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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.05.2017

Europäische Fantasy kann definitiv was!

Zeit des Sturms
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Das Königreich Kerack wird von Kämpfen um den Thron erschüttert. Auf der Suche nach Arbeit reist der Hexer Geralt von Riva dorthin und wird kurz nach seiner Ankunft verhaftet. Die Zauberin Koralle will ...

Das Königreich Kerack wird von Kämpfen um den Thron erschüttert. Auf der Suche nach Arbeit reist der Hexer Geralt von Riva dorthin und wird kurz nach seiner Ankunft verhaftet. Die Zauberin Koralle will ihn so zwingen, den Auftrag einer Gruppe von Zauberern anzunehmen. Er soll einen Dämon finden, der in Menschengestalt blutige Massaker verübt.Es stellt sich heraus, dass einer der Zauberer die Dämonengeschichte erfunden und selbst die Morde begangen hat, um sich Geralts zu bemächtigen, an dessen außergewöhnlichen Augen er ein obskures Interesse hat ...

'Zeit des Sturms' ist meine erste Begegnung mit Geralt von Riva. Außer dem Wissen, dass die Buchreihe von Sapkowski als Grundlage für die Videospielreihe "Der Hexer" dient, habe ich keinerlei Vorwissen.
Trotzdem hatte ich keine Probleme mich in der Welt des Hexers zurecht zu finden. Es treten relativ viele Figuren auf, von denen Fans der Reihe wohl auch einige bereits näher bekannt sind. Man bekommt aber auch als Neueinsteiger im Laufe der Geschichte ein recht gutes Bild der Charaktere.
Das Buch ist in sich abgeschlossen und kann daher unabhängig von den anderen Teilen gelesen werden. Die einzelnen Abschnitte sind episodenhaft, bauen aber auch auf einander auf. Einige Einschübe erzählen eine zunächst unabhängig wirkende Story. Am Ende fügt sich dann aber alles zu einem Gesamtbild zusammen.

Der Erzählstil tut sich durch einen genial schnoddrigen Humor und sehr dynamisch und explizit beschriebene Kampfszenen hervor.
Moralische, menschliche und auch politische Abgründe werden immer wieder sichtbar. Die Figuren sind teilweise geradezu klischeehaft, verhalten sich dann aber plötzlich völlig gegen jede ihrer Rolle vorgegebene Regel.
Das Hauptmotiv des Buches ist die Suche nach den Hexerschwertern und die Probleme, die durch ihren Verlust auftreten. Geralt kann einem zwischenzeitlich fast leid tun.
Der Hexer ist kein Mann vieler Worte, ist zynisch und verbittert, oft brutaler als nötig, aber er folgt einem Ehrenkodex und man spürt als Leser sofort, wenn etwas nicht stimmt oder ihm etwas völlig gegen den Strich geht. Und wenn er dann doch einmal etwas zu sagen hat, beweist er dass er auf keinen Fall ein abgestumpfter oder unterbelichteter Krieger ist.

In der Story geht es mal nicht darum, dass ein mehr oder weniger erfahrener Held eine ganze Welt retten muss. Und auch dass die einzelnen Bücher von Sapkowski, so wie dieses auch einzeln gelesen werden kann, ist mal eine schöne Abwechslung in Zeiten der großen Epen und nie-endenden Reihen. Die Figuren haben Ecken und Kanten und man liebt den Protagonisten für seine Eigenheiten.

'Zeit des Sturms' hat mich gefesselt, begeistert und mir einige Stunden mit sehr guter Unterhaltung beschert. Daher habe ich mir sofort 'Der letzte Wunsch' und 'Schwert der Vorsehung' besorgt. Die anderen Teile der Reihe werde ich sicherlich in Zukunft auch noch lesen.
Für diesen Teil aber gilt auf jeden Fall meine uneingeschränkte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 03.05.2017

Super spannende Story mit leichten Schwächen bei den Figuren.

Falsche Schuld. Private London
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Dan Carter ist der Chef der Londoner Büros von PRIVATE, der weltweit erfolgreichsten Detektivagentur. Sein derzeit bedeutendster Fall ist der Schutz von Hannah Shapiro, der Tochter eines reichen und wichtigen ...

Dan Carter ist der Chef der Londoner Büros von PRIVATE, der weltweit erfolgreichsten Detektivagentur. Sein derzeit bedeutendster Fall ist der Schutz von Hannah Shapiro, der Tochter eines reichen und wichtigen Klienten. Doch dann wird Hannah gekidnappt und gleichzeitig geht ein gnadenloser Serienmörder um, der es scheinbar auf junge Frauen abgesehen hat ...

Wie aus vielen Krimis und TV-Serien bekannt, ermitteln hier zwei Teams parallel.
Zum einen versucht Dan Carter alles um die entführte Hannah unbeschadet nach Hause zu holen und die Entführer zu schnappen. Und zum anderen ermittelt Carters Ex-Frau zusammen mit PRIVATE in einer Mordserie, bei der die Organe und der Ringfinger der Opfer entwendet werden.
Durch diese beiden komplexen Fälle, die hin und wieder auch zusammen treffen ist die Story sehr voll. Viele Figuren tauchen auf und plötzliche Wendungen sorgen immer wieder für Spannungsmomente.
Die Ausarbeitung der Figuren ist den Autoren aber scheinbar weniger wichtig, als der Handlungsbogen. Denn es sind zwar reichlich von ihnen vertreten, eine wirklich tief gehende Ausarbeitung findet so gut wie nicht statt.
Einzig kurze Einblicke in die Vergangenheit von Carter und sein Privatleben geben ihm ein echtes Innenleben und füllen so auch seine Ex-Frau mit etwas mehr Leben.

Die Story selbst weiß dagegen den Leser wirklich zu fesseln. Ist man einmal in das Geschehen eingetaucht ist es schwer das Buch wieder aus der Hand zu legen.
Man denkt, genau wie die Ermittler, man hätte eine heiße Spur, doch dann ist alles ganz anders.
So wird die Spannung durch das ganze Buch sehr hoch gehalten. Man fiebert mit und hofft, dass die Ermittler alles zu einem guten Ende bringen werden.

Dies war mein erster Privat-Roman und er hat mir insgesamt sehr viel Spaß gemacht.
Trotz der kleinen Schwächen der Figuren war die Story sehr gut ausgearbeitet. Ich werde wohl noch weitere Bücher der Reihe lesen.

Veröffentlicht am 03.05.2017

Von Glück, Einsamkeit und Wahnsinn

Die Nebelgängerin
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Wer könnte ich sein? Wie wäre mein Leben verlaufen, hätte das Schicksal die Weichen anders gestellt? Fragen, auf die es in der Regel keine Antwort gibt.

Teresa einsames, ereignisloses Nischendasein wird ...

Wer könnte ich sein? Wie wäre mein Leben verlaufen, hätte das Schicksal die Weichen anders gestellt? Fragen, auf die es in der Regel keine Antwort gibt.

Teresa einsames, ereignisloses Nischendasein wird plötzlich erschüttert. Vom Tod der Mutter - und von der Entdeckung, einer ihr bis dahin fremden Zwillingsschwester. Diese verkörpert in ziemlich jeder Hinsicht das genaue Gegenteil Teresas. Doch ihre offensichtlich perfekte Zweitausgabe hat ein dunkles Geheimnis. Die Faszination ist zu groß und dringt Teresa unbemerkt in das Leben ihrer Schwester ein, folgt den Spuren, setzt das Rätsel Stück für Stück zusammen. Teresa muss sich schließlich aus der Deckung wagen, um ihre Schwester aufzuhalten. Um jeden Preis.

"Die Nebelgängerin" ist eine ruhige, manchmal beklemmende Erzählung, die sich erst gegen Ende zu einem Thriller entwickelt. Dabei lässt die Autorin immer mal wieder Rückblenden in Teresas Vergangenheit oder die Tagebucheinträge ihrer Mutter einfließen. Dadurch erfährt der Leser wer Teresa ist und was sie dazu machte.
Diese Sequenzen und auch Teile der Gegenwart sind allerdings manchmal etwas langatmig geraten.
Die Erzählung wird aus der Ich-Perspektive von Teresa gestaltet. Man fühlt sich fast selbst als BeobachterIn, als VoyeurIn, die unerlaubt im Leben einer anderen schnüffelt.

Erwartet man auf Grund des doch sehr spannenden Klappentextes einen romanhaften Blockbuster in James-Bond-Manier, kann man nur enttäuscht werden. Man muss der Handlung Zeit lassen und Geduld aufbringen, bis Teresa sich zum nächsten Schritt überwindet. Unerwartete Wendungen und Ereignisse machen aus der Story ein Puzzlespiel, in dem sich die Protagonistin jedes Teil hart erarbeitet.

Das Cover wirkt auf den ersten Blick düster und zur Story passend, aber auch übersichtlich und sehr einfach gestaltet.
Leider war die Auflösung des Fotos der beiden Zwillingsschwestern für das Cover nicht ausreichend, es sind deutlich die Pixel zu erkennen.
Die Cover aus dem Verlag Edition Oberkassel sind häufig eher einfach gehalten, dass aber hier nicht auf die Bildqualität geachtet wurde ist wirklich schade.

Fazit:
Die Story-Idee ist sehr gut und auch die Umsetzung war interessant zu lesen. Allerdings wurde ich mit Teresa nicht wirklich warm. Daher war das Buch leider nicht ganz mein Fall.
Wer gerne einen Thriller lesen möchte, der sich sehr stark mit der Psyche der Protagonistin befasst, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt.

Veröffentlicht am 03.05.2017

Abenteuer in Japan für jüngere Leser

Drachenblut - Das Erbe der Samurai
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Der junge Japaner Takeru wuchs in Deutschland auf und kehrt als Fremder in seine geheimnisvolle Heimat zurück. Schon bald bedrohen die Feinde seiner Familie sein Leben und bedienen sich dabei heimtückischer ...

Der junge Japaner Takeru wuchs in Deutschland auf und kehrt als Fremder in seine geheimnisvolle Heimat zurück. Schon bald bedrohen die Feinde seiner Familie sein Leben und bedienen sich dabei heimtückischer Geister und Zauberei. Trotzdem nimmt Takeru den Kampf auf. Die schöne Schwertkämpferin Ayumi hilft ihm und gemeinsam kommen sie dem Rätsel um seine Herkunft näher. Doch um sie zu beschützen, muss Takeru das Drachenblut in seinen Adern wecken und sich seinen übermächtigen Feinden stellen.

Was zunächst nach einer sehr spannenden Story klingt, zieht sich im Verlauf der 300 Seiten etwas in die länge. Der Protagonist Takeru ist zwar immer voller Tatendrang, doch bis sich die Mysterien um seine Familie für den Leser entwirren und die Story in Fahrt kommt, ist sie auch schon beendet.
Auch die Nebencharaktere bleiben manchmal etwas farblos. Zwar passen sie alle in ihre entsprechende Rolle, aber bis auf Ayumi haben sie zumeist immer nur kurze Auftritte über wenige Zeilen. Vor allem bei dem großen "Oberbösewicht" fand ich das sehr schade.
Er bleibt im gesamten Buch unbekannt, man erfährt von ihm nur durch hören-sagen. Auch im finalen Kampf hat er keinen Auftritt und zieht sich am Ende sogar völlig ohne Gegenwehr zurück. Hier wurde definitiv ein guter Storytwist verschenkt.

Das letzte Drittel hat dagegen sehr gut gefallen. Spannend und aktionreich wird das Finale des Buches eingeleitet und findet seinen Höhepunkt in einer Schlacht zwischen den wunderlichsten Wesen der japanischen Mythologie.

Der Schreibstil ist einfach zu lesen, mit kurzen Sätzen und Erklärungen zu Fremdwörtern oder Besonderheiten der japanischen Kultur.
Die Dialoge wirken hier und da allerdings etwas steif. Wobei das an der eher zurückhaltenden Art der Japaner liegen kann.
Leser ohne Vorkenntnisse bekommen einen schönen Einblick in die Kultur Japans. Daniela Knor hat viele typische Dinge verwendet und sehr detailreich beschrieben. Die Drachen, um die es ja eigentlich gehen sollte kamen allerdings etwas zu kurz.

Ob die kleinen Schwächen bei einem etwas größeren Umfang des Buches (vielleicht um 500 Seiten) weggefallen wären, kann ich nicht beurteilen.
Da die Feinde am Ende die Segel streichen, würde ein zweiter Teil wohl auch nicht direkt an dieses Buch anschließen. So würden die vorhanden Lücken dort leider nicht geschlossen werden.
Das ist wirklich schade, denn die Idee zur Story ist sehr gut und auch der Schreibstil hat mich positiv überzeugt.
Für junge Fans von Urban-Fantasy und japanischer Kultur und Mythologie ist "Drachenblut" trotzdem empfehlenswert.

Veröffentlicht am 03.05.2017

Ich MUSS mehr Spaß im Leben haben! Mit diesem Buch auf jeden Fall.

Sean Brummel: Einen Scheiß muss ich
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Immer mehr Menschen leiden unter endlosem Müssen. Aber müssen wir wirklich immer alles tun, was man allgemein als gut und gesund betrachtet?
Einen Scheiß müssen wir!

Tommy Jaud greift in diesem Buch seine ...

Immer mehr Menschen leiden unter endlosem Müssen. Aber müssen wir wirklich immer alles tun, was man allgemein als gut und gesund betrachtet?
Einen Scheiß müssen wir!

Tommy Jaud greift in diesem Buch seine Faszination für amerikanische Ratgeber-Büchern auf und verbindet sie mit dem schwer irritierenden Trend des immer-mehr-Müssens.
Da Jaud kein Amerikaner ist, hat er einfach Sean Brummel erfunden und lässt dessen fiktiven Bestseller ›Do Whatever the Fuck You Want‹ jetzt auf Deutsch erscheinen.
Es handelt sich also nicht um einen Roman, wie Jauds bisherige Bücher.

Brummel/Jaud behandelt Themen wie Ernährung, Sport oder auch Gesellschaft und Familie mit einer ordentlichen Portion Humor und Sarkasmus.
Besonders gut gefallen hat mir, dass alle "Anti"-Ratschläge auch mit klinischen Studien oder Aussagen von anerkannten Forschern untermauern wurden.
Aber auch ohne diese Basis aus seriösen Fakten wird jeder Leser merken, dass Brummel/Jaud im Grunde Recht mit seinen Aussagen hat und wir zu oft glauben etwas zu müssen.

Was einigen Lesern vielleicht missfallen wird, ist die Tatsache, dass Jaud/Brummel sich auch einiger weniger Hitler-Vergleiche bedient. Frei nach dem Klischee, dass Amerikaner jeden Deutschen für einen Nazi halten, bemüht der deutschstämmige Amerikaner Brummel Hitler als durchweg schlechtes Beispiel für die Muss-Gesellschaft. Diese Vergleiche sind aber eher die Ausnahme und sollten nicht zu ernst genommen werden. Es mag zwar befremdlich klingen, aber sie sind sogar witzig.

Muss man dieses Buch lesen? Muss es einem gefallen und muss man Spaß daran haben?
Einen Scheiß müssen wir!
Aber für Fans von Tommy Jaud und für Leser, die sich und die Welt nicht immer all zu ernst nehmen ist dieses Buch wirklich empfehlenswert. Es ist ein augenzwinkernder, sarkastischer Kommentar auf die Leistungsgesellschaft und den Zwang immer mit der Strömung zu schwimmen.
Es regt zum Nachdenken an und macht wirklich Spaß.
Genau wie bei einem richtigen Ratgeber-Buch gibt es stärkere und schwächere Abschnitte, aber insgesamt fand ich es wirklich gut umgesetzt.