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Veröffentlicht am 13.10.2024

Hebamme unter erschwerten Bedingungen

Die Berghebamme – Hoffnung der Frauen
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Das Cover und der Titel des Romans lassen wenig Unklarheiten, was die Thematik des Buches angeht. In diesem historischen Roman geht es um die Hebamme Maria, die 1893 nach ihrer Ausbildung in München in ...

Das Cover und der Titel des Romans lassen wenig Unklarheiten, was die Thematik des Buches angeht. In diesem historischen Roman geht es um die Hebamme Maria, die 1893 nach ihrer Ausbildung in München in ihr Heimatdorf Brannenburg in den Bayerischen Alpen zurückkehrt, um die Nachfolge der alten Hebamme Alma anzutreten. Dort wird sie aber von vielen wenig freundlich empfangen, da sie als "Bankert" gilt, weil sie unehelich zur Welt gekommen ist und von ihrer Mutter zurückgelassen wurde. Außerdem weigert sich auch Alma, sich aufs Altenteil zurückzuziehen und möchte weiter praktizieren, teils mit fragwürdigen Methoden. Hinzu kommt, dass sie und ihr verheirateter Jugendfreund Max plötzlich feststellen, dass sie mehr füreinander empfinden als nur Freundschaft.

Ich fand es sehr interessant, mehr über die Arbeit einer Hebamme zur damaligen Zeit zu erfahren, einerseits in München, wo in der Geburtsanstalt für ledige Mütter auch ganz eigene Bedingungen herrschten, andererseits in der rauhen und abgeschiedenen Bergwelt mit den einzeln gelegenen Höfen und Almen und den stark im Katholizismus verwurzelten Bewohner:innen, wo Taufen mit Weihwasser im Mutterleib zum Standard der alten Hebamme gehörten und ein enormes Infektionsrisiko darstellten. Auch ansonsten gab es ein großes Risiko für Komplikationen und die Hebammen hatten weite und beschwerliche Wege zurückzulegen. Das wird durch die anschauliche Schilderung vieler Geburten sehr anschaulich, andererseits ist dabei manches doch recht ähnlich, sodass es auch gut möglich gewesen wäre, ein paar der beschriebenen Geburten wegzulassen. Gleiches gilt für die Szenen, in denen werdende Mütter oder ihre Verwandten Maria feindlich gegenüber treten. Maria als Protagonistin war mir sehr sympathisch, die Beschreibung des sich wandelnden Verhältnisses zu ihrem brüderlichen Freund hat mich dagegen nicht voll überzeugt. Insgesamt fand ich die Lektüre aber sehr interessant und der Schreibstil war gut lesbar, daher würde ich mich auch über eine Fortsetzung sehr freuen.

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Veröffentlicht am 13.10.2024

Mutter auf Distanz

Der Morgen nach dem Regen
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Bei diesem Roman hat mich das Cover zunächst weniger angesprochen, da ich weniger abstrakte Covergestaltungen bevorzuge, auch wenn es sicher zum Roman passt. Im Mittelpunkt der Handlung stehen die sechzigjährige ...

Bei diesem Roman hat mich das Cover zunächst weniger angesprochen, da ich weniger abstrakte Covergestaltungen bevorzuge, auch wenn es sicher zum Roman passt. Im Mittelpunkt der Handlung stehen die sechzigjährige Johanna und ihre erwachsene Tochter Elsa. Diese hat seit ihrer Kindheit ein wesentlich engeres Verhältnis zu ihrem Vater, da sie sich oft von ihrer Mutter im Stich gelassen gefühlt hat, da diese für ihren Job bei den Verdienten Nationen in allen möglichen Krisengebieten war, während Elsa und ihr Vater in New York zurückblieben. Im Erwachsenenalter brach Elsa den Kontakt zu ihrer Mutter dann fast vollständig ab. Nun arbeitet Elsa als Anwältin am internationalen Strafgerichtshof in Den Haag und verteidigt dort potenzielle Kriegsverbrecher. Als ihre Mutter gerade das Haus ihrer Tante Toni am Rhein geerbt hat, wo Elsa in ihrer Kindheit glücklich war, erleidet Elsa einen Burnout und es zieht sie an diesen Ort der Kindheit, aber nicht zu ihrer Mutter. Dennoch müssen die beiden nun miteinander unter einem Dach klarkommen und Johanna sorgt sich auch sehr um ihre Tochter. Langsam nähern beide sich an und so erfährt Elsa vieles über das Leben ihrer Mutter, womit sie nicht gerechnet hätte.

Ich fand den Roman sehr interessant. Man erfährt viel über die Arbeit und die Lebensbedingungen in Krisengebieten und beide Protagonistinnen üben sehr spannende Berufe aus. Immer wieder gibt es Zeitsprünge, die für eine gewisse Spannung sorgen, bis man nach und nach erfährt, was Johanna widerfahren ist. Die Autorin schildert auch die sehr langsame Annäherung zwischen Mutter und Tochter sehr authentisch und nachvollziehbar. Insgesamt war der Schreibstil gut lesbar und anschaulich, sodass ich mich auch in sehr ungewohnte Situationen gut hineinversetzen konnte.

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Veröffentlicht am 13.10.2024

Vielschichtiger Thriller

Lupus
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»Lupus« ist nach "Der Wald" der zweite Wissenschaftsthriller von Tibor Rode. Auf dem Cover sieht man dann auch den Namensgeber der Geschichte mit einer übertrieben furchteinflößenden Fratze. Dadurch war ...

»Lupus« ist nach "Der Wald" der zweite Wissenschaftsthriller von Tibor Rode. Auf dem Cover sieht man dann auch den Namensgeber der Geschichte mit einer übertrieben furchteinflößenden Fratze. Dadurch war ich mir zunächst nicht ganz sicher, ob das Ganze zu blutig für meinen Geschmack wird, die Thematik hat mich dann aber doch interessiert.

Die Handlung beginnt damit, dass der Vater der Tierärztin und neuen Wolfsbeauftragten des Landkreises Jenny Rausch verschwunden ist. Es wird in Betracht gezogen, dass er bei der Jagd einem Wolfsangriff zum Opfer gefallen ist, da in der Gegend aktuell anscheinend recht aggressive Wölfe unterwegs sind. Ein KI gesteuerter Wildschutzzaun hat zudem sehr seltsame Daten aufgezeichnet. Jenny begibt sich zusammen mit Staatsanwalt Bach auf die Suche nach den Wölfen und auch nach ihrem Vater und stößt dabei auch auf einige Geheimnisse aus dessen Vergangenheit.

Ich fand die Wolfsthematik sehr interessant, da dieses Thema ja seit Jahren die Gemüter von Landwirt:innen und Politiker:innen erhitzt. Auch die KI-gesteuerten Zäune sind nicht nur Fiktion, zumal sie ja auch nicht ausschließlich dazu benutzt werden können, Tiere abzuhalten. Besonders spannend fand ich auch den Zusammenhang zwischen der aktuellen Story und der DDR-Vergangenheit mit der Forschungsanstalt auf der Insel Riems, die eine Welt für sich war und auch heute noch quasi Sperrgebiet ist. Insgesamt war mir die Auflösung am Ende dann jedoch etwas zu konstruiert und unrealistisch. Der Schreibstil des Autors war aber gut lesbar und so, dass man als Laie dennoch alle technischen und naturwissenschaftlichen Zusammenhänge verstehen konnte.

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Veröffentlicht am 13.10.2024

Spannender Rhön-Krimi

Glutmoor (Janosch Janssen ermittelt 2)
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Bei "Glutmoor" handelt es sich um den zweiten Teil einer Rhön-Krimi-Reihe mit Kriminalhauptkommissar Janosch Janssen und Kriminaloberrätin Diana Quester als Ermittler:innen. Janosch Janssen ist mittlerweile ...

Bei "Glutmoor" handelt es sich um den zweiten Teil einer Rhön-Krimi-Reihe mit Kriminalhauptkommissar Janosch Janssen und Kriminaloberrätin Diana Quester als Ermittler:innen. Janosch Janssen ist mittlerweile der Schwiegersohn der Kriminaloberrätin und künftiger Vater ihres Enkelkindes, was sie aber dennoch nicht davon abhält oder sie gerade noch bestärkt, besonders streng mit ihm umzugehen.

Beim aktuellen Fall werden in einem Einfamilienhaus die Leichen von Großeltern, Sohn und Enkelkind brutal erschossen aufgefunden. In der gleichen Nacht wurde ein Gedenkstein für einen bei der Flucht über die nahe deutsch-deutsche Grenze Getöteten beschmiert und es könnte sein, dass ein Zusammenhang zwischen beiden Fällen besteht, es gibt aber auch eine Reihe weiterer Spuren, denen Janosch und Diana nachgehen müssen.

Ich fand den Fall sehr spannend, da es eine Vielzahl verschiedener Spuren gab und man lange nicht wusste, worauf alles nun endgültig herauslief. Neben dem eigentlichen Fall bot auch das Verhältnis der Ermittelnden untereinander einiges an Konfliktpotential. Dass die besondere Lage des fiktiven Rhönortes nahe der damaligen deutsch-deutschen Grenze und damit verbunden verschiedene Fluchtschicksale ebenfalls eine Rolle spielten, hat mir ebenfalls gut gefallen. Der Schreibstil war dabei gut lesbar und ich freue mich schon auf weitere Fälle aus der Rhön.

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Veröffentlicht am 02.10.2024

Humorvoller Allgäu-Krimi mit aktuellen Themen

Lückenbüßer (Kluftinger-Krimis 13)
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Dies ist mein erster Kluftinger-Krimi, auch wenn die Reihe schon aus einer Menge an Bänden besteht. Dennoch fiel es mir nicht schwer, in das Geschehen hineinzufinden. Das Cover hatte direkt mein Interesse ...

Dies ist mein erster Kluftinger-Krimi, auch wenn die Reihe schon aus einer Menge an Bänden besteht. Dennoch fiel es mir nicht schwer, in das Geschehen hineinzufinden. Das Cover hatte direkt mein Interesse geweckt, mit dem Wald und den Tieren darauf und grundsätzlich der Art der Gestaltung.
Kluftinger ist aktuell Interims-Polizeipräsident, anscheinend, ohne sich so wirklich um den Posten gerissen zu haben. Außerdem hat er sich bereit erklärt, bei der Gemeinderatswahl auf dem hintersten Listenplatz zu kandidieren, damit die Liste voll wird. Auch diese Aufgabe führt er zunächst recht unmotiviert aus, entwickelt aber nach und nach plötzlich Ehrgeiz, um seinem Konkurrenten Doktor Langhammer eins auszuwischen. Zunächst stirbt aber ein Polizist bei einer von Kluftinger geleiteten großen Übung in den Bergen und er und sein Team müssen Herausfinden, ob es ein Unfall war oder doch etwas ganz Anderes dahinter steckt.

Für mich war der Krimi eine gute Mischung aus Kriminalfall, einer ordentlichen Dosis Humor, aber auch ernsthaften Themen, die die aktuelle Zeit prägen. So ging es auch um die konsequent Unzufriedenen und die Querdenkerszene. Auch ordentlich Lokalkolorit und zuweilen etwas Kritik an den unguten Auswüchsen des Tourismus waren vorhanden. Sowohl die Hauptperson Kluftinger als auch die verschiedensten Nebenfiguren waren überzeugend ausgestaltet. Ich konnte mir Kluftinger mit seiner pragmatischen Art sehr gut vorstellen. Aber auch die Lokal- und Ex-Bundespolitiker wurden sehr gut getroffen und die "Feinheiten" der Lokalpolitik etwas auf die Schippe genommen, ohne, dass es zu sehr in Klamauk ausartete. Etwas Spannung, was die Auflösung des Kriminalfalls angeht, war natürlich ebenfalls vorhanden.

Besonders kann ich bei diesem Allgäu-Krimi das Hörbuch empfehlen, da es einfach noch einmal einen Unterschied macht, wenn der Allgäuer Dialekt von Kluftinger authentisch wiedergegeben wird.

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