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Garten_Fee_1958

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.01.2018

Der Roman geht tief unter die Haut

Die Farbe von Milch
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Mary, die 15 jährige Protagonistin des Romans wächst zusammen mit ihren Geschwistern auf einem Bauernhof auf, ihre Mutter ist duldsam und ihr Vater ein Despot. Das bäuerliche Leben ist geprägt von harter ...

Mary, die 15 jährige Protagonistin des Romans wächst zusammen mit ihren Geschwistern auf einem Bauernhof auf, ihre Mutter ist duldsam und ihr Vater ein Despot. Das bäuerliche Leben ist geprägt von harter Arbeit, voller Entbehrungen und nicht leicht für Mary, die von Geburt an ein verkrüppeltes Bein hat, aber Mary ist ein selbstbewusstes junges Mädchen, sie sagt, was sie denkt auch wenn sie häufig damit aneckt. Ihr Leben ändert sich in dem Moment, als sie in das Haus des Dorfpfarrers zieht, um dessen kranke Frau zu pflegen und im Haushalt zu helfen…
Die Farbe von Milch ist ein sehr bewegendes, emotionaler Roman, wenngleich auch einfach geschrieben, teilweise in kurzen Sätzen ohne Interpunktionen. Aber gerade dadurch gewinnt der Roman eine einzigartige Authentizität und eine unglaubliche Tiefe. Die Charaktere des Romans wirken echt und nachvollziehbar und von Beginn an wird ein Spannungsbogen aufgebaut, der den Roman völlig unvorhersehbar enden lässt. Von Beginn hat dieser Roman mich in seinen Bann gezogen, ein sehr ehrlicher ungeschminkter Roman über das Leben der damaligen Zeit,
der bewegt, traurig macht, aber auch nachdenklich und den Leser am Ende erschüttert zurücklässt.
Ein großartiger Roman, hervorragend in Szene gesetzt mit einer klaren Leseempfehlung, ein Roman, der im Gedächtnis haften bleibt, weil er so außergewöhnlich gut ist.

Veröffentlicht am 21.01.2018

spannend und eindrucksvoll

Töchter einer neuen Zeit
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Klappentext: Vier Frauen, Zwei Weltkriege, Hundert Jahre Deutschland
Einer neuen - einer friedlichen - Generation auf die Welt helfen, das ist Henny Godhusens Plan, als sie im Frühjahr 1919 die Hebammenausbildung ...

Klappentext: Vier Frauen, Zwei Weltkriege, Hundert Jahre Deutschland
Einer neuen - einer friedlichen - Generation auf die Welt helfen, das ist Henny Godhusens Plan, als sie im Frühjahr 1919 die Hebammenausbildung an der Hamburger Frauenklinik Finkenau beginnt. Gerade einmal neunzehn Jahre ist sie alt, doch hinter ihr liegt bereits ein Weltkrieg. Jetzt herrscht endlich Frieden, und Henny verspürt eine große Sehnsucht nach Leben.
Drei Frauen begleiten sie auf ihrem Weg: Ida wohnt in einem der herrschaftlichen Häuser am Hofweg und weiß nicht viel von der Welt jenseits der Beletage. Hennys Kollegin Käthe dagegen stammt aus einfachen Verhältnissen und unterstützt die Kommunisten. Und Lina führt als alleinstehende Lehrerin ein unkonventionelles Leben. Die vier Frauen teilen Höhen und Tiefen miteinander, persönliche Schicksalsschläge und die Verwerfungen der Weltpolitik, vor allem der Aufstieg der Nationalsozialisten und der drohende Zweite Weltkrieg, erschüttern immer wieder die Suche nach dem kleinen Glück.
Der Roman mit seinen vier sehr unterschiedlich gezeichneten Protagonistinnen hat mich trotz seines etwas gewöhnungsbedürftigen Schreibstils sofort in seinen Bann gezogen, vier junge Frauen, die den ersten Weltkrieg hautnah erlebt haben, deren Jugend von Entbehrungen und Verlusten geprägt war, die sich nach Frieden gesehnt haben, um endlich zu leben. Vier recht unterschiedliche Charaktere, die von der Autorin klar aber knapp gezeichnet wurden beginnen ihre ersten Schritte in ein „normales“ Leben, geprägt teilweise mehr oder weniger stark von ihren Elternhäusern, dem sozialen Umfeld und unterschiedlichen Weltanschauungen, während die einen sich nach Leben und Freiheit sehnen, möchten andere lieber eine Familie gründen, sich ein Heim schaffen. Die Autorin nimmt die Leser mit auf eine spannende Reise in das damalige Hamburg, mit viel geschichtlichem Hintergrund an den damaligen Schauplätzen. Von Beginn an war Spannung in dem Roman, die sich, manchmal etwas abflachend, bis zum Ende vorhanden war.
Die Schicksale der vier Frauen in einer sehr bewegten Zeit unserer Geschichte, spannend, voller Emotionen, das Leben der 30iger Jahre, dass doch soweit von der „Normalität“ entfernt war, ein gelungener Roman.

Veröffentlicht am 13.01.2018

Wohlfühlschmöker

Liebe kann alles
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Klappentext: Dempsey fällt aus allen Wolken, als ihr Chef sie einfach feuert. Ohne Job, Geld oder Perspektive ist sie auf die Hilfe ihres Vaters angewiesen. Der bietet ihr als Projekt die Renovierung des ...

Klappentext: Dempsey fällt aus allen Wolken, als ihr Chef sie einfach feuert. Ohne Job, Geld oder Perspektive ist sie auf die Hilfe ihres Vaters angewiesen. Der bietet ihr als Projekt die Renovierung des Familienanwesens »Birdsong« in Georgia an. Alles, was es dazu angeblich brauche, sei ein Eimer Farbe. Doch als Dempsey das Haus in Augenschein nimmt, ähnelt es eher einer Ruine. Aber nicht nur das viktorianische Gebäude bietet alle Möglichkeiten für einen Neuanfang, auch die Bewohner des kleinen Örtchens geben ihr etwas, dass sie schon lange nicht mehr hatte: Das Gefühl, nach Hause zu kommen …

Mary Kay Andrews schreibt Romane, die sich ideal zum Abschalten eignen und es dem Leser erlauben, sich einen Moment aus der Realität auszuklinken, flüssig, ein wenig witzig, leicht lesbar und vorhersehbar, ein absoluter Wohlfühlschmöker, der Entspannung garantiert

Veröffentlicht am 12.01.2018

Okapi – oder die Eigenheiten von Menschen

Was man von hier aus sehen kann
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„Was man von hier aus sehen kann“ von Mariana Leky ist ein wunderbarer Roman und zugleich sehr einnehmender Roman über den menschlichen Eigensinn und den Rückzug aus dem eigenen Leben. Ein kleines Dorf ...

„Was man von hier aus sehen kann“ von Mariana Leky ist ein wunderbarer Roman und zugleich sehr einnehmender Roman über den menschlichen Eigensinn und den Rückzug aus dem eigenen Leben. Ein kleines Dorf im Westerwald, hier lebt Luise mit ihren Eltern und der Großmutter Selma. Als die Großmutter von einem Okapi träumt, versetzt sie damit die Dorfbewohner in Angst und Schrecken, denn der Traum bedeutet, dass innerhalb von 27 Stunden jemand sterben wird, aber niemand weiß, wen es treffen wird. So nutzt jeder die verbleibenden Stunden wie er meint, sie für sich am besten zu nutzen, einige igeln sich in ihren Häusern ein, andere versuchen, reinen Tisch zu machen und gestehen eine heimliche Liebe, was im Endeffekt teilweise paradox ist, denn sollte nur der eventuell bevorstehende Tod dazu in der Lage sein, oder ist es nicht vielmehr auch logisch?
Ein wunderbarer Roman, Menschen mit Marotten, skurrile Menschen, Menschen wie du und ich. Der Schreibstil ist zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, doch wenn man sich eingelesen hat, fließt alles ineinander, ein wenig Poesie, ein wenig Philosophie. Dennoch auch ein schlichter Roman, der eben durch die scheinbare Einfachheit besticht, ein Roman, originell, warmherzig, ein wenig kauzig aber auch tiefsinnig, den der Leser mal mit einem lachenden aber auch mit einem traurigen Auge liest.

Veröffentlicht am 08.01.2018

spannend und eindrucksvoll

Altenstein
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Julie von Kessels Roman "Altenstein" erzählt die Geschichte der Adelsfamilie von Kolberg von den Wirren der letzten Kriegswochen in Ostpreußen bis in das Jahr 2005. Im Winter 1944/45 geht es ums nackte ...

Julie von Kessels Roman "Altenstein" erzählt die Geschichte der Adelsfamilie von Kolberg von den Wirren der letzten Kriegswochen in Ostpreußen bis in das Jahr 2005. Im Winter 1944/45 geht es ums nackte Überleben, und wenn man, wie Agnes von Kolberg, gleich zehn Kinder aus drei Ehen allein durchfüttern muss, dann ist es mit Liebe und Fürsorge nicht getan, denn ihr Mann ist gefallen und sie muss sich alleine mit den Kindern durchschlagen. So bildet Agnes die Bezugsperson, sie strahlt eine schon fast unheimliche Macht aus, die ihre Kinder über den Tod hinaus vereinnahmt. Die Familie flüchtet in den Westen, muss das Gut Altenstein aufgeben und hat es nicht leicht, wieder Fuß zu fassen. Agnes, dominant und sehr fordernd, manchmal auch recht arrogant, beeinflusst das Leben ihrer Kinder sehr stark, besonders Konrad, ihr jüngster Sohn tut sich sehr schwer im Leben….
Der Roman ist flüssig geschrieben, die verschiedenen Handlungsstränge der Vergangenheit und Gegenwart wechseln einander ab, jeder der handelnden Personen hat einen eigenen sehr individuellen Charakter, verschiedene Perspektiven wechseln einander ab, der Leser erfährt immer so viel, dass er sich in die Person hineinversetzen kann. Zum Ende laufen die Handlungsstränge eigenwillig aber dennoch harmonisch ineinander und der Leser erlebt den langsamen aber stetigen Niedergang derer von Kolbergs hautnah mit.
Für einen Debütroman sprachlich sehr ausgefeilt und sicherlich nicht unbedingt leicht zu lesen aber spannend und aus dem Leben erzählt.