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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.05.2017

Zwei kranke Typen gegen die Welt

Back to Back
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Im Showgeschäft wird der Begriff back to back verwendet, wenn dieselbe Veranstaltung an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen in verschiedenen Städten stattfindet. Die deutsche Übersetzung Rücken an Rücken ...

Im Showgeschäft wird der Begriff back to back verwendet, wenn dieselbe Veranstaltung an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen in verschiedenen Städten stattfindet. Die deutsche Übersetzung Rücken an Rücken steht aber auch für die unerschütterliche Freundschaft zwischen dem Toningenieur Chris Mücke und Esteban Gomez, einem ehemaligen Söldner. Mücke findet zufällig eine teure Uhr. Zwei Tage später ist er mit seinem Freund Esteban auf der Flucht, bis sie entscheiden, dass Angriff nicht nur die beste Verteidigung ist, sondern auch der letzte Ausweg.

So turbulent, wie die Freundschaft der beiden Männer klingt, stellt sich auch diese Story dar.

Mücke wirkt zu Beginn eher wie ein typischer Showtechniker kurz vor dem Absturz. Doch der Schein trügt. Denn in Kombination mit Esteban bilden die beiden ein explosives Team, dem man sich nicht in den Weg stellen sollte. Und auch Mückes Freundin Celine hat es ziemlich in sich.

In seiner Widmung schreibt der Autor, dass er den Rat bekommen hat nur über das zu schreiben, was er kennt. Das hat er auf jeden Fall getan. Doch schreibt er nicht nur über das Leben und die Exzesse bei großen Medienproduktionen und Veranstaltungen, sondern würzt das Ganze mit einigen typischen Buddy- und Agenten-Thriller-Elementen. Der Autor beschreibt auch die stellenweise eher eintönige Arbeit eines Tontechnikers so komisch, dass dem Leser nie langweilig wird.

Die Mischung ist actionreich, brutal und teilweise absolut krank. Aber tierisch unterhaltsam und witzig und auch nur eine "Spur" unrealistisch. ;)

Sprachlich bewegt sich der Autor sicher durch berliner Akzente, kölschem Slang und Beamtendeutsch. Das Buch ist angenehm zu lesen und man will es nicht mehr aus der Hand legen. Da ist es eigentlich schade, dass es so kurz geraten ist.

Aber so verliert die Story sich nicht in irgendwelchen Längen und beleibt durchgehend mitreißend und spannend.
Auf Grund teilweise recht explizit beschriebener Gewalthandlungen ist dieses Buch nichts für zarte Gemüter oder diejenigen, die mit humorvollem Umgang mit selbiger eher wenig anfangen können. Die Charaktere sind individuell, sympathisch und haben Ecken und Kanten. Und als Krönung darf sogar Altrocker Keith Richards für einige Lacher sorgen.

Dieses Buch ist eine absolut geniale Mischung aus schwarzem Humor, Gewalt, Drogen und einer guten Männerfreundschaft.

Der Autor wusste wirklich was er tat.

Veröffentlicht am 03.05.2017

Das etwas andere Jahr.

Hab ich selbst gemacht
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Das Selbermachen ist zurück - und es sieht so ganz anders aus als früher: Baumärkte drehen verrückte Werbespots, statt in die Kleingärtnerkolonie geht's zum Urban Gardening - und alle Welt tauscht plötzlich ...

Das Selbermachen ist zurück - und es sieht so ganz anders aus als früher: Baumärkte drehen verrückte Werbespots, statt in die Kleingärtnerkolonie geht's zum Urban Gardening - und alle Welt tauscht plötzlich Einmachrezepte übers Internet aus. Was ist dran an diesem Trend?

Die Journalistin Susanne Klingner startet den Selbstversuch. Ein Jahr lang macht sie so viel wie möglich selbst - und schreibt darüber: vom Käse bis zur Seife, vom Cocktailkleid bis zum Christstollen, von den Schuhen bis zur Zahnpasta.
Dieses Buch hat mich überrascht!

Eigentlich dachte ich: "Ach ja ein Erfahrungsbericht, ganz nett." Ich wollte mir nur ein paar Tipps und Backrezepte abschauen und habe sonst nichts weiter von diesem Buch erwartet. Allerdings hat es mich dann doch so sehr gefesselt, dass ich die Rezepte glatt vergessen habe. ^^'
Für einige ist der aktuelle Selbstmach-Wahn sicherlich etwas befremdlich (für mich auch). Denn sie machen schon immer Sachen selbst, weil man sie einfach nirgendwo kaufen kann (der etwas andere Modegeschmack) oder weil sie einfach viel zu teuer sind oder aber weil selbstgemacht einfach viel besser ist (Mamas Apfelkuchen, hmm^^).
Aber es gibt auch Menschen, die noch nie wirklich etwas selbst gemacht haben. Oder die immer Hilfe dabei hatten und daher alleine gar nicht wissen wo sie anfangen sollen.

Dieses Buch ist sicherlich für beide Gruppen interessant.
Die Selbermacher bekommen einen kurzweiligen und witzigen Einblick in ein Jahr eines Neueinsteigers mit allen Höhen und Tiefen. Es gibt viel zu lachen und auch einige neue interessante Ideen für eigene Projekte und Buch-/Internettipps.

Für die Nicht-Selbermacher gibt es Anregungen es zu probieren und vor allem wie. Und dieses Buch zeigt ihnen, dass man um etwas selbst zu machen nicht viel mehr braucht, als den Mut einfach anzufangen.

Der Stil ist locker und umgangssprachlich. Da die Autorin quasi ein Protokoll ihres Tages, inklusive aller Kommentare ihrer Mitmenschen abgibt kommen öfter sehr lustige Situationen zu Stande. Das Buch lässt sich flüssig lesen und ist hier und dort mit ein paar kleinen nützlichen Skizzen gespickt.

Auch die obligatorischen Rezepte dürfen nicht fehlen (ich werde bestimmt die Muffins nachbacken).
Wirklich ein witziges und kurzweiliges Buch, mit tollen Ideen und einem interessanten Blick in ein spannendes Jahr. Lesenswert!

Veröffentlicht am 03.05.2017

Die Welt jenseits des Buches.

Die Welt des Sherlock Holmes
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Der bekannteste Detektiv der Welt. Und sicherlich auch der Geschichte. Sherlock Holmes!
Doch was macht ihn unsterblich, wieso sind Generationen von Lesern auch heute noch fasziniert vom Detektiv aus der ...

Der bekannteste Detektiv der Welt. Und sicherlich auch der Geschichte. Sherlock Holmes!
Doch was macht ihn unsterblich, wieso sind Generationen von Lesern auch heute noch fasziniert vom Detektiv aus der Baker Street und seinem treuen Freund Dr. Watson?
Die Autorin versucht diese Fragen zu klären und dem Leser einen Überblick über die Besonderheiten des Werkes von Athur Conan Doyle zu geben. Außerdem geht sie auf die vielfältigen Adaptionen, Fan-Fictions und anderen Holmes-Reliquien ein. Denn die Welt von Sherlock Holmes endet nicht auf der letzten von Doyle geschrieben Seite.

Der Stil des Buches ist anschaulich, flüssig zu lesen und präsentiert seine Fakten ohne langweilig zu werden.
Der neugierige Leser erhält Informationen zu Autor, Figuren und den einzelnen Fällen.
Einem Kenner der Originalwerke wird dieser Überblick eventuell stellenweise etwas oberflächlich erscheinen. Das liegt aber nur daran, das der Leser bereits die vielen Details kennt, die die Autorin nicht in ihrem Werk aufgreift. Dies geschieht einzig und allein, um noch unerfahrenen Lesern die Spannung und den Spaß nicht zu verderben.

Zusätzlich zu einer Aufarbeitung der originalen Werke und ihrer Besonderheiten widmet die Autorin auch den Werken von Fans und Nachahmern einen gebührenden Platz.
Dabei finden selbst eingefleischte Sherlock Holmes Fans noch das eine oder andere, dass sie noch nicht wussten.

Ein sehr interssanetes Werk, dass aber vor allem für Neueinsteiger geeignet ist.

Veröffentlicht am 03.05.2017

Faszinierender Fantasy-Thriller. Lesenswert.

DNA - Die Erbsünde
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"Ein fantastischer Jugendroman mit Humor, Spannung und Dramatik!"

Mit diesem Satz wird "DNA - Die Erbsünde" beschrieben. Aber das ist noch lange nicht alles was dieses Buch aus macht.
Die Geschichte fängt ...

"Ein fantastischer Jugendroman mit Humor, Spannung und Dramatik!"

Mit diesem Satz wird "DNA - Die Erbsünde" beschrieben. Aber das ist noch lange nicht alles was dieses Buch aus macht.
Die Geschichte fängt mehr oder weniger harmlos an. Man denkt zunächst man hat es mit einer typischen Lovestory zu tun. Aber nach und nach merkt man, dass einiges nicht so ist wie es scheint.
Sabina Schneider entspinnt vor dem Leser eine geheimnisvolle und düstere Mischung aus Fantasy, Mystery und Thriller.
Die Protagonistin Ivo präsentiert sich dem Leser als junges naives Mädchen mit viel Fantasy und Freude am Leben. Doch als sie dem geheimnisvollen Natan begegnet ändert sich ihr Leben schlagartig.

Der Stil der Autorin beinhaltet faszinierenden Detailreichtum und überraschende Wendungen.
Dabei spricht sie auch eher unangenehme Tabuthemen an. Und scheut sich nicht auch diese bis ins kleinste, erschreckende Detail zu beschreiben.

Zu Beginn war ich eher skeptisch, ob diese Geschichte das Richtige für mich ist. Aber je weiter ich gelesen habe, desto begeisterter war ich. Hier wurde eine spannende Geschichte mit interessanten neuen Elementen erzählt. Einige Details mögen bekannt erscheinen, aber man sollte mit seinem Urteil sehr vorsichtig sein.
Einziges Manko aus meiner Sicht ist, dass die Geschichte genau an dem Punkt endet, an dem sie am interessantesten wird.
Die Autorin hinterlässt am Ende nur den Hinweis "Eine Fortsetzung wird erwogen."
Hoffen wir das Beste.

Veröffentlicht am 03.05.2017

Düstere Zukunft, schwarzer Humor und ein Hoffnungschimmer.

Die Sprengmeister und der unheilige Gral
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Alle sozialen Systeme sind zusammengebrochen, die Bevölkerung hat sich erwartungsgemäß in zwei Teile gespalten, nämlich in sehr viele Arme und in sehr wenige Reiche. Der trotz alledem erstaunliche soziale ...

Alle sozialen Systeme sind zusammengebrochen, die Bevölkerung hat sich erwartungsgemäß in zwei Teile gespalten, nämlich in sehr viele Arme und in sehr wenige Reiche. Der trotz alledem erstaunliche soziale Frieden wird gestört, als eine Gruppe namens Sprengmeister beginnt, das Münsterland mit Selbstmordattentaten zu terrorisieren.
Carsten Kluncker, 76, Gärtner, teilzeitbeschäftigt lebt in seiner Mumien-WG mit Kumpel Horst und einem fetten Kater ein ruhiges Leben am Rande des Existenzminimums.
Als unverhofft die trotz ihrer 65 Lenze prächtig anzusehende Mandy Brenning in sein Leben tritt, taucht Carsten ab in einen Strudel aus Liebe und Leidenschaft. Doch als Mandy kurz vor Weihnachten unvermittelt verschwindet, macht er sich mit Horst auf die Suche. Der Verdacht, dass sein Mädel möglicherweise Kontakte zu den Sprengmeistern haben könnte, wird zur Gewissheit, als er Mandy todkrank und als lebende Bombe verdrahtet auf einer Feier seines Arbeitgebers wiedertrifft.

Das Genre Social Fiction war mir bisher völlig unbekannt. Ich bin mir auch nicht sicher ob es überhaupt schon andere Werke gibt, die man in diese Katagorie einordnen kann.
Heiner Wacker hat mit diesem Buch etwas einzigartiges geschaffen.

Der Leser bekommt hier eine spannende und explosive Mischung geboten.
Die Charaktere sind völlig desillusioniert und pragmatisch, dabei haben sie sich einen wunderbaren trockenen, schwarzen Humor bewahrt. Sie sind tiefgründig und vielschichtig.
Die Geschichte behandelt das Leben eines Gärtners, der versucht irgendwie über die Runden zu kommen und das beste aus dem wenigen zu machen, das er hat. Es zeigt, wie die Reichen und Mächtigen einer Stadt versuchen immer noch mehr Reichtum anzuhäufen und wie sie von einem Tag auf den anderen alles verlieren können.
Das alles spielt vor dem Hintergrund einer Welt und einer Gesellschaft die am Ende seind und in denen die wenigen Reichen immer noch nicht aus ihren Fehlern gelernt haben.

Der Stil von Heiner Wacker ist direkt, schonungslos und unverblümt. Sein schwarzer Humor lockert die teilweise recht düstere Stimmung dabei immer wieder auf.
Der Autor kombiniert seine packende und vielschichtige Geschichte mit Exkursionen in das politische und wirtschaftliche Jetzt. Und er zeigt dem Leser schonunglos, was uns erwartet, wenn die oberen Zehntausend einfach so weiter machen, wie bisher.

Nach Aussage des Autors ist dieses Buch "definitiv nichts für Engseher und Humorverweigerer". Ich kann ihm da nur Recht geben.
Absolut lesenswert. Aber vorsicht, diese Zukunft ist näher als man denkt.