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Veröffentlicht am 08.09.2024

Zum Sterben zu jung

Und später für immer
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In den letzten Kriegsmonaten beschließen, der junge Soldat Johann Meinert und seine Kollegen,zu desertieren. Er flüchtet zu Tante und Onkel aufs Land, die ihn auf dem Heuboden verstecken. Seine Gedanken ...

In den letzten Kriegsmonaten beschließen, der junge Soldat Johann Meinert und seine Kollegen,zu desertieren. Er flüchtet zu Tante und Onkel aufs Land, die ihn auf dem Heuboden verstecken. Seine Gedanken sind bei Emmy ,seiner jungen Frau,welche das gemeinsame Kind erwartet.Ihre letzten Briefe,die er immer und immer wieder liest ,geben ihm die Kraft,zu überleben.Als plötzlich Frieda,das sechzenjährige Nachbarsmädchen,in seinem Versteck auftaucht, erschrickt er zu Tode.Kann er ihr trauen,oder wird sie ihn verraten?Ihre Besuche gehören nun zur täglichen Routine,aber die Angst bleibt.

Meine Meinung:
Obwohl es sich um ein relativ dünnes Buch handelt,wiegt sein Inhalt schwer.Der Autor hat sich hierbei der Tagebucheinträge seines Großvaters bedient, was die Lektüre zu etwas Besonderem macht.Die eigentliche Handlung bezieht sich auf einen Zeitraum von zwei Monaten, wird aber immer wieder durch Rückblicke in die Vergangenheit, vor und während des Krieges unterbrochen.
Der Protagonist Johann wird so intensiv beschrieben, dass ich ihn in seiner „Zwischenwelt auf dem Heuboden“ deutlich vor Augen hatte. Seine Gedanken, seine Gefühle, die Sehnsucht und nicht zuletzt die Angst, waren mit Händen greifbar.
Vor allen Dingen seine Gedanken während der Einsätze im Krieg ,machten mich sehr betroffen.Die Sinnlosigkeit zu erkennen und nicht zu wissen,mit wem man diese Gedanken teilen kann,weil man nicht weiß,wem man vertrauen kann,muß furchtbar sein.
Ich habe das Buch in ganz kurzer Zeit gelesen es läßt mich sehr betroffen zurück.

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Veröffentlicht am 07.09.2024

Nachwendezeit

Verlassene Nester
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Im ehemaligen Elbe - Grenzgebiet ist zwei Jahre nach der Wende, die Wiedervereinigung in den Köpfen der Menschen noch nicht angekommen. Die im Mittelpunkt stehende 13 jährige Pilly kämpft mit den Problemen ...

Im ehemaligen Elbe - Grenzgebiet ist zwei Jahre nach der Wende, die Wiedervereinigung in den Köpfen der Menschen noch nicht angekommen. Die im Mittelpunkt stehende 13 jährige Pilly kämpft mit den Problemen ,die zwischen Kindheit und Erwachsenenleben,auftauchen.Ihre Mutter hat die Familie vor mehreren Jahren verlassen, warum bleibt lange Zeit unklar, ihr Vater versinkt immer mehr im Alkohol, während ihre Tanten vom goldenen Westen träumen.Sie wird in der Schule gemobbt und sucht Halt bei Katja,einer älteren Schulkameradin.

Meine Meinung:

Die gesamte Geschichte bewegt sich während eines Zeitrahmens von einem Sommer,was eher ungewöhnlich ist.Der Autorin ist es gut gelungen,diese kurze Zeitspanne mit Geschichten der unterschiedlichsten Art zu füllen.

Sie gibt nicht nur der Protagonistin Pilly,sondern auch vielen Menschen in ihrem Umfeld genügend Raum für ihre Gedanken und Gefühle,wodurch sie einem sehr nahe kommen und authentisch wirken.Es werden die unterschiedlichsten Themen wie Ausländerfeindlichkeit,Bespitzelung ,Krankheit,Schwierigkeiten der Pubertät und einiges mehr beschrieben.

Die Konflikte,welche relativ kurz nach der Wiedervereinigung reichlich vorhanden sind,werden wohl insbesondere für Leser:innen ,welche aus dem Osten stammen,besonders interessant sein.

Während ich die Geschichte an manchen Stellen etwas langatmig fand,entwickelte sie im letzten Teil eine enorme Dynamik und endete mit einigen Überraschungen.Ich vergebe vier Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 05.09.2024

Gutes Debüt

Das Haus in dem Gudelia stirbt
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Im kleinen Ort Unterlingen wütet die Flut,die Bevölkerung wird evakuiert, einige Menschen sterben und auch viele Tiere kommen ums Leben.Lediglich die 81jährige Gudelia weigert sich standhaft, ihr Haus ...

Im kleinen Ort Unterlingen wütet die Flut,die Bevölkerung wird evakuiert, einige Menschen sterben und auch viele Tiere kommen ums Leben.Lediglich die 81jährige Gudelia weigert sich standhaft, ihr Haus zu verlassen.Dafür hat sie ihre Gründe, denn in diesem Haus gibt es mehrere dunkle Geheimnisse, die gewahrt bleiben müssen.

Die Geschichte wird in drei Zeitabschnitten, die wahllos wechseln, erzählt. Es handelt sich um die Jahre 1984,1998 und 2024.Einem Puzzle gleich, werden die schlimmen Ereignisse aus der Vergangenheit offenbart, dadurch wird die Spannung bis kurz vor Schluss gehalten. Immer wieder legt der Autor den Finger In die Wunde und lässt tief in die Abgründe der menschlichen Seele blicken.

Mir hat der Debütroman des Autors gut gefallen,lediglich der abgehackte Schreibstil war gewöhnungsbedürftig.Ich vergebe vier Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 01.09.2024

Wer ist der Vogel?

Abgrundtiefer Hass
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Hauptkommissar Mik Kohonen ist privat in einem Supermarkt unterwegs, als er unversehens in eine Kindesentführung hineingerät. Der fünfjährige Yanis ist vom Parkplatz des Supermarkts entführt worden und ...

Hauptkommissar Mik Kohonen ist privat in einem Supermarkt unterwegs, als er unversehens in eine Kindesentführung hineingerät. Der fünfjährige Yanis ist vom Parkplatz des Supermarkts entführt worden und Mik beteiligt sich sofort an den Ermittlungen. Zum Glück kann der Junge kurz darauf anhand seiner Uhr mit GPS Tracker geortet und aus einem Brunnenschacht befreit werden. Leider befand sich in dem Brunnenschacht ein circa 30 Jahre altes Kinderskelett und so bekommt der Fall eine völlig neue Dimension.Weil der Junge völlig verstört und dadurch verstummt ist und nur noch schwarze Vögel zeichnet ,wird die Psychologin Sofia Eriksson zugezogen,der sich der Junge nach und nach öffnet.

Für mich war es der erste Fall mit diesem Ermittler, was mir aber keine Probleme bereitete. Die Geschichte wechselt zwischen Gegenwart und Vergangenheit, außerdem spielen alte Tagebuch Einträge eine wichtige Rolle. Das Buch ist in mehrere kurze Kapitel aufgeteilt, wodurch das Lesen sehr zügig voranging.Einem Puzzle gleich setzten sich die Informationen nach und nach zusammen, die eigentliche Auflösung kam dann aber doch ziemlich unerwartet.Zwischendurch gab es immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit des Kommissars, der im Privatleben durch einige Altlasten ziemlich gebeutelt ist.Mir hat das Buch sehr gut gefallen, ich würde mich über eine Fortsetzung der Reihe freuen.

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Veröffentlicht am 29.08.2024

Emotional erzählte Zeitgeschichte

Vielleicht können wir glücklich sein
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Auch im nunmehr dritten Teil dieser tollen Serie, wechselt die Geschichte wieder zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Zu Beginn bereitet sich Isabell, die Enkelin von Klara, auf die Trauerfeier ihrer ...

Auch im nunmehr dritten Teil dieser tollen Serie, wechselt die Geschichte wieder zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Zu Beginn bereitet sich Isabell, die Enkelin von Klara, auf die Trauerfeier ihrer Großmutter vor, bei der sie eine Rede über deren Leben halten soll. Sie war vor kurzem im hohen Alter verstorben und hatte auf 130 Tonbändern ihre Lebensgeschichte für ihre Nachfahren festgehalten, ein sehr wertvoller Schatz. Erst in der letzten Zeit hatte eine Annäherung zwischen Großmutter und Enkelin stattgefunden und erst durch die Lebenserinnerungen,war sie ihr wirklich nahegekommen.

In der Vergangenheit sind Klara und ihre vier Kinder,während der letzen Kriegsjahre auf sich alleine gestellt, während ihr geliebter Mann Gustav an der Front kämpft.Es fehlt an vielen lebensnotwendigen Dingen,Hunger,Kälte und die Angst vor Bombenangriffen sind die täglichen Begleiter.Außerdem wird Klara immer wieder von Schuldgefühlen heimgesucht,was aus dem jüdischen Mädchen Tolla geworden ist,die sie lange versteckt hat und später mit einem Transport nach England geschickt hatte,wo sie nie ankam.

Den größten Teil des Buches nimmt die Vergangenheit ein, wobei die Autorin detailliert dieses düstere Kapitel deutscher Geschichte ausbreitet. Man vermag sich in der heutigen Zeit kaum vorzustellen, wie die Menschen damals damit umgegangen sind ,täglich dem Tod nahe zu sein und außerdem mit den Bespitzelungen durch die Nazianhänger fertig zu werden.Klara opfert sich jeden Tag für ihre Kinder auf und wird dabei von ihrem sechsjährigen Sohn Georg- Friedrich auf rührende Weise unterstützt,ein Kind ,was durch die widrigen Umstände viel zu früh erwachsen wurde.

In der Gegenwart geht es um Isabell, ihren Partner Patrick und die gemeinsame Tochter Tilly.Beim gemeinsamen Ausräumen des Hauses von Klara,werden bei ihr und ihrer Mutter wieder viele Erinnerungen geweckt.

Auch der dritte Teil hat mir sehr gut gefallen,lediglich das Ende macht mich etwas unzufrieden.Ich hätte mir für Georg - Friedrich und Gustav am Ende etwas mehr Raum gewünscht,deshalb habe ich einen Stern abgezogen.

Ich lege das Buch allen Leser:innen mit geschichtlichem Interesse sehr ans Herz,empfehle aber die Bücher in chronologischer Reihenfolge zu lesen.

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