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Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein grandioser Thriller, den sich niemand entgehen lassen sollte.

Totenlied
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Die Violinistin Julia Ansdell entdeckt in einem Antiquitätengeschäft in Rom ein altes, handgeschriebenes Notenbuch, das ein Blatt mit einer unbekannten Walzerkombination enthält. Von der traurigen und ...

Die Violinistin Julia Ansdell entdeckt in einem Antiquitätengeschäft in Rom ein altes, handgeschriebenes Notenbuch, das ein Blatt mit einer unbekannten Walzerkombination enthält. Von der traurigen und aufwühlenden Melodie fasziniert, versucht sie gleich am ersten Tag ihrer Heimkehr in Boston die ungewöhnlich schwere Komposition zu spielen. Doch kaum unterbricht sie ihre Proben, stellt sie mit Entsetzen fest, dass ihre dreijährige Tochter Lilly völlig verändert ist. Das stets ausgeglichene und sanfte Kind hat unter Einfluss der mitreißenden Melodie den Familienkater mit einem scharfen Gegenstand tödlich verletzt. Weitere Vorfälle häufen sich und Julia sieht sich gezwungen, den merkwürdigen Dingen auf den Grund zu gehen. Gemeinsam mit einer Freundin reist sie nach Rom, wo sie plötzlich in tödliche Gefahr gerät. Aber nicht nur sie muss um ihr Leben bangen. Auch der Komponist des Stücks, der im Zweiten Weltkrieg mit seiner Familie deportiert worden ist, stand den Angriffen eines von Macht besessenen Feindes hilflos gegenüber.

„Totenlied“ ist ein bewegender Thriller, mit dem Tess Gerritsen beweist, dass sie auch ohne herkömmliche Ermittler und Gerichtsmediziner nervenaufreibende Thriller schreiben kann. Denn die Geschichte um den jüdischen Jungen Lorenzo und die amerikanische Violinistin Julia ist überaus packend, leider aber auch sehr tragisch. In zwei Handlungssträngen erzählt Tess Gerritsen, was beginnend im Jahr 1938 mit einer jüdischen Familie in Venedig geschah, deren Sohn Lorenzo ein ganz besonderes Talent für das Geigenspiel besaß und welche verhängnisvollen Ereignisse das Auftauchen seines komponierten Walzer im späteren Boston und in Rom nach sich zog. Dabei versteht sie es, ein Stück Geschichte erneut aufleben zu lassen, das die unfassbaren Geschehnisse rund um die Vernichtungslager in Italien schildert und verknüpft dieses geschickt mit der Gegenwart. Zwar ist sie nicht die einzige Autorin, die historische Begebenheiten bemüht und diese als Grundlage für Verbrechen in der heutigen Zeit nutzt, aber sie versteht es brillant, diese in Szene zu setzen, den Hörer mitzureißen und eine Geschichte zu erzählen, über die er noch lange nachdenken muss.

Gelesen wir Tess Gerritsens „Totenlied“ von Mechthild Großmann, die mit ihrer einzigartig tiefen und rauen Stimme die bedrückenden Ereignisse nachvollziehbar zu Gehör bringt und dafür sorgt, dass dem Zuhörer regelmäßig ein Schauer über den Rücken rinnt. Eine Interpretation, die gekonnt einzelne Figuren voneinander abgrenzt und diese mit einem passenden Ausdruck versieht.

Fazit:
Ein grandioser Thriller, den sich niemand entgehen lassen sollte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein realitätsnaher dritter Fall von Kommissarin Lois Elzinga

Tiefe Stiche
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Im holländischen Alkmaar versetzt eine Reihe von Messerangriffen die Stadt in Angst und Schrecken. Erst ist eine Hausfrau, die auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums niedergestochen wird, dann greift ...

Im holländischen Alkmaar versetzt eine Reihe von Messerangriffen die Stadt in Angst und Schrecken. Erst ist eine Hausfrau, die auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums niedergestochen wird, dann greift ein Unbekannter eine Kindergärtnerin in einem Fahrradtunnel an und mit der 16-jährigen Schülerin Nicolette Decker gibt es die erste Tote. Doch egal, wie viele Spuren Kommissarin Lois Elzinga und ihre Kollegen verfolgen, wie viele Freunde, Familienangehörige, Nachbarn und Passanten sie befragen, stets scheint der Täter etwas schneller, als sie zu sein. Eine Jagd, die ihren Höhepunkt erreicht, als der Unbekannte mit dem Kapuzenpullover auch vor der Haustür der Kommissarin gesehen wird.

„Tiefe Stiche“ ist ein subtiler Thriller, in dem Kommissarin Lois Elzinga beweist, dass sich nicht lohnt, Verbrechen zu begehen. Denn nachdem sie den Mord an einen Grundschullehrer aufklären konnte und ein kleines Mädchen aus den Fängen ihres Entführers befreit hat, verfolgt sie nun einen heimtückischen Messerstecher, der seine Opfer von hinten angreift. Ein kniffliger Fall, der keinem Muster folgt und doch glaubt Lois fest daran, dass es Gemeinsamkeiten zwischen den verübten Attacken gibt. Viel Ermittlungsarbeit, klug geführte Verhöre und ein hartnäckiger Einsatz der Kripo in Alkmaar erwarten den Leser, der sich gemeinsam mit Lois auf die Suche nach dem unbekannten Serientäter begibt. Dabei kann er nicht nur der versierten Kommissarin jederzeit über die Schulter schauen und selbst Vermutungen anstellen, sondern erfährt auch viel aus ihrem Leben.

Fazit:
Der dritte Fall der niederländischen Kommissarin Lois Elzinga überzeugt mit realitätsnahen Ermittlungen, mit lebendigen Figuren und einem abwechslungsreichen Geschehen, besitzt aber hin und wieder Schwächen im Spannungsverlauf.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein turbulenter, vielseitiger und witziger Liebesroman

Es muss wohl an dir liegen
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Nach einer zehnjährigen Beziehung mit ihrem Freund Paul ist es für die dreiunddreißigjährige Delia an der Zeit, Nägel mit Köpfen zu machen. Sie schnappt sich eine Flasche Champagner, bugsiert Paul an einen ...

Nach einer zehnjährigen Beziehung mit ihrem Freund Paul ist es für die dreiunddreißigjährige Delia an der Zeit, Nägel mit Köpfen zu machen. Sie schnappt sich eine Flasche Champagner, bugsiert Paul an einen romantischen Ort und macht ihm einen Heiratsantrag. Doch anstatt im Glück zu schwelgen, muss sie erfahren, dass Paul eine Affäre hat. Von unbändiger Wut getrieben und schwer enttäuscht von dem Mann ihres Lebens zieht Delia aus dem gemeinsamen Haus aus, um von nun ab als Single in London zu leben. Ein toller Plan, der nur einen Fehler hat. Denn mit dem Skandalreporter Adam läuft ihr erneut ein Mann über den Weg, der den Zugang zu ihrem Herzen findet, während Paul noch immer mit allen mitteln an eine gemeinsame Zukunft glaubt.

„Es muss wohl an dir liegen“ ist ein witziger Roman, der mit seiner unverblümt lockeren und wunderbar romantischen Sprache eine Geschichte erzählt, die sich überall auf der Welt so zugetragen haben könnte. Dabei ist die Hauptprotagonistin Delia, die nach einer enttäuschten Liebe die Flucht ergreift, keinesfalls eine Frau, wie sie überall anzutreffen ist. Mit ihrer roten Mähne und einer überaus sympathischen Art ist sie schon etwas Besonderes. Deshalb fällt es leicht, sich von der ersten Seite an auf sie einzulassen und mit ihr eine Palette von Gefühlen zu durchleben, die von Wut über Trauer bis hin zu Glück und einer tiefen Liebe reicht. Allerdings dauert es einige Zeit, bis sie endlich den Mann in den Armen hält, der sie wirklich liebt. Doch der Weg dahin vergeht wie im Flug und ist mit vielen Turbulenzen, merkwürdigen Begebenheiten, verbrecherischen Machenschaften und erkenntnisreichen Momenten gepflastert.

Fazit:
Ein turbulenter und streckenweise erstaunlich tief gehender Roman, der neben einer romantischen Liebesgeschichte auch kriminelle Elemente in sich birgt und mit einer guten Portion Humor versehen ist.