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Veröffentlicht am 08.12.2016

Flucht aus Nordkorea

Schwarze Magnolie
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Nordkorea, ein Land über das man generell sehr, sehr wenig erfährt. Umso interessanter ist ein detailreicher Bericht einer ehemaligen Einwohnerin des Landes. Für mich war vieles unbegreiflich, die Unterdrückung, ...

Nordkorea, ein Land über das man generell sehr, sehr wenig erfährt. Umso interessanter ist ein detailreicher Bericht einer ehemaligen Einwohnerin des Landes. Für mich war vieles unbegreiflich, die Unterdrückung, die Menschenrechtsverletzungen, das gegenseitige Ausspionieren. Durch Hyeonseo Lees Beschreibungen des Alltags, der Menschen, der Lebensumstände lernt man jedoch zu verstehen, warum die Nordkoreaner so sind wie sie sind, so handeln und so leben wollen und warum bis heute eine Diktatur wie diese fortbestehen kann.

Die Biografie ist durchwegs spannend erzählt, Lee und ihr Co-Autor haben eine schöne Sprache für diese mutige und wichtige Geschichte gefunden, die mich unglaublich gefesselt hat. Lee erzählt aus ihrem Leben und dem Leben ihrer Familie. Es ist ein sehr ehrliches Buch, dass auch einen sehr guten Einblick in die Flüchtlingsthematik gibt. Zwar anderer Kontinent, andere Länder, andere Beweggründe. Ängste, Sorgen und Probleme sind jedoch die gleichen, wie es wahrscheinlich die Flüchtlinge heutzutage durchmachen. Auch Hyeonseo Lee lebte lange Zeit als "Illegale". Als könnte man als Mensch irgendwie illegal sein. Es wird Zeit, dass die Menschheit diese Beschreibung für Menschen endgültig aus dem Wortschatz streicht! Es ist nämlich nicht nur ein Bericht aus Nordkorea, sondern auch ein Bericht über ihre Flucht aus diesem Land.

Lee hatte auch ziemlich viel Glück in ihrem Leben, dass sie jetzt da ist wo sie ist. Umso bedeutender ist es, dass sie sich für die Menschen in Nordkorea einsetzt, die es weniger leicht haben und ihre Geschichte ein Bewusstsein für die Lage in Nordkorea schafft. Ich habe Lee sehr gerne auf ihrer Reise begleitet, ihr kritischer Blick auf Vieles konnte mich überzeugen.

Fazit

Aufwühlend, erschreckend, mutig. Der Bericht aus der Hölle lässt niemanden kalt zurück. Es ist ein spannend erzählter autobiografischer Roman, den ich wirklich jedem empfehle. Es wird nicht nur sehr detailliert über das Leben in Nordkorea erzählt, sondern enthält auch eine wichtige Beschreibung einer Frau, die flüchtet und während ihrer Flucht durch China als illegal betrachtet wird.

Veröffentlicht am 08.12.2016

Zeitreisen in der Zukunft

Die Time Catcher
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Zeitreisen, Diebe und die Zukunft kombiniert? Das musste ich einfach lesen! Der Klappentext ist vielversprechend und ich hatte mir unbewusst schon hohe Erwartungen gesetzt. Leider war die Geschichte dann ...

Zeitreisen, Diebe und die Zukunft kombiniert? Das musste ich einfach lesen! Der Klappentext ist vielversprechend und ich hatte mir unbewusst schon hohe Erwartungen gesetzt. Leider war die Geschichte dann doch irgendwie anders, als ich sie mir vorgestellt hatte und ich wurde in mancherlei Hinsicht enttäuscht. Aber das ist halt sehr subjektiv und individuell.

Das Buch ist flüssig zu lesen und der Schreibstil sehr jugendlich und einfach gehalten. Ich konnte mir alles gut vorstellen, da alles sehr bildhaft und lebhaft beschrieben wurde. Die Geschichte wird von Caleb aus der Ich-Perspektive erzählt, so bekommt man alles aus seiner Sicht mit und kann seinen Gedanken und Einstellungen folgen.

Die Charaktere sind noch sehr jung, 12 oder 13, doch sie benehmen sich, als wären sie schon viel älter. In der Leserunde auf Lovelybooks wurde von prouge der Gedanke in die Runde geschmissen, dass die Geschichte ursprünglich für eine ältere Zielgruppe geschrieben wurde und erst im Nachhinein das Alter der Protagonisten und somit auch das Zielgruppenalter heruntergesetzt wurde. Vom Gefühl her kann ich dem zustimmen.
Caleb hat einen sehr angenehmen Charakter, obwohl er öfters den Mund aufmachen hätte können und es ihm an Durchsetzungsvermögen mangelt, was manchmal etwas nervt.
Die Nebencharaktere bleiben ziemlich blass, ich wurde aus ihnen nicht schlau. Hätte ich mehr über sie erfahren, oder hätten sie eine positivere Rolle in Calebs Leben gespielt, hätte das einiges rausreißen können.

Und da wären wir schon bei diesem unangenehmen Gefühl, dass ich die ganze Zeit während dem Lesen hatte. Ich war frustriert, immer, vom Anfang bis zum Ende. Am Anfang war es aber noch besser, da hab ich es wirklich sehr gemocht, aber ich mag es gar nicht wenn dieses frustrierende Gefühl aufkeimt und ich es nicht loswerde. Woher das kam? Alles, wirklich alles in Calebs Leben läuft langsam den Bach runter. Keine, naja viellleicht eine einzige, Szene gab es wo Caleb wirklich Erfolg hatte. Ich will einfach keine Geschichte lesen, die mich selbst so runterzieht. Deswegen war ich so frustriert.

Einige Logikfehler hab ich auch gefunden und manches ist einfach, auch für einen Fantasy/Dystopie Roman, sehr unglaubwürdig und wo ich einfach nur den Kopf geschüttelt hab. Viel Handlung findet man auch nicht. Es geht hauptsächlich um den Streit zwischen Caleb und seinem Widersacher Mario, der mit der Zeit einfach nur mehr lächerlich und langweilig wurde. Die Catches, also die Diebeszüge, fand ich jetzt auch nicht so spannend.

Ja, das Buch spiel 2061, und mir gefällt, was der Autor sich für die Zukunft ausgedacht hat. In dieser Zukunft spielen mal nicht Kriege die Hauptrolle sondern mehr oder weniger Freundschaft. Ganz speziell die Freundschaft zwischen China und USA. Er übertreibt natürlich alles maßlos, aber das macht das ganze sehr sympathisch und hat sehr viel Charme.

Das Ende bleibt eigentlich mehr oder weniger offen mit einigen Cliffhängern... Es hat mich ebenfalls nicht so ganz überzeugt und mit einem unangenehmen Gefühl zurück gelassen.

Fazit
Leseempfehlung von mir für Jugendliche bis 16. Wenig Handlung, blasse Charaktere und einige Logikfehler konnten mich nicht vollständig überzeugen. Die Idee ist aber sehr innovativ mit tollen Ausbaumöglichkeiten, das lässt auf den zweiten Band hoffen.

Veröffentlicht am 08.12.2016

Wie weit sind wir Menschen wirklich?

Wir sind Cyborgs
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Was sind Cyborgs? Wie viele gibt es? Wo findet man sie? Alexander Krützfeldt geht diesen Fragen auf den Grund und verbindet Journalismus mit Literatur. Er versucht das wissenschaftliche, exklusive Thema ...

Was sind Cyborgs? Wie viele gibt es? Wo findet man sie? Alexander Krützfeldt geht diesen Fragen auf den Grund und verbindet Journalismus mit Literatur. Er versucht das wissenschaftliche, exklusive Thema auf eine gesellschaftliche Ebene herunterzubrechen und für ein breiteres Publikum zugänglich zu machen. Wir sind jeden Tag mit Technik konfrontiert und kennen Filme, die die Zukunft sehr technisch sehen, aber wie weit ist unsere Gesellschaft wirklich, wie weit sind die Menschen wirklich?

Krützfeldt hat einige Pioniere in diesem Bereich getroffen und die entstanden Interviews in diesem Buch festgehalten. Das Buch liest sich teilweise wie ein Roman und teilweise wie ein richtiges Sachbuch. Die Fakten wurden in ein literarisches Setting verpackt. Seine Umgebung beschreibt der Autor oft sehr poetisch. Ich wusste oft nicht so richtig, was ich davon halten soll. Die Idee das zu verbinden ist nicht schlecht, mir war der Kontrast jedoch etwas zu viel gewollt. Außerdem kommen ziemlich viele Personen vor, die im romanhaften Teil des Buches zwar eine Rolle spielen, aber irgendwie konnte ich zu ihnen keine Verbindung herstellen.

Meine Fragen über Cyborgs wurden alle beantwortet. Ich wusste davor so gut wie nichts darüber. Das Buch hat mir einen tollen ersten Eindruck verschafft. Durch die Gespräche mit den Personen werden Ideen und Visionen aufgeworfen und durchdacht. Das Thema wird auch kritisch beleuchtet, was mir gut gefallen hat.

Sehr gelungen fand ich auch die Illustrationen, die man im Buch findet, und auf die man vom Cover einen Vorgeschmack bekommt. Das Buch liest sich sehr angenehm. Ich musste mich jedoch einige Seiten lang einlesen, bevor ich es richtig mochte. Den Prolog musste ich überspringen, da ich mit ihm überhaupt nicht klargekommen bin.


Fazit

Wir sind Cyborgs beschäftigt sich mit dem Gedanken, was passiert, wenn wir uns die Technik in den Körper einpflanzen. Ich empfehle es jedem, der sich für das Thema interessiert oder sich informieren will. Die Kombination aus Journalismus und Roman konnte mich nicht immer überzeugen, aber die Ansätze waren sehr gut. Das ganze Thema steht unter einem kritischen Blickwinkel, es werden aber auch einfache Fakten geklärt und banale Fragen gestellt, deren Antworten jedoch genauso interessant sind wie die, bei denen es um die Zukunft geht.

Veröffentlicht am 08.12.2016

Es sind die Menschen, die das Leben lebenswert machen

Die erstaunliche Wirkung von Glück
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Dorle fühlt sich wohl in ihrer kleinen Welt, in der sie kaum Kontakt zu anderen Menschen hat, in der sie nicht fühlen muss, ein ausgereiftes Helfersyndrom hat und von den Menschen mehr oder weniger ausgenützt ...

Dorle fühlt sich wohl in ihrer kleinen Welt, in der sie kaum Kontakt zu anderen Menschen hat, in der sie nicht fühlen muss, ein ausgereiftes Helfersyndrom hat und von den Menschen mehr oder weniger ausgenützt wird. Manchmal war Dorles Charakter (echt) ein bisschen übertrieben dargestellt. Dies zeigt aber auch schön die Verwandlung, die sie durchmacht. Natürlich, ein bisschen vorhersehbar ist die ganze Geschichte schon, aber auf eine so herzerwärmende Art, dass ich sie mir nicht entgehen lassen wollte. Zwei oder dreimal spricht die Autorin direkt zu den Leserinnen und Lesern. Sie kommentiert Dorles Geschichte, wie in einem Märchen.

Frau Sonne (ihr seht, die Namen haben auch einen gewissen Charakter für sich) sieht Dorles einsames Leben und beschließt, sie da raus zu holen. Sie spielt ein bisschen mit ihr, was eh auch nicht immer so positiv aufgenommen wird. Aber sie hat ja nur gute Absichten. Die Eigenheiten der älteren Personen in Dorles Leben (und es sind fast nur ältere) sind sehr amüsant und ich musste ein paar mal Grinsen. Auch Dorle wird zeitweise sehr lustig dargestellt. Sie hat einen sehr sympathischen Charakter.

Die Autorin hat mich von Anfang an mit ihrem Wortzauber in den Bann gezogen und die Magie ihrer Geschichte hat sich durchs ganze Buch gezogen. Ihr flüssiger Schreibstil hat Dorle und ihre Mitmenschen lebendig gemacht. Die Geschichte ist keine klassische Liebesgeschichte, auch wenn die Liebe zentral erscheint. Es ist eine Geschichte der Selbstfindung und Wiederentdeckung wie wunderbar das Leben sein kann, wenn man sich den Menschen öffnet. Die Geschichte von Dorle hätte noch länger weiter gehen können. Ich hätte gerne noch mehr von ihr erfahren.


Fazit

Eine bezaubernde Geschichte über eine junge Frau, die sich selbst finden muss und über ein paar ältere Menschen, die im selben Haus wohnen und ihr dabei helfen. Bezaubernde Menschen und eine zarte Liebe, abgerundet durch einen tollen Schreibstil: Top Lesevergnügen!

Veröffentlicht am 08.12.2016

Liebe verleiht Flügel

Metamorphose am Rande des Himmels
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Wenn Malzieu eine Geschichte erzählt, kann man sicher sein, dass sie von Liebe und Fantasie nur so überquillt. Nicht anders ist es in der Geschichte des Stuntman Tom, der den Traum vom Fliegen nicht aufgibt. ...

Wenn Malzieu eine Geschichte erzählt, kann man sicher sein, dass sie von Liebe und Fantasie nur so überquillt. Nicht anders ist es in der Geschichte des Stuntman Tom, der den Traum vom Fliegen nicht aufgibt. Die Geschichte hat einen traurigen Beigeschmack, was aufgrund des Themas nicht vermeidbar ist. Man vergisst den Tod in Form der roten Beete nie. Mir kommt vor, das Buch ist ernster, als seine anderen, hat weniger phantastische Elemente, ist aber trotzdem wunderbar skurril und verzaubernd. "Fliegen" eignet sich wunderbar für tolle Metaphern, für die Malzieu so berühmt ist. Seine sprachlichen Bilder sind unvergleichbar.

Die Geschichte plätschert an manchen Stellen leider ein bisschen vor sich hin und es fehlt an Spannung. Das Buch ist sehr kurz und doch hab ich länger gebraucht, da ich nicht immer nach Unterbrechung der Lektüre sofort wissen wollte, wie es weitergeht. Der leisen Schönheit des Gesamtwerkes tut dies aber keinen Abbruch. Malzieu hat wieder wunderbare Figuren kreiert, deren Unmöglichkeit zu existieren so selbstverständlich dargestellt wurde, als ob es das Normalste überhaupt sei. Malzieu verflechtet gekonnt Realität mit Phantastik und spielt mit den Möglichkeiten der Fantasie.

Der Wunsch dem gegenwärtigen Zustand zu entkommen, zieht sich durchs ganze Buch. Die Metamorphose zur Freiheit ist das Ziel. Einem Vogel wird ein gewisser Grad an Freiheit zugesprochen. Wer hat sich noch nicht gewünscht ein Vogel zu sein und einfach wegfliegen zu können, zu Orten, die unerreichbar scheinen. Tom hat Krebs und will ihm natürlich entfliehen, damit sein Traum vom Fliegen wahr wird.



Fazit

Wiedermal eine traurigschöne Geschichte, die mit einer bildhaften Sprache und schönen Metaphern über das Leben überzeugt. Zwischendurch fehlt es zwar an Spannung und es kommt einem langwierig vor, jedoch machen die Liebe und die Fantasie alles wieder wett. Malzieu versteht die Liebe auf eine besondere Art und Weise, er versteht es vor allem sie wundervoll in Worten auszudrücken.