Ein leiser Neuanfang im Schnee
Schneegestöber in den HighlandsSchneegestöber in den Highlands von Skye MacDonald ist ein klassischer Wohlfühlroman mit klaren Stärken, aber auch mit den genretypischen Schwächen. Wer Schnee, raue Landschaften, gebrochene Figuren und ...
Schneegestöber in den Highlands von Skye MacDonald ist ein klassischer Wohlfühlroman mit klaren Stärken, aber auch mit den genretypischen Schwächen. Wer Schnee, raue Landschaften, gebrochene Figuren und eine langsam wachsende Liebesgeschichte mag, wird hier gut bedient.
Die Ausgangslage ist effektiv: Finn, traumatisiert und innerlich verschlossen, lebt zurückgezogen in den schottischen Highlands. Maisie, eine Fotografin mit eigenem emotionalen Gepäck, gerät buchstäblich in sein Leben. Das Motiv ist nicht neu, funktioniert aber, weil beide Hauptfiguren glaubwürdig gezeichnet sind. Besonders Finns Schuldgefühle und sein Bedürfnis nach Kontrolle wirken nicht aufgesetzt, sondern psychologisch nachvollziehbar. Maisie bleibt stellenweise etwas idealisiert, hat aber genug Eigensinn, um nicht zur reinen Projektionsfläche zu werden.
Atmosphärisch spielt der Roman seine größte Stärke aus. Die winterliche Kulisse der Highlands ist mehr als bloße Dekoration. Kälte, Abgeschiedenheit und Sturm spiegeln die inneren Zustände der Figuren konsequent wider. Das trägt viel zur emotionalen Dichte der Geschichte bei. Man merkt, dass hier gezielt mit Stimmungen gearbeitet wird, nicht nur mit Handlung.
Kritisch bleibt anzumerken: Die Dramaturgie folgt sehr klaren Genrepfaden. Einige Konflikte sind früh vorhersehbar, ebenso bestimmte Wendungen. Wer auf Überraschungen hofft, wird eher nicht fündig. Auch die Sprache ist solide, aber nicht besonders eigenständig. Sie erfüllt ihren Zweck, bleibt stilistisch jedoch im sicheren Bereich.
Was bleibt, ist ein Roman, der genau das liefert, was er verspricht: Wärme, Verletzlichkeit, langsames emotionales Öffnen und ein versöhnlicher Ton ohne falsches Pathos. Kein literarisches Risiko, aber ein sauber gearbeitetes Buch mit Herz.