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Veröffentlicht am 19.09.2025

Zu lang und umständlich

Eine falsche Lüge – Wird es ihre letzte sein?
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Sloane Caraway ist eine Lügnerin. Sie lügt nicht um jemandem zu schaden. Es ist ihr mittlerweile zur Gewohnheit geworden.
Als die kleine Harper auf dem Spielplatz von einer Biene gestochen wird, bietet ...

Sloane Caraway ist eine Lügnerin. Sie lügt nicht um jemandem zu schaden. Es ist ihr mittlerweile zur Gewohnheit geworden.
Als die kleine Harper auf dem Spielplatz von einer Biene gestochen wird, bietet Sloane sofort ihre Hilfe an, stellt sich aber als Krankenschwester mit einen falschen Namen vor. Harpers Vater Jay Lockhart weckt sofort Sloanes Interesse.
Jay erzählt seiner Frau Violet von Harpers Errettung durch Sloane. Worauf Violet Sloane umgehend zum Essen einlädt. Die beiden Frauen verstehen sich sehr gut. Sloane bietet sich im Laufe des Abends als Babysitter für Harper an und es entwickelt sich bald eine Freundschaft zwischen den Frauen.

Die Überschrift der Paperback-Ausgabe lautet: Ein Thriller wie eine Achterbahn-adrenalingeladen und nervenaufreibend. Dem kann ich leider nicht zustimmen. Nervenaufreibend war für mich eigentlich nur die Langatmigkeit mit der Sloane über ihre Art zu lügen spricht und ihre Lebensumstände beschreibt. Erst als sie Harper und Jay begegnet kommt etwas mehr Schwung in die Geschichte. Wobei ziemlich schnell klar war, dass ihr Interesse ausschließlich Jay galt. Dass sie Violet näherkommt und anfängt sie zu kopieren gilt ausschließlich dazu, Jays Aufmerksamkeit zu erzielen.
Beim ersten Perspektivwechsel wird die ganze Entstehungsgeschichte aus einer anderen Sicht noch einmal erzählt. In den folgenden Wechseln wird wieder alles wiederholt.
Ich fand es mühsam und umständlich. Die Story an sich war nicht schlecht. Die Umsetzung mit den Perspektivwechseln war sicher eine gute Idee, aber musste alles wiederholt werden? Als Leser oder Hörer bin ich doch in der Lage mitzudenken.
Mit der Hörbuchfassung war ich zufrieden, obwohl mich die Stimme von Violet doch ziemlich genervt hat mit der Zeit. Die Klangfarbe war oft sehr hoch, schrill und theatralisch, aber so reden wahrscheinlich die amerikanischen reichen Töchter.

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Veröffentlicht am 18.09.2025

netter Cosy Krimi

Die Einladung – Mord nur für geladene Gäste
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Die 76-jährige Rosemary MacLaine, eher eigenbrötlerisch lebend, erhält von ihrer reichen Nachbarin überraschend eine schriftliche Einladung, mit beiliegender Drohung, bei nicht erscheinen, ihr dunkles ...

Die 76-jährige Rosemary MacLaine, eher eigenbrötlerisch lebend, erhält von ihrer reichen Nachbarin überraschend eine schriftliche Einladung, mit beiliegender Drohung, bei nicht erscheinen, ihr dunkles Geheimnis zu veröffentlichen.
Rosemary ist zutiefst erschüttert und bittet ihre Enkelin Addie, sie zu begleiten, ohne jedoch die Erpressung anzusprechen.
Addie hat indes große Probleme die Trennung von Brain, ihrem privaten und geschäftlichen Partner zu verarbeiten.
Trotzdem machen sich Beide während eines aufziehenden Schneesturms auf den Weg zur Party.


Kelly Mullen, eine neue Autorin für mich, hat mich leider nicht gänzlich überzeugt. Ihr Krimi wird von verschiedenen Seite als direkter Nachfolger der Agatha Christie Krimis gehandelt, aber ich kann in Mimi nur wenig Miss Marple erkennen.
Große Schwierigkeiten hatte ich anfänglich darin, dass Addie sehr viel im Gamer-Jargon sprach und mit Mimi alte britische Filmtitel rezitierte. Beides ist mir fremd.
Die Idee, die Mordfälle anhand des Aufbaus von Videospielen lösen zu wollen, fand ich ganz interessant. Letztendlich gelungen ist es nicht. Eigentlich diente die Spurensuche Addie als Therapy, die Trennung von Brain und dessen Betrug zu verarbeiten. Das meiste wurde Mimis Neugier, ihr Schnüffeln in, durch Zufall, gefundenen Räumen und Gängen geschuldet.
Die einzelnen Verdächtigen wurden unzureichend beschrieben und bei Befragungen wurde immer nur die Oberfläche angekratzt.
Mit seinen 389 Seiten ist dies ein netter Cosy Krimi, den man schnell durchgelesen hat und dann vergisst.

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Veröffentlicht am 17.09.2025

Bewegende Familiengeschichte

Die Verlorene
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Während ihre Großmutter Änne nach einem schweren Sturz im Koma liegt, findet Laura ein geheimnisvolles Kästchen mit Briefen und Bildern aus Ännes Vergangenheit, was unerwartete Fragen aufwirft.
Lauras ...

Während ihre Großmutter Änne nach einem schweren Sturz im Koma liegt, findet Laura ein geheimnisvolles Kästchen mit Briefen und Bildern aus Ännes Vergangenheit, was unerwartete Fragen aufwirft.
Lauras Oma wacht nicht mehr aus dem Koma auf und kann Laura ihre drängenden Fragen nicht mehr beantworten. Kurz entschlossen reist Laura nach Ännes Beerdigung nach Schlesien um den ehemaligen Gutshof, Ännes Elternhaus, zu suchen.
Vielleicht findet sie jemanden in der Umgebung von Ännes Elternhaus, der Licht ins Dunkel ihrer Familiengeschichte bringen kann.


Das ist mein erstes Buch von Miriam Georg und ich stelle fest, dass mich ihr Schreibstil sofort gefesselt hat. Schon im Prolog kommt eine Stimmung rüber, die mich sehr berührt hat und gleich in die Geschichte zog.
Ännes Tochter und Enkelin, Ellen und Laura, so unterschiedlich sie auch sind, werden gut beschrieben, bleiben aber im Laufe der Geschichte etwas blass.
Wir erleben ein ganzes Meer von Gefühlen, Vorfreude, Freude, Enttäuschung, Verlorenheit. Miriam Georg gelingt es, alle Gefühle herauszuarbeiten und mit einer interessanten vergangenen Geschichte zu verknüpfen. Allerdings habe ich den Eindruck, dass beide Erzählstränge auch unterschiedliche Gefühlsebenen haben. Die Vergangenheit in Schlesien ist sehr gefühlvoll beschrieben, die Landschaft, Karl, Luise und Änne kann man so eingehend betrachten, dass man das Gefühl hat unter ihnen zu leben. Die Gegenwart ist voller unterdrückter oder sogar schon vergrabener Gefühle, dass es mir manchmal kalt den Rücken runterläuft.
Manche Zufälle, die Laura den Weg zum Pappelhof weisen, scheinen mir etwas weit hergeholt. Das Nachwort der Autorin lässt mich aber erahnen, dass das wirkliche Leben oft sensationelle Wendung aufzeigen kann.
Miriam Georg zeigt uns die verzweifelte Situation, mit der Menschen nicht nur in Schlesien zurechtkommen mussten. Die Kriegsgräuel waren fast unvorstellbar, nicht nur für die Soldaten, sondern auch für die Zivilbevölkerung.
Mehr zum Inhalt möchte ich gar nicht schreiben, um nicht zu spoilern. Nur so viel, dieser Familienroman ist äußerst lesenswert und er lässt den Leser lange nicht los.

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Veröffentlicht am 03.09.2025

Solider Krimi

Nach dem Leben
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Helmut Gepken, 75 Jahre alt, wird mit einer Überdosis Insulin getötet. Hauptkommissarin Hanna Will und Kriminalpsychologe Jan de Bruyn werden aus Damme angefordert.
Die mit den Beamten vor Ort gebildete ...

Helmut Gepken, 75 Jahre alt, wird mit einer Überdosis Insulin getötet. Hauptkommissarin Hanna Will und Kriminalpsychologe Jan de Bruyn werden aus Damme angefordert.
Die mit den Beamten vor Ort gebildete Soko findet keine Ermittlungsansätze. Helmut Gepken lebte seit seiner Scheidung zurückgezogen und hatte kaum Kontakte nach außen.
Eine mögliche Spur führt Hanna in die dunkle Vergangenheit deutscher Geschichte. Sie versucht aus dem gebrochenen Vater/Sohn-Verhältnis irgendwelche Rückschlüsse auf ein Tatmotiv zu finden.


Ich liebe die Krimireihe um Hauptkommissarin Hanna Will und Kriminalpsychologe Jan de Bruyn. Das ist jetzt der vierte Band dieser Reihe und es macht mir besonderen Spaß die Entwicklung dieser beiden unterschiedlichen Charaktere zu verfolgen. Das jetzige Liebespaar konnte und wollte anfänglich nicht miteinander arbeiten. Die langsame Entwicklung einer Partnerschaft ist von Anna Johannsen sehr behutsam erarbeitet worden und ist daher auch nie kitschig gewesen. Hanna und Jan sind ein eher gegensätzliches Paar und hinterfragen immer wieder in Gedanken und auch Diskussionen die Kontinuität ihrer beruflichen und privaten Partnerschaft.
Das hält sie aber nicht von ihren Ermittlungen ab. Sie bestärken, unterstützen und bremsen sich zuweilen, um das Optimum aus ihrer unterschiedlichen Arbeitsweise zu erzielen. Diskussionen und harte Auseinandersetzungen sind dabei nicht ausgeschlossen.
In vorliegendem Fall verbeißt sich Hanna regelrecht in ihrer Theorie, dass das Motiv für das Verbrechen in der Vergangenheit liegt, während der Rest der Soko anderen Spuren nachgeht.
Anna Johannsen bildet die aufwendige und manchmal hürdenreiche Polizeiarbeit realistisch ab. Die akribische Spurensuche der Mediziner, Techniker und Polizeibeamten wird nachvollziehbar aufgezeichnet.
Die einzelnen Protagonisten werden sehr genau beobachtet und beschrieben. Emotionswechsel während eines Verhörs werden so genau vom Kriminalpsychologen gelesen, dass man das Gefühl hat, danebenzustehen.

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Veröffentlicht am 31.08.2025

Falsche Erwartungen

Man kann auch in die Höhe fallen
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Aufgrund einer Lebenskrise nach einem Schlaganfall zieht der mitte-50-jährige Autor zu seiner Mutter, die auch schon ca. 85 Jahre alt ist, aufs Land.
Er versucht sein Gleichgewicht wiederzufinden und sucht ...

Aufgrund einer Lebenskrise nach einem Schlaganfall zieht der mitte-50-jährige Autor zu seiner Mutter, die auch schon ca. 85 Jahre alt ist, aufs Land.
Er versucht sein Gleichgewicht wiederzufinden und sucht nach einer Möglichkeit wieder schreiben zu können.
Er versucht über seine Mutter und sein Leben wieder Geschichten zu schreiben.

Ich weiß, ehrlich gesagt, gar nicht, wie ich diesen Roman bewerten soll.
Dieser Roman und seine fünf Vorgänger wurden mir von allen Seiten wärmstens empfohlen. Ich muss allerdings sagen, dass er mich nicht vom Hocker gehauen hat.
Anfänglich als die ersten Geschichten und Anekdoten über sich und seine Mutter erzählt wurden, wusste ich nicht viel damit anzufangen. Zumal, wenn ein Familienvater mitte-fünfzig, allein mehrere Wochen bei seiner Mutter verbringt, möchte ich schon wissen, warum und wie er sich mit seiner Mutter austauscht und bei ihr Rat sucht. Aber er begründet seinen Aufenthalt gegenüber seiner Mutter gar nicht, sondern beschreibt ihre Lebensweise, ihren Charakter, ihre Vergangenheit und zwischendurch Anekdoten aus seinem Schauspieler-Dasein.
Mit der Zeit (so schnell gebe ich nicht auf) stellte ich fest, dass mir seine Wortwahl, sein Erzählstil und die bildhafte Beschreibung mit verknüpftem Humor immer besser gefiel.
Erst als ich keine Erklärungen oder keinen fortlaufenden Roman mehr suchte, konnte ich mich von den Geschichten treiben lassen und sie genießen.
Vielleicht ist das Erzählen von Geschichten über die Vergangenheit und Gegenwart seiner Mutter, Anekdoten über seine Zeit am Theater und seine eigene Vergangenheit, eingebettet in die Geschichte seines 10-wöchigen Aufenthalts bei seiner Mutter, der spezielle Erzählstil von Joachim Meyerhoff, ich kenne seine vorherigen Bücher nicht.
Bei diesem speziellen Erzählstil fühle ich mich leider nicht gut aufgehoben.
Wobei – es ist nur meine Meinung …

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