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Veröffentlicht am 17.04.2018

Interessante neue Krimiserie

Frucht der Sünde
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Nach dem tödlichen Autounfall ihres Mannes, der zusammen mit seiner Geliebten umkommt, hat die verzweifelte Merrily Watkins in einer kleinen Kirche eine Art Vision und fühlt sich von diesem Zeitpunkt an ...

Nach dem tödlichen Autounfall ihres Mannes, der zusammen mit seiner Geliebten umkommt, hat die verzweifelte Merrily Watkins in einer kleinen Kirche eine Art Vision und fühlt sich von diesem Zeitpunkt an fürs Pfarramt berufen. Sehr zum Verdruss und Unverständnis ihrer sich im Teenageralter befindlichen Tochter Jane, die nach dem Tode ihres Vaters selbst von Trauer und Unsicherheit heimgesucht wird.

Für Merrily bietet sich jedoch eine neue Zukunftsperspektive, als ihr, dank des selbstlosen Einsatzes ihres Onkels Ted, in der kleinen, sehr ländlichen Gemeinde Ledwardine eine Stelle als neue Pfarramtsvertreterin angeboten wird. Da sie sich bereits vor Amtsantritt ein Bild ihrer neuen „Schäfchen“ machen möchte, schleicht sie sich heimlich und inkognito bei einem Dorftreffen, einer Veranstaltung eines eher heidnischen Rituals, dass die Dörfler nach langer Zeit wieder aufleben lassen wollen, ein.

Hier lernt sie drei Dinge- In Ledwardine werden Traditionen gepflegt, Apfelbäume sind mehr als nur einfache Apfelbäume, nämlich magisch; nimmt man einmal die Kommentare der alten, kauzigen Lucy ernst und allem Neuen gegenüber stehen die Dörfler alles andere als aufgeschlossen gegenüber. Obwohl das „Dorftreffen“ tragisch mit einem Selbstmord eines alteingesessenen Bürger endet, nimmt Merrily die Herausforderung an und zieht einige Zeit später mit ihrer Tochter Jane nach Ledwardine um den ihr angebotenen Posten anzunehmen.

Womit sie nicht rechnet ist, dass sie sich kurz nach ihrer Ankunft gleich mit einem schwerwiegenden Problem konfrontiert sieht- einige Dörfler planen eine Art Cidrefestival, um dem Dorf zu altem Glanz und einer Menge neuer Touristen zu verhelfen. Aus diesem Anlass hat auch ein berühmt-berüchtigter Drehbuchautor angeboten, ein Stück über einen ehemaligen Bewohner von Ledwardine zu schreiben, der dort vor Jahrhunderten als Pfarrer lebte und der wegen Hexerei angeklagt wurde und kurz vor der Verhaftung Selbstmord beging.

Die Wellen der Empörung schlagen hoch, als bekannt wird, dass dieses Stück in der Kirche aufgeführt werden soll. Auf der einen Seite stehen die aufgeschlossenen Dörfler, die diesen Plan befürworten, auf der andere Seite die Traditionalisten wie auch James Bull-Davies, der reiche Gutsbesitzer, der scheinbar etwas zu verbergen hat.
An Merrily allein bleibt die Entscheidung, für oder gegen die Kirche als Aufführungsort des Stücks hängen und diese Entscheidung kann für sie weitreichende Folgen haben, die sogar zu ihrer Amtsenthebung führen können.

Neben dieser großen Sorge kommen noch weitere hinzu, als Janes Mitschülerin und Freundin eines Tages nach ihrer Geburtstagsfeier plötzlich wie vom Erdboden verschwunden ist, ein schüchterner Tatverdächtiger bei Merrily im Pfarrhaus Asyl sucht und sie und Jane von unerklärlichen Visionen heimgesucht werden.
Die alte Lucy macht für alle Geschehnisse den verwunschenen Apfelgarten neben der Kirche verantwortlich und Merrily muss lernen sich in ihrer neuen Gemeinde durchzusetzen, will sie diese Zeit der Einführung dort überhaupt bestehen...

„Frucht der Sünde“ ist der erste Teil einer im Original bereits 10 Teile umfassenden Serie, deren weibliche Heldin eine spät berufene Pfarrerin ist, die sich nicht nur mit unerklärlichen Phänomenen, Verbrechen und ihrer pubertierenden Tochter herumschlagen muss, sondern zudem auch mit sturen Dörflern.

Erfrischend anders ist die Vita der Heldin dieser neuen Serie. Sie ist keineswegs einfach nur eine einfach gestrickte, frömmelnde Pfarrerin, sondern eine ganz normale Frau, mit Ecken und Kanten, die genau wie auch andere Menschen ab und an von Selbstzweifeln geplagt wird. Ihre zum Teil ironische, nüchterne Betrachtungsweise auf die Art der Dinge dürfte dem Leser gefallen und ihr zusätzliche Sympathiepunkte einbringen.

Ein großes Plus sehe ich zudem in der wunderbaren, feinsinnigen Charakterisierung aller Romanfiguren des Romans. Selbst die Nebenakteure sind sehr unterschiedlich geraten und realitätsnah vom Autor beschrieben worden, so dass man als Leser nach einer Weile das Gefühl bekommt, man würde diese fiktiven Personen persönlich kennen.

Dieser positive Aspekt führt leider auch zu einem kleinen Manko, denn Phil Rickman verstrickt sich oftmals zu tief in den vielen Dorfintrigen und Dialogen der Nebenfiguren und verliert das Wesentliche ein wenig aus den Augen. Man weiß nicht so genau, wo man diesen Roman einordnen soll. Für einen Krimi wird zu wenig Spannung aufgebaut und der Mordfall gerät zu sehr ins Hintertreffen, auch wenn ich die Langsamkeit in „Landhauskrimis“ eigentlich schätze. Selbst wenn ich den Roman als unterhaltsame Charakterstudie über Dörfler mit paranormalen Elementen gespickt, reduzieren würde, täte ich dem Autor doch ein wenig Unrecht.

Im Grunde vereint der Autor alle genannten Zutaten zu einem Roman- der keine Frage, trotz einiger Längen unterhaltsam und sieht man ihn einfach als Beginn einer neuen Serie, eine gelungene Einführung in die Welt von Merrily Watkins und ihrer Tochter Jane geworden ist.

Empfehlen würde ich diesen Roman und die Merrily Watkins Reihe allen Lesern, die keine „Krimi-Schocker“ erwarten, sondern eher amüsante Unterhaltung im Stile von englischen „Häkel“-Krimis. Diesen Lesern wird Phil Rickmans Erstlingswerk, dass in Großbritannien für viel Furore gesorgt hat, sicherlich genauso viel Freude bereiten wie mir.

Veröffentlicht am 17.04.2018

Gelungener 2. Teil!

Mittwinternacht
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Nachdem Merrily Watkins im ersten Teil der neuen Krimireihe bereits erfolgreich ermitteln durfte, wird sie nun im aktuellen Teil der Serie mit ganz anderen Phänomenen konfrontiert- sie wird vom neuen Bischof, ...

Nachdem Merrily Watkins im ersten Teil der neuen Krimireihe bereits erfolgreich ermitteln durfte, wird sie nun im aktuellen Teil der Serie mit ganz anderen Phänomenen konfrontiert- sie wird vom neuen Bischof, der sich nach außen hin sehr aufgeschlossen gibt und der "verstaubten Kirche" einen moderneren Anstrich verpassen möchte, kurzerhand zur Beraterin in spirituellen Grenzfragen, was dem früheren "Job" des Exorzisten gleichkommt, befördert.
Trotz eines "Crashkurses" durch Huw Owen, der Merrily und ihre kirchlichen Mitstreiter sein Wissen über paranormale Phänomene mitgibt, bleiben ihr dennoch nachdrückliche Zweifel, die sich bestärken, als Merrily dem erfahrenen Exorzisten der "alten Schule" ihrem betagten Vorgänger Kanonikus Dobbs begegnet, den der neue Bischof lieber heute als morgen in den verdienten Ruhestand schicken würde.
Dobbs würde lieber einen männlichen Nachfolger auf seinem Posten sehen, was er Merrily schriftlich auf ganz unnachahmliche Weise mitteilt.

Eines Nachts wird Merrily zum Sterbebett eines Mannes, der im Krankenhaus liegt gerufen- dort macht sie das erste Mal am eigenen Leib Erfahrungen mit dem Übersinnlichen, was sie endgültig davon überzeugt, dieser neuen Berufung nicht gewachsen zu sein. Alle Versuche jedoch, den Bischof davon zu überreden, dass jemand anderes als Merrily besser dafür geeignet sei, schlagen fehl. Merrily ist verzweifelt, ist es nicht nur ihre einzige Sorge- Ihre Tochter Jane lässt sich mit "Satanisten" ein und Lol, ihr bester Freund quält sich mit Vorwürfen herum, da er den Selbstmord seiner ihm anvertrauten Bekannten nicht hat verhindern können. Oder war es am Ende gar kein Selbstmord?

Nachdem man im ersten Teil der Reihe "Frucht der Sünde" bereits in die Welt von Dorfpfarrerin Merrily Watkins eintauchen durfte und mit den darin agierenden Haupt und Nebenakteuren bekannt gemacht wurde, geht es nun, im zweiten Teil gleich von Anfang richtig los.

Wunderbar ist wieder einmal die feinsinnige Charakterisierung der einzelnen Personen geraten.
Es gibt auch ein Wiedersehen mit Merrilys intelligenter, schlagfertiger aber sturer Tochter und Lol, dem besten Freund von Merrily und ehemaliger Musiker, der diesmal nicht mehr ganz so depressiv durchs Leben geht.

Die Hauptperson ist aber wieder Merrily Watkins und das ist auch gut so, denn ich liebe ihre ironischen, trockenen und manchmal auch spitzen Bemerkungen und ihre interessante, nüchterne Betrachtungsweise auf die Dinge und ihre Berufung.

Während im ersten Teil der Reihe die paranormalen Elemente zugunsten der Einführung und des Kriminalfalles eher eine untergeordnete, kleine Rolle spielten, ist es diesmal genau umgekehrt.

Merrily wird mehrfach und sehr massiv mit unerklärlichen Dingen konfrontiert- selbst einer sterbenden Seele gelingt es zunächst, sich in ihrem Körper einzunisten und es bedarf einiger Anstrengungen und auch Hilfe von ihren Freunden, dass sie nicht an ihrem neuen Job verzweifelt und weiterhin einen klaren Kopf behält.

Dem Autor gelingt es perfekt Merrilys Ängste und Unsicherheit hervorzuheben- auch die Konfliktsituation mit ihrer Tochter ist nachvollziehbar inszeniert und immer wieder lässt Phil Rickman den Leser auch an seinem recherchierten Wissen über magische Rituale, Exorzismus u.ä. teilhaben.
Da es geschickt in die Story eingeflochten wurde, vermisst man den mäßigen Kriminalanteil eigentlich weniger, denn die Geschichte an sich sorgt schon für wahre Gänsehautstimmung.
Am Ende fließen die einzelnen Handlungsstränge plötzlich zusammen und ergeben ein Gesamtbild, das den Leser endgültig überraschen wird.

Veröffentlicht am 17.04.2018

Für mich bislang der beste Roman der Reihe!

Die fünfte Kirche
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Betty und Robin Thorogood sind zwei junge Leute, die in das kleine, beschauliche Dorf "Old Hindwell" ziehen. Dass die Uhren dort noch völlig anders "ticken", wenn es um Religionsausübung geht, müssen sie ...

Betty und Robin Thorogood sind zwei junge Leute, die in das kleine, beschauliche Dorf "Old Hindwell" ziehen. Dass die Uhren dort noch völlig anders "ticken", wenn es um Religionsausübung geht, müssen sie bald am eigenen Leib erfahren, als bekannt wird, dass Betty und Robin keine Christen sind. Sie gehören einer anderen Glaubensgemeinschaft an und sind beide "weiße" Hexen/Hexer.

Der neue Prediger im Dorf, Nicholas Ellis, der ein Geheimnis verbirgt, lässt nichts unversucht, das Ehepaar sofort zu verdammen und als "Wurzel des Bösen" zu verunglimpfen.
Die Dörfler, die von Ellis charismatischer Erscheinung beeindruckt sind, lassen sich von ihrem radikal eingestellten Pfarrer blenden und so kommt es bald zu einem gefährlichen "Showdown" in Old Hindwell, als bekannt wird, dass Betty und Robin zusammen mit einigen Gleichgesinnten ein "heidnisches Fest" auf ihrem Grundstück, zu dem auch eine alte verfallene, aufgegebene Kirche zählt, planen.
Doch glücklicherweise wird Merrily Watkins von ihren Vorgesetzten beauftragt, Ellis einmal vor Ort über die Schulter zu sehen, da selbst die Kirche beunruhigt ist. In dem Dorf gehen einige seltsame Dinge vor sich und schließlich verschwindet eine Frau, die Merrily kurze Zeit zuvor kennen gelernt hatte und deren jüngst verstorbene Schwester mit einem angesehenen Bürger von Old Hindwell verheiratet war.
Laufen in Old Hindwell alle Fäden zusammen? Wie gut, dass Merrily nicht allein ermitteln muss und sich auf den knorrigen alten Gomer und ihre gewitzte Tochter stützen kann...

Nachdem man in Band 1 und Band 2 der Reihe viel über die Hauptfigur der Serie, Merrily Watkins und ihr familiäres Umfeld erfahren durfte, geht es in "Die fünfte Kirche" nun etwas rasanter zur Sache, als man es bislang gewohnt war. Beängstigend eindringlich und realistisch schildert Phil Rickman diesmal, wie schnell es redegewandten Menschen gelingen kann, etwa eine ganze Dorfgemeinschaft negativ beeinflussen zu können bzw. eine Hetzjagd auf anders Gesinnte zu veranstalten.

Es kommt zum religiösen Kampf "Gut gegen "Böse" in Old Hindwell- doch besonders positiv anzumerken ist, dass Phil Rickman nicht in die Falle tappt, eindeutig Stellung zu beziehen, sondern beide Seiten durchleuchtet ohne zu Verurteilen, was den Roman sehr lesenswert macht.

Die Fans der Serie müssen sich zwar gleich am Anfang von einer liebeswerten Nebenfigur verabschieden, was für ein paar traurige Momente sorgt, dennoch ist dieser Teil der Reihe wie gewohnt, gespickt mit amüsant- zynischen Gedankengängen der Romanheldin Merrily und auch die zahlreichen Dialoge des knorrigen Gomers Parry und seine unverklärte Sicht auf die Dinge, sorgen für viele Schmunzelmomente im Laufe der Story.

Die Aufklärung des Mordfalls ist ebenfalls sehr spannend geraten, wobei der Ort, an dem die Überführung des Mörders stattfindet, für Gänsehautstimmung sorgt.

Kurz gefasst: Für mich bislang der beste Roman der Reihe!

Veröffentlicht am 17.04.2018

Nach einem kleinen Einbruch wieder ein sehr starker Band der Reihe um Pfarrerin und Exorzistin Merrily Watkins

Der Himmel über dem Bösen
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Eigentlich will der alte Gomer Parry nur einer neu zugezogenen Dörflerin und ihrem Mann einen Gefallen tun, als er seine Meinung über die neumodischen Abwasserleitungen, sogenannte Efflapure, die Roddy ...

Eigentlich will der alte Gomer Parry nur einer neu zugezogenen Dörflerin und ihrem Mann einen Gefallen tun, als er seine Meinung über die neumodischen Abwasserleitungen, sogenannte Efflapure, die Roddy Lodge dort eingebaut hat, zum Besten gibt und den Vorschlag macht, diese auszuwechseln. Doch mit dem aufbrausenden Angeber Roddy ist nicht gut Kirschen essen. Sämtliche Dörfler haben Angst vor ihm und so ist für Gomer, nachdem kurz danach ein Feuer in seiner Werkzeug und Montagehalle ausbricht bei dem sein Neffe verbrennt, klar, dass Roddy etwas damit zu tun haben muss.

Gomer überredet Merrily Watkins, ihn zu begleiten und Roddy aufzuspüren, da er ahnt, dass Roddy seine Spuren verwischen will. Doch als sie den Mann schließlich erwischen, wird diese Begegnung noch viel schauriger, als es sich Merrily in ihren kühnsten Träumen hätte vorstellen können, denn in Roddys Baggerschaufel befindet sich eine frisch ausgegrabene, verweste Frauenleiche.
Die dazu gerufene Polizei nimmt Roddy fest. Eine Hausdurchsuchung fördert weitere gruselige Beweise zu Tage. Roddy hat sein Schlafzimmer mit weiblichen Aktphotos tapeziert, doch die aufgeklebten Köpfe stammen von anderen brisanten Fotografien- von vermissten und toten jungen Frauen, die einst von einem Serienmörder getötet wurden.
Ist der Tatverdächtige ein Nachahmer, ein Bewunderer des Täters von einst? Die Polizei recherchiert fieberhaft und befürchtet, dass Roddy noch weitere Frauen auf dem Gewissen hat. Auch die Dörfler von Underhowle geraten aus dem Häuschen, als sie davon erfahren, denn ein Serienmörder würde sich nicht gut auf der bislang weißen Weste des Dorfes machen.

Als Roddy der Polizei die Orte, wo er angeblich mehrere Frauenleichen verscharrt hat, zeigen möchte und sich geständig zeigt, kommt es zu einer Katastrophe. Es gelingt dem Tatverdächtigen sich auf einen Hochspannungsmast zu retten. Und dort hockt er ohne Furcht- beobachtet von der Polizei, von Gomer und Lol und diversen anderen Dörflern, die bereits voller Neugier und Erwartung der Dinge, die sich dort ereignen mögen, ausharren'

Phil Rickmans klerikale Mystery Reihe um die Pfarrerin und Exorzistin Merrily Watkins geht bereits in die fünfte Runde und auch wenn die Romane nicht gerade durch nägelkauende Spannung brillieren- sie funktionieren eher als typisch englischer Landhauskrimi; werden sie meiner Meinung nach von Band zu Band stärker und das liegt besonders an Phil Rickmans Talent seine Haupt und Nebenfiguren sehr realistisch und dreidimensional darstellen zu können. Zudem entwickeln sie sich innerhalb ihres Spielraumes langsam weiter, was ich immer besonders wichtig in einer Serie finde.

Bislang war es immer so, dass der Kriminalfall fast zur Nebensache wurde, doch in 'Der Himmel über dem Bösen' ist es anders. Es geht praktisch von der ersten Seite an los und man wird in eine Handlung verstrickt, die recht undurchsichtig ist- man tappt also genau wie die Hauptfiguren sehr lange im Dunkeln. Wie immer baut der Autor auch eine mystische Sicht auf die Dinge in seine Hauptstory mit ein, für die er durchaus aber auch andere Lösungsvarianten vorschlägt, wobei ich an dieser Stelle nicht zuviel verraten möchte.

Währendessen haben auch die Akteure des Romans, mit einigen größeren und kleineren Problemen zu kämpfen- so fühlt sich Merrilys Tochter Jane immer noch sehr unsicher in Glaubensfragen und was ihre Beziehung zu Eirion angeht, auch Merrily und Lols Beziehung ist ein wenig festgefahren und Gomer hat abermals mit einem Schicksalsschlag zu kämpfen.
Aber auch der mysteriöse Huw Owen mischt in diesem Roman wieder mehr mit und sorgt für einige Verwirrung.
Neben Merrily und Lol avanciert der knorrige Gomer immer mehr zu einem Lieblingsromanakteur von mir und es hat mich sehr gefreut, dass er in diesem Band wieder einmal mehr zu Wort kam.
Aber nicht nur der Kriminalfall ist gelungen, nebenbei hat der Autor auch noch einige sehr interessante Informationen zum Thema Strahlung/ Elektrosmog zusammengetragen, die auf jeden Fall zum Nachdenken anregen.

Veröffentlicht am 17.04.2018

Sehr starker Band der Watkins/Robinson Reihe!

Das Lächeln der Toten
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Nachdem Lol seine neue Wohnung bezogen hat, die praktisch gegenüber des Pfarreihauses liegt, kann er sich öfters mit Merrily treffen. Doch irgendjemand scheint es auf das Liebespaar abgesehen haben, denn ...

Nachdem Lol seine neue Wohnung bezogen hat, die praktisch gegenüber des Pfarreihauses liegt, kann er sich öfters mit Merrily treffen. Doch irgendjemand scheint es auf das Liebespaar abgesehen haben, denn Lol bekommt immer wieder anonyme Briefe zugestellt, in denen der Verfasser böse Worte über die beiden verliert.
Auch beruflich hat es Merrily zur Zeit alles andere als leicht. Es wurden ihr gleich drei weitere Mitarbeiter in spirituellen Grenzfragen zur Seite gestellt und es kristallisiert sich dabei immer mehr heraus, dass diese Personen eigentlich nur einen Plan verfolgen- an Merrilys Stuhl zu sägen.
Um so schwerer ist es für die Pfarrerin und Exorzistin, sich von ihrem neuen Team unbemerkt loszueisen, um einem neuen Fall nachzugehen, in denen ihr Bekannter, der frisch in den Ruhestand getretene Polizist Andy Mumford, Merrilys Unterstützung benötigt.

Andys Neffe, der geschichtsfanatische und stille Robbie Walsh, ist im beschaulichen Dörfchen Ludlow vom Turm des Schlosses gestürzt und tödlich verunglückt. War es ein Unfall, Mord oder gar Selbstmord?
Während Andy auf eigene Faust ermittelt, versucht Merrily zusammen mit Lol, ihrer Tochter Jane und Eirion einen anderen Weg, denn eine undurchsichtige Gothic-Sängerin aus den 80er Jahren, die sich Belladonna nennt, hatte einen engen Kontakt zu dem Jungen und ihre Spur führt zudem auch zu einer Internetplattform für selbstmordgefährdete Jugendliche.

Dennoch kann es Merrilys „Team“ nicht verhindern, dass noch ein weiterer Teenager stirbt- wieder ein Sturz vom Schlossturm. Kann es wirklich sein, dass ein jahrhundertealter Geist sein Unwesen im Schloss treibt und unglückliche Jugendliche dazu bringt, sich in den Tod zu stürzen oder ist des Rätsels Lösung doch eher irdischer Natur?

Normalerweise spielt in Phil Rickmans klerikaler Mystery Reihe der Dorfklatsch immer eine große Rolle, doch in „Das Lächeln der Toten“ wird dieser Aspekt diesmal zur völligen Nebensache und auch wenn ich besonders die schrulligen Dörfler in der Watkins Reihe schätze, habe ich im neuen Band der Reihe dennoch nichts vermisst. Im Gegenteil- die besondere Langsamkeit, die den Bänden normalerweise anhaftet, ist diesmal kaum zu spüren, der Roman lässt sich wie im Flug lesen und auch der Fall um die toten Jugendlichen ist sehr spannend; fast bis zum Ende hin undurchsichtig und interessant gestaltet.

Merrily, Lol, Jane und Eirion sind mittlerweile eine feste Einheit in den Romanen geworden und entwickeln sich stets weiter, was ich gespannt mitverfolgt habe, wobei mir abgesehen von Lol, besonders Jane und Eirion immer mehr ans Herz wachsen.
Natürlich haben auch Huw Owen und Gomer Parry einige Auftritte, doch diese sind in „Das Lächeln der Toten“ eher bescheiden.
Es geht für „Rickmansche Verhältnisse“ recht zügig voran und diesmal hat eine seiner bisherigen Nebenfiguren, Andy Mumford, einen größeren Auftritt. Sehr authentisch schildert der Autor Andys widerstrebende Gefühle in Bezug seiner Frühpensionierung und es gelingt ihm zudem Andys Gefühlswelt sehr transparent für den Leser darzustellen, so dass man auch in Zeiten, in denen er Merrily mit ins Boot zieht, was nicht unbedingt fair ist, seine Beweggründe nachvollziehen kann.

Die Auflösung kann mit einigen Überraschungen aufwarten, der „Showdown“ am Ende ist jedoch nicht mörderisch spannend- vielmehr ist man als Leser gebannt von Lols Einsatz und wie er seine Schüchternheit und Unsicherheit diesmal völlig ad acta legt, ohne an dieser Stelle zuviel verraten zu wollen. Eigentlich müsste die Reihe mit diesem Band von Merrily Watkins Reihe in Lol Robinson Reihe umbenannt werden; denn Lol entwickelt sich immer mehr zur Hauptfigur dieser Serie!

Die paranormalen Elemente beschränken sich diesmal auf das absolute Minimum und sind eigentlich gar nicht erwähnenswert, was ich ein wenig schade fand, aber nicht unbedingt sehr vermisst habe, da der Roman ansonsten atmosphärisch sehr dicht geschrieben ist.

Kurz gefasst: Sehr starker Band der Watkins/Robinson Reihe!