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Veröffentlicht am 15.09.2016

Muffelfurziges Lesevergnügen für Jung und Alt

Die Olchis. Gefangen auf der Pirateninsel
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Touristen wohin man schaut. Die Olchis finden auf ihrer geliebten Müllhalde keine Ruhe mehr. Schmuddelfings Bürgermeister weiß Rat und schenkt ihnen kurzerhand eine Kreuzfahrt. Doch statt einer Luxusreise ...

Touristen wohin man schaut. Die Olchis finden auf ihrer geliebten Müllhalde keine Ruhe mehr. Schmuddelfings Bürgermeister weiß Rat und schenkt ihnen kurzerhand eine Kreuzfahrt. Doch statt einer Luxusreise finden sich die Olchis auf einem Piratenschiff wieder. Festgehalten auf einer Insel, bewacht durch einen Drachen warten, die Olchis auf Hilfe.

Unglaublich, dass die Olchis nach so vielen Jahren immer noch Spaß machen. Erhard Dietl gelingt es auch mit diesem Band die großen und kleinen Olchis-Fans zu begeistern. Besonders die empfohlene Altersgruppe von 8 bis 10 Jahren wird angesprochen, aber auch ältere Kinder und deren Eltern werden sich gut unterhalten fühlen. Humorvolle Szenen, gewohnt fluchige Sprüche und außergewöhnliche Leckereien hinterlassen ein breites Grinsen. Durch lustige Illustrationen kann man sich die Handlung noch besser vorstellen.

Nicht alle Olchis verreisen. Diesmal sind Oma, Opa und die Kinder auf großer Fahrt. Es dauert eine Weile, bis die Olchis merken, dass sie in der Gewalt von schurkigen Piraten sind. Glücklicherweise sind die Olchis sehr ideenreich und haben ihre eigenen "Waffen" um den Kampf mit den Piraten aufzunehmen. Ein entfernter grauer Verwandter, der auf der Insel lebt, ist diesmal die besondere Überraschung.

Wir hatten olchigen Spaß beim Lesen und besonders die Kinder mochten die lustigen Flüche der grünen Müllhaldenbewohner. Hoffentlich gibt es noch viele weitere Abenteuer.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zwischen den Zeilen gibt es viel zu entdecken

Die Grammatik der Rennpferde
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Für ihre ausländischen Studenten ist die Deutschlehrerin Salli Sturm ein tägliches Highlight, doch privat glänzt bei Salli wenig. Verabredungen mit Kollegen und einsame Videoabende trösten sie über die ...

Für ihre ausländischen Studenten ist die Deutschlehrerin Salli Sturm ein tägliches Highlight, doch privat glänzt bei Salli wenig. Verabredungen mit Kollegen und einsame Videoabende trösten sie über die Einsamkeit hinweg bis Sergey, ein russischer Stallarbeiter, als Privatschüler in ihr Leben tritt. Die Grammatikstunden gestalten sich schwierig und der verschlossene Russe mit seinen eingefahrenen Satzstellungen macht es Salli nicht leicht. Doch langsam entwickelt sich zwischen Lehrerin und Schüler ein besonderes Gefühl, mit dem beide nicht mehr gerechnet hätten.

Angelika Jodl ist von der ersten Seite an ihre Leidenschaft für Sprache und Grammatik anzumerken. Alle Kapitelüberschriften beginnen mit einer grammatikalischen Einleitung. Dabei ist der Schreibstil so fesselnd und unterhaltsam, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen mag. Das Zusammenspiel zwischen der lehrplanorientierten regelgerecht lebenden Salli und dem spröden, verschlossenen und pragmatischen Sergey macht Spaß zu lesen. Ganz nebenbei erfährt man auch viel über den Rennsport und Pferdehaltung. Die Stute Katka hat eine nicht unerhebliche Schlüsselfunktion im Roman.

Salli muss man sofort ins Herz schließen. Sie lebt für die Sprache, umgibt sich mit Wortart-Tieren, wie Nomen-Elefanten und Pronomen-Äffchen, die sie gedanklich ständig begleiten. Obwohl sie von ihren Studenten geliebt wird, fühlt sie sich selbst unter all ihren promovierten Kollegen minderwertig. Heimlich hofft sie auf eine Gefühlsregung ihres Kollegen Anselm, der aber auch von anderen Kolleginnen hofiert wird. Der Unterschied zwischen der selbstsicheren Lehrerin und der fast schon hilflosen Salli im Alltag macht sie so liebenswert.

Sergeys Sprache ist herrlich, die Mischung aus Muttersprache, Satzverdrehern und urigem Dialekt hört man richtig beim Lesen. Manche Worte habe ich laut gelesen, dann ist es noch besser.
Sergey ist als Ex-Jockey sehr kompetent im Umgang mit Pferden. Trotzdem wird seine harte Arbeit schlecht bezahlt und er muss viele Demütigungen einstecken. Man wird richtig wütend auf die arroganten Pferdebesitzer und den ausbeutenden Stallbesitzer. Seine Sprachschwierigkeiten kosten ihn sogar eine Anstellung, dennoch behält er bewundernswerter Weise seine Würde:
"Ein Mann zeigt nicht, was in seiner Seele passiert. "

Salli sieht durch Sergeys Unterricht eine Change, doch noch einen Doktortitel zu erhalten. Sergey wird uneingeweiht zum Studienobjekt und Salli zieht zu ihm von Schwabing nach Daglfing. Doch das anfängliche Ziel verliert sich und aus der Lehrerin wird eine staunende Schülerin.

"Und sagst du immer, das soll ich lernen! No, heute du musst. Oder geht net bei dir mit Lernen?"

Kulturelle Unterschiede, Sprachschwierigkeiten, Missverständnisse stehen zwischen Salli und Sergey, aber die Liebe setzt sich trotzdem durch. Gesellschaftskritik wundervoll umgesetzt. Warmherzig, leise, mit liebenswerten, sympathischen Protagonisten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannende Zeppelin-Geschichte mit tollen Technik-Details

Mit dem Zeppelin nach New York
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Mit einem Mützenfund auf einem Daboden fängt alles an. Für seinen Enkel erzählt der Großvater wie sein eigener Vater Besitzer der Uniform-Mütze der "Hindenburg" wurde: Für den 14-jährigen Werner Franz ...

Mit einem Mützenfund auf einem Daboden fängt alles an. Für seinen Enkel erzählt der Großvater wie sein eigener Vater Besitzer der Uniform-Mütze der "Hindenburg" wurde: Für den 14-jährigen Werner Franz wird 1936 ein Traum wahr. Er darf 1936 als Kabinenjunge auf dem Zeppelin Hindenburg arbeiten. Eine anstrengende und aufregende Zeit an Bord des Zeppelins beginnt, in der er mehrmals nach Südamerika reist. Die letzte Fahrt Richtung New York endet dramatisch.

Der Autor Stephan Martin Meyer und der Illustrator Thorwald Spangenberg haben eine gelungene Mischung aus Geschichts- und Sachbilderbuch für Leser ab 8 bis 10 Jahren geschaffen. Aber auch erwachsene Leser können viele neue Informationen gewinnen. Bunte Gouache-Bilder und ruhige Comicelemente wechseln sich mit Kartenmaterial und technischen Zeichnungen ab. Der besondere Reiz liegt in der Mischung aus der wahren Geschichte von Werner Franz und den vielen tollen Informationen rund um die Zeppelin-Technik. Der Schreibstil ist flüssig und ist auch für Selbstleser geeignet. Lustige Elemente, wie die Äquatortaufe von Werner, lockern die Geschichte auf.

Die Zeit um 1936 wird durch die besondere Gouache-Technik sehr gut eingefangen und fesselt auch junge Leser. Besonders überrascht hat uns die unvorstellbare Größe des Zeppelins. Der abgebildete Airbus A380 wirkt gegenüber dem 245 Meter langen Luftschiff fast winzig.

Der Absturz der Hindenburg wird bildlich und sprachlich kindgerecht behandelt. Man bekommt anhand der Bilder eine gute Vorstellung, wie furchtbar der Feuerball ausgesehen haben muss und ist erleichtert, dass Werner Franz sich retten konnte.

Die Mischung aus Geschichte und Technik hat uns besonders angesprochen und uns neugierig auf mehr Informationen über Zeppeline gemacht.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannende Detektivgeschichte

Max und die wilde 7 3. Die Drachen-Bande
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Keine Zeit zum Ausruhen für Detektiv Max. Sein geliebter Kater Motzkopf wird von Tierfängern direkt vor seinen Augen geraubt. Schnell stellt sich heraus, dass nicht nur Motzkopf verschwunden ist, sondern ...

Keine Zeit zum Ausruhen für Detektiv Max. Sein geliebter Kater Motzkopf wird von Tierfängern direkt vor seinen Augen geraubt. Schnell stellt sich heraus, dass nicht nur Motzkopf verschwunden ist, sondern viele Haustiere gesucht werden. Ein klarer Fall für Max und die Wilde Sieben.

Auch der 3. Band aus der Reihe "Max und die Wilde Sieben" ist von den Autoren Lisa-Marie Dickreiter und Winfried Oelsner spannend, humorvoll und rasant umgesetzt worden. Leser ab 8 Jahren haben ihren Spaß an kurzen Kapiteln und lustigen Bildern von Ute Krause.

Durch die kurzen Rückblicke auf die vorherigen Bände der Buchreihe kommt man schnell in die Geschichte hinein. Vorkenntnisse sind deshalb nicht erforderlich.

Max wohnt zusammen mit seiner Mutter im Seniorenheim Burg Geroldseck und hat dort am Tisch 7 drei wundervolle Freunde im betagten Alter. Zusammen mit Vera, Horst, und Kilian (der Wilden 7) ist er ein wahrer Meisterdetektiv. Am Anfang des Buches findet man lustige Such-Steckbriefe, die das Thema einleiten.

Tolle Charaktere mit herrlichen Spitznamen, wie Oma Schlimmi, Biber-Dieter oder Dackel Thorsti, machen das Buch zu einem Lesevergnügen. Besonders Kater Motzkopf hat uns sehr gefallen. Max ist pfiffig und steckt voller Überraschungen. Trotz Stress in der Schule mit Lehrern und Schulkameraden verliert er seinen Humor nicht. Spannend wird es als Max erkennt, dass es sich um eine Tierräuberbande handeln muss. Nicht immer handelt er umsichtig und gerät dadurch auch in Gefahr. Aber seine Wilde Sieben steht ihm immer zur Seite.

Geschickt eingeflochten und kindgerecht umgesetzt sind Informationen über Tierhaltung zu finden. Aber auch über Probleme alleinerziehender Mütter und ihrer Kinder. Streit, Missverständnis und Versöhnung gehören zum Alltag dazu und werden sehr verständlich beschrieben.

Wir hatten viel Spaß beim Lesen und können kaum das nächste Abenteuer abwarten. Zu Recht wird die Reihe jetzt verfilmt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Völkerverständigung kann so einfach sein

Sungs Laden
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Auf der Schulbühne steht eine kleine starke Frau, mit einer vietnamesischen Holzpuppe und spricht über vergangene Zeiten, die selbst verwöhnte Berliner Gören träumen läßt. Plötzlich werden die vietnamesischen ...

Auf der Schulbühne steht eine kleine starke Frau, mit einer vietnamesischen Holzpuppe und spricht über vergangene Zeiten, die selbst verwöhnte Berliner Gören träumen läßt. Plötzlich werden die vietnamesischen Ladenverkäufer am Prenzlauer Berg von den Bewohnern wahrgenommen. Kegelhüte sind hipp und Holzpuppen der Rennner. Aber wer weiß schon, das alles mit ehemaligen Vertragsarbeitern der DDR anfing, die sich eine neue Existenz suchen mussten. Ein modernes Märchen, das hoffentlich keines bleibt.

Karin Kalisa hat mit ihrem Debüt eine wundervoll leicht daherkommende Geschichte geschrieben, die so viel Tiefgang bietet, wenn man es zuläßt. Dieses Buch liest sich wie eine kleine Melodie, der man einfach folgen muss. Man wird verzaubert und in eine andere Welt entführt.

Meine DDR-Kenntnisse sind eher mager und vietnamesische Vertragsarbeiter kenne ich nur aus Fernsehberichten. Um so mehr hat mich die Geschichte von Hiền berührt. Als DDR-Arbeiterin ist es ihr verboten gewesen, ein Kind zu haben und so bringt sie eine Tochter in Vietnam zur Welt, um sie gleich wieder verlassen zu müsen. Nach der Wende baut sie sich mit ihrem Mann einen Gemischtwarenladen am Prenzlauer Berg auf, der bald für die Bewohner nicht mehr wegzudenken ist. Doch Gedanken über die Ladenbesitzer macht man sich nicht. Es sind halt die Vietnamesen.

Erst durch den Auftritt von Enkel und Großmuter in der Grundschul-Aula geht eine Veränderung vor. Lehrer und Schüler sind von dem Auftritt begeistert und so beginnt eine leise Veränderung im Stadtteil. Lehrerinnen holen sich Tipps von Hiền, basteln Holzpuppen zusammen mit vietnamesischen Schreinern. Deutsche und Vietnamesen besuchen Sprachkurse, kommen ins Gespräch und plötzlich haben die Vietnamesen Namen und Geschichten. Die Geschichte der Holzpuppe Thủy spielt dabei eine zentrale Rolle. Ist sie anfangs noch versteckt unter einer Decke im Hinterzimmer, bekommt sie am Ende ihren großartigsten Auftritt.

Aber auch längst vergrabene Träume dürfen geträumt werden. Sung wäre lieber Archäologe geworden, betreibt aber den Laden seines Vaters weiter und hat sein Studium dafür aufgegeben. Seine Zerrissenheit während seiner Schulzeit wird lebendig geschildert. Optisch eindeutig nicht deutsch, doch sprachlich auch nicht vietnamesich, versucht er sich selbst zu finden. Doch erst das neue Bild seines Stadtteils läßt ihn seinen Weg gehen.

Durch den japanischen Fotografen Hideo bekommt man eine besondere Sichtweise auf das Viertel. Wunderschön der Moment, als er ein Bild von seiner verzauberten Frau vor dem Puppenspiel festhält.

" 'Versunken' würde er dieses Porträt später nennen, auf dem eine junge
Frau zu sehen war, deren Blick in ein Wasser einsank, das Schemen
beherbergte, nicht von dieser Welt. Die Frau jedoch, ohne die geringsten
Anzeichen von Furcht oder auch nur Unruhe, schaute, als wäre sie dort,
mitten unter diesen Schattenwesen, und nicht hier, wo der Blick des
Fotografen sie festgehalten hatte".


Mich hat dieser Roman auf eine Gedankenreise geschickt. Das Großstadtleben mit all seinen Facetten kenne ich nur am Rande und deshalb bin ich dankbar, wenn auf so leise, aber eindringliche Weise Türen für neue Ideen geöffnet werden.