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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.07.2021

Wie die Evolution arbeitet

Die Geschichte des Lebens
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Neil Shubin, der nach eigenen Angaben seine Sommer damit verbringt, nach Fossilien zu suchen, und sich den Rest des Jahres der Erforschung von Embryonen und DNA widmet, gibt hier einen Überblick über die ...

Neil Shubin, der nach eigenen Angaben seine Sommer damit verbringt, nach Fossilien zu suchen, und sich den Rest des Jahres der Erforschung von Embryonen und DNA widmet, gibt hier einen Überblick über die wichtigsten Mechanismen der Evolution.
Er konzentriert sich dabei vor allem auf die Wirkungsweise von Genen und Genomen und berichtet von all den erstaunlichen Entdeckungen, die in diesem Bereich in den letzten Jahrzehnten gemacht wurden. So nimmt er die Leser mit auf eine Tour durch Jahrmilliarden der Vergangenheit ebenso wie in modernste Laboratorien und erklärt beispielsweise, wie Untersuchungen an derart unterschiedlichen Lebewesen wie Fliegen, Seescheiden, Salamandern oder Mais dazu beigetragen haben, die Entwicklungsgeschichte des Lebens auf der Erde zu entschlüsseln.
Unter anderem stellt sich dabei heraus, dass die Embryonalentwicklung über diverseste Tiergruppen hinweg von ähnlichen Genen gesteuert wird oder dass ein guter Teil des Genoms aus Kopien von Genen oder gar der DNA von eingedrungenen Viren besteht, welche dann als Ausgangsmaterial für große Neuerungen dienen konnten.
Auch zeigt sich immer wieder, dass nichts da beginnt, wo man glaubt. Beispielsweise sind Beine und Lungen ursprünglich nicht zu dem Zweck entstanden, das Leben an Land zu erleichtern, und Federn diensten zunächst nicht dem Fliegen.
Neben der Vermittlung der reinen Fakten werden auch die beteiligten Wissenschaftler vorgestellt und damit einige interessante Persönlichkeiten vor den Vorhang geholt.

Insgesamt vermittelt dieses Buch daher zahlreiche faszinierende Informationen, die vom Autor allgemein verständlich dargestellt werden. Oft kommt dabei sogar richtige Spannung auf, wenn man den Forschern gewissermaßen über die Schulter schauen kann und ihre Überraschung ob manch unerwarteter Ergebnisse teilt.

Veröffentlicht am 14.07.2021

Unrealistische Geschichte unpersönlich erzählt

Das finstere Tal
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Die Verfilmung von „Das finstere Tal“ ist durchaus sehenswert, das Buch hat mir jedoch weniger gefallen.
Die Geschichte um den geheimnisvollen Greider, der den Winter in einem abgelegenen Hochtal verbringt ...

Die Verfilmung von „Das finstere Tal“ ist durchaus sehenswert, das Buch hat mir jedoch weniger gefallen.
Die Geschichte um den geheimnisvollen Greider, der den Winter in einem abgelegenen Hochtal verbringt und dessen eigentliche Pläne sich erst nach und nach enthüllen, wird in einem zu unpersönlichen Stil erzählt, weshalb ich nicht in die Geschehnisse eintauchen konnte.
Der Erzähler beschreibt nur „von außen“ was passiert, Innenansichten der Protagonisten gibt es kaum. Sie blieben mir daher weitgehend fremd.
Eine gewisse Ausnahme stellen einzig die Rückblicke in die Vergangenheit von Greider und seiner Mutter dar. Hier sind die Schilderungen doch einigermaßen lebendig und mitreißend.
Alles in allem handelt es sich jedoch um eine eigenartige Mischung aus einem zu langatmigen Beginn und einem überdramatischen Schluss. Natürlich ist sowas Geschmackssache. Aber ich persönlich halte einen sich über 50 Seiten ziehenden Showdown, bei dem sich letztlich eine Gewalttat an die andere reiht, für entbehrlich.
Außerdem wirkt die Grundkonstruktion unrealistisch und es gibt so manche Ungereimtheiten. Über derartiges kann man bei einem Film doch leichter hinwegsehen als beim Lesen.

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Veröffentlicht am 18.06.2021

Was macht guten Stil aus?

Die Schlange im Wolfspelz
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Dieser Frage spürt der Germanist und Literaturkritiker Michael Maar hier nach.
Die ersten Kapitel sind allgemeinen Betrachtungen zu diesem Thema gewidmet. Der Autor beleuchtet diverse Bestandteile und ...

Dieser Frage spürt der Germanist und Literaturkritiker Michael Maar hier nach.
Die ersten Kapitel sind allgemeinen Betrachtungen zu diesem Thema gewidmet. Der Autor beleuchtet diverse Bestandteile und Merkmale von Texten und erklärt anhand zahlreicher Beispiele unter anderem, was eine gute Metapher ausmacht, warum auch bei Prosatexten der Rhythmus nicht außer Acht gelassen werden darf oder wann ein zusätzliches Adjektiv einen Text verbessert und wann eher nicht.
Der Rest des Buches besteht dann aus einer Tour durch die Literaturgeschichte, in der diverse Autoren herausgegriffen und ihre Werke auf auffällige Stilelemente sowie besonders gelungene oder auch weniger gelungene Passagen hin untersucht werden.
Im Großen und Ganzen hat mir diese Lektüre gut gefallen. Sie kann dazu anregen, sich mit den Eigenschaften von Literatur auseinander zu setzen und sich mit dem einen oder anderen Schriftsteller bzw dessen Werk näher zu befassen.
Für meinen Geschmack konzentriert sich Herr Maar jedoch teilweise zu sehr auf die Schwachpunkte und versucht, auch bei grundsätzlich gelobten Autoren doch noch einen Kritikpunkt zu finden.
Auch muss man sicher nicht jeder seiner Ansichten darüber, wer als guter Stilist gelten darf, zustimmen. Aber es macht ja oft auch gerade den Reiz von Literatur aus, dass man darüber diskutieren kann.

Veröffentlicht am 18.06.2021

Krimi für an Mathematik, Philosophie etc Interessierte

Die Oxford-Morde
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Im Sommer 1993 beginnt ein argentinischer Doktorand der Mathematik, dessen Name eigenartigerweise nie explizit genannt wird, ein Auslandsjahr in Oxford. Sein erstes Zusammentreffen mit dem berühmten Professor ...

Im Sommer 1993 beginnt ein argentinischer Doktorand der Mathematik, dessen Name eigenartigerweise nie explizit genannt wird, ein Auslandsjahr in Oxford. Sein erstes Zusammentreffen mit dem berühmten Professor Arthur Seldom wird von einem Drama überschattet. Gemeinsam finden sie die Leiche einer älteren Dame – offenbar das erste Opfer eines Serientäters. Da dieser Botschaften übermittelt, die mit seltsamen Zeichen versehen sind, fühlen die beiden sich berufen, sich an deren Entschlüsselung zu versuchen und so zur Suche nach dem Mörder beizutragen.

Dass sich hier Mathematiker an die Aufklärung eines Kriminalfalls machen, ist ein faszinierender Ansatz und hebt diese Geschichte auf jeden Fall vom in diesem Genre Üblichen ab.
Tatsächlich werden auch diverse Themen aus den Bereichen Mathematik, Logik, Philosophie etc angesprochen, beispielsweise der Bund der Phytagoräer, Wittgenstein oder die Suche nach dem Beweis für Fermats letzten Satz. Die meisten diesbezüglichen Ausführungen fand ich interessant, sie nehmen jedoch in dem ohnehin nur 200 Seiten langen Buch ziemlich breiten Raum ein, sodass die eigentliche Krimihandlung zu sehr in den Hintergrund tritt.
Wirklich viel Spannung wird daher nicht aufgebaut. Immerhin weist die Auflösung am Ende noch einen hübschen Dreh auf.
Erzählt wird in Ich-Form aus der Perspektive des namenlosen Studenten, der mir aber dennoch fremd blieb. Der Stil ist eher unpersönlich und wenig lebendig.

Fazit: Trotz einiger Schwächen ist dieses Buch für Krimifans, die mal etwas Abwechslung wollen und keine Abneigung gegen Mathe haben, durchaus lesenswert.

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Veröffentlicht am 18.06.2021

Interessante Tour voller Geheimnisse und Rätsel

Geheime Botschaften
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Simon Singh befasst sich hier mit einem faszinierenden Thema: Wohl schon seit Jahrtausenden haben Menschen das Bedürfnis, geheim miteinander zu kommunizieren und spätestens seit der Antike wurden diverse ...

Simon Singh befasst sich hier mit einem faszinierenden Thema: Wohl schon seit Jahrtausenden haben Menschen das Bedürfnis, geheim miteinander zu kommunizieren und spätestens seit der Antike wurden diverse Methoden entwickelt, eine Nachricht so zu verschlüsseln, dass nur der gewünschte Empfänger sie verstehen kann.
Doch im selben Maß, wie die Verschlüsselung immer sicherer wurde, wurden auch immer ausgefeiltere Verfahren zum Entschlüsseln entwickelt. Schließlich hingen oft genug politische oder militärische Siege bzw Niederlagen und damit Menschenleben, oder zumindest wirtschaftliche Erfolge davon ab, zu wissen, was der Gegner plant, und zu verhindern, dass die eigenen Pläne ausgespäht werden.
Dieses Buch folgt dem Gang der Geschichte und beschreibt den spannenden Wettlauf zwischen Code-Erfindern und Code-Knackern – von Caesar über Mary Stuart und die Helden von Bletchley Park bis zum Internet-Zeitalter.
Dabei wird nicht nur die dahinterstehende Mathematik allgemein verständlich erklärt. Der Autor schildert auch die Umstände, die zu der einen oder anderen Entdeckung führten und holt die Persönlichkeiten vor den Vorhang, die für wegweisende Entwicklungen in diesem Bereich verantwortlich waren.
Abgerundet wird das Ganze durch eine Sammlung von verschlüsselten Texten, an denen die Leser selbst ihre Dechiffrierfähigkeiten erproben können.
Trotz der teilweise anspruchsvollen Konzepte, die hier vorgestellt werden, ist das Buch flott lesbar und unterhaltsam. Es regt aber auch dazu an, sich noch weiter mit den hier präsentierten Ideen auseinander zu setzen und zeigt, welch umfangreiche Fähigkeiten und vor allem welche Kreativität erforderlich sind, um im Bereich der Ver- und Entschlüsselung erfolgreich zu sein.
Das einzige kleine Manko, für das man natürlich niemandem einen Vorwurf machen darf, besteht darin, dass das Buch eben schon über 20 Jahre alt und daher nicht auf dem allerneusten Stand ist. Soweit ich das beurteilen kann, hat es jedoch auch hinsichtlich des Inhalts des letzten Kapitels (Quantencomputer und Quantenkryptografie) seither keine wirklich umwälzenden Neuerungen gegeben.