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Julia_Matos

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.10.2018

Glaubwürdige Figurenzeichnung, realitätsnahe Weltraumexpedition

Enceladus
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Große Teile der Handlung entfallen auf Tests auf der Erde, Weltraumtraining und die Reise zum Enceladus. Die Forschungsexpedition auf dem Saturnmond macht etwa ein Viertel aus und hat für mich am meisten ...

Große Teile der Handlung entfallen auf Tests auf der Erde, Weltraumtraining und die Reise zum Enceladus. Die Forschungsexpedition auf dem Saturnmond macht etwa ein Viertel aus und hat für mich am meisten Spannung und Faszination erzeugt, insbesondere was die neuartige Lebensform angeht. Aber auch das ganze „Vorspiel“ empfand ich nicht als trocken.
Wer auf kriegerische Handlungen, Machtspiele, Intrigen usw. hofft, wird enttäuscht. Für mich war es nicht der erste Morris-Roman, sodass ich mit der richtigen Erwartungshaltung herangegangen bin.
Nahezu die ganze Geschichte wird aus Sicht von Nerd Martin erzählt. Auch wenn er und die Besatzung keine Gefühlsausbrüche hinlegen, sind sie mir irgendwie ans Herz gewachsen, sodass mich ihr Schicksal interessiert, zumal sie auch eine Vergangenheit haben, die es stückchenweise zu ergründen gilt. Von trockenem Humor wie diesem darf es gern mehr geben: „Er konnte nicht unterscheiden, ob ihn Kälte oder Hitze peinigten, aber das war auch egal, er würde so oder so sterben.“

Ohne mit überbordenden Details zu ermüden, zeichnet das Werk ein realistisches Bild, sodass man tatsächlich glaubhafte Einblicke davon bekommt, welche Multi-Tasking-Eigenschaften verlangt werden, wie der Alltag eines Astronauten aussieht (wobei dieser mit zwischenmenschlichen Beziehungen und einigen schönen Ideen angenehm aufgepeppt wird), welche Auswirkungen sich hieraus auf die Psyche ergeben, und mit welchen Problemen man sich konfrontiert sehen kann. Zumindest ordne ich das als Laie so ein.
Die wissenschaftlichen und technischen Inhalte empfand ich als gut dosiert und gut verständlich.
Bereichernd wären Details auf der Erde gewesen, welche die Verortung in der Zukunft verdeutlichen.

Man sollte wissen, dass Enceladus den ersten Teil einer Reihe bildet und für sich allein eher unbefriedigend ist. Der Cliffhanger ist fies.
Sofern man sich an kleinen Spoilern nicht stört (und bei Morris‘ Büchern ist nach meinem Empfinden der Weg wichtiger als das Ziel), könnte man - so wie ich es gemacht habe - mit dem Einzelband „The Hole“ oder mit dem Einzelband „Silent Sun“ antesten, inwieweit man den Stil des Autors mag und sich dann direkt „Eismond: Der Sammelband - vier Romane“ kaufen. Während die hier bewertete Enceladus-Original-Version viel zwischen Zeiten und Orten hin- und herspringt, enthält der Sammelband zusätzlich eine überarbeitete chronologische Version der Geschehnisse und lässt sich damit für diejenigen, die - wie ich - in Bezug auf Astrophysik, Raumfahrttechnik usw. noch Nachholbedarf haben, angenehmer lesen, erzielt damit höhere Lerneffekte.

Ich bin gespannt, wie es in Band 2 „Titan“ weitergeht.

Veröffentlicht am 06.10.2018

Toller Mix aus kurzweiliger Unterhaltung und wissenschaftlichem Input

The Hole
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Neuerdings interessiere ich mich für das Genre Hard Science Fiction, weil ich es toll finde, nicht nur unterhalten zu werden, sondern eine Geschichte zu lesen, die so tatsächlich passieren könnte und nebenher ...

Neuerdings interessiere ich mich für das Genre Hard Science Fiction, weil ich es toll finde, nicht nur unterhalten zu werden, sondern eine Geschichte zu lesen, die so tatsächlich passieren könnte und nebenher auch noch meine Kenntnisse in Physik, Raumfahrt und Astronomie auszubauen.

Die Handlung ist in sich geschlossen. Es gibt Bezüge zur Enceladus-Expedition. Das werden Fans bestimmt mögen. Ich habe bisher nur Proxima Rising gelesen und kann für mich festhalten, dass ich nichts vermisst habe, was zum Verständnis erforderlich wäre. Ich habe seichte Spoiler wahrgenommen, die ich aber nicht schlimm finde, die stattdessen meine Neugierde auf die Eismond-Reihe noch steigern.

Kenntnisse zur Astrophysik sind in guter Dosierung in die sehr spannende und unterhaltsame Handlung eingebettet. Da werden wissenschaftliche Phänomene auch mal mithilfe von Eiern und Erdbeeren erklärt, sehr anschaulich und einprägsam und ohne deplatziert zu wirken.

Man schlüpft im Jahr 2072 in den Bewusstseinshorizont von drei Crewmitgliedern auf einer privaten Asteroiden-Bergbau-Basis mit Raumschiffchen. Obendrein gibt’s faszinierende Innenansichten einer KI. Und man begleitet eine junge Astrophysikerin auf der Erde. Die angenehme Abwechslung ließ mich das Buch schnell und begierig lesen.
Die Hauptfiguren haben Ecken und Kanten, eine authentische Intelligenz, eine Vergangenheit mit zu ergründenden Geheimnissen, Ziele für ihre Zukunft. Sie sind alle auf ihre eigene Art interessant, teils kurios und absolut liebenswert. Zum Beispiel schaffen die Stellen, in denen Italiener Sebastiano am Kochen in der Schwerelosigkeit verzweifelt und in denen sich die Spanierin Maribel über ihren grässlichen deutschen Chef Dieter ärgert, sowohl Entertainment als auch Identifikationspotenzial.
Ich habe es auch genossen, über Motivlagen von Haupt- und Nebenfiguren zu spekulieren und dabei überrascht zu werden. Einige Figuren begleitet man nur für ein oder zwei Kapitel. Den zusätzlichen Input habe ich als bereichernd empfunden.
Nebenschauplätze und -figuren sind rar. Der Fokus auf dem unmittelbaren Umfeld der Hauptfiguren bleibt gewahrt. Ich bin hin- und hergerissen, wie ich das finde. Was sich politisch und gesellschaftlich abspielt, wird zumindest geschickt angerissen und reicht aus, um zum Nachdenken anzuregen. Kennt man ähnliche Szenarien aus Filmen, erledigt das Kopfkino den Rest. Ein Epos wäre möglich gewesen. Aber es ist anzunehmen, dass es dann nicht bei einem abgeschlossenen Band geblieben wäre. Das werte ich als faires Marketing. Obendrein sorgt der gestraffte Erzählstil dafür, dass es immer spannend bleibt.

Die Beschreibungen haben meine Vorstellungskraft gut unterstützt.
Die Kapiteleinteilung ist sehr praktisch, um den Überblick über Zeiträume zu behalten.
Ob es eine Liebesgeschichte braucht, ist Geschmackssache. Mir hat's gefallen. Und dieses Element hat den Roman für meinen Geschmack auch nicht überladen.
Dass die Auflösung des wissenschaftlichen Phänomens per Titel und Anhang-Titel vorweggenommen wird, tut der Faszination zumindest bei mir keinen Abbruch. Ab da geht’s ja auch erst so richtig ab!
Der Anhang von 90 % bis 98 % ist sehr eingängig, da findet man das Wissenswerteste in komprimierter Form, ohne dass es sich wie ein anstrengendes Fachbuch liest. Trägt man sich über einen Link am Ende des Buches hierfür ein, erhält man den Anhang als pdf mit vielen Grafiken und Bildern. Top!

Yeah, ich hatte großen Spaß und habe gleichzeitig meinen Horizont ein bisschen erweitert. Gern mehr davon!

Veröffentlicht am 06.10.2018

Erweiterter Wissensschatz, spannende Rahmenhandlung mit kleinen Ärgernissen, ausbaufähige Charakterzeichnung

Proxima Rising
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Ende 2016 habe ich dank Thariot meine Liebe zur Sci-Fi-Literatur entdeckt. Dies ist mein erstes Buch von Brandon Q. Morris. Die Grundidee, angefangen mit einem mikroskopisch kleinen Raumschiff, finde ich ...

Ende 2016 habe ich dank Thariot meine Liebe zur Sci-Fi-Literatur entdeckt. Dies ist mein erstes Buch von Brandon Q. Morris. Die Grundidee, angefangen mit einem mikroskopisch kleinen Raumschiff, finde ich sehr reizvoll. Technisches und Naturwissenschaftliches, insbesondere zu Astronomie und zu physikalischen Phänomenen in der Raumfahrt, wird hier nachvollziehbar und interessant vermittelt. Es ist absolut spürbar, dass der Autor etwas von dieser Materie versteht und sie gut in spannende Geschichten einbetten kann.

Es hätte ein grandioses Werk werden können, welches Brücken schlägt von der Science-Fiction zu anderen Genres, mit etwas mehr Liebe in banalen Details sowie einer größeren Fokussierung auf Sozialwissenschaften.

Eine im Präsens wiedergegebene Geschichte empfinde ich meistens als gewöhnungsbedürftig, hier hat es für meinen Geschmack gut gepasst. Auch wenn ich sonst Stilelemente wie z. B. Rückblenden mag, bin ich froh, dass hier chronologisch berichtet wird, denn der Inhalt ist anspruchsvoll genug. Sinnvollerweise behält man immer den Überblick über Zeiträume für bestimmte Maßnahmen.

Fast die ganze Geschichte wird aus der Perspektive des digitalen Bewusstseins des Physikers Marchenko geschildert, also keiner klassischen KI, da er die Erfahrungen und das Gefühlsmuster der realen Person in sich trägt. Es werden kurze Bezüge zu dessen Erlebnissen in der Eismond-Reihe, die ich auch schon länger auf meinem Wunschzettel habe, hergestellt. Ein bisschen wird man gespoilert, aber das meiste habe ich bewusst verdrängt, sodass ich annehme, dass einem späteren ungetrübten Lesevergnügen an der Eismond-Reihe nichts entgegensteht. Andersherum habe ich keine Verständnisprobleme dadurch wahrgenommen, die Eismond-Reihe noch nicht gelesen zu haben.
Marchenko empfinde ich als einen vergleichsweise emotional kühlen Charakter. Rückschläge und Erfolgserlebnisse in der Forschung scheinen ihn eher zu Gefühlsausbrüchen verleiten zu können als soziale Kontakte. Das Klischee des Physikers sozusagen. Man kann es aber auch dem KI-Status zurechnen: Weinen, Toben usw. geht eben schlecht.
Schade, dass die Perspektivwechsel auf Adam und Eva sehr spät kommen und insgesamt Seltenheitswert haben, dann auch vorrangig das derzeitige Handeln beleuchten und weniger die Psyche. Denn aus dem Ansatz, nur mit einem einzigen weiteren Menschen und einer KI sowie dem Schiffscomputer kommunizieren zu können, ohne allzu viel Aussicht auf Besserung, könnte man sicher viel mehr machen. Marchenko lässt sich auch nur zu Kurzeinschätzungen verleiten: Adam oft bockig, Eva strebsamer, keine wirkliche Planung und Konsequenz in Sachen Erziehung. Da tiefergehende Gefühlseinblicke ausbleiben, sind sie dann auch reine Romanfiguren geblieben. Ich konnte mich nicht so richtig hineinversetzen und mitfühlen; doch Interesse ist allemal vorhanden. Aber okay, es ist ja auch als Sci-Fi angekündigt. Apropos: Dass z. B. Papier gedruckt und mit sich herumgeschleppt wird und körperliche Strapazen auf sich genommen werden, obwohl unbegrenzte Energieressourcen zur Verfügung stehen, um jede x-beliebige Hilfestellung zu genererieren, stört ein bisschen das ansonsten sehr anspruchsvoll gestaltete Hard-Sci-Fi-Gesamtbild.
Die Handlung ist gespickt mit interessanten Ideen und spannenden Entwicklungen, die mich in der Umsetzung nicht immer, aber doch meistens überzeugt haben.
Vom Erscheinungsbild des zu erkundenden Planeten konnte ich mir ein gutes Bild machen. Ich bin neugierig auf weiterführende Erklärungen.

Zunächst zwischen drei und vier Sternen schwankend, wird es letztendlich eine positive Rezension, weil mir auch der Anhang zur Biografie der Exoplaneten – unter Bezugnahme auf Hard-Sci-Fi in Proxima Rising - sehr gefallen hat. Ohne nennenswerte Vorkenntnisse zu haben, wurde mir hier alles so erklärt, dass mit einmaligem Lesen sehr viel bei mir hängengeblieben ist. Ein erweiterter Wissensschatz, ganz ohne einen Fachroman aufgeschlagen zu haben – schön, danke dafür.

Der eigentliche Roman geht übrigens nur bis 83 %, der Anhang bis 90 %, der Rest ist Leseprobe zur Fortsetzung. Eine solche Leseprobe finde ich persönlich überflüssig. Bläht auf, dabei spricht doch der Roman für sich selbst; anhand dessen entscheide ich, ob ich die Reihe und den Autor weiterverfolgen möchte.

Veröffentlicht am 03.10.2018

Spannender Nahe-Zukunft-Thriller mit dystopischen Zügen

Die Optimierer
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Verortet in einem möglichen Europa 2052, in dem Roboter in einem schleichenden Prozess die meisten Arbeiten übernehmen, alle überwacht werden, vieles verboten ist (z. B. Fleischkonsum unter Strafe steht), ...

Verortet in einem möglichen Europa 2052, in dem Roboter in einem schleichenden Prozess die meisten Arbeiten übernehmen, alle überwacht werden, vieles verboten ist (z. B. Fleischkonsum unter Strafe steht), ein undurchsichtiges System die Berufswahl für jeden Europäer vorschreibt oder für das Auszahlen des bedingungslosen Grundeinkommens sorgt. Im Untergrund regt sich Widerstand.
Ein treuer Diener des Systems wird zum Spielball, gerät in die Abwärtsspirale.
Erschreckend realistische Ideen. Mit gelungenen futuristischen Umgebungs- und Technikbeschreibungen. Vergleichbarer Ansatz wie bei QualityLand von Marc-Uwe Kling, bloß düsterer und nicht ganz so zynisch gehalten. Kleiner Wermutstropfen: Komplett aus der Sicht einer Figur wiedergegeben, die egomanisch und damit kein Sympathieträger ist, insofern konnte ich nicht so stark mitfiebern wie gewünscht. Trotzdem: Enorm spannend und mit tollen Wendungen. Einmal angefangen, schwer aus der Hand zu legen.
Sehr interessant, wenn die Vergangenheit, also unsere Gegenwart, beurteilt wird: „perverse unnatürliche Wachstumsgesellschaft (…) Institutionalisierte Kleptokratie (…) Das ist, wenn alles so organisiert ist, dass man die Bevölkerung beklaut.“
Ich hätte mir gewünscht, dass mehr angefangene Handlungsstränge abgeschlossen und aufgeworfene Fragen beantwortet werden, z. B. zu unter Arrest stehenden Bürgern und zur Rebellion. Vielleicht lässt sich die Autorin hier eine Hintertür für eine Fortsetzung offen, die ich gern lesen würde.
Flüssig geschrieben, sodass ein großer Adressatenkreis angesprochen wird.
Das Taschenbuch ist von guter Qualität, weist nach dem Lesen keine Gebrauchsspuren auf.
Wie ich es mir von Nahe-Zukunft-Thrillern regelmäßig erhoffe, nicht nur unterhaltsam, sondern auch im Gedächtnis nachhallend und zum Nachdenken anregend. 4 Sterne mit Tendenz nach oben.

Veröffentlicht am 03.10.2018

Augenöffner und großes Gefühlskino

NSA - Nationales Sicherheits-Amt
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Dieses Buch, das eine geniale Mischung der Genres Historischer Roman, Belletristik, Liebe, Thriller, Nahe-Zukunft-Thriller, Polit-Thriller und Dystopie bildet, bietet neben reichlich Spannung und Gefühl ...

Dieses Buch, das eine geniale Mischung der Genres Historischer Roman, Belletristik, Liebe, Thriller, Nahe-Zukunft-Thriller, Polit-Thriller und Dystopie bildet, bietet neben reichlich Spannung und Gefühl viel Potenzial zum Nachdenken und hängenbleibende Denkanstöße.

Den Ansatzpunkt bietet die Frage: Was wäre gewesen, wenn es bereits vor und während des Zweiten Weltkrieges die heutigen technischen Möglichkeiten rund um Überwachung der Zahlungsflüsse, Telekommunikation, Bewegung usw. gegeben hätte.
Andreas Eschbach schafft hier eine faszinierende Parallelwelt. Dabei konnte ich in der Regel gut zwischen Historie und Fiktion unterscheiden, z. B. weil andere Begrifflichkeiten verwendet werden. Noch lebendiger dadurch, dass auch reale Persönlichkeiten, z. B. Anne Frank und die Geschwister Scholl, vorkommen.
Es wird Technologie und Wissenschaft beschrieben, ohne dass es ermüdend wirkt, es fügt sich stimmig in die Story ein.
Jedem Leser dürfte schnell verdeutlicht werden, wie unbedarft heutzutage in der Realität mit persönlichen Daten umgegangen wird und welche Potenziale zum Missbrauch hieraus erwachsen, insbesondere wenn diese gebündelt abrufbar sein sollten. Dabei spielen aktuelle Entwicklungen und deren Risiken eine Rolle, beispielsweise: Bargeldverkehr verbieten, automatische Gesichtserkennung. Sogar das Thema Künstliche Intelligenz wird prägnant aufgegriffen.
Die Schockwirkung prägt sich ein. Man kann also viel für's eigene Leben und Bewusstsein mitnehmen.

Die Geschichte selbst ist mit 800 Seiten ein echter Brocken. Dabei ist es jede Seite wert, gelesen zu werden.
Den Start bildet eine Schlüsselszene im Jahr 1942, die im Zeitgefüge des Buches eigentlich mittig spielt. Ansonsten verläuft die Handlung chronologisch. Kapitelweise wechselnd erleben wir das Erwachsenwerden der Protagonistin Helene (geboren 1921) und des unsympathischen Charakters Eugen (geboren 1914), bis sich dann im Erwachsenenalter in der titelgebenden Institution ihre Wege kreuzen.
Nebenfiguren wirken interessant und machen neugierig. Es gibt mysteriöse sowie bösartig anmutende Charaktere, über die man sich aufregen kann. Und solche, die in Not sind, die man ins Herz schließt und mitfiebert, sodass man am liebsten bestärken, ermutigen, umarmen, stützen, zur Vernunft bringen oder warnen möchte.
Immer eingebettet ist die Entwicklung von Freundes- und Familienleben, Schul-/Arbeitswelt, Gesellschaft und Politik, z. B. das Bild/Selbstverständnis von Frauen und von Soldaten, der Umgang mit Juden, was spannend ist und gleichzeitig einen Lerneffekt hervorruft.
Allerlei Rätsel laden zum Spekulieren und Mitdenken ein. Man wird auch mal in eine falsche Richtung gelenkt.
Es dominiert eine angespannte und düstere Atmosphäre, die glaubhaft vermittelt wird. Einen Gegenpol bieten hoffnungsvolle und herzerwärmende Szenen der Liebe und des Zusammenhalts und einige witzige Stellen.
Mehr möchte ich nicht verraten, um Spoiler zu vermeiden.
Viel Spannung und Dramatik, unerwartete Wendungen und tiefgründige Charaktere, großes Gefühlskino. Für mich als Vielleserin ein echtes Lesehighlight. Noch dazu so geschrieben, dass es intellektuellen Ansprüchen genügt und dabei so flüssig, dass es einen großen Adressatenkreis anspricht. Absolute Empfehlung.

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