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Veröffentlicht am 05.06.2023

Interessantes Thema, aber eher enttäuschende Umsetzung

Die Reisenden der Nacht
2

Ally bekommt in den 1930ern ein Kind von einem farbigen Musiker. Statt das Land zu verlassen, als dies vielleicht noch möglich gewesen wäre, zieht sie ausgerechnet nach Berlin, wo ihre Tochter Lilith im ...

Ally bekommt in den 1930ern ein Kind von einem farbigen Musiker. Statt das Land zu verlassen, als dies vielleicht noch möglich gewesen wäre, zieht sie ausgerechnet nach Berlin, wo ihre Tochter Lilith im Verborgenen aufwächst. Ally kann Lilth jedoch auch so nicht vor den Rassegesetzen der Nazis schützen und schickt diese unter falschem Namen mit einem jüdischen Ehepaar auf der St. Louis nach Cuba. Dort scheint zunächst alles gut und Lilith steigt über ihren späteren Ehemann Lilith sogar bis in den engeren Zirkel um den Präsidenten Batista auf. Doch nach dem Sturz des Regimes steht sie wieder "auf der falschen Seite", wieder wurde die Chance auf Flucht verpasst und auch Lilith scheint der letzte Rettungsweg, ihre Tochter Nadine wegzugeben - an ein adoptionswilliges Ehepaar in New York. Ein Kriegsverbrecherprozess gegen ihre Adoptivmutter führt Nadine dann wieder nach Deutschland, aber erst Nadines Tochter Luna recherchiert die Familiengeschichte.
Vom Thema her eigentlich sehr interessant. Der Autor hat wohl (wenn man sich das für einen Roman völlig untypische Quellenverzeichnis ansieht) sehr intensiv recherchiert und ist auf viele tragische Einzelschicksale gestoßen. Man hat den Eindruck, dass er sich nicht entscheiden konnte, sondern versucht hat, jedem einzelnen Schicksal ein Denkmal zu setzen. Leider erreicht er damit in meinen Augen das komplette Gegenteil. Es gibt so viele, teils für den Fortgang der eigentlichen Geschichte völlig entbehrliche Nebenhandlungsstränge, dass alles sehr an der Oberfläche bleibt. Durch die Vielzahl der Schicksalsschläge stumpft man etwas ab, außerdem wird vieles so kurz abgehandelt, dass wenig Atmosphäre und Gefühl aufkommen können. Die Protagonisten bleiben ebenfalls sehr oberflächlich, eine Identifikation gelingt kaum.
Die besonders gegen Ende sehr großen Zeitsprünge lassen einen wie im Zeitraffer durch die Handlung fliegen.
Die politischen Ereignisse in Kuba kann man meines Erachtens nur verstehen, wenn man sich mit der Geschichte Kubas gut auskennt. Der Autor ist gebürtiger Kubaner, insofern ist ihm die Geschichte seines Heimatlandes vermutlich geläufig, für die internationale Leserschaft wären jedoch ein paar mehr Hintergrundinformationen hilfreich gewesen.
Das Cover passt für mich nicht wirklich gut zum Inhalt - was genau soll der Leuchtturm verkörpern?
Alles in Allem trotz des interessanten Themas ein eher enttäuschendes Buch. "The German Girl" vom gleichen Autor hat mir deutlich besser gefallen.

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