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JDaizy

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.03.2018

"Its simple but not easy!"

Parallelwelten
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"Was mache ich nur, wenn sie sich nicht beruhigen lässt? 3.15 Uhr. Mit tiefen Stirnfalten nicke ich von Sorgen geplagt ein. Das Licht an. Mein Smartphone noch in der Hand. /.../ Ein ganz normaler Samstag ...

"Was mache ich nur, wenn sie sich nicht beruhigen lässt? 3.15 Uhr. Mit tiefen Stirnfalten nicke ich von Sorgen geplagt ein. Das Licht an. Mein Smartphone noch in der Hand. /.../ Ein ganz normaler Samstag eben. Zumindest für mich. Die ihre Müdigkeit zwar sieht, die müden Augen, die schwachen Glieder, die manchmal zu erschöpft sind, um vor dem Schlafengehen noch die Zähne zu putzen, sich aber trotzdem keine Pause gönnt. Wäre ich jemand anderes, würde ich mir gut zureden, zu entspannen, ein paar Gänge runterzuschalten, mir eine Auszeit zu nehmen. Entschleunigung. Kraft tanken. Einfach mal die Augen zu. Aber bei mir laufen die Dinge anders. Ich bin eben ich. Ich muss funktionieren."


Die junge Jenifer Girke ist ein aufstrebendes, begehrtes Elitemädchen. Ihr Karriereweg scheint vorgezeichnet. Jung, sexy, erfolgreich. Unermüdlich stürzt sie sich in ihre Arbeit als Journalistin und strotzt dem alltäglichen Wahnsinn, dem Dauerstress und ihrem anhaltenden Schlafmangel.
Doch wie lange wird sie in einer (Arbeits-)Welt, die mehr Schein als Sein ist und Höchstleistungen ohne Limit erwartet, bestehen können? Wird sie ihren Traum und ihre Visionen, sich für Menschen einzusetzen, die eine Stimme brauchen, aufgeben, um dafür am Fließband lieber Themen zu recherchieren und zu veröffentlichen, die genügend Klicks und Likes bringen? Und welche Rolle spielt sie in ihrem Leben? Welche Rolle spielen wir?

"Leistungsdruck, Optimierungswahn. Der Erfolg, dem wir nachlaufen, hat seinen Preis."
Das merkt auch die Autorin. Gefangen in einer Parallelwelt - wie so viele von uns, die oft am Abgrund auf einem ziemlichen schmalen Grat zwischen Familie und Job jonglieren müssen. Die zwar erfolgreich sind und viel Geld verdienen, aber keine Zeit haben es auszugeben und abends totmüde und unglücklich ins Bett fallen. Was ist der Sinn des Lebens? Warum tun wir uns das an? Und wie kann man es schaffen, seine Rolle in diesem Spiel zu erkennen, zu akzeptieren und (vielleicht sogar) etwas zu ändern?

Die Autorin eröffnet dem Leser mit ihrem autobiographischen Buch "Parallelwelten" - in 19 Kapiteln auf 253 Seiten - einen Blick hinter die Kulissen. Man erfährt viel über sie und ihre Familie, wie sie zu dem geworden ist, was sie heute ist und darüber, wie sie ihren Weg gegangen ist und immer noch geht. Dabei bleibt sie offen und authentisch - nicht alles geht steil bergan - es gibt Sackgassen, Umwege und auch (nicht immer ganz freiwillige) Pausen.
Ihr Schreibstil ist leicht und flüssig zu lesen, (manchmal sehr) direkt und auch der schwarze Humor kommt nicht zu kurz.
Das Buch wurde in seiner Erstauflage im März 2018 als Taschenbuch mit nach innen geklappten Umschlägen (Klappenbroschur) im ADEO-Verlag veröffentlicht. Auf dem Cover ist das Konterfei der Autorin - ihr Portrait vor einem dunklen Hintergrund. Da das Buch autobiographisch ist, finde ich das eine sehr schöne Idee. Vor allem, weil die Autorin so auch offen Stellung bezieht und zu ihrer Geschichte steht. Das ist nicht immer selbstverständlich. Gerade wenn man in der Öffentlichkeit steht.

Was mir besonders gut an diesem Buch gefällt, ist, dass es so ist wie es ist. Für mich erscheint die Geschichte nicht geschönt oder konstruiert, wie das bei autobiographischen Hintergründen gern der Fall ist. Es gibt sehr traurige, berührende Momente, aber auch wunderschöne und lustige Erinnerungen. Manchmal musste ich beim Lesen kurz innehalten und habe überlegt, ob die Autorin, gerade bei ihrem Vater, manchmal etwas zu rücksichtsvoll in ihren Aussagen ist. Aber am Ende spürt man ihre aufrichtige Vergebung und ihr Vertrauen auf Gott und in sich. Das hat mich sehr beeindruckt.
Es gibt auch Dinge, die ich gern für mich mitnehmen möchte: achtsamer zu sein, besser auf mich aufzupassen, mit den drei Ws zu schauen was mir gut tut. Eine gelungene Zusammenfassung ist dafür auch das letzte Kapitel im Buch: Zehn Regeln für Maskenträger.


Fazit:
"It`s simple but not easy!"

Es geht nicht (nur) um das Ziel, sondern um den Weg. Das Leben ist keine Einbahnstraße, bei der man zwischen "Richtig" und "Falsch" entscheiden muss.
Ein offener, authentischer Lebensbericht, der Mut und Hoffnung macht sich (auch in schweren Zeiten) treu zu bleiben.
Von mir bekommt das Buch verdiente 4,5 von 5 möglichen Sternen und meine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 21.03.2018

Eine gelungene Fortsetzung

Weil du mit mir gehst (2)
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"Katherine hat einmal gesagt, es sei Gottes Geschenk an uns, wenn sein Licht in die dunklen Ecken unseres Lebens fällt. Dabei kann das Licht selbst nichts an den Dingen ändern, aber es macht sie sichtbar. ...

"Katherine hat einmal gesagt, es sei Gottes Geschenk an uns, wenn sein Licht in die dunklen Ecken unseres Lebens fällt. Dabei kann das Licht selbst nichts an den Dingen ändern, aber es macht sie sichtbar. Und dann stehen wir vor der Wahl: Was werden wir mit den Dingen tun, die das Licht uns gezeigt hat? Sie ignorieren und versuchen, sie zu verdrängen, weil wir Angst vor Überforderung haben? Werden wir vielleicht versuchen, sie selbst in Ordnung zu bringen? Oder werden wir in der Kraft des Heiligen Geistes weiter kleine Schritte in Richtung Freiheit machen, auch wenn es wehtut?"


In "Unterwegs mit dir " trafen sich die vier Frauen Meg, Mara, Hannah und Charissa zum ersten Mal und verbrachten bei einem gemeinamen Kurs viel Zeit mit sich selbst und miteinander. Zeit, bei der sie sich nach anfänglichen Schwierigkeiten besser kennenlernten und sich näher kamen. Ich habe mich deshalb sehr gefreut als nun der Folgeband "Weil du mit mir gehst" erschien.
Wie wird das Leben der Frauen weitergegangen sein? Sind sie vorangekommen auf ihrem Weg? Hatte ihre Freundschaft Bestand oder haben sie sich im Alltag gar aus den Augen verloren?

Der Autorin Sharon Garlough Brown gelingt es problemlos ihre Figuren im Kopf des Lesers schnell wieder lebendig werden zu lassen. Mit Rückblicken erinnert man sich gut an den ersten Teil ihrer Reise. Aber auch Leser, die den ersten Band nicht gelesen haben, werden ausreichend informiert, so dass man das Buch auch ohne Vorkenntnisse lesen kann. Allerdings fände ich das schade, weil man den ersten großen Entwicklungsschritt von Meg, Mara, Hannah und Charissa verpassen würde.
Was mir bei der Entwicklung der Figuren besonders gut gefällt, ist ihre Einbettung in eine sehr intensive, detailreiche, individuelle Lebensituation, die sehr unterschiedlich ist. Schon deshalb wird sich der Leser an der ein oder anderen Stelle selbst wiedererkennen können. Bei mir gab es tatsächlich Momente, bei denen ich dachte: "Diese Worte hat sie jetzt genau für dich geschrieben." Und in anderen Leseabschnitten habe ich einfach mit den Frauen mitgefiebert, gehofft, gebangt, gelacht und auch die ein oder andere kleine Träne vergossen.

Natürlich gab es auch wieder sehr persönliche (Lese-)Momente, die mich zum Nachdenken gebracht haben. "Lerne bei dem zu Verweilen, was dich provoziert." wurde Hannah geraten. Dieser Satz hallt auch bei mir nach und ich werde mich noch weiter damit auseinandersetzen (müssen, nein dürfen). Ebenso mit dem Gedanken, wie man bei einer aufgezwungenen Freizeit-Diät seine Zeit am besten nutzen kann. Die Ideen mit dem Reisetagebuch (wobei es nicht zwangsläufig eine Urlaubsreise sein muss, sondern sehr gern auch die eigene geistliche Reise sein darf) und mit dem Jahresgebet fand ich sehr inspirierend und die Vergleiche von Gott mit einer Blume, mit den Blumen im Winter oder mit dem Windrad. Ach es gab so viele berührende Momente, die ich für mich gern mitnehmen möchte. Ich hoffe, sie bleiben mir lange Zeit im Gedächtnis.

Das Buch wurde in seiner 1. Auflage 2018 als Hardcover im Verlag GerthMedien veröffentlicht.
Den 429 Seiten mit ihrer angenehmen Schriftgröße fehlt zum puren Lesegenuss nur noch das Lesebändchen, das ich wirklich vermisst habe.
Sonst ist es ein würdiger Nachfolger von Band 1, dem es von der äußeren Aufmachung her sehr ähnelt. Wieder sind die vier Frauen im Scherenschnitt abgebildet, die man auch dieses Mal leider nicht 100-prozentig zuordnen kann. Da hätte ich mir eine Veränderung gewünscht. Auch das Größenverhältnis der stehenden Frauen zu der sitzenden wirkt für mich auf den ersten Blick etwas unproportional. Was mir gut gefällt ist die Farbgestaltung. Anders als bei Band 1 ist es diesmal ein zartes Rosè, dass für mich eine positive Grundstimmung vermittelt. Da ist schon etwas in Gang gekommen, was nun fortgeführt werden soll.

Am Ende des Buches findet sich zudem ein Leitfaden für Gebets- und Gesprächsrunden, damit man das Gelesene auch in der Praxis anwenden kann. Die Autorin läd uns dabei auf eine achtwöchige Reise ein: mit Fragen, die uns zum Nachdenken anregen sollen und geistlichen Übungen zum Ausprobieren - damit man sich auch selbst geistlich weiterentwickeln kann.


Fazit:
Eine gelungene Fortsetzung, die mir neben schönen Lesestunden, auch jede Menge Anregungen zum Nachdenken und Nachmachen geboten hat. Ich hätte mir ein "tieferes" Ende gewünscht. Aber ich vermute, dass wurde zugunsten eines dritten Buches "aufgespart".

Veröffentlicht am 05.02.2018

Ein vielversprechender, meisterhafter Auftakt zur neuen Reihe um den Ermittler Tom Babylon

Schlüssel 17
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"Toms Herz schlug als wollte es zerspringen. Er sah zu Bene hinüber, der sich ebenfalls bis auf die Unterhose ausgezogen hatte und probeweise den Fuß in das Kanalwasser steckte. "Scheiße, Mann. Ist das ...

"Toms Herz schlug als wollte es zerspringen. Er sah zu Bene hinüber, der sich ebenfalls bis auf die Unterhose ausgezogen hatte und probeweise den Fuß in das Kanalwasser steckte. "Scheiße, Mann. Ist das kalt." I...I "Wir hätten das schon viel früher machen sollen", sagte Bene missmutig, "als es noch nicht so arschkalt war." I...I Er zuckte mit den Achseln und stellte auch das zweite Bein ins Wasser. I...I "Bereit?, fragte Bene. Er hatte sich die Brille über die Augen geschoben und versuchte, dreinzuschauen wie sein Lieblingsrapper Coolio, mit seinem Rotschopf sah er allerdings eher aus wie ein dürres Sams auf Tauchgang."


Ich freue mich schon so lange darauf, dass endlich das nächste Buch von Marc Raabe erscheint. Und jetzt halte ich es in den Händen. Es ist von der Aufmachung anders als seine drei Vorgänger. Das Cover ist dunkler, fast düster und das (Taschen-)Buch mit seinen 500 Seiten viel dicker als gewöhnlich. Autor und Titel sind zudem auch haptisch hervorgehoben, was das Buch hochwertig(er) erscheinen lässt. Auf den Klappentexten, also auf den jeweils eingeklappten Enden des Schutzumschlages, finden sich zudem noch Angaben zum Autor und Werbung zu weiteren Büchern von ihm. Was mir super gefällt, ist die große, gut lesbare Schrift und die übersichtliche Kapiteleinteilung. So habe ich mich zu jeder Zeit gut in der Geschichte zurechtgefunden.

Mein Einstieg ins Buch war das Covermotiv, das eine silber-bläulich schimmerte Feder auf tiefschwarzem Grund zeigt. Was hat diese Feder wohl mit dem Titel "Schlüssel 17" zu tun?
Es geht - wie von Marc Raabe gewohnt - gleich im Prolog zur Sache. Man ist sofort gefangen in der Geschichte: eine grausam zugerichtete Leiche im Berliner Dom, drapiert wie in einem makaberen Schauspiel. Um den Hals trägt sie einen Schlüssel indem die Zahl 17 eingeritzt ist. Der erste Fall für Tom Babylon könnte nicht spannender beginnen. Denn hinter genau diesem Schlüssel verbirgt sich eine ergreifende Tragödie über den Verlust seiner kleinen Schwester, die damals vor 20 Jahren mit genau diesem Schlüssel verschwand. Wie hängen das Verschwinden und der Mord zusammen? Wird der Täter weiter morden? Und wird der Ermittler Tom Babylon die Herzen der Leser erobern können?

Ich finde den Start einer neuen Ermittlerreihe immer superspannend. Dem Autor ist es dabei in vieler Hinsicht gelungen mich in der Geschichte zu fesseln. Zum einen überschlagen sich die Ereignisse, so dass man kaum zum Luft holen kommt. Gerade im letzten Drittel konnte (und wollte) ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen, weil ich auf die Auflösung hingefiebert habe. Es kam anders als erwartet und vielleicht hätte ich ein anderes Ende favorisiert. Aber ich bin trotzdem nicht enttäuscht gewesen. Auch die Verbindung zum MfS war mir ein bisschen zu überspitzt und plagativ, was dem Lesen aber keinen Abbruch getan hat.
Was mir zudem gut gefallen hat, sind die örtlichen Gegebenheiten, bei denen man (als Berliner) so vieles wiederentdecken kann. Und auch die Figurenzeichnung ist wirklich sehr gut gelungen. Ob nun Tom Babylon, Jo Morten oder Sita Johanns - sie alle sind menschlich, mit Ecken und Kanten und nicht selten habe ich mich beim Lesen gefragt, wie unmenschlich unsere Welt ist, wie grausam Menschen sein können und das eine schöne Fassade nicht selten nur Schein ist. Die Vergangenheit wird uns alle immer wieder einholen. Man kann sie nicht abschütteln, sie verschwindet nicht einfach über Nacht, wenn man sie über Jahrzehnte totschweigt oder sie zu vergraben versucht. Schmerz, Verlust, Trauer, Auswegslosigkeit sind tiefgreifende Gefühle mit denen der Autor genauso "hart" spielt wie mit Schuld, Wut und Ohnmacht.
Was ich unbedingt noch erwähnen muss, sind die gelungenen und wirklich fesselnden Rückblicke in die Jugend des Ermittlers und die "Ausflüge" in die psychiatrische Privatklinik Höbecke. Manchmal hätte ich am liebsten vorgeblättert, weil die Kapitel so spannend und abrupt aufhörten, dass es kaum auszuhalten war.


Fazit:
Ein wirklich gelungener Start in die neue Ermittlerreihe mit Tom Babylon, die zeigt, dass Angst kein guter Ratgeber ist und die Vergangenheit hinter jeder Ecke lauern kann. Eine Geschichte über Lügen, Verrat, Geheimnisse und alte Schuld, die den Leser zu jeder Zeit fesselt und kaum zu Atem kommen lässt; die aber auch mit sympathischen (und weniger sympathischen) Protagonisten punktet. Mir persönlich ist besonders die Psychologin Sita Johanns im Gedächtnis geblieben, die hoffentlich auch im folgenden Band weiter an Toms Seite ermittleln wird.

Veröffentlicht am 05.12.2017

Eine inspirierende Geschichte über den Weg zu sich selbst - aus Männersicht

Meer als Alles.
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"Zwölf Jahre waren ins Land gegangen und dieses Gespräch verdeutlichte mir einmal mehr, dass es nicht entscheidend ist, wie viel Zeit wir mit einem Menschen verbringen, sondern wie wir diese Zeit tatsächlich ...

"Zwölf Jahre waren ins Land gegangen und dieses Gespräch verdeutlichte mir einmal mehr, dass es nicht entscheidend ist, wie viel Zeit wir mit einem Menschen verbringen, sondern wie wir diese Zeit tatsächlich füllen.
Es gab viele Menschen, mit denen ich sehr viel mehr meiner Lebenszeit verbrachte als mit Leif, mit manchen sogar täglich, und doch wusste ich eigentlich nicht viel über diese Menschen. Es waren Begegnungen ohne Eindruck."



Als bekennender Coverkäufer hat mich dieses Buch sofort in seinen Bann gezogen. Ich liebe dieses sanfte, ruhige Grau-Blau von Meer und Himmel. Mit den fliegenden Möwen und den Wellen wirkt dieses Motiv trotzdem erfrischend und belebend. Auch der Titel "Meer als Alles" ist passend in das Cover eingearbeitet. Im Buch finden sich außerdem in der Mitte wunderschöne farbige Abbildungen vom Meer und der Küste und auch die jeweiligen Kapitelanfänge sind doppelseitig mit einem schwarz-weiß Foto hinterlegt. Ich vermute all diese Fotos stammen vom Autor selbst, weil in seiner Kurzvita angegeben ist, dass er sehr gern fotographiert. Auch die Textgestaltung finde ich sehr gelungen. Die Schrift ist gut lesbar, die Schriftgröße angenehm und die kleinen Wellen zwischen den einzelnen Abschnitten fielen mir beim Lesen immer wieder positiv auf.
Das Buch wurde im Juni 2017 in seiner Erstauflage als Hardcover im ADEO-Verlag veröffentlicht. Es trägt einen Schutzumschlag und ist auch darunter wirklich ansehlich. Um es auf den Punkt zu bringen: hochwertig und individuell - das schätze ich so sehr am ADEO-Verlag und seinen Autoren.

Worum geht es im Buch: Daniel ist erwachsener (Ehe-)Mann, Vater und passionierter Angler. Er scheint in sich zu ruhen. Doch das war nicht immer so. Bei seiner dritten Reise auf die Insel trifft er seinen alten Freund Leif wieder und sie tauschen sich - neben Angelerlebnissen - aus, über seinen Weg, seine Sinnsuche und seine bisherigen Erfahrungen und Erlebnisse. Dabei spielt Leif als Freund und Wegbegleiter eine sehr wichtige Rolle, weil er dieses Prozess der Selbstfindung vor vielen Jahren bei Daniel in Gang gebracht hat. In "Meer als Alles" begleiten wir die zwei nun auf ihrer dritten Reiseetappe. Es gibt also noch zwei Vorläufer - Band Eins und Zwei, die man aber (dank vieler Rückblicke) nicht gelesen haben muss, um Band Drei zu verstehen. Ich selbst habe das Buch ohne Vorwissen der Vorgängerbände gelesen.
Was mir erst aufgefallen ist als ich das Buch zu lesen begann, ist der Untertitel "Eine Erzählung für Männer". Kurz kam mir der Gedanke, ob ich mich jetzt als Frau als Leser disqualifiziert hätte? Ich habe es trotzdem gewagt und bin nicht enttäuscht wurden. Auch wenn das Angelthema nicht zu meinen favorisierten Interessen gehört, war es für mich sehr interessant, die Sinnsuche einmal aus rein männlicher Sicht zu verfolgen und begleiten zu dürfen. Auch Daniels Erzählungen über das Verhältnis zu seinen Söhnen haben mich bewegt. Dabei werden auch kurz die Themen des "inneren Kindes" und des initiierten Mannwerdens angesprochen.

"Wie willst du Fülle erleben, wenn du ständig irgendeinen Mangel beklagst? Wie willst du inneren Frieden erleben, wenn du immer und überall meckerst und verurteilst? Wie willst du bei dir selbst ankommen, wenn du dir immer weniger Zeit und Aufmerksamkeit widmest? /.../ Du bekommst nur das an den Haken, was du anköderst."
Was für eine wunderbare, bildliche Botschaft, die ich mir ausgedruckt und an den Kühlschrank gehängt habe. Ganz sicher werde ich mir Band Eins und Zwei kaufen, um zu erfahren, was Daniel auf seinen ersten Reiseetappen erlebt und gefühlt hat.


Fazit:
Ein wunderschönes Buch über den Weg zurück zu sich selbst - aus Männersicht. Aber definitiv nicht nur für männliche Leser, sondern für jeden der Inspiration sucht bei der Frage "Wer bin ich". Mit wunderschönen Fotos, die die beim Lesen entstehenden Bilder im Kopf unterstreichen und ergänzen. Danke für diese wertvolle und bereichernde "Geschichte".

Veröffentlicht am 22.11.2017

(nur) eine Einführung in den Persönlichkeitstypus der Ozeanseelen

Meine Seele ist wie ein Ozean - Warum versteht mich denn keiner?!
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"So wie wir auf der Erde noch Tausende von unterschiedlichen Meeren und Seen vorfinden (vom Kaspischen bis zum Toten Meer, vom Mittelmeer bis zum See Genezareth, vom Baikalsee bis zum Bodensee) so vielfältig ...

"So wie wir auf der Erde noch Tausende von unterschiedlichen Meeren und Seen vorfinden (vom Kaspischen bis zum Toten Meer, vom Mittelmeer bis zum See Genezareth, vom Baikalsee bis zum Bodensee) so vielfältig sind die menschlichen Grundtypen ...
Wie sich auch Bergseen und Ozeane nicht starr einteilen lassen, und wie die Erde unterschiedliche Seen und Meere aufweist, gibt es derart unterschiedliche Grundtypen, dass jede starre Einordnung am Kern dieser Typologie vorbeigehen würde. Daher halten Sie fest: Sie sind ein Original, das es auf dieser Erde nur einmal gibt. Machen Sie sich das bewusst!"



"Die Ozeanseele" in der eigenen Persönlichkeit entdecken und die Antwort auf die Frage "Warum versteht mich als Ozeanseele keiner?!" haben mich neugierig auf dieses Buch gemacht. Vielleicht auch deshalb, weil ich das Meer so sehr liebe und mich davon magisch angezogen fühle und, weil mich das Thema Persönlichkeitsentwicklung aus psychologischer Sicht schon lange interessiert.
Auch das Cover hat mich gleich zu Beginn angesprochen: man sieht toßende Wellen auf dem offenen Meer, hinter bzw. unter denen man (noch) nichts erkennen kann; hinterdem sich aber sicher viel Aufregendes und Schönes verbirgt. Dort habe ich mich mit meinen vielen (zum Teil unbeantworteten) Fragen sofort wiedergefunden.

Das Buch beginnt mit einer Danksagung, in der unter anderem auch Menschen zitiert werden, die über ihre Erfahrungen im (Erst-)Kontakt mit dieser Thematik sprechen. Das hat mir gut gefallen.
In der folgenden Einführung und den ersten Kapiteln geht es dann um das typologische Konzept (die verschiedenen Grundtypen) und um eine Kennzeichnung der Bergsee- und Ozeanseelen.
Was ich sehr schade fand, war, dass dabei vieles nur angerissen wird. In Kapitel 4 schreibt der Autor dann auch, dass er sich in diesem Buch hauptsächlich mit den Ozeanseelen beschäftigen wird. Das ist an sich auch ok, weil mich genau diese "Ozeanseele" interessiert hat als ich mich für das Buch entschieden habe. Aber auch hier gibt es scheinbar eine Vielzahl an facettenreichen Unterteilungen, die im Buch wieder nur angerissen werden. Auch spätere Lösungswege oder Tipps für den Umgang mit Menschen dieses Typus (oder auch für sich selbst, sollte man sich darin wiederfinden) sind eher nur Verweise auf aufbauende Seminare und Kurse.
DAS ist meine größte, hoffentlich konstruktive Kritik an diesem Buch: die Zielgruppe ist nicht offensichtlich benannt. Ich habe mir darüber während und auch nach dem Lesen viele Gedanken gemacht. Ist es eher ein Fachbuch für (angehende) Seelsorger oder auch für das Selbststudium der eigenen Persönlichkeit gedacht? Bei Ersterem fände ich die, sich wirklich oft wiederholenden Verweise auf weiterführende Seminare durchaus verständlich (wenn auch im Lesefluss störend). Bei Zweiterem geht das Buch einfach nicht tief genug und ließ mich persönlich fragend und etwas enttäuscht zurück.

Dabei enthält das Buch wirklich interessante, wenn auch für mich oft bekannte psychologische Aspekte. Es geht um den Umgang mit unterschiedlichen Persönlichkeitstypen, die oft (manchmal vorschnell) als "kompliziert", "nicht normal" oder sogar "gestört" bezeichnet werden könnten. C. G. Jung spricht vom "Ambivalenz- und Kollektivtypus", Walter Nitsche von "Bergsee- und Ozeanseelen". Im Prinzip ist es eine andere Umschreibung verschiedener Persönlichkeitstypen, bei der auch auf eine mögliche zurückliegende Fehlprägung und auf ganzheitliche Verletzungsarbeit eingegangen wird, die ich durchaus ansprechend und bereichernd empfinde. Vor allem, weil sie sehr bildhaft ist. Der Autor spricht zum Beispiel von Monsterwellen, Quallen, Vulkanausbrüchen und Vereisung, die ich sofort vor meinem inneren Auge visualisieren konnte. Doch auch hier fehlt mir ein klein wenig der wissenschaftliche Anspruch an ein Sachbuch, weil immer wieder auch wertend interveniert wird und dem nicht fachlich versierten Leser glaubend gemacht wird: "Egal wie du bist, du bist ok so wie du bist". Bitte versteht mich nicht falsch. Ich finde diese Botschaft wirklich wichtig. Aber nicht jede "Andersartigkeit" oder "seelische Auffälligkeit" ist einfach nur facettenreich, sondern kann durchaus auch krankhaft sein. Hier hätte ich mir eine klarere Abgrenzung gewünscht.


Fazit:
Eine andere und durchaus interessante Sichtweise auf die Facetten der unterschiedlichen Persönlichkeitstypen, die persönlich, aber vor allem für die Arbeit von Seelsorgern ergänzend und bereichernd sein kann. Besonders schön fande ich dabei die bildhafte Visualisierung und die zahlreichen persönlichen Kommentare von Seminarteilnehmern, die die ganze Thematik sehr belebt haben.