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Veröffentlicht am 27.06.2022

Die eigene Heimat erkunden

Ferner Westen
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Klappentext:

„Paulo Moura, der sonst als Kriegsberichterstatter ferne Länder bereist, hat sich auf den Weg gemacht, die eigene Heimat zu erkunden: immer an der Küste entlang, von der Costa Verde bis in ...

Klappentext:

„Paulo Moura, der sonst als Kriegsberichterstatter ferne Länder bereist, hat sich auf den Weg gemacht, die eigene Heimat zu erkunden: immer an der Küste entlang, von der Costa Verde bis in den Südosten der Algarve. Im kleinen Dorf Afife stößt er auf ein verlassenes Tanztheater mit einer erstaunlichen Entstehungsgeschichte, in Tamera auf eine Kolonie deutscher Aussteiger. Er begleitet die Hafenarbeiter von Lissabon und die Fischer von Sesimbra bei ihrer harten Arbeit und erzählt von den portugiesischen Literaten, die im 19. Jahrhundert den vornehmen Badeort Figueira da Foz für sich entdeckten.

Indem Moura all diese Geschichten versammelt, zeichnet er ein stimmungsvolles und nuanciertes Bild der Seele Portugals, denn das Wesen der wechselnden Landschaften, durch die er reist, liegt in den Schicksalen der Menschen, die sie bewohnen.“



Dieses Buch liest sich ein wenig wie ein Roadmovie aber eben von ganz persönlicher Natur, oder, und das war für mich am treffendsten, eine Art Reiseführer der ganz anderen Art. Portugal verbindet man meist mit wunderschöner Fado-Musik, Azulejos, Pastéis de Natas und einem ganz besonderen Gefühl. Autor Paulo Moura nimmt sich seine Heimat mal mit einem ganz besonderen Blick vor. Wer macht das schon? Man meint immer man kennt seine Heimat aber tun wir das wirklich? Er beschreibt anhand der Atlantikküste Portugals seine Heimat, sein Land. Er beschreibt Landschaften, Städte, Dörfer, Menschen, Begebenheiten und eben einfach nur nette Zufälle und Anekdoten. S ist für ihn eine Reise auch zu sich selbst, zu den Wurzeln. Erfährt man etwas über die Seele Portugals fragen Sie sich? Oh ja! Man erfährt es direkt aber eben auch zwischen den Zeilen.

Mouras Schreibstil klingt hier und da ein wenig nach Fado und man versteht es nur zu gut, denn schwermütig kann man bei den liebevollen Beschreibungen schon werden. Er schreibt flüssig und abwechslungsreich, nutzt eine klare und verständliche Sprache und holt den Leser immer zum richtigen Zeitpunkt ab.

Es ist ein spezielles Buch aber auch ein besonderes - 4 von 5 Sterne!

Veröffentlicht am 26.06.2022

Wenn der Nebel singt...

Das Lied des Nebelhorns
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Klappentext:

„Ein dröhnendes, einsames Geräusch, das in die Weiten des Meeres hinaushallt: Als Jennifer Lucy Allan zum ersten Mal bewusst das kolossale Gebrüll des Nebelhorns hört, ist dies der Beginn ...

Klappentext:

„Ein dröhnendes, einsames Geräusch, das in die Weiten des Meeres hinaushallt: Als Jennifer Lucy Allan zum ersten Mal bewusst das kolossale Gebrüll des Nebelhorns hört, ist dies der Beginn einer Obsession und einer Reise tief in die Geschichte eines Klangs, der die Identität von Küstenlandschaften auf der ganzen Welt von Schottland bis San Francisco geprägt hat. Der unvergleichliche Sound des Nebelhorns erzählt von Schiffswracks und Leuchtturmwärtern, von der Industrialisierung und von fantasievollen Beschallungssystemen für Küsten-Raves. In diesem mitreißenden, so poetischen wie sachlich fundierten Buch verknüpft die Autorin ihr musikalisches Expertinnenwissen mit ihrer persönlichen Faszination für das Nebelhorn als Maschine, als Instrument und als Symbol einer vergangenen Ära.“



Wenn hier an der Nordseeküste der Nebel uns fest im Griff hat, sieht man nichts mehr. Die Menschen sind auf Hilfsmittel angewiesen und die Seefahrer mit ihren Schiffen auch. Diese nutzen dafür das Nebelhorn welches aus den Häfen in die offene See hinaus brüllt. Diesen Ton kennt man hier, man verinnerlicht ihn und irgendwie hat es eine beruhigende Wirkung, jedenfalls für mich, dass die Seefahrer neben ihren Radaren eine weitere Hilfe haben. Autorin Jennifer Lucy Allen befasst sich in diesem Buch genau mit diesem Ton, dem Ton des Nebelhorns. Sie erzählt in kleinen Anekdoten kurze oder auch mal lange Geschichten in denen es immer wieder genau darum geht. Das sie Expertin in der Musik ist, gehen wir Leser natürlich auch auf diese Aufklärungsreise mit und erleben viele besondere Sichtweisen. Ihre Wortwahl ist immer wieder passend wechselnd und bietet uns Lesern dadurch neue Eindrücke.

4 von 5 Sterne für dieses Buch!

Veröffentlicht am 26.06.2022

4 Sterne

Ursprung
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Klappentext:

„Als Sui mit achtzehn von zu Hause auszieht, gerät ihr Vater Kai in eine Krise. Er hat Sui allein großgezogen, weil ihre Mutter Miriam sich ganz ihrer Karriere als Künstlerin widmete. Während ...

Klappentext:

„Als Sui mit achtzehn von zu Hause auszieht, gerät ihr Vater Kai in eine Krise. Er hat Sui allein großgezogen, weil ihre Mutter Miriam sich ganz ihrer Karriere als Künstlerin widmete. Während Kai seinem Architekturbüro den Rücken kehrt, um in Indien Kraft und neuen Sinn zu finden, verlässt auch Sui Kopenhagen und fährt zu ihrer Mutter, die inzwischen in einem einsamen Waldgebiet lebt. Doch die Begegnung mit Miriam bringt Sui nicht die erhofften Antworten. Auf der Suche nach ihren väterlichen Wurzeln reist sie weiter auf die koreanische Insel Marado, ins Matriarchat der Perlentaucherinnen.

Aus drei Perspektiven, in so pointierter wie poetischer Sprache und erfrischend offenherzigen Dialogen hinterfragt Eva Tind gängige Auffassungen von Familie und erzählt von der Suche nach Identität in verschiedenen Lebensphasen.“



Autorin Eva Tind erzählt hier eine Geschichte in drei verschiedenen Perspektiven die aber dennoch zusammenhängen. Die Geschichte rund um Sui hat man schnell verinnerlicht, man hat ein gewisses Mitleid mit dem Kind und will gerne verstehen warum ihre Mutter sich nie für sie interessiert hat. Suis Vater bricht zu einem gewissen Punkt auch aus seiner Komfortzone aus und will einfach nur noch raus. Er geht nach Indien zur Selbstsuche. Nur wird er sich dort finden nach allem was war? Man kann ihn verstehen - hat er sich 18 Jahre lang für seine Tochter aufgeopfert aber dennoch ist sein Herz gebrochen, da Sui nie die Mutter hatte die jedes Kind eigentlich so verdient. Und Suis Mutter? Miriam lebt ihr Leben. Man will als Leser gern hineinblicken und verstehen aber, und das ist natürlich so gewollt, hält uns die Autorin bei allen Personen auf Abstand. Man lechzt nach mehr und muss sich die feinen Punkte herauspicken. Findet man sie? Ja, findet man wenn man aufmerksam liest und vieles auch mal sacken lässt. Suis Reise nach Korea gibt dem Leser dann nochmal Einblicke zu ihren Wurzeln. Nicht nur Sui erlebt Veränderungen, auch wir Leser dürfen uns bis zum Schluss auf einen abwechslungsreichen und sehr gut ausgefeilten Roman freuen. 4 von 5 Sterne

Veröffentlicht am 26.06.2022

Kulturgeschichte über Musikvideos

The World of Music Video
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Klappentext:

„Musikvideos sind Zeichen unserer Zeit, integraler Bestandteil der Gegenwartskultur, weltweit abrufbar, weltweit produziert – ein Nukleus der globalen Unterhaltungsindustrie. In diesem fulminanten ...

Klappentext:

„Musikvideos sind Zeichen unserer Zeit, integraler Bestandteil der Gegenwartskultur, weltweit abrufbar, weltweit produziert – ein Nukleus der globalen Unterhaltungsindustrie. In diesem fulminanten Buch trifft die musikalische Weltkultur auf eine Ikone der deutschen Industriekultur. Der Katalog zur Großausstellung im Weltkulturerbe Völklinger Hütte widmet sich der Geschichte und Gegenwart des Musikvideos. In den zahlreichen Textbeiträgen werden die musikalische, filmkünstlerische und filmkünstlerische Qualität ebenso beleuchtet wie aktuelle Themen: KI, Klimawandel, politische, psychische und physische Gewalt sowie Genderfragen aller Art. Die Beispiele spannen sich von Frühformen des Kurzmusikfilms über Queens' Bohemian Rhapsody von 1975 bis zu Ermächtigungsszenen der 2020er Jahre von Lady Gaga, Beyoncé oder The Carters. Es entsteht ein in dieser Form noch nie realisiertes globales Panorama des Genres und der Kunstform des Musikvideos.

Das Buch versammelt rund 90 Musikvideos aus mehr als 30 Ländern weltweit. Unter den beteiligten Musikerinnen, Künstlerinnen und Regisseur*innen sind: Jonas Âkerlund, Laurie Anderson, Roger Ballen, Joseph Beuys, David Bowie, Björk, Childish Gambino, Chris Cunningham, Daft Punk, Billie Eilish, Romain Gavras, Michel Gondry, Spike Jonze, Leningrad, Little Big, Massive Attack, Nuka, Pussy Riot, Yoko Ono, Rammstein, Stromae, Vaundy, Andy Warhol, Yello, Zoot Woman u.v.m.“



Es gibt Musikvideos die Geschichte geschrieben haben und gefühlt unsterblich sind. Diese Videos vervollständigen die Musik der Künstler in bewegter Bildform. Jeder Musiker hat andere Ideen, Anregungen und Umsetzungen. In diesem Katalog werden wir Leser in eine besondere Welt entführt und erleben einmalige Videos aber eben in Bildform und Texten. Schnell wird deutlich das jedes Video seine spezielle Message hat und diese immer wieder sich an aktuellen Themen aufhängt - früher wie heute. Viele Videos entstehen einfach so, andere brauchen spezielle Regisseure und Ideengeber und genau um diese geht es hier. Es wird hinter die Kulissen geblickt und die Sinnhaftigkeit der Message der Künstler genauer beleuchtet.

Optik und Haptik: dieses Buch ist ein Coffetable-Book in flexiblem Einband. Die Bindung ist fest und stabil. Die Mischung aus Text und Bildern ist sehr ausgewogen und gekonnt strukturiert.

Ein besonderes Buch welches 4 von 5 Sterne von mir erhält!

Veröffentlicht am 16.06.2022

Eine etwas andere Lebensgeschichte

Die Halligpastorin
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Klappentext:

„…Das Meer ist für uns nicht der weite Ozean, sondern das oft unbändige Wasser der Nordsee. Es umgibt uns und durchzieht in kleinen und großen Gräben, den Flieths, das Land. Das Kommen und ...

Klappentext:

„…Das Meer ist für uns nicht der weite Ozean, sondern das oft unbändige Wasser der Nordsee. Es umgibt uns und durchzieht in kleinen und großen Gräben, den Flieths, das Land. Das Kommen und Gehen des Wassers bestimmt das Leben und diesem Rhythmus unterwerfen sich die Bewohner seit der ersten Besiedlung. Gott muss eine unbändige Freude verspürt haben, diese Wunderwelt zu erschaffen. Anders kann ich mir die Schönheit nicht erklären….

Je älter ich werde, umso häufiger denke ich über meine Träume und Vorstellungen nach, die ich als junge Frau hatte. Ich wollte reich und anerkannt werden, berühmt als Malerin und wenn das nicht klappt, dann wollte ich wenigstens eine gute Chirurgin werden…Mit 61 Jahren beschloss ich, mein Leben noch einmal umzukrempeln, und zog auf die Hallig Hooge. Ich ging zurück an den Ort meiner Kindheit.

Ich konnte eintauchen in die Welt, die ich vor fast 50 Jahren verlassen hatte, als hätte es nie ein Dazwischen gegeben. Mich erfasste ein Staunen: Nirgendwo sind mir die Menschen so nah und wichtig wie hier. Nirgendwo ist das Feiern so ausgelassen und ansteckend wie hier. Nirgendwo ist der Himmel höher, das Wasser weiter, das Land grüner. Nirgendwo ist mir Gott so nah. Es ist, als wäre ich in einem Kloster unter freiem Himmel.“

Gertrude von Holdt“



Die Geschichte von Gertrude von Holdt liest sich mehr als bewegend und interessant. In einer Art kleiner und kurzweiliger Autobiografie erzählt sie und aus ihrem Leben. Festgehalten und ausgedehnter wird das Ganze dann als sie auf die Hallig Hooge geht um dort als Pastorin zu arbeiten - vieles liegt bereits hinter ihr und viel Neues vor ihr. Sie erzählt ehrlich und selbstbewusst offen von ihrem Weg. Die Geschichte liest sich sehr flüssig und ohne geistliches Flair. Schnell wird aber deutlich das jener Weg für von Holdt eine Art Ankunft in ihrem Leben war und viele Dinge sich gezeigt haben und wohl auch noch zeigen werden. Man wird achtsamer, aufmerksamer, deutlicher mit sich und das Wasser und die Ortschaft sind dadurch gewaltige Verstärker für von Holdt. Ihre Geschichte ist mal eine ganz andere die man sonst so kennt und genau das finde ich hier sehr gelungen und lesenswert. Ich vergebe hier gern 4 von 5 Sterne.