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Krimine

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Veröffentlicht am 05.04.2017

Ein lustiger Regionalkrimi mit einer ordentlichen Portion Ermittlungsarbeit

Zapfig
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„Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht was Bess'res findet.“ Getreu diesem Motto hat der Juniorchef der Privatbrauerei Rößlbier lange Zeit gelebt, bis er nach ausgiebigem Hin und Her bei der ...

„Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht was Bess'res findet.“ Getreu diesem Motto hat der Juniorchef der Privatbrauerei Rößlbier lange Zeit gelebt, bis er nach ausgiebigem Hin und Her bei der Sekretärin Nathalie hängen geblieben ist. Nun steht zum Leidwesen seiner Mutter die Hochzeit an und verbunden mit ihr ein zünftiger Junggesellinnenabschied. Doch nach einer amüsanten Nacht ist die zukünftige Braut tot und ihre Schwiegermutter in spe gerät in Verdacht, etwas mit ihrem Ableben zu tun zu haben. So jedenfalls lautet Vermutung der zuständigen Rechtsmedizinerin Dr. Sophie Rosenhuth, die sie aber schon bald revidieren muss. Denn ausgerechnet die missmutige Brauereichefin wird ertrunken in einem Gärfass aufgefunden und damit sind die Karten neu gemischt.

„Zapfig“ ist der vierte Fall der Kalten Sofie, eine Münchener Rechtsmedizinerin, die mit ausreichend Ecken und Kanten gesegnet ist und darüber hinaus auch mit einigen Pfündchen Übergewicht. Etwas, das ihren Ex-Mann und neuen Freund Hauptkommissar Jo Lederer überhaupt nicht stört. Deshalb planen sie auch wieder zusammenzuziehen, was in München gar nicht so einfach ist. Da sind Missverständnisse und Meinungsverschiedenheiten vorprogrammiert, die regelmäßig zu Verstimmungen führen. Aber nicht nur das Privatleben der Ermittler bietet ausreichend Stoff für ein abwechslungsreiches Geschehen. Auch der aktuelle Fall entwickelt sich turbulenter, als gedacht. Vor allem, weil es mehr als eine Leiche und ungeahnt viele Verdächtige gibt.

Gelesen wird der mit vielen humorvollen Szenen und Dialogen durchsetzte Kriminalroman von Tatjana Pokorny, die es wunderbar versteht, den einzelnen Figuren einen zu ihnen passenden Ausdruck zu verleihen. Dazu spielt sie gekonnt mit Stimmlage, Lautstärke, Tempo und Dialekt sowie mit einem hörbaren schauspielerischen Talent. Ein Hörbuch, das unheimlich viel Spaß bereitet und dazu jeden Krimifan ordentlich miträtseln lässt.

Fazit:
Wer lustige Regionalkrimis mit einer ordentlichen Portion Ermittlungsarbeit mag, ist hier genau richtig.

Veröffentlicht am 04.04.2017

Ein superspannendes Katz- und Mausspiel

Süßer Ruf des Todes
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Die sechzehnjährige Tochter des Chefs der New Yorker Drogenfahndung wird in ihrem Bett vergewaltigt und zu Tode gequält. Ein Verbrechen, das einen Racheanschlag gegen ihren gefürchteten Vater vermuten ...

Die sechzehnjährige Tochter des Chefs der New Yorker Drogenfahndung wird in ihrem Bett vergewaltigt und zu Tode gequält. Ein Verbrechen, das einen Racheanschlag gegen ihren gefürchteten Vater vermuten lässt. Eve Dallas und ihr Team der New Yorker Mordkommission übernehmen den brisanten Fall und schon bald steht fest, dass Deena McMasters ihren Mörder kannte. Allerdings hat sich die Schülerin mit ihrem Peiniger immer nur heimlich getroffen, so dass niemand weiß, wer hinter der Maskerade des angeblich sehr schüchternen Studenten steckt. Erst als noch ein Mord geschieht und eine junge Frau die gleichen Qualen wie Deena erleiden muss, gelingt ihnen ein Durchbruch. Doch der Täter ist schneller, als sie und während sie noch damit beschäftigt sind, ihn ausfindig zu machen, plant er bereits ein weiteres Verbrechen.

„Süßer Ruf des Todes“ ist ein neuer Fall für die erfolgreiche New Yorker Ermittlerin Eve Dallas, die dafür bekannt ist, eine hohe Aufklärungsquote zu haben. Grund genug, sie nach dem Mord an der Tochter eines hochrangigen Polizisten aus ihrem freien Wochenende zu holen, damit sie das grausame Verbrechen klärt. Stets an ihrer Seite und auch diesmal in den Fall involviert ist ihr Ehemann Roarke, der aufgrund seiner Vergangenheit weiß, wie Verbrecher ticken und ihre langjährige Partnerin Detective Delia Peabody, auf die sich Eve immer verlassen kann. Doch auch ein gutes Team fischt manchmal im Trüben und braucht ein wenig Glück, um den richtigen Hinweis zu finden. Deshalb vergeht einige Zeit, die mit umfangreichen Ermittlungen ausgefüllt ist und sich sehr spannend und wendungsreich präsentiert.

Neben dem kniffligen Fall, der kaum Zeit für ein Privatleben lässt, muss sich Eve aber auch um die Hochzeitsvorbereitungen ihrer Freundin Louise kümmern. Schließlich ist Eve ihre Trauzeugin und kann sich deshalb nicht um die unliebsamen Verpflichtungen drücken. Eine kurzweilige und amüsante Nebenhandlung, die das schonungslos brutal geschilderte Geschehen angenehm durchbricht und zeigt, dass knallharte Cops auch nur Menschen sind. Das alles wird in einem Tempo erzählt, bei dem es kaum Verschnaufpausen gibt, und ist in einer Zeit angesiedelt, die in der Zukunft liegt. So taucht der Leser während der rasanten Mörderjagd in das Jahr 2060 ein, in dem Maschinen die Zubereitung von Speisen übernehmen, während die Ermittlungsmethoden immer noch die alten sind.

Fazit:
Ein superspannendes Katz- und Mausspiel mit sympathischen Ermittlern, einem lange Zeit undurchsichtigen Fall und einem Mörder, der mit allen Wassern gewaschen ist.

Veröffentlicht am 02.04.2017

Ein psychologisch geschickt inszenierter Psychothriller, der spannende Lesestunden verspricht.

Seelendunkel
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An einem heißen Sommertag verschwindet die dreijährige Sophia auf einem Spielplatz spurlos und taucht einige Zeit später völlig unversehrt wieder auf. Lediglich ein kleiner Einstich in ihrer Armbeuge ...


An einem heißen Sommertag verschwindet die dreijährige Sophia auf einem Spielplatz spurlos und taucht einige Zeit später völlig unversehrt wieder auf. Lediglich ein kleiner Einstich in ihrer Armbeuge zeugt davon, dass etwas Unerklärliches geschehen ist. Doch eine Untersuchung von Sophia im Krankenhaus bleibt ohne Befund und niemand, außer Sophias Mutter, misst dem Ganzen noch eine Bedeutung bei. Vier Monate später, der merkwürdige Vorfall ist längst vergessen, verschwindet Sophia erneut. Diesmal allerdings ist ihr Bett im Kinderzimmer leer und eine daraufhin eingeleitete Suchaktion bringt nicht den gewünschten Erfolg. Im Gegenteil. Schon bald stehen Sophias Eltern selbst im Fokus der Ermittlungen, während eine unbekannte Frau ihren grausamen Racheplan in die Tat umsetzt.

„Seelendunkel“ ist ein bewegender Psychothriller, der mit einem Paukenschlag beginnt, dann allerdings in ein ruhiges Tempo verfällt. Eine Zeit, in der der Leser die Figuren und ihr Leben kennenlernt und Anteil an täglichen Problemen nimmt. Aber auch eine Zeit, in der seltsame Dinge geschehen und die Unsicherheit einer besorgten Mutter ihr Leben bestimmt. Denn während plötzlich Türen offenstehen und Schubkästen durchwühlt worden sind, zeichnet sich ein Drama ab, das die trügerische Ruhe schon bald durchbricht. Wie in einem Alptraum, aus dem es kein Entrinnen gibt, geschieht es, dass Jill Lassiters kleine Tochter Sophia das Opfer einer Entführung wird, während sie selbst nur einige Meter entfernt einen erholsamen Schlaf genießt.

Voll gepackt mit dramatischen Ereignissen, mit vehementen Schuldzuweisungen und überbordenden Emotionen versteht es, „Seelendunkel“ den Leser in seinen Bann zu ziehen. Dabei weiß dieser beizeiten, wer hinter der Entführung der kleinen Sophia steckt, während ihre Eltern und die verantwortlichen Ermittler völlig im Dunkeln tappen. In abwechselnden Handlungssträngen, mit unvorhersehbaren Wendungen und ergreifenden Dialogen werden die verhängnisvollen Geschehnisse erzählt, in deren Mittelpunkt vor allem Sophias Mutter Jill Lassiter steht. Ihre Empfindungen, ihre Schmerzen und ihr Kampf werden dermaßen intensiv und bis ins kleinste Detail dargestellt, dass alle anderen Figuren, egal wie viel Einfluss sie auf den Verlauf der Handlung haben, hinter ihr verblassen.

Fazit:
Ein psychologisch geschickt inszenierter Psychothriller, der spannende Lesestunden verspricht.

Veröffentlicht am 26.03.2017

Ein schlichter Krimi mit einem ganz eigenen Charme und tollen Figuren

Mord mit Meerblick
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Auf seiner nächtlichen Tour durch die Straßen der kroatischen Hafenstadt Rijeka findet der Mitarbeiter eines Reinigungsunternehmens einen toten Mann, der inmitten einer großen Blutlache liegt. Ein Fall ...

Auf seiner nächtlichen Tour durch die Straßen der kroatischen Hafenstadt Rijeka findet der Mitarbeiter eines Reinigungsunternehmens einen toten Mann, der inmitten einer großen Blutlache liegt. Ein Fall für Inspektorin Sandra Horvat und ihr Team, die bereits am frühen Morgen damit beginnen, erste Ermittlungen anzustellen. Allerdings bringen einige sofort angestellte Befragungen der Nachbarn keinen Erfolg und weitere Zeugen sind nicht in Sicht. Grund genug, etwas genauer in das Umfeld des Mordopfers schauen, wo es bald erste Ansätze für ein Tatmotiv gibt. Fast zur gleichen Zeit wird eine 75-jährige Frau mit ihrem Schnellkopftopf erschlagen, und während die Mordkommission auch in diesem Fall zunächst einmal im Trüben fischt, stellt sich plötzlich heraus, dass beide Taten zusammenhängen.

„Mord mit Meerblick“ ist das Debüt der Autorin Ranka Nikolic, die als Kind mit ihren Eltern von Kroatien nach Deutschland kam. Kein Wunder also, dass ihr erster Kriminalroman in der Hafenstadt Rijeka spielt, die als drittgrößte Metropole Kroatiens ein gut besuchter Urlaubsort ist. Hier lernt der Leser vor einer atemberaubenden Kulisse nicht nur die pulsierende Stadt und ihre Bewohner kennen, sondern erhält auch einen kleinen Einblick in die bewegende Geschichte des Landes. Doch vor allem stehen im Mittelpunkt des atmosphärischen Romans die Ermittlungen zu zwei brutalen Verbrechen, die dem vierköpfigen Team der Mordkommission von Rijeka ordentlich zu schaffen machen.

Erzählt werden die eher unspektakulär verlaufenden Ereignisse in chronologischer Reihenfolge, ohne die sonst üblichen Verfolgungsjagden oder andere Effekthascherei. Deshalb erscheint der Kriminalroman ungewohnt ruhig, hat es aber trotzdem in sich und liefert durch die in ihm akribisch geführten Ermittlungen ausreichend Material, um eigene Vermutungen anzustellen. Ob diese allerdings richtig sind, offenbart sich erst ganz zum Schluss. Bis dahin wird der Leser durch immer wieder neue Wendungen und humorvoll geführten Dialogen der Ermittler gut unterhalten, die sich trotz unterschiedlicher Charaktereigenschaften und persönlicher Handicaps in ihrem täglichen Miteinander gut verstehen.

Fazit:
„Mord mit Meerblick“ ist ein eher schlichter Kriminalroman mit einem ganz eigenen, manchmal etwas rauen Charme, der dem wahren Leben sehr nahe kommt und mit angenehm realistischen Figuren, bei denen es Spaß macht, sie mit allen ihren Eigenarten kennenzulernen.


Veröffentlicht am 26.03.2017

Ein verstörender Einbick in die Machenschaften einer eingeschworenen Dorfgemeinschaft

Monteperdido – Das Dorf der verschwundenen Mädchen
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Auf dem Weg von der Schule nach Hause verschwinden zwei elfjährige Mädchen spurlos. Eine groß angelegte Suchaktion bringt nicht den gewünschten Erfolg. Und während die Ungewissheit über den Verbleib von ...

Auf dem Weg von der Schule nach Hause verschwinden zwei elfjährige Mädchen spurlos. Eine groß angelegte Suchaktion bringt nicht den gewünschten Erfolg. Und während die Ungewissheit über den Verbleib von Ana und Lucia den Familien schwer zu schaffen macht, geht das Leben in dem kleinen Bergdorf Monteperdido seinen gewohnten Gang. Bis zu dem Tag, an dem die inzwischen sechzehnjährige Ana wieder auftaucht und die Suche nach ihrer Freundin Lucia von vorne beginnt.

„Monteperdido – das Dorf der verschwundenen Mädchen“ ist ein Kriminalroman, der vor allem von dem Beziehungsgeflecht einer eingeschworenen Dorfgemeinschaft und dem oftmals merkwürdig anmutenden Zusammenwirken seiner Bewohner lebt. Dabei spielen vor allem wohl gehütete Geheimnisse und persönliche Eigenheiten eine große Rolle und sorgen dafür, dass eine Atmosphäre voller Misstrauen und Angst die Oberhand gewinnt. Ein wahrer Hexenkessel an Emotionen, der nur schwer zu beherrschen ist und das zu einer Zeit, als es ein schweres Verbrechen aufzuklären gilt.

Kein Wunder also, dass jeder seinen Nachbarn kritisch beäugt, dass niemand mehr dem anderen traut und falsche Beschuldigungen an der Tagesordnung sind. Denn beinahe jeder der wenigen Bewohner hat etwas zu verbergen und bemüht sich darum, dass es auch so bleibt. Und genau in dieser unberechenbaren Situation tauchen mit den für die Klärung des Verbrechens zuständigen Ermittlern des LKA Madrid plötzlich zwei Fremde in Monteperdido auf und stellen das Dorf auf den Kopf. Da sind Missverständnisse und Zusammenstöße vorprogrammiert, die zu einer fatalen Entwicklung führen.

All das wird von Augustin Martinez wie von einem fremden Beobachter erzählt, mit einer sachlich distanzierten Sicht auf die Ereignisse und einem Wissen, das dem der Ermittler überlegen ist. Dabei lässt er es sich nicht nehmen, ausreichend verdeckte Hinweise und zu streuen und in Vergessenheit gerate Vermutungen erneut aufleben zu lassen. Und immer wenn der Leser glaubt, hinter die Drahtzieher der verübten Verbrechen gekommen zu sein, stellt er schon bald darauf fest, dass er ordentlich auf dem Holzweg ist. Ein Krimi, der geschickt mit den Wahrnehmungen des Lesers spielt und mit den Eigenarten seiner Figuren.

Fazit:
„Monteperdido – das Dorf der verschwundenen Mädchen“ ist ein ganz besonderer Kriminalroman, der eine verstörende Stimmung entfacht und trotz Schwankungen im Spannungsverlauf ungemein fesselt.