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Veröffentlicht am 26.08.2018

Mein Bild von Dir

My Image of You - Weil ich dich liebe
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Mein Bild von Dir

Für „das beste Foto“ ist Auftragsfotograf Adam Kincaid schon mal bereit, sein Leben zu riskieren. Als er bei einem solch waghalsigen Unternehmen vom Dach stürzt, wacht er im Krankenhaus ...

Mein Bild von Dir

Für „das beste Foto“ ist Auftragsfotograf Adam Kincaid schon mal bereit, sein Leben zu riskieren. Als er bei einem solch waghalsigen Unternehmen vom Dach stürzt, wacht er im Krankenhaus auf, wo er von Krankenschwester Alexandra Robbins betreut wird. Ihre roten Haare in Kombination mit blauen Augen, aber auch ihre Art, wie sie sanft und doch bestimmt mit ihm umgeht, fasziniert Adam. Sofort fällt ihm der Vergleich zu Florence Nightingale ein. Als er feststellt, dass Alexandra Feierabend gemacht hat, ohne sich von ihm zu verabschieden, entlässt er sich selbst aus dem Krankenhaus und trifft vor dem Krankenhausportal seine „Nachtigall“. Geschickt und auf eine liebenswerte Art und Weise nutzt er ihr „Helfersyndrom“ aus und als Dankeschön lädt er sie am nächsten Abend zum Essen ein. Das ist der Beginn einer großen - aber bei weitem nicht unkomplizierten – Liebe.

Mit Adam und Alexandra (die von Adam liebevoll Ally genannt wird), hat die Autorin 2 liebevolle Charaktere erschaffen, die mir von Anfang an sympathisch waren.

Obwohl Adam im Krankenhaus eher stur und dickköpfig erscheint, besitzt seine Art mit Alexandra umzugehen einen ganz eigenen Humor.

Während sie ihre Arbeit machte, plauderte sie mit mir; zweifellos, um mich abzulenken, obwohl mir ihre Nähe bereits Ablenkung genug war. Meine Hand ruhte währenddessen an ihrer Hüfte. Als sie fragend eine Augenbraue hochzog, erklärte ich ihr, dass ich dies tat, damit sie nicht wackelte. Ihr Augenrollen entlockte mir ein Lächeln.

Ganz schnell stellt sich heraus, dass Adam außerhalb des Krankenhauses ein sehr sensibler Mensch mit einem hohen Maß an Einfühlungsvermögen ist. Gerade im 2. Teil des Buches fand ich es sehr schön, wie Adam auf Ally eingegangen ist. Das war für mich eigentlich der emotionalste Teil des ganzen Buches.

Alexandra führt nach außen hin ein selbstbestimmtes Leben. Ihr Auftreten als Krankenschwester ist selbstsicher und souverän aber im privaten Bereich lässt sie sich seit Jahren von ihrer Mutter und deren Ehemann beeinflussen und steuern, weil sie ihr die Schuld an einem Vorfall geben, der vor vielen Jahren passiert ist.

Die Autorin legt von Anfang an ein hohes Tempo vor. Es erscheint zuerst befremdlich, dass Ally sich Adam gegenüber so schnell öffnet und ihm von ihren privaten Problemen erzählt. Da das Tempo jedoch fast durch das ganze Buch hindurch so hoch gehalten wird, relativiert sich dieser Eindruck bald wieder. Manche Szenen, die einer langsameren Gangart bedurft hätten, werden deswegen aber auch zu schnell abgehandelt, was zu Lasten der Glaubwürdigkeit gehen könnte.

Ungewöhnlicherweise wird das Buch zu 2/3 alleine aus der Sicht des männlichen Protagonisten erzählt, erst im letzten Drittel erfährt man die Dinge auch aus der Sicht von Ally, damit man einige Vorkommnisse in ihrem Leben besser verstehen kann.

Auch die anderen Charaktere wurden von der Autorin realistisch dargestellt.

Elena, die alte Dame, hat eine herzerfrischende Art mit Adam umzugehen. In der Leserunde gingen zu ihr die Meinungen weit auseinander – ich fand sie einfach nur toll.

Emma ist eine gute Freundin von Ally und auch für Adam wird sie sehr wichtig.

Sarah und Ronald, Allys Mutter und Stiefvater … zu ihnen möchte ich gar nicht so viel schreiben. Es ist schrecklich, befremdlich und unmenschlich, was sie Ally aufbürden und wie sie sie behandeln. Ich kann mir nicht vorstellen, wie man als Mutter so zu seinem Kind sein kann.

Auf das Verhältnis zwischen Bradley und Ally möchte ich hier auch nicht näher eingehen, das käme einem Spoiler gleich. Sein Verhalten war für mich nicht immer nachzuvollziehen, am Ende des Buches habe ich ihm aber vergeben, denn letztendlich wurde auch er manipuliert und benutzt.

Alles in allem hat mir die Geschichte sehr gut gefallen. Auch durch das hohe Tempo oder gerade deswegen hat das Buch mich von Anfang an gefesselt. Ohne Leserunde hätte ich es sehr viel schneller gelesen. Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und das Buch wurde durch Britta Lüdemann sehr gut und flüssig übersetzt.

Ich habe dieses Buch bei Lesejury.de in einer Vorab-Leserunde gelesen und möchte mich an dieser Stelle bei Lesejury.de und dem LYX-Verlag recht herzlich für das kostenlos zur Verfügung gestellte Leseexemplar bedanken.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Figuren
  • Gefühl
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 09.08.2018

Spätsommer in Maierhofen

Spätsommerliebe
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Bereits zum 4. Mal nimmt die Autorin Petra Durst-Benning ihre Leser mit ins malerische Städtchen Maierhofen im württembergischen Allgäu. Wie bei allen Maierhofen-Büchern kann man auch dieses Buch problemlos ...

Bereits zum 4. Mal nimmt die Autorin Petra Durst-Benning ihre Leser mit ins malerische Städtchen Maierhofen im württembergischen Allgäu. Wie bei allen Maierhofen-Büchern kann man auch dieses Buch problemlos für sich lesen. Aber hey, es macht viel mehr Spaß, wenn man die Charaktere schon kennt, dann fühlt es sich an, als wenn man alte Freunde besucht.

Für ein paar kurzweilige Lesestunden schauen wir Christine, Therese, Greta, Rosi, Magdalena, Madara, Jessy und Michelle sowie Reinhard, Edy, Sam, Vincent und Apostoles über die Schulter.

Wie immer sind die Maierhofener fleißig und die Vorbereitungen für das 3. Kräuter-der-Provinz-Fest laufen schon wieder auf Hochtouren. Es werden neue Rezepte kreiert, Liköre angesetzt, es wird gekocht und gebacken und jeder legt dort Hand an, wo sie gerade gebraucht wird. Leider verlieren sie dabei eines aus den Augen – sich selbst und ihre Partner.

Apostoles hat vor kurzem sein griechisches Restaurant verkauft, um seiner neuen Liebe Magdalena in der Backstube helfen zu können. Nachdem sie einen wunderschönen Urlaub bei seiner Familie in Griechenland verbracht haben, holt sie zu Hause jedoch sehr schnell der Alltag ein. Als Südländer sieht Apostoles viele Dinge nicht so eng wie Magdalena, die sich den ganzen Tag für ihre Bäckerei aufreibt. Hier ein Großauftrag vom Hotel, dort ein weiterer Punkt auf der to-do-Liste und so kommt es, dass ein banaler Streit eskaliert.

Auch bei Christine und ihrem neuen Partner Reinhard läuft nicht alles reibungslos. Reinhard hat als Pensionär alle Zeit der Welt und die würde er verständlicherweise gerne mit Christine verbringen. Christine steht jedoch schon morgens, direkt nach dem Aufwachen, unter Strom. Sie führt eine kleine Bed&Breakfast-Pension und wenn der Andrang groß ist, dann vermietet sie auch schon mal ihr eigenes Schlafzimmer für ein paar Nächte. Das Wohl ihrer Gäste kommt für Christine an 1. Stelle und alles andere muss sich hinten anstellen. Leider muss immer erst etwas passieren, bis man sich auf sich selbst besinnt und so findet Christine sich nach einem Zusammenbruch im Krankenhaus wieder. Gott sei Dank ist gerade Michelle in der Pension zu Gast, die Christine in nächster Zeit ein wenig entlasten wird.

Michelle hat sich für mehrere Wochen in Christines Pension eingemietet. Ihr Freund interessiert sich mehr für Computertechnik und weniger für einen Urlaub und ihr Chef ist ein Chauvinist, so dass Michelle sich spontan eine mehrwöchige Auszeit gönnt und nach Maierhofen fährt, um dort ihren ersten Liebesroman zu schreiben. Sehr schnell stellt sie fest, dass das so einfach nicht ist, wie sie es sich vorgestellt hat.

Auch bei Greta und Vincent gibt es Neuigkeiten, die sollen aber hier nicht verraten werden.

Wie immer lässt sich auch dieser Roman von Petra Durst-Benning gut und flüssig lesen. Durch die Schicksale der von ihr erschaffenen Charaktere übermittelt die Autorin ihren Lesern auch immer wieder kleine Botschaften zu Themen, die ihr wichtig sind - und die eigentlich uns allen wichtig sein sollten. Gesunde (vegane) Ernährung und wie wichtig es ist, dass man Träume hat und diese auch verwirklicht. Die herausragendste Botschaft in diesem Buch ist jedoch, wie wichtig es ist Liebe zu pflegen, wenn sie über den Status des Verliebtseins hinaus geht weil Partnerschaften immer der Aufmerksamkeit von beiden Seiten bedürfen.
Leider ist der Kurzurlaub in Maierhofen nach 280 Seiten schon wieder beendet, denn auf den restlichen 40 Seiten hat die Autorin leckere Rezepte für ein Sommerfest zusammengestellt, die ganz sicher große Aufmerksamkeit verdient haben.

Das Buch ist für sich abgeschlossen – aber es lässt noch immer Raum für eine Fortsetzung, falls sich in Maierhofen in Zukunft ein weiteres großes Ereignis ankündigen würde.

Veröffentlicht am 14.07.2018

Wenn das Leben Dir Angst macht

Die Farben meines Herzens
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Ein Auftrag führt Mika in die Berge, hoch über Meran, um dort Sturmschäden an den Bäumen rund um eine alte Kapelle des Jakobswegs zu beseitigen. Sein Einsatzort ist nur zu Fuß zu erreichen, sein Werkzeug ...

Ein Auftrag führt Mika in die Berge, hoch über Meran, um dort Sturmschäden an den Bäumen rund um eine alte Kapelle des Jakobswegs zu beseitigen. Sein Einsatzort ist nur zu Fuß zu erreichen, sein Werkzeug trägt eine Eselin und der Aufstieg ist mühsam. Seiner Meinung nach kann es sich bei der Auftraggeberin nur um eine ältere, alleinlebende Dame handeln, denn wer sonst lebt so weit abgeschieden, außerhalb jedweder Zivilisation? Vor Ort trifft er jedoch auf eine junge Frau, die ungefähr in seinem Alter ist.

Vor 10 Jahren hat Filomena sich an diesen Ort der Einsamkeit und Stille zurückgezogen. Schon der Gedanke an fremde Menschen bereitet ihr Unwohlsein und ihr Körper reagiert mit extremen Panikattacken. Einzig mit Familie Gassner und dem Priester hat sie Kontakt. Erstaunlicherweise kann sie auch Mika ganz gut in ihrer Nähe ertragen und dieser fühlt sich ebenfalls in Fillys Nähe sehr wohl, was zur Folge hat, dass sie auch nach Abschluss des Arbeitseinsatzes von Mika Zeit miteinander verbringen.

Ist Mika der richtige Mann, um Filomena wieder ins Leben zurück zu führen?
Denn eigentlich möchte sie doch genau das tun – leben!

„Die Farben meines Herzens“ ist mein 3. Buch von Noa C. Walker und, wie schon „Du, ich und die Farben des Lebens“ und „Der Tanz unseres Lebens“, hat es mich wieder einmal sehr berührt und auch nach dem Lesen des letzten Satzes noch lange nicht losgelassen.

„Es gibt Momente im Leben, da steht die Welt für einen Augenblick still und wenn sie sich dann weiterdreht, ist nichts mehr, wie es war.“

Filomena hat etwas erlebt, das jeden von uns – ausnahmslos jeden von uns – verändern würde. Im Anschluss an dieses traumatisierende Erlebnis musste sie dann leider auch noch erfahren, wie wichtige Menschen in ihrem Umfeld sich verhalten, wenn sie auf bestimmte Situationen mit Angst oder gar Panik reagierte, wenn ihr Körper sie immer wieder in die Knie zwang. Das alles zusammen, äußert sich in einer ausgewachsenen Sozial-Phobie.

Noa C. Walker spricht in diesem Buch ein Thema an, welches in unserer Gesellschaft noch immer tabuisiert wird. Obwohl wir so modern und aufgeschlossen sind, sind Angststörungen/Phobien etwas, über das man am besten nur hinter vorgehaltener Hand oder besser gar nicht spricht. Wenn wir, jeder für sich, in uns hineinhören, dann leidet fast jeder an irgend einer Art von Angst: Angst vor Spinnen/Krabbeltieren, Angst vor geschlossenen Räumen (Aufzügen), Höhenangst …… meine Nachbarin z. B. hat eine ausgeprägte Angst zu fallen.

Die Charaktere wurden von Noa C. Walker authentisch, vor allen Dingen aber liebevoll angelegt. Es gibt nicht sehr viele Akteure, aber jeder einzelne ist wichtig für die Geschichte.

Als Leser kann ich die Zerrissenheit fühlen, die Filomena fühlt – sie würde gerne ein ganz normales Leben leben, aber ihr Körper lässt sie nicht. Die Angst, wenn wieder eine Panikattacke im Anrollen ist, ihr Verstecken, damit niemand sie in diesem Zustand sieht, die Unsicherheit im Umgang mit fremden Menschen. Andererseits jedoch die liebevolle Fürsorge, die sie den Gassner-Kindern zukommen lässt. Als sie feststellt, dass sie Mika sehr gerne in ihrer Nähe hat, fängt sie langsam an sich zu öffnen und redet mit Mika über das, was passiert ist und was das mit ihr gemacht hat. Ganz langsam, Stück für Stück, stellt sie sich verschiedenen Situationen.

Mika ist selbst nicht frei von Ängsten, er leidet unter Höhenangst. Vielleicht ist das der Grund, warum er sich so schnell in Filomena einfühlen kann. Er wird liebevoll mit den Attributen „bewegt sich wie eine Schnecke“ und „denkt so langam wie ein Faultier“ beschrieben. Wahrscheinlich sind aber genau das seine Stärken – Mika ist bedächtig, einfühlsam und punktet durch seine unglaubliche Ruhe in bestimmten Situationen. Einen besseren Mann könnte Filly nicht an ihrer Seite haben. Es gibt da eine Szene in einem Schuhgeschäft, die mich wirklich sehr tief berührt hat. Manchmal muss man einfach nur jemanden haben, an den man sich vertrauensvoll anlehnen kann – wortlos.

Dass Großmutter Gassner und Bruder Rubens, die seit Jahren befreundet sind, bei der ganzen Geschichte ein klein wenig die Fäden in der Hand halten, bekommt der Leser durch die Dialoge der Beiden offenbart.

Die Stellen, in denen die Autorin die Südtiroler Landschaft beschreibt, lassen ein grandioses Bild vor meinen Augen entstehen. Filomena muss in einem wahren Paradies leben.

Ein sehr bewegendes Buch, das einen realen Hintergrund mit einer fiktiven Geschichte verschmelzen lässt. Das Ereignis, das Filomena verändert hat, beruht auf einer wahren Begebenheit. Die Autorin versteht es hervorragend mit ihren leisen und unaufdringlichen Geschichten den Leser zu berühren und zum Nachdenken anzuregen. In mir klingen diese Bücher immer noch eine ganze Zeit lang nach.

Veröffentlicht am 14.06.2018

Wenn die große Liebe sich einfach nicht mehr meldet

Ohne ein einziges Wort
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Sarah Mackey (36), die seit vielen Jahren in Kalifornien lebt, ist zu Besuch bei ihren Eltern in Gloucestershire/England. Anlass dazu ist der Todestag eines ihr sehr nahestehenden Menschen, der sich zum ...

Sarah Mackey (36), die seit vielen Jahren in Kalifornien lebt, ist zu Besuch bei ihren Eltern in Gloucestershire/England. Anlass dazu ist der Todestag eines ihr sehr nahestehenden Menschen, der sich zum 19. Mal jährt. Genau an diesem Tag lernt sie Eddie David kennen. Ist es Liebe auf den 1. Blick, was zwischen den Beiden passiert? Sie verbringen wundervolle 7 Tage miteinander und dann verabschiedet sich Eddie in seinen schon lange vorher geplanten Urlaub – nicht ohne das Versprechen abzugeben, sich vom Flughafen aus bei Sarah zu melden. Er meldet sich jedoch nicht und auch 15 Tage später hat Sarah noch immer kein Lebenszeichen von ihm erhalten. Er war auf Facebook noch nicht online, an sein Handy geht er nicht ran, weswegen Sarah glaubt, dass ihm etwas schreckliches zugestoßen sein muss. Nun versucht sie alles in ihrer Macht stehende um herauszufinden, was mit Eddie passiert ist. Ihre Freunde raten ihr, ihn zu vergessen – aber Gefühle lassen sich nicht einfach so abstellen. Sarah sucht und sie findet …… der Grund, warum Eddie sich nicht mehr bei ihr meldet, liegt in ihrer Person begründet.

„Ohne ein einziges Wort“ ist der Debütroman der britischen Autorin Rosie Walsh und ist mit 528 Seiten (in der Print-Ausgabe) ein ziemlich umfangreiches Werk. Das Buch ist in 3 große Abschnitte eingeteilt.

Als ich mich auf dieses Buch beworben habe (Buch gegen Rezension bei Literaturschock.de) wusste ich noch nicht, dass es mir in Kürze auf allen möglichen Medienkanälen begegnen wird. Meine Erfahrung aus den letzten Jahren zeigt, dass ich mit Büchern, die besonders beworben und gehyped werden, in der Mehrzahl der Fälle nicht glücklich werde. So war es leider auch hier.

1. Abschnitt
Der Leser wird abwechselnd sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit darüber in Kenntnis gesetzt, was passiert ist. Wie sich Sarah und Eddie kennenlernen, die kurze Zeit, die sie miteinander verbringen und letztendlich der Abschied, als Eddie sich schweren Herzens in seinen schon lange geplanten Urlaub verabschiedet. Dann steigt das Buch am 15. Tag nach Eddies Verabschiedung ein und der Leser wird Zeuge, auf welche Art und Weise und in welcher Intensität Sarah versucht, zu Eddie Kontakt aufzunehmen. Sie schreibt ihm an seinen Facebook-Account und per SMS (oder WhatsApp??) auf sein Handy, er reagiert nicht. Kurz darauf checkt sie, ob er seine Nachrichten gelesen/abgerufen hat, keine Reaktion, dann redet sie mit ihren Freunden, mit denen sie unterwegs ist, über Eddies Verschwinden, dann checkt sie wieder ob Eddie reagiert hat und so weiter und so fort. Da sie gerade mit ihren langjährigen (Schul-)Freunden Jo, deren Sohn Rudi und Tommy unterwegs ist, erfährt man auch ein wenig aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit.

Für mich hätte der 1. Abschnitt deutlich kürzer ausfallen dürfen, denn es passiert nicht wirklich etwas, was der Sache Drive gegeben hätte. Sarah wendet ihre komplette Energie dafür auf, nach Eddie zu suchen (das hat schon was von Stalking). Interessant fand ich jedoch die Beschreibungen zu ihrem Beruf. Da ich wissen wollte, warum Eddie sich abgesetzt hat, habe ich weitergelesen.

2. Abschnitt
Sarah hat wirklich alles mögliche versucht, um Eddie zu finden. Von einem öffentlichen Aufruf auf seiner Facebook-Seite, bis zu einem persönlichen Besuch seines Fußball-Vereins hat sie alles unternommen um ihn zu finden und dann passiert es: Eddie kommt aus seiner Versenkung heraus und wir – sowohl Sarah als auch der Leser – erfahren, was ihn dazu getrieben hat, sich von Sarah zu distanzieren. Der Grund dafür ist schon harter Tobak, das muss ich sagen, und ich kann Eddie auf eine gewisse Art und Weise verstehen. Und das was da zwischen ihnen steht, das hat nicht nur Einfluss auf Eddie und Sarah, sondern auch auf ihr direktes Umfeld. Es geht einfach nicht, dass sie sich lieben können. Der Abschnitt endet dann mit einem ziemlich heftigen Cliffhanger ….. und insgesamt hat mir dieser Teil des Buches ganz gut gefallen weil einiges an Bewegung in der Geschichte ist.

3. Abschnitt
Durch den Cliffhanger des letzten Abschnittes in der Luft hängend, wollte ich natürlich wissen, ob das, was das Kopfkino produziert hat, auch zutreffend ist. Das hat mich wieder bei der Stange gehalten, denn der 3. Abschnitt ist - für meine Begriffe - extrem in die Länge gezogen. Die ersten Kapitel hätte man deutlich raffen können, da habe ich teilweise komplett die Lust verloren weiter zu lesen. Zum Ende hin wird es dann doch noch spannend und emotional und ich musste 1 – 2 Tränchen verdrücken, aber der wirklich schöne Schluss konnte das Buch insgesamt für mich nicht retten.

Fazit:
Mit 528 Seiten ist das Buch in meinen Augen deutlich zu lang. Ein paar Seiten gerafft und etwas weniger Füllstoff hätte dem Buch gut getan, meiner Meinung nach. Der Plot ist richtig gut – warum Eddie sich von seiner großen Liebe distanziert, das habe ich so noch in keinem anderen Buch gelesen. Es gibt einige Charaktere um Sarah und Eddie herum, die alle gut ausgearbeitet sind, aber so wirklich einfangen konnte mich niemand - selbst nicht ihre Freundin, die alles versucht um schwanger zu werden. Eddies Mutter hat mich gelegentlich auch schon mal genervt. Alles in allem entwickelt sich die Geschichte vorwärts und findet auch ein gutes Ende, aber teilweise habe ich mich echt schwer getan weiter zu lesen. Für ein „Buch gegen Rezension“ habe ich 4 Wochen Zeit zum Lesen und Rezensieren und die habe ich – leider – auch komplett ausgenutzt. Bei einem Buch ohne „Rezensionszwang“ hätte ich wahrscheinlich irgendwann abgebrochen.

Veröffentlicht am 30.05.2018

Ein Künstler und sein Boss

Vier Pfoten am Strand
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Ben Brungsdahl sehnt sich nach Ruhe. Er möchte den ständigen Kölner Partys und Empfängen entfliehen, auf die ihn sein Manager in letzter Zeit permanent schleppt. Durch einen Ortswechsel erhofft Ben sich ...

Ben Brungsdahl sehnt sich nach Ruhe. Er möchte den ständigen Kölner Partys und Empfängen entfliehen, auf die ihn sein Manager in letzter Zeit permanent schleppt. Durch einen Ortswechsel erhofft Ben sich zudem einen Inspirationsschub für seine künstlerische Tätigkeit als Bildhauer. Aus diesem Grund hat er sich im Touristenort Lichterhaven für die nächsten 3 Monate ein Ferienhaus sowie ein leer stehendes Lagerhaus – welches er als Atelier nutzen möchte – gemietet. Mit im Gepäck hat er seinen Hund.

Es handelt sich um einen 1,5 Jahre alten American Bulldog, der von Ben erst vor kurzer Zeit aus schlechter Haltung übernommen wurde. Er lebte bei einem Animal Horder (Tiersammler) und hat in seinem bisherigen Leben nichts anderes kennengelernt als Misshandlungen durch/mit Strom, Tritte und (Peitschen-)Schläge. Auch wenn er diesem Schicksal jetzt entkommen ist, so heißt das noch lange nicht, dass der junge Rüde seinem neuen Herrchen gegenüber vor Dankbarkeit zerfließt, denn als Leser kann man an seinen Gedanken teilhaben und die sind ziemlich deutlich:

„Wenn überhaupt, dann bin ich der Chef, das erkennt man schon an meinem Namen. Der lautet nämlich Boss, und damit ist eigentlich auch schon alles gesagt. Ich bestimme, wo es langgeht …….“

Schon aus diesen wenigen Gedanken von Boss wird klar, dass es sich nicht um einen leichtführigen Hund handelt und Ben bei der Erziehung ein wenig Unterstützung braucht. Zufällig gibt es in Lichterhaven eine gute Hundeschule.

Nach „Körbchen mit Meerblick“ findet sich der Leser auch in diesem Buch im fiktiven Nordsee-Touristenort Lichterhaven wieder und trifft auf alte Bekannte, nämlich die Familie Messner. Während es im 1. Band um Melanie und Alexander und ihre Labrador-Hündin „Schoki“ ging, stehen hier Christina mit ihrer Hundeschule, der Jungrüde „Boss“ und sein neues Herrchen Ben im Vordergrund.

Wenn man die Familie Messner in ihrer Gesamtheit kennenlernen möchte, dann empfiehlt es sich, beide Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Es ist jedoch problemlos möglich in den 2. Band auch ohne Vorkenntnisse einzusteigen.

Christina geht in ihrer Hundeschule vollkommen auf. Mit Leib und Seele ist sie Trainerin und so wundert es nicht, dass Ben von einer Nachbarin seines Ferienhauses den Tip bekommt, mit Boss die örtliche Hundeschule zu besuchen. Christina hat tatsächlich ein außerordentlich gutes Feingefühl für Hunde, sie zeigt Ben, wie er mit Boss umgehen muss und so öffnet sich dieser und legt seine ablehnende Haltung seinem neuen Herrchen gegenüber in kleinen Schritten ab.

Ben ist Bildhauer und stellt außergewöhnliche Skulpturen her. Wenn er eine Vision für ein neues Werk hat, dann versinkt er vollkommen in seiner Arbeit und man sollte es tunlichst vermeiden, ihn in einer solchen Phase zu stören. Das muss auch Christina feststellen, als sie von sich aus versucht den Erstkontakt zu ihrem neuen Kunden herzustellen. Schnell stellt sich aber heraus, dass er gar nicht so übel ist, das neue Herrchen von Boss.

Über das Training mit dem Hund nähern sich auch Christina und Ben einander an. Beide sind sich jedoch von Anfang an darüber einig, dass sie keine tiefgreifende Beziehung wollen. Ein kleiner unverbindlicher Urlaubsflirt und in 3 Monaten, wenn Ben Lichterhaven wieder verlässt, kehrt jeder wieder zu seinem Alltag zurück. Gefühle fragen aber nicht nach einem vordefinierten Zeitrahmen …...

Die komplette Familie Messner wird als sehr familiär und fürsorglich beschrieben. Sie halten in allen Lebenslagen zusammen und kümmern sich umeinander, so wie es sein sollte. Jedes Familienmitglied kann sich jederzeit an ein anderes Familienmitglied wenden – hier wird geholfen!

Boss – eigentlich nur „der Hund“ in diesem Buch, aber doch irgendwie die Hauptperson. Von der 1. Seite an kann der Leser an seinen Gedanken teilhaben. Nach der Rettung durch Ben sperrt Boss sich zuerst einmal gegen ein neues Leben und ein neues Herrchen. Er ist bockig, will nicht hören und schon gar keine Gefühle zeigen, aber durch die Anleitung von Christina werden Ben und Boss nach und nach ganz langsam doch noch ein Team und es ist einfach schön, dabei von außen zuschauen zu dürfen.
Ich lehne mich hier mal einen Ausschnitt aus meiner Rezension zu „Körbchen mit Meerblick“ an, denn an diesen Gegebenheiten hat sich nichts geändert.

Lichterhaven ist ein Ort mit vielen netten Einwohnern, die jedoch für einen Großstädter durchaus eine erschlagende Wirkung haben können. Es scheint, als ob in Lichterhaven jeder von jedem alles weiß und es keine Geheimnisse gibt, noch nicht einmal das Sexualleben bleibt verborgen.
A pro pos Sexualleben: Es gibt natürlich im Buch auch die eine oder andere heiße Szene, die meiner Meinung nach sehr geschmackvoll und lesenswert beschrieben wurden.
Durch den angenehmen Schreibstil von Petra Schier lässt sich das Buch gut und flüssig lesen. Die Charaktere sind lebensecht beschrieben und auch die Beschreibungen der Örtlichkeiten lassen vor dem inneren Auge des Lesers ein aussagekräftiges Bild entstehen. Die Skulpturen, die Ben Brungsdahl anfertigt, sind der Fantasie der Autorin entsprungen, sie sind aber so anschaulich beschrieben, dass ich mir das tatsächlich richtig gut vorstellen konnte.
Nach Aussage der Autorin wird es ein Wiedersehen in Lichterhaven geben und ich freue mich schon auf die nächste Reise an die Nordsee.