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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.12.2023

Turbulent-witziges Schulabenteuer mit spannender, nicht perfekt genutzter Grundidee

Club der Honks
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Betsy Uhrigs Debüt „Mehr Action, weniger Zucchini" hat mich damals so begeistert, dass ich mich auf „Club der Honks" sehr gefreut habe. Die Autorin schreibt unglaublich kurzweilig und augenzwinkernd. Diesmal ...

Betsy Uhrigs Debüt „Mehr Action, weniger Zucchini" hat mich damals so begeistert, dass ich mich auf „Club der Honks" sehr gefreut habe. Die Autorin schreibt unglaublich kurzweilig und augenzwinkernd. Diesmal zieht sie ihr Lesepublikum mitten hinein in Jasons Welt und die von ihm verfasste Chronik eines geheimnisvollen Schulclubs.

Zuerst hatte ich ein paar Schwierigkeiten, alle Kinder richtig zuzuordnen, aber die schöne Coverillustration hat geholfen. Die Story legt den Fokus generell mehr auf die turbulent-chaotischen Geschehnisse als auf die Charaktere, die sie erleben.
Die Handlung wirft bis zum Ende viele Fragen auf, sodass man dranbleibt. Die Idee, dass die Clubmitglieder Aufnahmen von sich selbst in der Zukunft sehen können, ist toll und das Ganze hält eine witzige Auflösung bereit. Dennoch hätte ich mir bei dem großen Potenzial des Themas mehr Tiefe gewünscht; erst gegen Ende kommen dazu einige wertvolle Botschaften. Die Dinge, die den Kindern an ihren zukünftigen Ichs nicht gefallen, sind überwiegend oberflächlich, z. B. Outfit- und Frisurentscheidungen, mit denen ihre gegenwärtigen Ichs nicht einverstanden sind.

Die Geschichte lebt sehr davon, dass vieles überspitzt wird. Obwohl das ein Stück weit charmant ist, habe ich es hier zum Teil als zu extrem empfunden. Es sorgt für unwesentliche und oft sehr konstruierte Details und Gedankengänge, die das Tempo ausbremsen, und zum Beispiel Jasons jüngere Schwester wird durch die schräge Charakterisierung zu einer ziemlich unerträglichen Figur. Für ein Kinderbuch ist es doch sehr fragwürdig, dass sie ihrem Bruder gegenüber die ganze Zeit beleidigend und abschätzig sein darf und die Eltern ihr das fast schon stolz durchgehen lassen.

Der Aufhänger, dass der Club angeblich zur Videoüberwachung der Schule gedacht sein soll, hat so seine Tücken. Mich selbst hat das nicht besonders gestört, aber im Grunde wird hier ein sehr heikles Fass aufgemacht: Was, wenn die Clubmitglieder Lehrergespräche mithören oder Mitschüler mit Details aus den Aufnahmen mobben oder erpressen würden etc.? Aus meiner Sicht hätte die Autorin hier mit ein paar Sätzen Regeln aufstellen sollen, die das Ganze etwas absichern. So wirken die Lehrkräfte an dieser Schule schon ziemlich fahrlässig.

Meine Lieblingsfiguren waren übrigens Jasons Onkel Luke und die nerdig-coole Shannon sowie Lara, mit der die Autorin ganz woanders hinwill, als ich anfangs gedacht hatte.

In einem Satz:

„Club der Honks" ist unterhaltsam und witzig, hätte aber locker noch tiefer schürfen können und schafft es für ein rein für Kinder geschriebenes Buch nicht ganz aus dem Erwachsenen-Denken heraus, für eine All-Age-Lektüre aber nicht genug in ein kluges Gesamtkonzept hinein.

Veröffentlicht am 31.10.2023

Der Trauer Raum geben – aber auch der Liebe und dem Leben

Hinter den Sternen ganz nah
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Es kommt selten vor, dass ich nicht nur bei meinen Lieblingsautor*innen, sondern sogar bei einem Verlag praktisch zu jedem erscheinenden Buch greifen kann, ohne das Risiko einer Enttäuschung einzugehen. ...

Es kommt selten vor, dass ich nicht nur bei meinen Lieblingsautor*innen, sondern sogar bei einem Verlag praktisch zu jedem erscheinenden Buch greifen kann, ohne das Risiko einer Enttäuschung einzugehen. Beim Jugendbuchprogramm von Südpol ist das für mich der Fall, und auch „Hinter den Sternen ganz nah" hat sich da nicht als Ausnahme entpuppt.

Der Roman ist komplett in Handynachrichten verfasst. Zuerst war ich skeptisch, da diese Form ja doch eine eher zusammenfassende, oftmals rückblickende Erzählweise bedeutet, doch sie passt zur Geschichte und vermittelt mehr Emotionen, als man vermuten könnte. Ohne zu viel verraten zu wollen, kann ich sagen, dass ich auch das Aufbrechen von Felis Monolog im Chat mit ihrer verstorbenen Schwester sehr gelungen fand.
Einzig sprachlich bin ich über einzelne Stellen gestolpert, die besser zur alten Clara als zur jugendlichen Feli gepasst hätten.

Das Thema Trauerverarbeitung und die generationsübergreifende Freundschaft, die sich im Buch entwickelt, sind feinfühlig und liebevoll umgesetzt, hinzu kommt eine dezente Lovestory.
Obwohl Feli lange viel Wut mit sich herumträgt und damit auch andere verletzt, verliert man beim Lesen nie den Draht zu ihr. Hoffnungsvoll beobachtet man, wie sie sich aus dem Schmerz herauskämpft, ohne ihn dafür verdrängen oder vollständig loslassen zu müssen.

In einem Satz:

„Hinter den Sternen ganz nah" ist ein Buch, das sich einem schweren Thema durch eine außergewöhnliche Erzählweise nähert, so wie seine Protagonistin wiederum durchs schriftliche Erzählen ihrer Trauer Raum gibt – eine schöne Geschichte, die trotz aller Schwermut die Schönheit des Lebens in den Mittelpunkt stellt.

Veröffentlicht am 29.10.2023

Wo Menschen zusammenleben, sollte es bunt sein!

Die graue Stadt
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Dieses (Vor-)Lesebilderbuch ist wirklich rundum und innen drin richtig schön. Schon auf dem Cover macht die graue Stadt ihrem Namen alle Ehre, und Robins strahlend gelbe Regenjacke, die auch im Buch immer ...

Dieses (Vor-)Lesebilderbuch ist wirklich rundum und innen drin richtig schön. Schon auf dem Cover macht die graue Stadt ihrem Namen alle Ehre, und Robins strahlend gelbe Regenjacke, die auch im Buch immer wieder mit ihrer Leuchtkraft für einen Blickfang in all dem Grau sorgt, passt sich fröhlich dem Verlagslogo an. Ein geniales und einfach durch und durch zur Geschichte passendes Detail ist außerdem der mit holografischer Folie veredelte Titel, in dem, wenn man das Buch unters Licht hält und bewegt, alle Farben des Regenbogens zu entdecken sind.

Die Geschichte setzt das Graue und das Bunte nicht nur in den wunderbaren Bildern ausdrucksstark um (ich liebe diesen Illustrationsstil!), sondern nutzt die Gegensätze auch, um eine starke Message zu vermitteln: Wo Menschen zusammenleben, sollte es farbenfroh zugehen. Und in allem Grau verstecken sich immer auch Rot, Blau und Gelb in all ihren Nuancen. Wenn jemand den Anfang macht und danach sucht, um sie mutig in die Welt zu tragen, kann das in der Gesellschaft weite Kreise ziehen.

Kinder, die diese Geschichte hören oder selbst lesen, erfahren spielerisch nebenbei etwas über die Brechung des Lichts und Verfahren der Farbmischung. Ganz hinten gibt es dazu noch mal eine Info-Seite (die Robin im Kontrollraum der Grauwerke gefunden hat). Torben Kuhlmanns Vita ist witzigerweise als Personalie mit vermerktem Tadel gestaltet.

Robin findet nach dem Umzug einen neuen Freund und Erwachsene, die sich, wenn auch hinter verschlossenen Türen an farbigen Dingen wie Musik, Freundschaft und Büchern erfreuen. Richtig abenteuerlich wird es am Ende auch noch, denn Robin und ihr Freund Alani brechen doch tatsächlich in die Grauwerke ein, um die Farben zurück in die Stadt zu bringen. Ob es ihnen gelingt? Buch kaufen und nachlesen! ;)

In einem Satz:

„Die graue Stadt" besticht durch die simple und doch so wichtige zentrale Botschaft, begleitet von wunderschönen Illustrationen und Wissenswertem über Regenbögen, Licht und Farben.

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  • Cover
Veröffentlicht am 11.10.2023

Ein vielseitiger Roman zum Miträtseln, -schwärmen und -fiebern

Forget me Someday
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Schon die Ausgangslage dieser Geschichte hat es in sich: Dass Alena Kill (wie genial kann ein Charaktername bitte sein?) ausspioniert, um endlich ein selbstbestimmtes Leben führen zu können, birgt eine ...

Schon die Ausgangslage dieser Geschichte hat es in sich: Dass Alena Kill (wie genial kann ein Charaktername bitte sein?) ausspioniert, um endlich ein selbstbestimmtes Leben führen zu können, birgt eine Menge Konfliktpotenzial. Ihre Aufgabe, einen Nachruf für den Falle seines Todes zu erstellen, ist originell, ein bisschen morbide und macht auf jeden Fall neugierig.

Die Dynamik zwischen Alena und Kill hat mir gut gefallen. Die zwei sind, genau wie auch sämtliche Nebenfiguren, mit so einigen witzigen und liebevollen Details (ich sag nur: Butter) sowie Ecken und Kanten ausgestaltet worden, was die Handlung lebendig werden lässt.

Die Spannung wird konstant gehalten, sowohl, was die Lovestory betrifft, die wegen besagter Ausgangslage früher oder später eine platzende Bombe aushalten muss, als auch durch die offenen Fragen, die sich beim Lesen ansammeln. Kills Verhalten während eines Großteils des Buchs mündet in einer Auflösung, die die meisten überraschen dürfte – bei mir hat das jedenfalls geklappt. Auch Alenas Vorgeschichte bringt interessante Aspekte und Wendungen mit ein.

Was ein bisschen stören kann, ist, dass Alena sich sehr in ihrem doppelten Spiel verstrickt und nie auch nur darüber nachdenkt, einfach ehrlich zu sein (klar, dann hätte der Plot so nicht funktioniert, aber etwas mehr Selbstreflexion hätte ich in dem Punkt begrüßt). Auch stellen sich die ganz großen Gefühle sehr schnell ein.
Daneben hat mich das Finale nicht bis ins Detail abholen können; besonders in einem entscheidenden Moment habe ich Alena ihre Begriffsstutzigkeit nicht abgekauft. Nichtsdestotrotz habe ich es gern gelesen.

Schade, dass der kleine Nebenstrang um Kat nicht aufgelöst wird – ihre Entscheidung hätte mich interessiert! (Es sei denn, über sie ist ein eigenes Buch geplant, dann nehme ich das zurück.)

In einem Satz:

„Forget me Someday" steckt voller wunderbar außergewöhnlicher Plotelemente, ist so romantisch wie spannend und sorgt trotz weniger kleiner Kritikpunkte für tolle Leseunterhaltung.

4,5 Sterne

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.07.2023

Stimmungsvolle, sanfte Romance fürs Herz!

Of Thunder and Rain (Färöer-Reihe 1)
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Bis zu diesem Buch wusste ich ehrlich gesagt nicht einmal von der Existenz der Faröer. Ein ganz großes Plus für diesers außergewöhnliche dänische Setting! Ich persönlich mag es sehr gern, beim Lesen auch ...

Bis zu diesem Buch wusste ich ehrlich gesagt nicht einmal von der Existenz der Faröer. Ein ganz großes Plus für diesers außergewöhnliche dänische Setting! Ich persönlich mag es sehr gern, beim Lesen auch mal Orte außerhalb der üblichen verdächtigen „bereisen" zu können, und hier ist es der Autorin wirklich hervorragend gelungen, Land und Leute einzufangen.

Die Story ist süß; dass Louay Autor ist ein schöner Bonus, der bei meiner „Muss ich lesen!"-Entscheidung nicht ganz unwichtig war. Trotz der inneren Konflikte, die sowohl er als auch Lina mitbringen, hätte es im Großen und Ganzen aber gern noch etwas mehr emotionale Spannung geben dürfen. Hier ist es bei beiden Hauptfiguren so, dass diese im Prinzip nur aufgebaut wird, indem die zwei den Lesenden trotz der wechselnden Ich-Perspektiven (über die ich mich übrigens gefreut habe) so einiges über sich nicht verraten. Wenn ich aus der Innensicht eines Charakters lese, möchte ich nicht so gern lange hingehalten werden, was Infos angeht. Klar, es ist Cosy Romance, aber trotzdem fehlte für mich dadurch ein wenig der Drive im Plot, um mich permanent zum Weiterlesen zu animieren.

Wer Lust auf eine ruhige Liebesgeschichte hat, die nicht bloß Schema F bedient, dem kann ich „Of Thunder and Rain" auf jeden Fall empfehlen. Auch die Fortsetzung klingt toll, und da mich Lóa bereits in diesem Band neugierig gemacht hat, kann ich mir gut vorstellen, dass ich ihre Geschichte ebenfalls lesen werde.

In einem Satz:

„Of Thunder and Rain" mag vielleicht nicht unter die Haut gehen, aber durchaus ins Herz – eine wirklich schöne, atmosphärische Liebesgeschichte!

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