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Veröffentlicht am 22.12.2020

Ein Thriller der nicht hält was er verspricht

Die treue Freundin
6

Als großer Thrillerfan habe ich mich sehr auf dieses Buch gefreut. Versprach die Inhaltsangabe eine aufregende Geschichte zu werden. Doch leider wurde ich schneller enttäuscht, als mir lieb war.

Das Buch ...

Als großer Thrillerfan habe ich mich sehr auf dieses Buch gefreut. Versprach die Inhaltsangabe eine aufregende Geschichte zu werden. Doch leider wurde ich schneller enttäuscht, als mir lieb war.

Das Buch wird aus zwei Perspektiven erzählt. Dem Ich-Erzähler und Rain. Perspektivenwechsel finde ich immer sehr spannend. Besonders gut hat mir gefallen, dass die Erzählweisen aus unterschiedlichen Richtungen erzählt wurden – der Ich-Erzähler in der ersten Person und Rain aus der dritten Person. Positiv empfand ich auch, dass der Ich-Erzähler den Leser direkt angesprochen hat, so konnte ich noch besser in seine Geschichte eintauchen.

Die Geschehnisse des Ich-Erzählers fand ich von Anfang an spannender als die von Rain. Zwar wusste man LEIDER sehr zeitig, um wen es sich handelt (hier hätte ich mir wirklich gewünscht, die Identität wäre bis zum Finale ein Rätsel geblieben – das hätte der Geschichte einiges an Spannung geschenkt), jedoch konnte ich zu diesem Charakter eine besser Bindung aufbauen. Die Vergangenheit, der Kampf um das heutige Selbst, die Motivationen der Handlungen, das nicht loslassen können – eine gebrochene Seele, die aus den richtigen Gründen das falsche macht.. Ein sehr interessanter Charakter, mit dem ich stets mitfühlen konnte.

Anders bei Rain. Ihre Handlungen waren für mich, je weiter das Buch voranschritt, immer unlogischer und weniger nachvollziehbar. Sei es in ihrer Rolle als Mutter oder die, der Journalistin. Immer wieder musste ich mich fragen, warum macht sie dies jetzt, warum macht sie jenes jetzt? Und ständig ihre Selbstzweifel und die damit verbundenen Fragen die sie sich immerzu stellte. Ich habe gefühlt mehr Fragen gelesen, als alles andere. Das empfand ich als recht nervig und es zögerte die eigentliche Handlung nur in die Länge.

Die Thematik, die in diesem Buch behandelt wird, ist durchweg interessant und regt zum nachdenken an. Aber leider muss ich an dieser Stelle sagen, es handelt sich hierbei nicht um einen Thriller, eher um einen Roman.
Als Roman hätte dieses Werk sicherlich seine verdienten Sterne erhalten. Da es sich aber um einen Thriller handelt, muss ich einige Abstriche machen.
Leider weiß man viel zu schnell um wen es sich bei dem Ich-Erzähler handelt. Mit diesem Wissen und dem Wissen um seine Motivationen fällt der Spannungsbogen rapide in den Keller. Auch bei Rain ahnte ich recht bald, in welche Richtung es mit ihr geht, dementsprechend fiel der „Überraschungsmoment“ für mich recht klein aus. Die Rückblicke in die Vergangenheit fand ich da noch am spannendsten, wollte ich doch unbedingt wissen, was damals wirklich geschehen ist. Hier gab es keine direkte Auflösung, wie zu so vielen anderen Dingen in diesem Buch auch. Einige Charaktere flossen in die Geschichte mit ein, bei denen ich mir eine überraschende Wendung erhofft habe, aber diese verliefen im Sande und blieben ohne Bedeutung.

Das Buch insgesamt konnte mich nicht überzeugen, auch wenn ich es gern gelesen habe. ABER, es sollte ein Thriller sein und das war es einfach nicht. Hier fehlten ganz klar wichtige Elemente die einen guten Thriller ausmachen. Spannung, Überraschungsmomente, unerwartete Wendungen. Und ganz wichtig, der Aha-Effekt – der blieb konsequent aus (nein, nicht ganz-am Anfang dachte ich noch, es handelt sich um eine Täterin. Der einzige "Twist" der mir in diesem Buch gegeben wurde). Auch über die „Auflösung“ bin ich mehr als enttäuscht, denn die gab es ebenfalls nicht. Ein Happy End ja, gut und schön. Aber wer ist die „treue Freundin“? Diese und weitere Fragen bleiben offen. Ich als Leser bleibe ratlos zurück und kann bloß auf meine Spekulation bauen...Schade.

Anhand des Buchtitels und der Inhaltsangabe habe ich einiges mehr erwartet.
So blieb ich mit einem sehr enttäuschten Gefühl zurück.

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