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Veröffentlicht am 19.04.2017

Dreiecksbeziehung vor interessantem historischen Hintergrund

Demnächst in Tokio
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Dieser Roman erzählt von einer Frau, deren Leben von zwei Männern geprägt ist, die beide einige Geheimnisse vor ihr haben, sowie von der Situation in Japan kurz vor und während des Zweiten Weltkriegs. ...

Dieser Roman erzählt von einer Frau, deren Leben von zwei Männern geprägt ist, die beide einige Geheimnisse vor ihr haben, sowie von der Situation in Japan kurz vor und während des Zweiten Weltkriegs.

Ihren Anfang nimmt die Geschichte 1934, als die 18jährige Elisabeth aus heiterem Himmel mit dem deutlich älteren Ernst Wilhelm von Traunstein, Sohn des Arbeitgebers ihres Vaters, verheiratet wird. Die Hochzeit soll die Voraussetzung dafür sein, dass Ernst Wilhelm eine Stellung an der deutschen Botschaft in Tokio antreten kann, die genauen Hintergründe bleiben für Elisabeth aber im Verborgenen.
Entgegen ihren Befürchtungen verlaufen die nächsten Jahre für sie relativ ruhig, ihr Ehemann begegnet ihr mit großer Freundlichkeit, wenngleich ihr Verhältnis ansonsten sehr distanziert bleibt. Nur Ernst Wilhelms Freund Alexander sorgt für einige Abwechslung und als er plötzlich unter Spionageverdacht verhaftet wird, gerät ihr Leben vollends aus den Fugen.

Obwohl sämtliche Protagonisten rein fiktiv sind, liegen der Handlung doch reale Ereignisse zugrunde, insbesondere wurde sie von der Person des russischen Spions Richard Sorge inspiriert.
Den historischen Hintergrund fand ich sehr interessant. Ich habe bisher wenige Bücher gelesen, die in Asien spielen, und gerade über diese Epoche sowie auch das Verhältnis zwischen Nazi-Deutschland und Japan wusste ich relativ wenig. An ein paar Stellen hätte ich mir etwas ausführlichere Informationen gewünscht, insgesamt ist die Darstellung aber anschaulich und nachvollziehbar.

Da die Geschichte von Elisabeth in Ich-Form geschildert wird, konnte ich mich gut in sie hineinversetzen. Zu Beginn wirkt sie noch ziemlich naiv und unbeholfen und es ist schön zu beobachten, wie sich ihre Persönlichkeit weiterentwickelt.
Am Ende geht einiges ziemlich schnell und manche Fragen bleiben offen, dies wirkt aber nicht unrealistisch.

Alles in allem ein lesenswerter historischer Roman, der ein interessanten Thema in eine gefühlsbetont und lebendig erzählte Handlung einbettet.

Veröffentlicht am 11.04.2017

Sachlicher Überblick

Geschichte Österreichs
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Dieses Werk befasst sich mit der gesamten Geschichte Österreichs – beginnend mit (oder kurz vor) der römischen Antike bis zum Jahr 2016. Die Vor- und Frühgeschichte werden also nicht behandelt, auch die ...

Dieses Werk befasst sich mit der gesamten Geschichte Österreichs – beginnend mit (oder kurz vor) der römischen Antike bis zum Jahr 2016. Die Vor- und Frühgeschichte werden also nicht behandelt, auch die Hallstadt-Zeit wird nur kurz erwähnt, dafür sind die Ausführungen zur Gegenwart fast auf dem allerneusten Stand.
Die einzelnen Kapitel befassen sich jeweils mit einem bestimmten Zeitraum und wurden von verschiedenen Autor/innen verfasst. Sie beschreiben, was in der entsprechenden Epoche so alles in „Österreich“ passiert ist – sodass natürlich zu Beginn erstmal definiert werden musste, was unter dem Begriff Österreich überhaupt zu verstehen ist, wurde dieser doch im Lauf der Jahrhunderte mit vielen verschiedenen Bedeutungen belegt. Dabei wird das Ziel ausgegeben, Österreich in seiner Gesamtheit zu betrachten. Obwohl dies besser gelingt als in anderen vergleichbaren Werken und immer wieder Abstecher in die Bundesländer unternommen werden, dreht sich der Großteil aber doch um Wien und die dort jeweils Herrschenden.

Positiv ist jedenfalls hervorzuheben, dass die jeweiligen Epochen in ihrer ganzen Breite ausgeleuchtet werden. Nicht nur politische Ereignisse werden betrachtet, sondern auch wirtschaftliche und soziale Entwicklungen sowie die Lebensverhältnisse der einfachen Bevölkerung.
Von ein paar eingestreuten Fachbegriffen abgesehen ist das Buch leicht lesbar, die Lektüre gestaltet sich allerdings eher trocken, man könnte historische Geschehnisse weitaus lebendiger darstellen.
Weites ist zu bedenken, dass 600 Seiten zwar auf den ersten Blick nach relativ viel aussehen, aber doch viel zu wenig sind, um die ganze Geschichte eines Landes wirklich ausführlich zu erörtern. Eine Reihe interessanter Ereignisse oder faszinierender Persönlichkeiten können daher nur in einem Nebensatz Erwähnung finden.

Dennoch bietet dieses Buch einen guten Überblick und kann dazu anregen, sich in das eine oder andere Thema noch weiter zu vertiefen.

Veröffentlicht am 30.03.2017

Gefühlschaos und Abenteuer vor exotischer Kulisse

Das ferne Land
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Anders als die meisten übrigen Romane von Charlotte Thomas ist dieser hier nicht in Venedig angesiedelt, sondern entführt die Leser in weitaus exotischere Gefilde.
Ihren Ausgang nimmt die Handlung im ...

Anders als die meisten übrigen Romane von Charlotte Thomas ist dieser hier nicht in Venedig angesiedelt, sondern entführt die Leser in weitaus exotischere Gefilde.
Ihren Ausgang nimmt die Handlung im Candia (Kreta) des Jahres 1645, wo die aus Köln stammende Katharina sich über den Verbleib ihres Mannes Giacomo Gedanken macht. Dieser soll im arabischen Sanaa gestorben sein, könnte ihr dort aber ein riesiges Lager wertvollen Weihrauchs hinterlassen haben.
Sie ist fest entschlossen, selbst auf die Suche zu gehen und es findet sich auch jemand, der bereit ist, ihr dafür ausreichend Geld vorzuschießen. Doch dieser verlangt eine Gegenleistung: Katharina soll den Händler Massimo Bagliani als Führer engagieren und ihn bei dieser Gelegenheit ausspionieren.
Tatsächlich scheint Massimo einiges zu verbergen zu haben. Dennoch kann Katharina nicht verhindern, dass sie im Lauf ihrer turbulenten Reise immer stärkere Gefühle für ihn entwickelt, was nicht nur zu viel Auf und Ab ihrer Stimmungslage führt, sondern sie schließlich auch in Lebensgefahr bringt.

Diese Geschichte wird abwechselnd aus Katharinas und Massimos Perspektive erzählt, wobei Katharinas den größeren Teil ausmacht. Ich hatte dabei immer wieder den Eindruck, dass die beiden es einander und auch sich selbst unnötig schwer machen. Da sich viele Leute in Liebesdingen nicht unbedingt vernünftig verhalten, ist dies aber nicht unrealistisch. Ein bisschen nervt das ständige Hin und Her allerdings schon.
Der Erzählstil ist flott und es wird einige Spannung aufgebaut. Manches ist aber auch vorhersehbar und vor allem beim „Showdown“ am Ende ging mir vieles zu schnell, hier hätte ich mir etwas ausführlichere Erklärungen gewünscht.

Dafür besticht das Buch mit anschaulichen und farbenfrohen Schilderungen der diversen Länder, welche die Protagonisten besuchen. Dadurch wird der alte Orient zum Leben erweckt, man kann wunderbar in das Geschehen eintauchen, lernt interessante Charaktere kennen und kann zusammen mit ihnen Neues entdecken und Abenteuer erleben.

Veröffentlicht am 19.03.2017

Schleifenquantengravitation für Einsteiger

Die Wirklichkeit, die nicht so ist, ...
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Die Vereinigung von Quantenphysik und allgemeiner Relativitätstheorie ist seit Jahrzehnten ein großes Thema in der Physik sowie auch in der populärwissenschaftlichen Literatur.
Vor allem in letzterer ...

Die Vereinigung von Quantenphysik und allgemeiner Relativitätstheorie ist seit Jahrzehnten ein großes Thema in der Physik sowie auch in der populärwissenschaftlichen Literatur.
Vor allem in letzterer erhielt dabei lange Zeit die Stringtheorie die meiste Aufmerksamkeit. Da diese die in sie gesetzten Erwartungen bisher aber nicht wirklich erfüllen konnte, rücken nun andere Erklärungsansätze, insbesondere die Schleifenquantengravitation, verstärkt in den Fokus.

Carlo Rovelli, welcher selbst an der Entwicklung dieser Theorie beteiligt war, gibt hier spannende Einblicke in sein Forschungsgebiet.
Er startet seine Ausführungen mit einem Streifzug durch die Geschichte der Physik, beginnend im antiken Griechenland, wo erstmals die Idee aufgeworfen wird, dass die gesamte Materie sich aus Atomen zusammensetze, über Galilei, Newton und Einstein bis hin zum modernen Verständnis der Quantenmechanik.
Damit ist der Boden bereitet für den großen Auftritt der Loops, zu Deutsch Schleifen, geschlossenen Linien im Raum, welche das Gravitationsfeld charakterisieren sollen. Ein wesentlicher Inhalt der Loop-Theorie besteht somit in der Vorhersage, dass der Raum kein Kontinuum und damit auch nicht unendliche Male teilbar ist, sondern aus so etwas wie Raumatomen besteht.
Davon ausgehend gelangt sie zu einer Reihe interessanter Einsichten, beispielsweise einer Neudefinition des Konzepts der Zeit, einer Erklärung für die Funktionsweise von Schwarzen Löchern oder neuartigen Überlegungen zum Zusammenhang zwischen Information und Realität, sowie vielem mehr.
Der Autor verhehlt allerdings auch nicht, dass diese Theorie ebenfalls mit Unsicherheiten behaftet ist und ihre Bewährungsproben erst noch zu bestehen hat.

Die Ausführungen sind dabei sehr anschaulich, ich konnte ihnen großteils leicht folgen.
Das Buch ist in einem flüssigen, angenehm zu lesenden Stil geschrieben, wodurch man auch gut die Zusammenhänge erkennen und den roten Faden im Blick behalten kann.

So liefert dieses Werk einen interessanten Überblick
zum Thema Schleifenquantengravitation und einen Eindruck davon, was sie alles zu leisten imstande sein könnte.
An manchen Stellen hätte der Inhalt etwas ausführlicher sein oder mehr in die Tiefe gehen können, insgesamt ist dies aber ein toller Einstieg in eine faszinierende Materie.

Veröffentlicht am 07.03.2017

Mitreißender Briefroman

Der grüne Palast
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Wien zu Beginn des 19. Jahrhunderts: Der österreichische Kanzler Metternich ist bestrebt eine Allianz zu schmieden zwischen Österreich und Portugal, welches durch die Bodenschätze seiner brasilianischen ...

Wien zu Beginn des 19. Jahrhunderts: Der österreichische Kanzler Metternich ist bestrebt eine Allianz zu schmieden zwischen Österreich und Portugal, welches durch die Bodenschätze seiner brasilianischen Kolonie bald zu einigem Reichtum kommen wird. Zu diesem Zweck soll Leopoldine, die Tochter von Kaiser Franz, mit dem portugiesischen Thronfolger Pedro verheiratet werden, der schon seit Jahren im brasilianischen Exil lebt.
Gemeinsam mit ihrer Erzieherin und Vertrauten Gräfin Lazansky tritt sie die lange Reise nach Rio de Janeiro an. Doch dort stellt sich nach und nach heraus, dass Metternich sowie der portugiesische Gesandte Marialva ihnen über die Lage in Brasilien und vor allem über Pedros Charakter nicht die ganze Wahrheit gesagt haben.

Von all dem erfahren die Leser durch eine Reihe von (insgesamt 185) Briefen, welche die beteiligten Personen verfassen und in welchen sie ihre Erfahrungen und Gedanken schildern.
Es ist dabei sehr schön zu beobachten, wie sich Inhalt und Tonfall je nach Adressat ändern und welch unterschiedliche Eindrücke verschiedene Protagonisten von derselben Situation haben.

Der Erzählstil ist anschaulich und lebendig, die Sprache passt gut zur damaligen Zeit und auch die Art der Briefwechsel wirkt überwiegend realistisch, vieles wird nicht direkt ausgesprochen, sondern kann nur zwischen den Zeilen herausgelesen werden. Es wäre mir allerdings leichter gefallen, den Überblick zu behalten, wenn zumindest manche Briefe mit einem Datum versehen wären.

Die Handlung orientiert sich (sehr!) lose an realen geschichtlichen Ereignissen, viele wesentlichen Elemente sind aber der Phantasie der Autorin entsprungen.
Ich hätte im Anhang gern etwas mehr über die historischen Hintergründe erfahren, da dieses Buch aber nicht als „Historischer Roman“ bezeichnet wird, ist das allerdings kein großer Kritikpunkt.

Alles in allem ist dies also ein fesselndes Lesevergnügen mit vielen interessanten Charakteren.