, Juliana wird schwanger, doch hat das Leben an der Seite eines Räubers eine Zukunft….
Astrid Fritz schildert sehr lebendig und eindrucksvoll das Leben des „Schinderhannes“ den man auch den deutschen „Robin Hood“ nannte und Juliana, genannt „Julchen“ in der Hochzeit seiner Räuberkarriere. In Einschüben aus dem Jahr 1844 erzählt Juliana ihre Rückblende an diese Zeit, hängt ihren guten Erinnerungen an diese Zeit nach. Nach dem Tod ihres dritten Ehemanns verdient sie sich ihr Geld als Schankmagd, die Gästen der Schankwirtschaft gegen einen kleinen Obolus aus ihrer Zeit damals erzählt und letztendlich auch erkennt, dass damals alles nicht so glorreich war.
„Julchen“ hatte kein liebevolles Elternhaus, ihre Mutter ständig kränkelnd und leidend, der Vater schwach und mutlos, als sie den „Schinderhannes“ kennenlernt, ergreift sie wie einen Strohhalm die Möglichkeit, ihr Leben zu verändern, weg von der Armut und der immer nörgelnden Mutter. Dieser geht liebevoll mit Juliana um, er trägt sie auf Händen und sie glorifiziert den „Schinderhannes“.
Die damalige Zeit war schwierig, der Hunsrück besetzt von den Franzosen, vieles war zerstört, die Not und das Elend der Menschen groß, viele kleine Gebiete hatten unterschiedliche Herrscher, die einander verfeindet waren. Der „Schinderhannes“ hatte dadurch einen Vorteil, er konnte relativ unerkannt durch die Lande ziehen, durch die Besatzung war die Obrigkeit gehemmt. Doch irgendwann eskalieren die Überfälle, es gibt Tote und die Obrigkeit verständigt sich über Ländergrenzen hinweg. Die Schlinge zieht sich langsam und unaufhaltsam zu.
Die Charaktere sind hervorragend ausgearbeitet, Astrid Fritz hat sehr gut recherchiert, sie verknüpft die historisch belegbaren Ereignisse mit ihrer eigenen Wahrnehmung der Personen. Julchen, die den „Schindeshannes“ zu Beginn auf ein Podest hebt, erkennt immer mehr, dass er eine sehr ambivalente Persönlichkeit hat, dass er, entgegen seiner Behauptung und Propaganda, nur reiche jüdische Kaufleute und Reisende auszurauben, auch andere Menschen um ihr Hab und Gut bringt. Ebenso erkennt auch die Bevölkerung, dass die Propaganda nicht stimmt und er verliert den Rückhalt und am Ende ist seine Räuberkarriere nach einem Schauprozess nur noch Schall und Rauch.
Neben einem informativen Nachwort der Autorin ergänzt auch ein Glossar über das Rotwelsch, der Gaunersprache, den Roman.
Der Roman ist fesselnd, teilweise dramatisch und spannend, eine Leseempfehlung.